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Griechenland-Hilfen: Ratingagentur schießt gegen Bankenbeteiligung
Büro von Standard and Poor's in New York
dpa Büro von Standard and Poors in New York

Die geplante Teilnahme der Banken an dem nächsten Griechenland-Hilfspaket wird von Störfeuer aus dem Kreis der mächtigen Ratingagenturen überschattet. Standard & Poors droht mit ernsten Folgen.

Die US-Ratingagentur Standard & Poors (S&P) warnte am Montag davor, dass ausgewählte griechische Anleihen mit dem Urteil „Zahlungsaufall“ („selective default“) versehen würden, sollte es zu dem von französischen Banken entwickelten „Pariser Modell“ kommen. „Nach unserer Ansicht führt jede der beiden Finanzierungsoptionen, die im Vorschlag der Federation Bancaire Francaise (FBF) beschrieben sind, nach unseren Kriterien wahrscheinlich zu einem Zahlungsausfall“, heißt es in der Mitteilung von S&P. Ein „Zahlungsausfall“ gilt als schwer kalkulierbares Risiko für das Finanzsystem, weil dann auch Kreditausfallversicherungen (CDS) in unbekannter Höhe fällig würden.

Am Wochenende hatten die Minister der Eurozone lediglich die fünfte Teilzahlung aus dem seit 2010 laufenden 110-Milliarden-Euro-Hilfsprogramm im Umfang von zwölf Milliarden Euro freigegeben. Das neue, bis zu 120 Milliarden Euro schwere Griechenland-Hilfspaket soll auf der nächsten Sitzung der Finanzminister am 11. Juli diskutiert werden.

Anleihen vorübergehend als „Ausfall“ bewertet


Nach dem „Pariser Modell“ würden Banken und Versicherer bis 2014 fällige Gelder aus griechischen Anleihen wieder reinvestieren. Diesem Modell wollen sich im Grundsatz auch deutsche Banken anschließen. Laut S&P sind die Details jedoch noch offen. Als Kreditausfall „D“ würden die 2011 auslaufenden und dann zur Verlängerung anstehenden Anleihen bewertet. Nach der Erneuerung der Anleihen würden die Papiere wahrscheinlich nach kurzer Zeit ein neues Rating erhalten, welches den griechischen Kreditrisiken entspreche, schreibt S&P. Dann würden alle griechische Anleihen wieder eine einheitliche Note erhalten.

Der entscheidende Belastungsfaktor für die Kreditwürdigkeit sei jedoch die Frage, ob Griechenland tatsächlich in der Lage sei, das mit der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgelegte Programm umzusetzen. Am 13. Juni hatte S&P die Kreditwürdigkeit für Griechenland von „B“ auf „CCC“ reduziert.

Finanzminister wollen Risiko abwenden


Die Politiker in der Eurozone sind nach Einschätzung der Commerzbank noch nicht mit den Rating-Agenturen einig, wie bei einer Beteiligung privater Gläubiger eine Bewertung als „Zahlungsausfall“ vermieden werden kann. Dies sei offenbar der Grund dafür, dass die Finanzminister der Eurozone die Entscheidung über ein neues mehrjähriges Kreditpaket am Wochenende verschoben hätten, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einem Kommentar. „Offenbar spielt auch eine Rolle, dass die Finanzminister noch nicht den Segen der Rating-Agenturen haben.“ Krämer verweist damit auch auf die Aussagen von S&P.

mbe/dpa
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Leser-Kommentare (28)
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05.07.11, 16:30 | Bonn

Das Spiel der Ratingagenturen

Warum sind die Bewerter so streng mit den Beurteilungen im EURO-Raum? Die USA wird nicht ernsthaft geprüft. Wollen die "DREI" von den Problemen der USA ablenken?

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05.07.11, 09:35 | Anonym

Was soll s

Die Ratingagenturen verdienen ihr Geld mit den Pleiten von Staaten, Ländern, Städten und Großunternehmen. Und sie haben in den letzten Jahren des Öfteren komplett falsche Voraussagen getroffen.

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04.07.11, 22:04 | Karl Napf

Ratingagenturen in der Dollarfalle

Amerikanische Spekulation auf Europas Rücken. Die pro Kopf Verschuldung Amerikas hat doch schon längst mit Griechenland gleichgezogen! Hier geht es nur um Abzocke, und da sitzen die drei Ratingagenturen im selben Boot, denn alle kommen aus Amerika. Deren Interesse gilt den Banken und dem Dollar, der als Leitwährung eigentlich schon ausgedient hat. - Wir müssen eigene Ratingagenturen aufbauen!

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04.07.11, 18:10 | Ulrich Schulz

Es ist schon recht durchsichtig,

wie sich hier solche eigentlich völlig überflüssigen Institute gebärden. Warum richtet sich der Markt eigentlich nach deren Meinung? Früher funktionierte die Wirtschaft auch, und derartige "Vereine" existierten nicht. Bedenklich ist es schon, wenn man deren "Heimat" betrachtet, oder?

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04.07.11, 17:47 | Arno Kluckert  | 1 Antwort

Welche

Da-seins-Berechtigung haben eigentlich Ratingagenturen?

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  • 04.07.11, 18:11 | Ulrich Schulz

    Eigentlich keine!

    Aber der Markt bzw. diejenigen, die ihn repräsentieren, fallen immer wieder auf solche "Vereine" und ihre Orakel herein!

04.07.11, 17:30 | Güllegummifreak  | 1 Antwort

Danke Ratingagentur!

