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Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik |
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© Suhrkamp Verlag Kritik bringt die Kulissen zum Einsturz, die Hölle zum Bersten, bis sie wie ein Füllhorn die Gaben verstreut. Kritik löst jede statische Ordnung auf, lässt sie zu Staub zerfallen. Kritik macht alles, was absolut war, zur Geschichte. Wie kein Zweiter hat Walter Benjamin die Kunst der Kritik in all ihren Facetten beherrscht. Die Besprechungen alter und zeitgenössischer Bücher erheben die Kritik in den Rang der Hochliteratur. Seine Feder verwandelt Lyrik, Drama, Essay und Reisebuch, Roman und wissenschaftliche Abhandlung in eine Sprache, die stets die Grenzen ihrer selbst neu vermisst. Seine Kritik ist Dichtung sondergleichen.
Erstens diskutiert der Herausgeber Heinrich Kaulen die Frage des literarischen Stellenwerts von Rezensionen und kommt zu dem Schluss, dass sie, obwohl „es seit Lessing und den Brüdern Schlegel prominente Gegenbeispiele gibt… immer noch als bloße Epitexte und nicht als eine der Literatur ebenbürtige Form sui generis“ gelten. An diesem Tatbestand haben auch Benjamins unorthodoxe und doktrinlose Art des Schreibens sowie der Zauber seiner Sprache nichts geändert… oder vielleicht doch? Zweitens dekonstruiert Kaulen das Bild Benjamins als melancholischer Außenseiter. Stattdessen betont er die soziale Vernetzung des Kritikers, die auch ohne Einbindung in den akademischen Betrieb nicht zu unterschätzen sei. In seinen Rezensionen zeige sich Benjamin darüber hinaus als pragmatisch Handelnder, klug kalkulierender Autor und professionell agierender Intellektueller. Drittens überrascht nicht nur die Wiederentdeckung einer gedruckten Rezension zu Robert Faesi, sondern gleichsam die Fülle an Erläuterungen und Kommentaren sowie die Varianten und Lesarten der Kritiken. Sie liefern unschätzbare Sachinformationen zu den besprochenen Autoren und machen soziobiographische Hintergründe deutlich. Die geleistete geistige Kärrnerarbeit ist kaum angemessen zu würdigen. Entstanden ist letztendlich ein Buch der Kritiken, das Benjamin nie geschrieben hat. Aber er hätte es eines Tages vielleicht beginnen, und seine Kritiken und Rezensionen der Jahre 1912 bis 1940 als eigenständige Publikation platzieren können, nicht zuletzt, da viele der Rezensionen Schnittstellen zu seinen übrigen Arbeiten aufweisen. Der Band 13 liefert neben den bereits gedruckten Kritiken aber noch mehr, allem voran einige Typoskripte und Entwürfe, die hier zu Recht als gleichwertige Schriften vorgestellt werden.
Die Zusammenschau
erleichtert nicht zuletzt die umfassende, vergleichende Lektüre einer eigenen
Textgattung in Benjamins Œuvre. In ihr präsentiert sich Benjamin als Kenner der
deutschen, russischen und französischen Literatur; als umsichtiger Bewohner der
Metropolen Berlin, Paris und Moskau, und als Historiker, Philosoph und
Literaturwissenschaftler ersten Ranges. Er zeigt sich als Liebhaber von
Kinderspielzeug und seiner Geschichte, spricht von Büchern, die übersetzt werden
sollten sowie von jenen, die lebendig geblieben sind, so insbesondere Franz
Rosenzweigs Stern der Erlösung aus dem Jahre 1921. Er rezensiert Kästner,
Kracauer und Kommerell, aber auch Jünger, und immer wieder seinen Freund Franz
Hessel, mit dem er Teile des Proust übersetzt hat. Er widmet sich fast
vergessenen Schriften und Autoren, so dem englischen Romancier Robert C.
Sherriff und der deutschen Etruskologin Eva Fiesel. Nicht nur der Verriss von
Albrecht Schaeffers Heldensaga, der er eine „verweichlichte Prosa“ bescheinigt,
löst einen Sturm der Entrüstung aus. Benjamin bringt mit seinen Kritiken und
Rezensionen die Kulissen zum Einsturz. Es ist mehr als überfällig, sie zu einer
ebenbürtigen Form der Literatur zu promovieren. |
Band 3:
Der Begriff der Kunstkritik in der
deutschen Romantik |
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