Ich kaue irgendwie an dem Wort „vorbildlich“ es scheint mir ein Symptom. Was heißt schon vorbildlicher Protestant in einer Zeit, in der sich in Deutschland und England Religionskriege entladen und den vorbildlichen Pilgrim fahters selbst der Boden der protestantischen Niederlande zu heiß wird? Braucht man für solche Frage schon einen Doktorhut? (Ich habe keinen.)
Ich glaube, Huygens hatte ein viel distanzierteres Verhältnis zur mittelalterlich frühneuzeitlichen Überlieferung, „es habe alles in der Natur und der sozialen Ordnung der Welt seinen gottgegebenen Sinn“ sondern schließt eher an die alles hinterfragenden Kraftgenies der Renaissance an, er hat den weltanschaulichen Spagat lustvoll ausgehalten, erleidet nicht die Satiere, sondern schreibt sie. So würde denn das, was der Rezensent als „ein paar Bonmots“ am Rande findet, zum Kern der Sache gehören. (Man könnte natürlich auch entschließen z.B. den frühen Heine als ungebrochenen Romantiker lesen und seine ironischen Winke lediglich als schmückendes Beiwerk.)
In jeder Zeit lässt sich für jeden Text denken, er wäre aus irgendwelcher Anbiederung an eine Gruppe entstanden. (Man wird dann Gründe für den Verdacht nennen.)Wenn wir dies bei Braocktexten selbst gegen den Anschein erwägen, sitzen wir vielleicht einer Kanonisierung auf, die auf einer Propagandageschichte der Aufklärung beruht: Man etablierte seinen eigenen bürgerlichen Kulturbetrieb und suchte deswegen Distanz zu den Vorgängern. Seitdem stellt die Schule zwar vielleicht auch zu Recht die Panegyrik in den Vordergrund, sucht aber den windelweichen Kompromiss, indem sie scheinbar anlasslos empfundene Texte als Beispieltexte als die wertvollsten betrachtet. (Diejenigen, die das Reich der eigentlichen Dichtung erst betreten. Merkwürdig, wie sich so die frommen Gryphius oder Gerhard hierzulande eher freischwimmen konnten, als der weltzugewandte Huygens.)
Es hat natürlich ein Geschmäckle den Rezensenten als Verleger eine solche Debatte aufzuzwingen, zumal er ja auch sich gern diesem Gespräch (mangels passendem Doktorhut und kokettierend mit der eigenen Blindheit) entzöge. Aber ich möchte eben diesen Schatten unbedingt loswerden, weil es, so lange er fällt eben kaum andere Orte gibt, wo man barocke Literatur diskutieren kann, als eben unter solchen Texten.
Es lohnt vielleicht, weil Schmitzer sich für mich ansonsten als kluger Leser erweist, der zum Beispiel (hier) mit dem Argument zu den Gesunden und den Kranken (mich) auch zu überraschen versteht.
Ich kaue irgendwie an dem Wort „vorbildlich“ es scheint mir ein Symptom. Was heißt schon vorbildlicher Protestant in einer Zeit, in der sich in Deutschland und England Religionskriege entladen und den vorbildlichen Pilgrim fahters selbst der Boden der protestantischen Niederlande zu heiß wird? Braucht man für solche Frage schon einen Doktorhut? (Ich habe keinen.)
Ich glaube, Huygens hatte ein viel distanzierteres Verhältnis zur mittelalterlich frühneuzeitlichen Überlieferung, „es habe alles in der Natur und der sozialen Ordnung der Welt seinen gottgegebenen Sinn“ sondern schließt eher an die alles hinterfragenden Kraftgenies der Renaissance an, er hat den weltanschaulichen Spagat lustvoll ausgehalten, erleidet nicht die Satiere, sondern schreibt sie. So würde denn das, was der Rezensent als „ein paar Bonmots“ am Rande findet, zum Kern der Sache gehören. (Man könnte natürlich auch entschließen z.B. den frühen Heine als ungebrochenen Romantiker lesen und seine ironischen Winke lediglich als schmückendes Beiwerk.)
In jeder Zeit lässt sich für jeden Text denken, er wäre aus irgendwelcher Anbiederung an eine Gruppe entstanden. (Man wird dann Gründe für den Verdacht nennen.)Wenn wir dies bei Braocktexten selbst gegen den Anschein erwägen, sitzen wir vielleicht einer Kanonisierung auf, die auf einer Propagandageschichte der Aufklärung beruht: Man etablierte seinen eigenen bürgerlichen Kulturbetrieb und suchte deswegen Distanz zu den Vorgängern. Seitdem stellt die Schule zwar vielleicht auch zu Recht die Panegyrik in den Vordergrund, sucht aber den windelweichen Kompromiss, indem sie scheinbar anlasslos empfundene Texte als Beispieltexte als die wertvollsten betrachtet. (Diejenigen, die das Reich der eigentlichen Dichtung erst betreten. Merkwürdig, wie sich so die frommen Gryphius oder Gerhard hierzulande eher freischwimmen konnten, als der weltzugewandte Huygens.)
Es hat natürlich ein Geschmäckle den Rezensenten als Verleger eine solche Debatte aufzuzwingen, zumal er ja auch sich gern diesem Gespräch (mangels passendem Doktorhut und kokettierend mit der eigenen Blindheit) entzöge. Aber ich möchte eben diesen Schatten unbedingt loswerden, weil es, so lange er fällt eben kaum andere Orte gibt, wo man barocke Literatur diskutieren kann, als eben unter solchen Texten.
Es lohnt vielleicht, weil Schmitzer sich für mich ansonsten als kluger Leser erweist, der zum Beispiel (hier) mit dem Argument zu den Gesunden und den Kranken (mich) auch zu überraschen versteht.