Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.
Bianka Boyke pflegt jungesbuch; neuerdings gemeinsam mit einer Jugendredaktion, der auch Evelyn angehört. Bianka schlug vor, dass wir etwas mehr über die 19-Jährige erfahren sollten, die gemeinsam mit ihrer 16-jährigen Schwester Miriam Dreaming till Midnight pflegt.
Euer Steckbrief in Stichworten …
Evelyn (19), Hobbyschreiberin, bald Auszubildende im Verlagswesen, und Miriam (16), Künstlerin, noch Schülerin – Schwestern, die seit einer Weile gemeinsam bloggen.
Unser Blog heißt Dreaming till Midnight und verknüpft (Jugend-)Literatur und Kunst.
Seit wann, warum und wo bloggt Ihr?
Ich blogge seit November 2012. Einige Monate zuvor hatte ich die Büchercommunity Lovelybooks für mich entdeckt und vor allem durch Leserunden begonnen, regelmäßig zu rezensieren. Als es zunehmend mehr wurde, dachte ich mir: Warum nicht einen eigenen Blog eröffnen? – und holte mir meine Schwester ins Boot, um aus Dreaming till Midnight etwas Besonderes zu machen.
Wir sind bei Blogger, aus dem einfachen Grund, dass ich mich nicht auskannte und als erstes darauf gestoßen bin. Sind damit bisher auch immer gut zurechtgekommen.
Eure Themenschwerpunkte …
Auf Dreaming till Midnight erscheinen meine Buchrezensionen, insbesondere aus den Bereichen Fantasy/Romantasy, Dystopie und Jugendbuch. Miriam lädt ihre Kunstwerke hoch, hauptsächlich Porträts. Sie zeichnet Stars und Autorinnen, Buchcharaktere und auf Wunsch auch die Leser unseres Blogs.
Was treibt Euch in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?
Ich frage mich manchmal, ob das Marketing eine größere Rolle spielt als eine Geschichte selbst, wenn es darum geht, ein Buch an die Leser zu bringen. In letzter Zeit haben mich lange im Voraus angekündigte Spitzentitel oft eher mäßig begeistern können, während weniger beworbene Bücher sehr gut ankommen könnten, aber einfach nicht bekannt sind. So werden z.B. oft nur Teile brillanter Reihen übersetzt, nur weil die ersten Bände keine hohen Verkaufszahlen erreichen. Das ist sehr schade.
Interessant, aber auch ein wenig traurig, zu beobachten finde ich, dass es, wie fast überall, auch auf dem Büchermarkt starke Trends gibt – ein Vorteil, wenn man selbst etwas damit anfangen kann, aber nachteilig, wenn es um Vielfalt und individuellen Geschmack geht.
Wie macht Ihr Euer Blog und die Beiträge bekannt?
Wirklich geworben haben wir für unseren Blog eigentlich noch nie. Unsere (bisher dementsprechend eher kleine) Leserzahl setzt sich aus denen zusammen, die zufällig darauf gestoßen sind oder die über Bücher-/Kunstplattformen auf uns aufmerksam geworden sind, wo unsere Webadresse in unseren Profilen vermerkt ist.
Man kann uns über GFC und Blog-Connect folgen. Seit Kurzem informiere ich über neue Posts auch auf Facebook, was allerdings bisher weniger erfolgreich läuft.
Was sollte ein Blogger besser sein lassen?
Blogger sollten mit ihren Blogs nicht irgendwelche Profitgedanken verfolgen (z.B. nur bloggen, um kostenfreie Rezensionsexemplare zu bekommen, die sich dann stapeln und eher knapp und lieblos besprochen werden). Kreativität, Begeisterung für die Themen und Austausch stehen im Vordergrund – aber das ist für viele zum Glück genauso selbstverständlich wie für mich.
Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?
Große Hürden sind mir beim Bloggen eigentlich noch nicht begegnet. Seinen Blog bei der Vielzahl von Angeboten, die es zurzeit gibt, aus der Versenkung zu holen und Leser zu gewinnen, ohne sich marktschreiermäßig anzupreisen, ist manchmal nicht leicht, aber ich denke, wenn jemand aus Leidenschaft bloggt, zeigt sich das auch nach außen und weckt Interesse.
Euer schönstes Erlebnis als Blogger …
Eines meiner bisherigen Blogger-Highlights war Biankas Anfrage, ob ich für jungesbuch rezensieren wollen würde, weil ihr meine Rezensionen gefielen. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Ein schönes Erlebnis für Miriam war sicher, dass uns die Autorin Antje Wagner wenige Stunden, nachdem sie ein Porträt von ihr gepostet hatte, anschrieb und sich bei ihr bedankte.
Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?
Das ist bisher nicht direkt vorgekommen. Ich erhalte häufig Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden, Bloggeraktionen oder für Besprechungen auf jungesbuch, achte aber darauf, dass ich nicht zu viel auf einmal zu rezensieren habe und nehme nur an, was ich wirklich gern lesen möchte.
Rezensionsexemplare im Allgemeinen sind für mich als Schülerin bzw. bald Auszubildende eine gute Option, weil sie die Möglichkeit bieten, zu tun, was man gerne macht, ohne übermäßig viel Geld hinein investieren zu müssen.
Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?
Ich würde mir auf jeden Fall ansehen, worum genau es sich handelt und dann entscheiden, ob es mich interessiert. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich was Self-Publisher angeht, meine Vorurteile habe. Häufig scheint einfach eine gewisse Professionalität zu fehlen, selbst wenn es nur um Rechtschreibung geht.
Wie hältst du es mit dem E-Book?
Das Thema E-Book hat für mich lange Zeit nicht zur Diskussion gestanden. Ich habe darauf bestanden, dass ein Buch nur dann ein Buch ist, wenn es Seiten aus Papier hat. Inzwischen denke ich, dass es eine gute Alternative für Vielleser sein kann, aus Geld- und ganz einfach auch aus Platzgründen. Dennoch wird es die „echten“ Bücher für mich nie ersetzen können und damit, auf einem Bildschirm zu lesen, habe ich mich bisher nicht anfreunden können.
Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5)?
Im Laufe der Zeit haben sich viele Blogs angesammelt, bei denen ich gerne reinschaue, größtenteils Jugendbuchblogs. Seit Bianka die Jugendredaktion ins Leben gerufen hat, folge ich den anderen Mitgliedern, aber wir wurden ja alle schon von ihr genannt 🙂
Hier also vier andere sehr empfehlenswerte Blogs, bei denen sich jeder Besuch lohnt:
Books a Week von Jessi, LEBENSWERT von Dagmar, Lilienlicht von Diana und last but not least Mandy mit Mandys Bücherecke.
Vielen Dank Evelyn – und weiterhin viel Spaß beim Bloggen und Glück auf als junge Auszubildende im Verlagswesen.
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Zuletzt stellte sich Norbert W. Schlinkert mit Nachrichten aus den Prenzlauer Bergen vor. Sein Wunsch-Interviewpartner war Andreas Wolf mit seinem Sichten und Ordnen. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier