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Glanz&Elend
-
Die Zeitschrift
Großformatige Broschur in einer
limitierten Auflage von 1.000 Ex.
176 Seiten, die es in sich haben:
»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des
Menschlichen«
Mit Texten von Honoré de Balzac, Hannah Arendt, Fernando Pessoa, Nicolás
Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter
Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam und den besten Essays und
Artikeln unserer Internet-Ausgabe.
Inhalt als PDF-Datei
Dazu erscheint als
Erstveröffentlichung das interaktive Schauspiel »Dein Wille geschehe«
von Christian Suhr & Herbert Debes
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got all the right enemies.«

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Roter Westen
»Es
wäre uns zu wenig, die Bundesregierung nur kritisch zu begleiten.
Wir wollen das Land wirklich verändern!«
Gesine Lötzsch am 15.Mai 2010 in Rostock
Ein Statement von Uve Schmidt
Wenn die griechischen
Kommunisten heuer demonstrieren (bevorzugt in Athen und immer möglichst als
Vorhut des allgemeinen Protestes), dann marschiert in den ersten Reihen
stets ein geschlossener Block kräftiger Bannerträger, deren handtuchgroßes
rotes Fahnentuch an kurzen, kinderarmstarken Stangen befestigt kaum
verhehlt, dass die Vorkämpfer der Volksfront als Knüppelgarde auftreten:
Unvermummt, klassenbewußt und mehrheitlich keine Jugendlichen, sondern
womöglich werktätige Familienväter. Ebenso präsentierten sich am Wochenende
vor Pfingsten die Delegierten des Bundesparteitags der Linkspartei in
Rostock, natürlich ohne beflaggte Schlagstöcke unter den Tischen, und wenn
die TV-Kamera über die Gesichter der Männer und Frauen strich, dann einte
diese Versammlung ein unverkennbarer gemeinsamer Ausdruck. Vor zehn Jahren
wäre es noch möglich gewesen, die Anwesenden zu unterscheiden in Ost- und
Westdeutsche vermittels modischer Merkmale, diesmal waren die einzelnen
artifiziellen Anhaltspunkte gleichsam aufgegangen in einer Vielzahl
sozialrevolutionärer Physiognomien, proletarischer Prototypen und
idealistischer Charakterköpfe, an denen die einstige DEFA und die
Adlershofer Fernsehstudios ihre helle Freude gehabt hätten. Da DIE LINKE
sich nicht selbst abfilmt(e), kann davon ausgegangen werden, dass ARD und
ZDF sich bei ihren Schwenks etwas gedacht hatten; dass die Partei ihre
Mitglieder und Funktionäre nicht nach Kriterien der Telegenität auswählt,
wohl aber augenscheinlich nach gewissen Affinitäten, welche in den
Gesichtsschädeln der Genossen & Genossinnen sich stärker und eindeutiger
ausprägen und mitteilen als „die parlamentarischen Pappnasen der Reaktion“
(Tucholsky), darf vermutet werden. Geht man davon aus, dass die Masse der
professionellen Parteigänger des etablierten Spektrums vor allem ihre
Karriere zu „gestalten“ trachtet, statt die Neugestaltung der Berliner
Republik voranzutreiben und dem Rest der Welt die Morgenröte der Menschheit
zu verheißen, bin ich geneigt, an den Überzeugungs-Ethos der LINKEN zu
glauben und damit an ihre legitime Sendung im Wählerauftrag. Auf längere
Sicht scheint es eh keine andere Alternative zu geben, denn allgemeiner
Konsens ist, dass „etwas geschehen muss“, doch was genau, wollen die
verantwortlichen Politikgestalter weder hören, noch selbst gesagt haben, und
bei dieser armseligen Gesichts- und Geschichtsverweigerung wird es bleiben.
Bis etwas geschieht, nämlich der Fortgang des Fiaskos zweiter,
dritter und letzter Teil.
