sogenannte
Ein erneuter Materialwechsel, mit dem Lütfiye Güzel ihre Freiheit unter Beweis stellt. Nach Handzetteln, Aufklebern oder einer "Erpresserbrief"-Zeitung kommt der neueste Band sans trophée der Duisburgerin als Streichholzschachtel. Neben der Symbolizität dieses Publikationsaktes stecken darin zwei packungsbeilagengroße Zettelchen mit Schriftgröße Null Gedichten, die sich in alle Richtungen lesen lassen. Ein intelligent vorweg genommener cut-up von sich selbst.
ohne quellenschutz
diese strömung
entwickelt
duftnoten
wenig später
kursiert
ein prinzip
es entstehen
installationen
So ist es. Güzels Texte performen nicht nur auf dem Papier, "ein mit / verschiedenfarbiger / kreide ausgeführter / geheimtipp / auf einer müllkippe". Getragen von Skepsis und Permanentverlust, auch Zurückschrauben der Sprachlichkeit, ist dieser neue Streich ein nicht zu übersehender brennender Zwischenstand aus dem stets wachsenden Werkreich der Nimmermüden. "Handgemacht. Danke", wie immer.
als wachhalter
der weltraum
von versatzstücken
beherrscht
ein so beharrliches gar nichts
Es ist beeindruckend, wie stark Güzel jenseits der ausgetretenen Pfade versucht, etwas Neues mit Gedichten gangbar zu machen. Einzig das Ephemere scheint noch nicht erobert, doch vielleicht sollte dies der Performance selbst überlassen bleiben (als Lesungsempfehlung zu lesen: Güzel live ist immer ein Ereignis). Ein neuer Gedichtband von ihr ist schon angekündigt. Wird er auch neues Materialgebiet erobern? nahezu nichts gelingt ist sein Titel, dementsprechend kann er es nur einlösen.
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