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Glanz@Elend
Magazin für Literatur und Zeitkritik
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Seitwert

Osterbotschaft

Ein Statement von Uve Schmidt

Seit ich in der Presse den Ermittlungsstand der Akte Baumfrevel in Deutschland nachblättere und die dazugehörigen Kommentare, Glossen und Leserbriefe studiere, verwundert mich täglich mehr die Steigerungsfähigkeit bürgerlicher Entrüstung über die Möglichkeiten des Rauchens im Walde. Seit Jahrhunderten wird in unseren Forsten gequarzt und gequalmt, auch von Waidmännern und Revierförstern, und natürlich bekochen und wärmen sich Waldläufer und Waldarbeiter an offenen Feuern, ohne Schaden anzurichten. Im Gegensatz zu jenen europäischen Mittelmeeranrainern, bei denen die Knabenliebe zu den antiken Kulturtechniken rechnet und blutbefleckte Hochzeitsnachtlinnen geflaggt werden, haben wir uns generell das Rauchen abgewöhnt und selbstverständlich wird in bürgerlichen Elternhäusern kein Kind mehr missbraucht als Arbeitskraft und Blitzableiter. Die Frage, ob Oberförstern die Ehelosigkeit an- oder abzuraten sei, weil die meisten Hausfrauen ihre rauchenden Gatten vors Försterhaus jagen (d.h. samt Glühkolben in den Wald schicken) kann schwerlich entschieden werden, solange Frauen den blauen Dunst dulden oder gar selbst rauchen. Und wie  steht es um die Försterkinder, sollten diese sich als Tierquäler oder pyromane Zündler entpuppen? Dass ein wohlsortiertes Waffenarsenal die allermeisten Buben verhängnisvoller lockt als Heidelbeerwein oder Köhlers Christel, wussten schon die alten Rittersleut und gründeten deshalb sogenannte Prinzenhorste, die Vorläufer der deutschen Landschulheime. In den noblen Nachwuchs teilten sich Ausbilder, Mönche und Hoflehrer, welche ihr Leben riskierten, falls sie sich an der künftigen Herrschaft vergriffen; brutal durften sie sein. Ansonsten litten alle Kinder in der Feudalgesellschaft unter den gleichen Geißeln: Am frühen Verlust ihrer Mütter und unter der harten Hand ihrer Väter oder Vormünder. Wer in Kriegszeiten als Trommeljunge überlebte, wäre froh gewesen, ein Regensburger Domspatz sein zu dürfen. Was ist lose in der Hose? Nichts, was man/frau nicht schon immer gewähnt oder gewusst hat, was nunmehr aber als Dominoeffekt der Denunziation (das Wort bedeutete ursprünglich „Meldung machen“, mitnichten verleumden) eine Art Afterfront des erziehungspolitischen Kulturkampfes eröffnet hat, wobei es ganz so ausschaut, als meldeten sich alle zu einer Fahnenstange, deren verblichene Fetzen bestenfalls erahnen lassen, wessen Farben & Zeichen das einstmals teure Tuch trug. Klar ist nur, dass man spontan losschlagen möchte für eine nominell geheiligte Sache - die seelische und körperliche Unversehrtheit minderjähriger Schutzbefohlener -  aber nicht ganz genau weiß, gegen wen.