Als meine Mutter mir (im Juni
1948) die Sparbüchse stahl, um deren Inhalt mit anderen unvergleichlich
höheren Barmitteln auszugeben für Hamsterkäufe und teure Anschaffungen,
wusste sie, dass eine Währungsreform bevorstand und ich mir den geplanten
Privatkauf einer kompletten Karl-May-Ausgabe an’s Tirolerhütchen stecken
konnte, da Mutter meine Piepen (ca. 350 RM) für mich in Kunstbänden angelegt
hatte. Ob ich damals verstand, was es mit einer Währungsreform auf sich hat,
weiß ich nimmer, doch erinnere ich noch lebhaft die gegenseitigen Vorwürfe
der Ost- und Westsender (RIAS) „mit dem neuen Geld den Graben der Spaltung
Deutschlands vertieft und einen Handelskrieg entfesselt zu haben“, wobei wir
(der Sowjetblock) nichts zu befürchten hatten, denn „die Banken und
Produktionsmittel gehören dem Volk und der Rubel ist gedeckt von den größten
Goldvorkommen der Erde, da können die Börsen in London und New York krachen,
wie’s beliebt!“ (Albert Norden). So beschlich mich die Furcht vor einer
Weltwirtschaftskrise auch später nicht, als ich mein erstes Westgeld
verdiente und auf einen Plattenspieler sparte; solange die Westmächte den
Kalten Krieg gewinnen wollten mit atomarer Hochrüstung und fortdauernder
Prosperität in Freiheit, mussten sie zumindest in den
wichtigsten Industriestaaten Europas einen Wohlstand sicherstellen,
welcher der politischen Linken dieser Länder keine Argumente bot,
demokratisch die Macht zu erlangen, was insbesondere die romanischen
Eurokommunisten betraf, bis sich die Prophezeiung meines oberschlesischen
Großvaters erfüllte: „Wenn den Russen die Puste ausgeht, steigen die alten
Blutsauger aus ihren Grüften!“ Er meinte eine legendäre Verkörperung des
Manchesterkapitalismus; wir blicken derzeit den Tatsachen in die
blutunterlaufenen Augen. Ich denke, dass die LINKE natürlich auch rechnen
können muss, denn mit beflaggten Besenstielen kann man weder die Wahlen,
noch einen Bürgerkrieg gewinnen, und Unterstützer wie seinerzeit für den
Nationalrevolutionär A.H. stehen ehestens noch den Sozis und den GRÜNEN zu
Diensten. So stellt sich die politische Gretchenfrage brennender denn je:
Rot oder tot?!
Sache ist, dass die Linken weltweit keine nennenswerte Internationale
und kein Moskau mehr haben und deshalb das Anwachsen ausdrücklich
antikapitalistischer und antiimperialistischer (recte antiamerikanischer)
national-sozialistischer Regime und Volksbewegungen weiterhin absehbar
ist, und diese werden weiterhin miteinander taktieren und paktieren, solange
die sozialen und ökologischen Probleme nicht ansatzweise gelöst sind und die
Welt konkurrenzfreier Zusammenarbeit in Geschwisterlichkeit bedarf – ein
ewiges Werk. Die G 8-Staaten können dieser Solidarität entraten, sie
kooperieren auf der Ebene mafioser Strukturen mittels wechselseitiger
Nötigung und Erpressung, wobei militärischer Druck sich auf
Rüstungsgeschäfte und Stellvertreterscharmützel beschränkt. Fest steht
ferner, dass die USA, China, Russland, Indien und diverse Schurkenstaaten
von nicht geringem Liebreiz und erheblichen Stärken eher einen nuklearen
Fallout hinnehmen und ökologisches Roulette spielen, als entscheidend zur
Weltrettung beizutragen und damit zur Konsolidierung friedenstiftender Akte,
da die UNO wahrlich nur das Papier wert ist, auf dem ihre hehren Absichten
und Beschlüsse festgehalten sind, ohne umgesetzt zu werden in unabweisbare
nachhaltige Aktionen, welche die Überbevölkerung stoppen, den
konsumistischen Amoklauf der Zivilisationsfolger bremsen, Raubbau und
Artenvernichtung beenden sowie weltweit die Wasserversorgung und
Grundschulbildung gerecht gewährleisten. Um die Erhaltung der Lüneburger
Schneelilie mag sich der dortige LIONS CLUB kümmern, um die thailändischen
Nutten die Evangelische Frauenhilfe…
In der DDR ist der reale
Sozialismus u.a. deshalb gescheitert, weil die diplomatische Anerkennung
eines sogenannten Arbeiter- und Bauernstaates nicht das Überleben eines
völkischen Torsos garantiert, gleich gar nicht in einer feindlichen
Umklammerung. Ich glaube weder an die Weltrevolution, noch an den Messias,
doch dass DIE LINKE ihre supranationale historische Chance erkennt,
bezweifle ich nicht; die Frage ist nur, wie weit man sie kommen lässt. Die
deutschen Neonazis sind keine existenzbedrohenden Gegner, wohl aber das
wachsende Potential ihrer antifaschistischen Strassenkampfkontras, die nicht
nur den Rechten, sondern auch den Rechtsschützern gewaltsam Paroli bieten.
Mit den Ultras der Antideutschen gefangen zu werden, könnte DIE LINKE
an den Karlsruher Galgen bringen, noch bevor ein einziges wirksames
Antispekulationsgesetz zur Anwendung gelangt. Vorsicht vor falschen Freunden
ist ein Gebot der politischen Praxis, nicht der ideologischen Frömmelei. Es
kann nur eine Linke geben, die das Rechte tut.
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