Leserbriefe zur Rezension

Wie Romeo und Julia

Die Welt ist eine Hölle in Lolita Pilles "Pradasüchtig"

Von Sanja Zec


Felix schrieb uns am 17.08.2004
Thema: Sanja Zec: Wie Romeo und Julia

Vielleicht muss man ein solches Leben mal gelebt bzw. erlebt haben um diesem Roman etwas abverlangenen zu können. Vom "Schreibtisch" aus betrachtet kann man die Welt nur eingeschränkt sehen. Eine sehr schwache und oberflächliche Kritik, welche Mangels Einsichten des Autors in die Materie zur Oberflächlichkeit verdammt ist.


Christina Pongratz schrieb uns am 08.05.2005
Thema: Sanja Zec: Wie Romeo und Julia

Ich habe das Buch gelesen und ich habe die Kritik gelesen. Doch ganz offenbar, hat sich die Kritikerin, nicht wirklich die Mühe gemacht, sich eingehend mit dem von ihr behandelten Stoff zu befassen. Lolita Pille gibt in ihrem Erstling, der in Anbetracht des Alters der Autorin wirklich erstaunlich ist, eine sehr genaue Beschreibung des Lebens in den vermeintlich besseren Kreisen. Vielleicht muss man diese "Welt" in der sich die Protagonistin bewegt von "innen" kennen, um zu erkennen welch treffsicheres und realitätsnahes Bild Lolita Pille gezeichnet hat. Es gibt sie diese Mädchen, deren Lebensinhalt aus Dior und Prada besteht und darin, zugedrönt mit Alk und Koks von einer Szene-Lokation zur nächsten zu torkeln. Das Tragische daran ist, dass diese Frauen, ein wenig Intelligenz vorausgesetzt, durchaus begreifen, dass sie ein inhaltsleeres Leben führen. Diese Zerrissenheit versucht Lolita Pille zu beschreiben und insofern, ist ihr Buch weniger eine Fiction als eine Tatsachenbeschreibung. Schade ist, dass die Kritikerin nicht in der Lage ist, dies anzuerkennen, anscheinend ist es ihr nicht möglich einem Stoff Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, der außerhalb ihrer Erlebniswelt liegt.


Benjamin Bauer schrieb uns am 16.12.2005
Thema: Sanja Zec: Wie Romeo und Julia

Hallo, zusammen.
Ich muss mit Schrecken feststellen, dass dieses Buch, das ich persönlich fesselnd fand, hier so schnöde abgetan wird.Meiner Meinung nach ist die Kritik von Sanja Zec an Oberflächlichkeit kaum mehr zu überbieten.Eine Frage, Frau Zec: Ist das Ihre erste Kritik?Denn so mutet sie an.Sich in die Protagonisten des Buches auch nur einigermaßen einzufühlen, haben Sie wohl nicht ansatzweise vermocht.Die analytischen Überlegungen, die Sie anstellen, wirken auf mich nicht sehr durchdacht.So zum Beispiel die Folgerung, es sei unglaubwürdig, dass eine Figur wie die Andreas (Sohn eines reichen Vaters, verwöhnt) über den Sinn des Lebens nachdenkt.Ist es nicht glaubwürdig, dass ein Mensch, der im materiellen Überfluss aufwächst, anfängt, sich irgendwann zu fragen, ob das denn Alles gewesen sein kann?


Chloe Anderson schrieb uns am 16.01.2006
Thema: Sanja Zec: Wie Romeo und Julia

Zu Lolita Pille, Pradasüchtig

Wie kommen Sie dazu die Liebe zwischen Hell und Andrea mit Romeo und Julia zu vergleichen. Die beiden Geschichten haben nichts miteinander zu tun! Und wäre es nicht viel abgedroschener und klischeehafter wenn Andrea ein armer kleiner Depp wäre und die Liebe ewig hält. Und die Realität ist nun mal dass sich nicht jeder gleich umbringt nur weil die große Liebe umgekommen ist. Ich finde "Pradasüchtig" war ein fesselnder Roman der einen zum Nachdenken einstimmt und wohl an Wahrheit nicht übertroffen werden kann.


