Neuen Kommentar schreiben

Martin,

liebe Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Solidaritätserklärung aus dem "im weitesten Sinne Literaturbetrieb" Ich bin Fassungslos. Bestürzt. Ich gebe zu ich mache mir auch richtig Sorgen. Offenbar ist Ihnen nicht bewusst wie reaktionär und polarisierend-destruktiv die Debatte ist, welche der ASTA der Alice-Salomon-Hochschule ausgelöst hat. Das beginnt schon mit der Verwunderung dieser jungen Menschen darüber, dass sie sich als Einzelwesen oder Kleingruppe - die mal was in den Semesterferien überlegt hat - tatsächlich in einem gesellschaftlich-sozial-kulturellem Raum /Kontext befinden. Und eine Reaktion auslösen. Die ist in Teilen so reaktionär-aggressiv und...dumm, wie umgekehrt dem Wesen und dem Sinn nach die Begründungskette zur Entfernung von AVENIDAS reaktionär, destruktiv, aggressiv ja und...sorry - einfach dumm ist.
Ich will es mal so sagen. Zu Menschen die im weitesten Sinne im Literaturbetrieb tätig sind: Schreiben Sie nie wieder über schöne Liebe. Das hat nur den Zweck die, tragische, die schreckliche Liebe zu beschönigen. Ihre Gewalt zu überdecken. Die so gross sein kann, das es mit der juristischen Floskel "Verbrechen aus Leidenschaft" Eingang in die europäische Gesetzgebung gefunden hat.
(War übrigens ein Meilenstein, sozusagen der Inbegriff von Fortschritt. Das vor Gericht und für ein Urteil das Motiv und die Umstände berücksichtigt werden. Nicht die Unterstellung eines Motivs, nicht die Gruppen-Klassen-Rassen-Religions-usw.-Zugehörigkeit.)
Schreiben Sie nie wieder über das Meer. Oder nur das man da ertrinkt. Oder andere einen da ertränken. Oder als Sklave verschiffen.
Aber ich muss Ihnen auch sagen: Es steht Ihnen die gesellschaftlich-politische Wirkung aus solcher Haltung, aus solchem Blick, aus solcher Handlung nicht frei.
Es unterscheidet sich für mich nicht von der schlechten Laune, der reaktionär-destruktiven Eskalation - der Einfachheit halber so ausgedrückt - die inzwischen mit der AfD parlamentarisch ist. Sie stellt sich Einwanderung, die Gesellschaft, die Ökonomie genauso wenig freudig vor, wie sich der ASTA der Alice-Salomon-Hochschule vorstellen kann, das ein Mann eine Frau bewundert - nicht frei von den Widersprüchen der Geschlechterverhältnisse, aber dann doch ehrlich und aufrichtig und mit dem Wunsch frei zu Bewundern. Zu lieben. Zu fühlen. Und es mit viel Glück mit der, mit dem, mit denen zu tun, die diese fröhliche und positive und glückliche Liebe erwidern. Stattdessen geht es nur darum im Richtigen zu sein, während man gar keine andere Wirklichkeit geschaffen hat als: Den zu benennen der im Falschen ist. Ich möchte in so einer Welt nicht leben. Noch kann ich es, wenn dies und solches allein die Aussicht ist. Den bewundernden Blick eines anderen Menschen präventiv hassen. Mir scheint das ein Rezept den liebenden, den fröhlichen, den überschwänglich-glücklichen zu verpassen. Was für eine Ödnis.