Bis zur Stunde (15.3., 19:30 Uhr ) hat der Papst weder die Kirche von unten erhöht,  noch seinen Bruder, den Domspatzenvater, erniedrigt, haben weder die einstigen Odenwaldoberen sich schuldig erklärt, noch trotzig entleibt, trat weder der Bundestag zu einer Sondersitzung ins Gestühl, noch rollten Busse & Bahnen voller entsetzter Eltern (und anderer Entsetzter) zum gemeinsamen Aufschrei nach Berlin oder zu den diversen Bischofssitzen, und obwohl das ein echt heißes Thema wäre, hat noch keines  der permanent protestgeilen Frankfurter Gymnasien auch nur ein einziges Kinderbettlaken gehisst: PFOTEN WEG VOM BABYSPECK!! Oder DONT TOUCH MY PIEPEL!! (o.s.ä.). Indessen verstärkt sich der Eindruck, Reformpädagogen und Pfaffen seien unisono das beste Brennmaterial für ein neoliberales Autodafé, und so, wie das mittelalterliche Publikum bei Hexenprozessen aus eigenem Erleben weder nackte fliegende Weiber, noch den Satan selbst kennengelernt hatte, man diesen Erfahrungsmangel seinerzeit aber besser unerörtert ließ, so erweist sich auch heuer wieder die Furcht vor der eigenen Courage als das große empirische Missverständnis. Nur wer zur Kenntnis nimmt, dass auch auf Zebrastreifen Passanten überfahren werden, weiß, wie er/sie sich verhalten muss, und selbstredend sollten solche Erfahrungen insbesondere den Schusseln und Springmäusen, den Greisen und Jüngsten zuteil werden. Bezeichnenderweise ist die Katholische Kirche als Erzeugerin und Nutznießerin fundamentalen Aberglaubens auch dessen Opfer geworden: Keine Verschwörung, kein diabolisches Ränkewerk, welches man ihr nicht zutraute. Umso leichter fällt es hier und heute vom „System“, vom „Schweigekartell“  und von den „hermetischen Bruderschaften“ des Vatikans zu sprechen, ein obskurantischer Großer Orden realer Christkindlschänder, dessen Unzuchtpraxis von der Orgelempore bis hinab in die Heiliggrabgrüfte römisch - katholischer Kirchenalltag gewesen zu sein scheint. Insofern können sich Andersgläubige und vor allem die wachsende Menge der Gottesleugner als Eltern, Alleinerziehende und potentielle Opfer auf der sicheren und sauberen Seite wähnen, solange sie nicht in Alumnaten, Wohnheimen und Privatschulen, in Sportclubs und Kinderhorten, in Jugendmusikschulen, Chören und weltanschaulichen Nachwuchspflegestätten ihre Hänsels & Gretels unterbringen müssen. Oder für viel Geld „einbringen“ in eines der zahllosen Herrenzuchthäuser, wo bisexuelle Tennislehrer und Reitknechte alle Mühe haben, sich selbst zu beflecken oder wie oder was? Edle Einfalt, stille Blöße!

Nun, ich wurde nicht nur von meiner Mutter mit allen greifbaren Gerätschaften geschlagen, sondern auch in der Grundschule (1. bis 4. Klasse) ausnahmslos von Lehrerinnen gezüchtigt, mit der blanken beringten Hand, mit Linealen, Stöcken und Ruten; über die mittlerweile todsicher verjährten Missbräuche recte sexuellen Annäherungen und Vollendungen schweigt sich der nunmehr 70jährige „kleine Kavalier“ gerne aus. Dies alles geschah in der SBZ, einer unberechenbaren, aber erträglichen sowjetischen Militärdiktatur, hernach in der DDR, wo fast alle kultur- und sittenpolitischen Standards des Hitlerregimes im Prinzip beibehalten wurden, freilich ohne deren mörderische Konsequenzen. De facto hatte der SED-Staat außer Tabak, Alkohol und heterosexueller Promiskuität keinerlei legale Laster zu bieten, was „die Zone“ und nachmalige DDR nicht vom Dritten Reich unterschied, aber von Westberlin, dem sündigen Schaufenster der Freien Welt. Eben dort machte ich dann (ab 1957) meine einschlägigen Erfahrungen und Beobachtungen in einem lutherischen Schülerheim, am Johannes-Kepler-Gymnasium und in der Schwulenszene, deren Gefahren für die Schuljugend eher gering waren, hingegen für viele Ostberliner Lausejungs höchst attraktiv, bedenkt man den Wechselkurs (1:5) für Dienste auf dem Pupenstrich im Tiergarten, am Bahnhof Zoo und anderswo. Will sagen: Trotz der Tatsache, dass die DDR für Katholiken Diaspora war, dass es keine Konfessions- und Privatschulen gab, dass das staatliche Schulwesen sowie die staatlichen Einrichtungen der Jugendfürsorge von der Staatspartei bzw. ihren Jugendorganisationen streng kontrolliert wurden und keinerlei sogenanntes Nachtleben existierte, an dem Jugendliche und Kinder irgendwie hätten mitwirken können, wurden Männer wegen diesbezüglicher Straftaten angeklagt und verurteilt und desgleichen auch Mütter, die ihre Kinder weniger sanft behandelt hatten, als durchschnittliche Päderasten es tun, und natürlich war das Kinderparadies DDR ein Gehege, in dem schwarze Schafe und wölfische Leithammel nicht fehlten…

