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Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik |
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Es war das England des Mittelalters. So wie Großbritannien im 19. Jahrhundert die Welt und vor allem die Weltmeere mit einem Netz strategischer Stützpunkte und einer starken Flotte dominierte , stieg die Lagunenstadt Venedig im 11. Jahrhundert zur Beherrscherin des östlichen Mittelmeeres auf.
Ihre Schiffe kontrollierten die
Handelsrouten aus der Adria nach Konstantinopel, Alexandria und zu den
Kreuzfahrerhäfen in der Levante. Korfu, Kreta und Zypern waren ihre wichtigsten
Stützpunkte und vorerst war ihr kaum eine gegnerische Flotte gewachsen. Es war
vor allem ihre konsequente Ausrichtung auf das Meer, wodurch sich die die
umtriebigen Bewohner dieser wohl einmaligen Staat auf dem Wasser von ihren
Konkurrenten unterschied. Während sich Reichtum und Macht im Mittelalter auf
territorialen Besitz gründeten, setzte Venedig auf Handel und Wissen und
erlangte damit eine Schlüsselposition in den erbitterten Auseinandersetzungen
Europas mit der islamischen Staatenwelt. Der Brite Roger Crowley hat nun die
Kriege der „Serrenissima „ mit Akribie und Freunde am Detail nachgezeichnet. Es
ist nach „Konstantinopel“ und „Entscheidung im Mittelmeer“ bereits der dritte
Band über die Geschichte des östlichen Mittelmeeres, den der Hobbyhistoriker und
Sohn eines Marineoffiziers im Stuttgarter Theiss-Verlag veröffentlicht hat.
Seine jüngste Darstellung hat er in drei Abschnitte gegliedert, von denen der
erste sich hauptsächlich mit dem Vierten Kreuzzug und der Eroberung
Konstantinopels im Jahre 1204 befasst, im zweiten Teil behandelt Crowley die
Auseinandersetzung Venedigs mit ihrer schärfsten Rivalin Genua, während das
letzte Drittel des Buches dem Kampf gegen das sich rasant ausbreitende
Osmanische Reich gewidmet ist. Gerade der Ausstieg dieser islamistischen Macht,
die sich wie keine andere zuvor den Dschihad auf ihre Fahnen geschrieben hatte,
war allein durch eine verhängnisvolle Kette von Uneinigkeit, Verrat und
Gleichgültigkeit auf Seiten der christlichen Mächte begünstigt. Ohne den
brutalen Machthunger der Herrscher aus dem Hause Osman, die ihre jüngeren
Prinzen umzubringen pflegten, dem religiösen Ingrimm ihrer Untertanen und einer
unglaublichen Zahl europäischer Renegaten, welche die Türken mit den nautischen
Prinzipien und dem Gebrauch der Artillerie vertraut machten, wäre wohl die
Geschichte dieses Staates von Schafhirten und Räubern nur eine Episode im
levantinischen Völkerwirrwarr geblieben. Wer will, könnte daraus auch Lehren für
die Gegenwart ziehen. Crowley tut dies allerdings nicht. Seine Schilderung endet
eigenartigerweise bereits mit dem Ausgang des 15. Jahrhunderts, als durch die
Erkundung der transatlantischen Routen der Schwerpunkt der maritimen Ambitionen
Europas sich nach Westen und in die Neue Welt verlagerte. Die verbleibenden drei
Jahrhunderte venezianischer Unabhängigkeit fasst der Autor in einen knappen
Epilog zusammen. Als eine komplette Geschichte der Stadt aber will Crowley seine
Darstellung offenbar auch gar nicht verstanden wissen. Stadtgeschichtliches im
engeren Sinne wie Gesellschaft, Herrschaftssystem, Wirtschaftskraft und
Stadtteile erörtert er nur beiläufig. Tatsächlich ist sein Buch eine Geschichte
der Kriege Venedigs, die er sehr quellennah beschreibt. Wer an der Schilderung
von Seegefechten, Belagerungen, Plünderungen und grausamen Hinrichtungen
(Gefangene wurden damals selten gemacht) Gefallen findet, kommt bei Crowley
nicht zu kurz. Karten (es ist nur eine Übersichtskarte vorhanden) und
Abbildungen hätten allerdings den Band sinnvoll ergänzt.
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Roger Crowley |
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