Nicht die Ratingagenturen haben Kredite aufgenommen und haben schlecht gewirtschaftet, sondern die Staaten! Je mehr Druck von den Ratings, um so besser für unsere zukünftige D-Mark. Bald ist sie wieder da!

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  • 05.07.11, 05:56 | Ronny Voigt

    Und die USA

    Wie sieht es damit aus? Das ist ja schon richtig. Doch die Agenturen sollten dann auch objektiv über die USA urteilen. Und die ist schon lange ein AAA niveau mehr. Die sind Pleite nur will das keiner Wahrhaben

04.07.11, 17:15 | Anonym  | 1 Antwort

Ökonomisch korrekt

Aus öknomischer Sicht hat S&P völlig recht. Griechenland kann seinen Schuldendienst nicht bedienen und ist ein Insolvenzfall, der von den Politikern der EURO Zone verschleppt wird. In der freien Wirtschaft ist ein solcher Vorgang strafbar. Obwohl alle Tatbestände der Insolvenzverschleppung erfüllt sind, gilt dies nicht für die Politik. Die Politik will ein vereinigtes Europa, das zentral aus Brüssel regiert wird und in dem nationale Parlamente nur noch einen geringen Einfluss besitzen. Die bisherigen Hilfen und der im Herbst zu beschließende ESM sind dabei wichtige Schritte, denen weitere folgen werden. Das Volk wird dabei überrumpelt, da der Prozess im weiteren Verlauf nicht mehr umkehrbar ist und dann von den Politikern als "alternativlos" dargestellt wird.

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  • 04.07.11, 17:38 | JayDagee

    EU-Steuern sollen kommen

    Sie bringen es auf den Punkt. Die EU geht ja jetzt sogar noch einen Schritt weiter und will EU-Steuern erheben! An Stelle das die EU Elite aus Brüssel und Berlin endlich besser arbeiten und Interessen der Bürger über die der Bänker und Zocker stellen, legen sie alle einen noch drauf.

04.07.11, 17:07 | Christian Treczoks

OK, Griechenland ist Pleite.

So ziemlich alle sagen es, nur die Politik will es nicht wahr haben, und lieber noch ein paar Milliarden, die sie nicht hat, aus dem Fenster werfen. Bisher war die Ausrede dafür: "Wenn wir die verursachenden Banken nur freiwillig beteiligen (und dafür den unschuldigen Steuerzahler um so mehr schröpfen), dann geht die Krise vielleicht irgendwie weg". Nun kommt die Krise aber trotzdem, egal, ob wir zahlen oder nicht. Mal sehen, welche Ausrede den Politikern nun einfällt. Pleite ist Pleite. Wenn die Damen und Herren Politiker mal vom rosa Planeten Politik zur Erde zurückkommen würden, und endlich mal der Wahrheit ins Auge sehen würden, würden sie das vielleicht auch endlich begreifen.

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04.07.11, 17:03 | Anonym  | 1 Antwort

Man fragt sich

von wem eigentlich die Ratingagenturen ihr Geld beziehen. Vermutlich von genau den Banken, die in der Griechenlandkrise jetzt gefordert werden. Und die Agenturen bekommen kalte Füße! Anderst ist dieser Artikel nicht zu werten. Apropos werten: wer bewertet eigentlich die Ratingagenturen für Ihren MIst?

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  • 04.07.11, 17:36 | JayDagee

    Politik hat Schulden gemacht

    Sie vergessen aber den wichtigsten Punkt, die Politiker haben Geld verteilt, dass sie nicht hatten. Die Rating Agenturen verteilen keine Wahlgeschenke. Aktuell können sie sehen, wie sowas abläuft. CDU und FDP wollen Steuern senken, obowohl kein Geld da ist und neue Schulden gemacht werden müssen. Das sind Wahlgeschenke, damit die Bürger weiter einem die Treue halten. In GR hat die Politik genau das auch getan, so verlängert man seine Macht. Die Agenturen sind knallhart, und sprechen nur die Wahrheit aus. Wer die Agenturen bewertet? Niemand, die waren nur weltweit die ersten, die mit diesem Geschäft angefangen haben. In der Schweiz gibt es ein vergleichbares Unternehmen, ebenfalls in Japan.

04.07.11, 16:49 | Anonym  | 1 Antwort

Man fragt sich

woher eigentlich die Ratingagenturen ihr Geld bekommen. Vermutlich genau von den Banken, die jetzt in der Griechenlandkrise mit ins Boot genommen werden sollen, weshalb S&P und Konsorten jetzt kalte Füße bekommen. Wer bewertet die Seriosität dieser Agenturen?

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  • 04.07.11, 17:23 | JayDagee

    Und warum tut die CDU nichts?

    Ja, die arbeiten mehr oder weniger zusammen. Aber, man könnte ja etwas gegen die Finanzhai unternehmen. Das würde z.B. bedeuten, dass Deutschland Alleingänge macht und Bänker an eine kürzere Leine nimmt. Macht aber die CDU nicht, seit 2008 ist kaum etwas passiert. Da hört man ausreden wie, kann man wegen London und New York nicht machen. Es gibt sogar ein Gesetz in Deutschland, dass eine Benotung bei den Rating Agenturen der Wall-Street zur Pflicht macht! Ich habe von den Politikern, die jetzt sicher wieder aufschreien, dazu noch nichts gehört. Und GR ist pleite, die einzigen, die noch immer Geld hinterher schmeißen wollen, sind doch unsere Politiker. Und wer berät die Politiker? Die Bänker, die eine Kernschmelze vorhersagen, wenn sie nicht gerettet werden.

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