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Von der Angst

Statement

Gerade bin ich von einem Seminar bei Berlin zurückgekommen. Thema war Angst in einer pluralen Gesellschaft und ich war als Autor eingeladen, Texte zu lesen und etwas zum Thema beizutragen. Neben einem Gespräch über Lyrik war es mein Ziel, eine Haltung zu formulieren, die den ängstlichen weißen Deutschen aka AFD antwortet: Ihr habt Angst vor uns? Zu Recht! Ich denke, Lyrik kann Haltungen wie diese erkunden. Ihre Lektüre (und ihr Verfassen) unterstützt uns im besten Fall dabei, Reaktionen auf das permanente anbranden fremden Begehrens einzuüben, welches ein Ausdruck gesellschaftlicher Positionierungsprozesse ist: Wer darf die Fragen stellen, wer muss antworten? Wessen Probleme spielen eine Rolle? Wer kann entscheiden, was wichtig ist und was nicht?

Den A.H.A.S.V.E.R verstehe ich als einen solchen Versuch ungewohnter Positionierung. Vordergründung geht es um die Aneignung der antisemitischen Legende vom Ewigen Juden. Über die Strategie und Mechanik des Texte gibt es viel zu sagen, dafür habe ich ja den Essay geschrieben, dessen Titel durchaus programmatisch zu verstehen ist: "Inglourious Poets. Rache als Topos jüdischer Selbstermächtigung". Auch zum hiesigen Thema: Mich interessiert(e) an diesem Text die Rückbesinnung auf den Bannspruch als literarischer Form. Dabei ließe sich nachdenken über die Gegenwärtigkeit sprachmagischer Überzeugungen im linguistic turn, die sich auch in der Vorstellung manifestiert, Sprache konstruiere Welt. Abrakadabra. Ach Umberto Eco, ich vermisse dich wirklich sehr.