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»May the force be with you.« Wer Zeuge des Kinospektakels »Stars Wars« war, erinnert sich gewiss an diese bekannte Losung der weisen Krieger für Frieden und Gerechtigkeit in der Galaxis. Die Rede ist von den Jedi-Rittern, die, mit einer nicht näher zu bestimmenden Macht getauft, ausschwärmten und Gutes vollbrachten, indem sie ihren eigenen Willen auch gegen Widerstreben anderer Mächte durchsetzten. Und der Mensch im Gefühl der Macht, das wissen Philosophen und Theologen spätestens seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, heißt sich gerne »gut«. Der Glaube der Mächtigen, mit ihrem Arsenal an Möglichkeiten, ihrem schier unbändigen Einfluss, ihren Netzwerken und Geldquellen das Gute vollbringen zu können, ist gleichsam Thema von Joseph Nyes Buch über politische Machtstrategien im 21. Jahrhundert.
Macht und
Ohnmacht, so ließe sich Nyes These zuspitzen, verhalten sich wie siamesische
Zwillinge: Sie sind am Kopf zusammengewachsen und weichen einander nie von der
Seite. Bereits die erste Staffel der Star Wars Ende der 70er Jahre, in der Hochphase
des Kalten Krieges, hat gezeigt: Auch die Existenz des Raumschiffs Erde ist
nicht ohne globale Saurier Das Credo US-amerikanischer Außenpolitik, mit Hilfe einer Koalition der Willigen und in einem Desert Storm das Gute herbeizuschießen, zog letztlich Konsequenzen nach sich, die bis in unseren heutigen Lebensalltag hinein spürbar sind: Anti-Terror-Dateien, Sicherheitspakete und Flugabwehr sind nicht zuletzt Ausdruck einer Ohnmacht der Macht. Die Macht einer solchen Ohnmacht entflammt vor allem dort, wo sich Machtspiralen bilden und in einem grenzenlosen Steigerungsspiel der Macht implodieren. Im Irak wurde uns dies seinerzeit recht anschaulich vorgeführt. Zumindest zeigte sich, dass sich die Menschenrechte weder mit B2-Bombern importieren ließen, noch, dass sich antidemokratische Staaten linkerhand zu Demokratien erziehen lassen wollten – zu hartnäckig erwiesen sich die Horden gewaltbereiter, angriffslustiger junger Männer, die der scheinbaren Übermacht auf selbstzerstörerische Art und Weise beibrachten, wie ohnmächtig selbst imperiale Akteure in den Wüsten des Wahnsinns wirken und walten müssen. Die Folge: Mächte, oder zumindest besondere Machtkonstellationen, brechen zusammen, neue entstehen. In dem Vorhaben, die eigene Macht auszuweiten, das Böse zu besiegen und die Welt mit dem wohlverdienten Guten zu bombardieren, stößt jede Macht an ihre eigenen Grenzen. Die Detonationen verschiedener Weltsichten, ob nun im Nahen Osten oder anderswo, zeigen: Der Wille, den eigenen Machtradius immerfort auszudehnen führt letztlich in einen Prozess, an dessen Ende Ohnmachtskulturen, ein neues Regiment der Untertanen und ein Tohuwabohu der Hörigen entstehen. Es kommt zu einer politisch heiklen Konstellation, in der das militärische Höher, Schneller, Weiter und Genauer nicht länger funktionieren kann: Trotz immer neuer Kriegsstrategien, Sicherheitsvorkehrungen, trotz stets aktualisierter Datenbanken, trotz des Ausbaus eines Überwachungsstaates samt dazugehöriger Machtzentralen, die selbst Bentham und Foucault in Aufregung versetzt hätten, gelingt es nicht, absolute Macht über andere Mächte – über Terror, Gewalt, Massenvernichtungswaffen und Kriegsgegner – zu erlangen. Was aber in der Theologie seit Längerem bekannt zu sein scheint und im Kontext der Theodizee von Voltaire bis Johann Baptist Metz eindringlich befragt worden ist, muss in der Politik allererst noch entdeckt werden: Die Tatsache, dass kein Mächtiger so mächtig ist, dass er das Schicksal der Welt allein aus seiner Macht heraus zu lenken imstande ist. Ein Bruce Allmächtig der Weltpolitik, ein God of Governance ist – jedenfalls in den Galaxien, in denen ich mich aufhalte – nicht zu haben. Ohnehin ist in der Kampfkunst der Globalisierung etwas Macht nichts. Warum überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts – diese alte philosophische Frage erhält in den sich neu herausbildenden Ohnmachtskulturen der Weltgesellschaft eine völlig neue Bedeutung. Das Erstaunliche hierbei: Auch etwas mehr Macht bedeutet nichts. Im Gegenteil: Je größer die Macht, die wir erlangen, desto größer die Ohnmacht, die damit einhergeht. Diese bittere Wahrheit mussten nicht nur die Jedi-Ritter, sondern auch die texanischen Ölindustrieellen und Gouverneure erfahren. Dabei spielt es nur eine Nebenrolle, ob die Macht den Todesstern des Imperators oder bloß die Statue eines irakischen Diktators zerstört.
Die großen und kleinen Machthaber auf dem Planeten Erde haben selten verstanden,
dass ihr Drang nach Macht eigene Ohnmächte erzeugt. Viele der Weltverbesserer im
Kostüm von Präsidenten haben sich zum Untertan ihres eigenen Machtstrebens über
andere gemacht. Sie wollten das Ganze und bekamen nicht einmal mehr einen Teil
dessen. Sie vergaßen, dass die Macht ihren siamesischen Zwilling, die Ohnmacht,
immer an ihrer Seite hat. Daran erinnert Joseph Nye in seinem Buch über die
Macht im 21. Jahrhundert und appelliert an eine so genannte Smart Power,
eine intelligente Form der Machtausübung, die weiche und harte Macht, sprich:
kratische Klugheit und militärisches Geschick miteinander kombiniert. Da können
wir mit den Jedis nur sagen: May the force be with him… |
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