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KurzRezension: Das Rainald Grebe Konzert

Ich bin bekennender Fan des Künstlers mit den großen Augen und dem wirren Blick, habe ihn mit seinem Orchester live gesehen, finde, dass auf jedem Album ein paar Hits drauf sind, die man nicht nur auf Grund geistreicher Texte und Wortspiele gerne hört, sondern die man immer und immer wieder hören kann, weil sie gute Musik sind.

Das neue Album, das ich mit großer Vorfreude erwartet habe, weil ich bereits den Song “Krümel” vorab von einem Konzertmitschnitt kannte, enttäuscht mich doch etwas. Man kann sich nicht immer neu erfinden, auch ein Rainald Grebe nicht, der doch z.B. mit dem obenerwähnten Orchester der Versöhnung, mal solo, mal mit Drei-Mann-Kombo immer anders daher kommt, nicht.

Ein autobiographisches Album das mit seinem Geburtsort “Frechen” startet und die “Welt vor meiner [seiner] Geburt” behandelt, sowie “Meine [seine] Familie” und die Probleme der pubertierenden Jugend, eben in “Krümel”.

Doch irgendwie bleibt der Aha-Effekt diesmal aus. Das Album klingt als hätte ich es schon gehört, die Arrangements und vor allem die Themen sind klassische Rainald-Grebe-Arrangements/-Themen. Für mich ragen aber “Künster” und “Krümel” heraus, die doch eben das bewusste Etwas haben und das Alltäglich so ausdrücken, wie wir es nicht, sondern nur er können. Speziell die Beschreibung der Sicht des “kleinen Mannes” auf den Künstler ist sehr gelungen.

Schön gemacht auch das Album an sich, als fotographische Zeitreise: der junge Rainald am Klavier im holzgetäfelten Zimmer vorne, der heutige hinten, innen links der Großvater (?) vor dem Bungalow, rechts Rainald heute.

Spezielles Grebekuriosum: Alle Anhänger des Bionadebiedermeiers, Klein- und Bildungsbürger sind inzwischen Grebe-Fans und merken nicht, dass eben sie besungen werden.

Musik: Nina Attal

Die junge Französin ist momentan mit ihrem Debütalbum Yellow 6/17  in Deutschland auf Tour und ich habe sie durch Zufall entdeckt und werde mir ihren Auftritt in Lüdinghausen auf der Burg Vischering definitiv ansehen!

Eine spannende Mischung aus Blues, Rock und Soul – ich bin gespannt:

Der Kontrabaß

Ein literarischer Snack von nicht mal einer Stunde, der aber doch Nachbeben erzeugt.

Der erzählende Kontrabassist sitzt kurz vor der Premiere in seiner akustisch völlig isolierten Wohnung, trinkt Bier und hält einen Monolog. Einleitend versucht er fast die Ehre des Kontrabasses als Orchesterinstrument zu retten, steigert sich aber im Verlauf seiner Rede und in Folge des Bierkonsums in eine immer verbitterte Abrechnung mit seinem Instrument: “Der Kontrabaß ist das scheußlichste, plumpeste, uneleganteste Instrument, das je erfunden wurde.” Er macht diesen für alles was in seinem Leben schiefläuft verantwortlich, vor allem dafür, dass er alleine ist. Seine unausgesprochene Liebe gilt der circa zehn Jahre jüngeren Sopranistin Sarah, wobei er sich nicht einmal sicher ist, ob sie ihn jemals wahrgenommen hat. Immer wieder zieht er Parallelen vom Orchester zur Gesellschaft, will sich zwar nicht beklagen, aber beklagt sich. Der Kontrabass, als seines Erachtens niederstes Instrument des Orchesters, fristet als Instrument ein Schattendasein, so wie er in der Gesellschaft, von der er sich nicht nur akustisch völlig abgeschottet und entfremdet hat. “Wenn die Pauke einmal hinlangt, das hört sich in die letzte Reihe, und jeder sagt, aha, die Pauke. Bei mir sagt kein Mensch, aha, der Kontrabaß, weil ich geh ja unter in der Masse.” Weiterlesen

Bücherwahn

Wie angekündigt habe ich gestern Abend schnell nach meinem Bücherwahn, den des jungen Flaubert gelesen.

Was dieser damals 15-Jährige zu Papier bringt ist stilistisch bereits derart sicher, seine spätere Größe nur noch eine Frage der Zeit. Obwohl ich (eigentlich) kein Freund allzu detaillierter, blumiger Umschreibungen jedes Baums am Wegesrand bin, ist Flaubert einer meine Lieblingsautoren. Einen Grund dafür kann ich gar nicht so genau nennen, am ehesten vielleicht, dass er das Gleichgewicht zwischen Beschreibung und Erzählung hält und so in seinen Bann zu ziehen weiß. Weiterlesen

Verfilmung: Nachtzug nach Lissabon

Mit Literaturverfilmungen ist es ja so eine Sache (lassen wir erstmal so stehen)..

Bin aber gerade durch Zufall auf diese aufmerksam geworden und der Cast scheint sehr vielversprechend; wenn ich mich recht erinnere (ist circa 6 Jahre her, dass ich es gelesen habe) war auch die Story keine schlechte. Ich bin gespannt.

NACHTZUG NACH LISSABON – Teaser Trailer – YouTube

“Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist – was geschieht mit dem Rest?

Bücherwahn

Fast jeden Samstag gehört es für mich zum Pflichtprogamm in der Stadt meine “local dealer” zu besuchen. Manchmal nur die auf dem Weg liegenden Bücherriesen, manchmal aber auch nur die kleinen, gemütlichen oder alle nacheinander.

Eigentlich so sollte meine Erkenntnis inzwischen sein, brauche ich für die nächste (lange) Zeit keinen neuen Lesestoff. Trotzdem war ich heute wieder einkaufen. Extra etwas dünnere Bände für die Zugfahrten:

Nummero uno ist “Der Kontrabaß” von Patrick Süskind, dem kauzigen Eigenbrödler, dessen Bild schon länger in der deutschen Literatur Hall of fame hängt, ohne dass wir wirklich Bilder von dem scheuen Genius hätten. Der Drehbuchautor u.a. von Monaco Franze, Kir Royal und Rossini (zumindest Helmut Dietl wird wissen wie er aussieht) scheut die Öffentichkeit und ist in letzter Zeit sehr ruhig gewesen, noch ruhiger muss man fast sagen. Wikipedia lässt mich wissen, dass seine letzte Belletristikveröffentlichung bis 2006 zurückreicht. Sein bekanntestes Werk ist sicher das Parfum, das ich ehrlich gesagt nicht gelesen, sondern nur den Film gesehen habe. Normalerweise ziehe ich bei diesem Satz, sagen ihn andere, die Augenbrauen hoch und ordne die aussprechende Person in eine spezielle Schublade: Weiterlesen