Das Gebetsmühlengeplapper „Ja, wie kann denn so etwas passieren, ausgerechnet in der Obhut von Geistlichen, Pädagogen und Fürsorgerinnen?“ erklärt sich aus der sozialen Landschaftsform: Weil Waldbrandstifter die grünen Lungen der Welt bevorzugt als Bauland, Weiden oder Ackerflächen schätzen, Nutzungen, aus denen die Feuerleger nur ihren Schandlohn und das vorübergehende Vergnügen an brennenden Büschen und Bäumen beziehen. Trieb und Moral behindern sich nicht, im Gegenteil; ansonsten macht Gelegenheit Diebe. Wer im Wald unbekümmert raucht, begeht per se eine Straftat, wer (egal wo) sich in Gegenwart eine Kindes exhibiert, macht sich strafbar, auch wenn das Lämmlein im vollen Wortsinn unberührt blieb und der Onkel ein guter ist. Fakt ist, dass dort, wo Kinder sind, die Pädophilen lauern wie die Wilderer in Wald & Flur. Wenn ich nicht irre, ist die katholische Kirche der größte nichtstaatliche Schulanbieter, ferner Gründerin, Trägerin und Pflegerin von Krippen, Kindergärten, Horten und Heimen für Kinder, Heranwachsende und blutjunge ledige Mütter sowie für gleichartige Einrichtungen in aller Welt. Mutter Kirche im Jahre 2010 ist ein offenes Haus, aber kein ausgewiesener Kontakthof für Päderasten oder das Herrenklo des CVJM (YMCA). Hingegen spricht niemand über die Problematik unserer Bedürfnisanstalten. Es gibt jede Menge Männer, die sich lieber für verbotenes Pinkeln abkassieren lassen, als in einer öffentlichen, d.h. kommunal betriebenen Pinkelbude ans Urinal zu treten, mitnichten wegen unreiner Umstände und weniger der ewigen Wixer wegen, aber aus begründeter Bange vor halbwüchsigen Kanaken. Was mich empört, ist die scheinheilige Aufgeregtheit der säkularen Kritiker über die Vertuschungs- und Verschleppungstaktik klerikaler Instanzen, welche mit den jeweiligen Vorfällen befasst waren. Die Kirchensprecher haben sich dazu einleuchtend bzw. amtsüblich erklärt – unseren neueren Regierungen hingegen gelingt es nicht einmal, feste Standpunkte zu halten. Vielleicht kommen wir noch zu den Christlichen Pfadfindern und den Roten Falken, sattsam bekannten Frischlingsfamilien der frühen Freizeitgestaltung im Gesamtkomplex Sexuelle Befreiung. Eltern sollten wissen, dass die konkrete Gefahr in den allermeisten Jugendbildungs- und Jugendbewahranstalten zumeist nicht von Pädagogen ausgeht, sondern von älteren und stärkeren Mitschülern recte Insassen, die sich jüngere und schwächere Knaben unterwerfen. Dergleichen Abhängigkeiten entstehen freilich auch im normalen Berufsleben, keineswegs nur beim Bund  und der Seefahrt. Bleibt man deshalb  lieber ledig daheim, mit Hund und Katze?

Meine Cousine Evamaria, eine engagierte Frauenärztin, teilt mit vielen Fachkolleginnen die Erfahrung und Einschätzung, dass fast die Hälfte aller Gynäkologen Frauenhasser oder Frauenverächter sind, darunter nicht wenige eingefleischte Sadisten. Was den Juden alles zugetraut wird in ihren jeweiligen Professionen, ist sattsam bekannt, nur ist Jude kein Berufsstand, ebensowenig Armenier, Zigeuner, Levantiner und Balkanese. Was die Homosexuellen als Lehrherren und Arbeitgeber in ihren Metiers anrichten ist eher das Los talentloser weiblicher Friseurlehrlinge, die nicht raffen, warum ihre Wäsche geschont wird, und natürlich können hochbezahlte Mannequins auch Klagelieder singen. In allen von stinknormalen Männern dominierten Branchen herrscht ein Grundklima der Kraftmeierei, in welchem Frauen und Softies, Intellektuelle und Eigenbrötler sich nur ausnahmsweise behaupten. In lederverarbeitenden Berufen sammeln sich Fetischisten, welche uns die Stiefel lecken wollen, in der Viehzucht toben sich die Zoophilen aus und in der Gastronomie lässt kein Koch etwas anbrennen, weshalb wir im Fernsehen beinahe nur die netten Hausfrauenversteher kennenlernen. Kein Wunder, dass immer mehr Halbwüchsige die Arbeitswelt meiden und das Hotel Mutti bevorzugen oder sich als Schulschwänzer darauf vorbereiten, irgendwann alimentiert, unterstützt oder entschädigt zu werden. Im aufziehenden Osterlicht kommt mir der Gedanke, dass hinter der Gottessohnschaft Jesu ein sehr realer heiliger Geist stecken könnte in Gestalt eines Wanderpredigers oder Tempelrabbi – ein Missbrauch wäre das damals wohl nicht gewesen. Amen und frohe Feiertage!
 

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