Guido Kohlbecher schrieb uns am 28.04.2008
Thema: Hans Peter Roentgen: Prallkissen und andere Holzhämmer
Es wird immer behauptet, daß deutsche Wörter englische nicht genau abdeckten oder andere Konnotationen hätten. Das liegt doch bloß daran, daß wir die Anglizismen mit absurden Projektionen aufblasen, bis sie der Anglophone nicht mehr erkennt. Denn natürlich ist unser Mountainbike kein englisches mehr! Andere Sprachen beweisen, daß die Berufung auf unersetzbare "Fachwörter"
typisch deutsch ist: Finnisch hatte um 1995 etwa 90% des EDV-Vokabulars finnisiert! Im Norwegischen
gibt es eine Datamaskin (wir könnten Datomat sagen) u.ä.
Während Englisch sich ganz anglotümelnd uralter banaler Lexeme wie chip (sind Fritten auch haiteck?), workshop, mountain bike (simples Geländerad) und stalking (zwecks Tötung jägerhaft "beschleichen" ist übrigens eine ganz verfehlte Metapher), inline skates (Inreiherollschuhe), e-mail (nichts als elektr. Post) zur Bedeutungserweiterung etc. bedient, gelten sie unseren Angloholikern aber allesamt als unnachahmliche Schöpfungen einer überlegenen Kultur.Es müßte einem des Englischen mächtigen Deutschen doch auffallen, daß der edle Wellness- und Beauty-BODY auch eine Leiche (Bodybag!) und ein Krieg auch ein EVENT ist.Was bei uns für Englisch gilt, ist also ein euphemistisches Konsum- und Spaßpidgin. Ich wollt', ich wär' ein Huhn/Hahn, da hätt' ich viel mehr Fun!
"software" wurde als Antonym zu "hardware" (Eisenwaren) erfunden:
ganz pfiffig, aber was besagt es sachlich ? So wenig wie der ominöse Laptop: ein Knieaufsetzer, eine Schoßauflage, aber doch kein PC! Da ist "Klapprechner" deutlich sachhaltiger! Wie das französische logiciel, so könnte ein deutsches Digemik oder Logemik die ach so einzigartige Software glänzend ersetzen. Das Chatten (Plaudern im Netz) ließe sich mit einem latinisierenden (Korr-) Espondieren ausdrücken.
Kaffee "to go" oder Togo oder Kongo oder to stay? Je nach Belieben.
Seit eine große Zeitung auch mit "to go" warb, fragen wir uns, ob man eine Zeitung öfter auch am Kaufort liest, statt sie mitzunehmen?
Solche Dummheit begleitet unser öffentliches Doinglisch überall.
Worin "Kost" anders als Food sein soll, warum "Luftsack" (es ist übrigens Gas!) schöner als Prallballon sein soll, erklärt der Autor nicht. Er nennt als angeblicher Fachmann überhaupt kein einziges
eigenes Ersatzwort und kann sich deshalb damit auch nicht wie W. Schneider exponieren. Dieselbe bequeme Feigheit haben in den letzten 20 Jahren auch die Hochschulgermanisten und -anglisten bewiesen: lieber ließen sie unser Land sich blamieren.
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