Sanja Zec schrieb uns am 17.01.2006
Thema: Sanja Zec: Wie Romeo und Julia

Liebe Leserinnen und Leser,

Vielen Dank für Ihr Feedback. Es freut mich, wenn man an meinen Rezensionen Interesse zeigt. Im Grunde antworte ich nicht auf Leserbriefe, da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind und jeder seine Meinung haben darf. Die nunmehr wachsende Zahl an Kritik gegenüber meiner Rezension von Lolita Pilles „Pradasüchtig“ hat mich aber doch zu diesem Schritt verleitet.
Tatsächlich ist es schon eine Weile her, seit ich den Text verfasst habe und ich muss zugeben, dass ich zunächst an mir selbst gezweifelt habe. Habe ich etwas Elementares übersehen? Bin ich voreingenommen an die Sache herangegangen, oberflächlich? Von einem Leser wurde ich sogar gefragt, ob dies meine erste Rezension gewesen sei (nein). Dann habe ich mich noch einmal mit meinem Text beschäftigt und das Buch herangeholt - kam aber zu der gleichen Meinung wie bereits zuvor.
Von meinen Lesern ist mir durch die Bank weg der Vorwurf gemacht worden, dass ich die Wahrheit nicht ausreichend gewürdigt hätte, von der man hier lesen soll. Aber gestatten Sie mir eine Gegenfrage: Wo genau liegt denn hier die Wahrheit, das wahre Leben? In der Tatsache, dass man sich nach einer Abtreibung stilvoll schwarz anzieht und vor „Baby Dior“ in Ohnmacht fällt? Dass genau in diesem Moment der Mann aller Träume vorbeikommt und einen vor der Hölle des Lebens rettet? Und dass dann genau dieser Mann in dem Moment stirbt, in dem man sich nach langem Hin und Her entschlossen hat, mit ihm wieder zusammenzukommen? Das ist Schicksal, wollen Sie sagen, Zufall? Ist es nicht doch einfach nur berechnend? Ein Drama, dessen primitives Gerüst Kopfschmerzen bereitet. Frau Pille hat es sich zu einfach gemacht. Ein bisschen Sex hier, ein wenig melancholische Gedankengrübelei dort, einen Schuss Schicksal zum Schluss – das macht noch lange kein gutes Buch aus.
Mir ist durchaus bewusst, dass es solche Menschen gibt. Menschen, die von Geburt an alles besitzen, kein wirkliches Ziel haben und meinen, sich zudröhnen zu müssen, um den Tag zu überstehen. Ich habe nie behauptet, dass es sie nicht gibt. Und vielleicht lässt uns Frau Pille mit ihrem Werk ja tatsächlich einer solchen Seele näher kommen. Unglaubwürdig ist die Geschichte um diese Menschen aber dennoch. Genau hier setze ich mit Romeo und Julia an. Ein Vergleich, um den es mir heute fast ein wenig leidtut. Ich hätte mich nicht erdreisten sollen, Lolita Pille mit einem Meister wie Shakespeare zu vergleichen. Was ich damit bezwecken wollte, ist  jedoch folgendes: Wir lesen hier von Teenagern, die glauben, die Welt durchschaut zu haben und ohne einander nie nie nie wieder glücklich zu werden. Und dass es nicht so ist, weiß spätestens jeder, der mit seiner ersten großen Liebe gebrochen hat (und somit älter als 13 ist) oder den Fernseher einschalten kann (aus dem man übrigens auch von dieser großen Welt zu wissen glaubt, die uns Frau Pille hier vermitteln möchte). Natürlich bringt man sich deswegen nicht gleich um. Habe ich das behauptet? Aber nimmt man sich als Frau danach einen schwulen Mann mit nach Hause, mit dem man jenes tut, das er mit seinen Liebhabern zu tun pflegt? Ist das etwa Wahrheit? Wahres Leben? Sagen Sie es mir.


caro schrieb uns am 19.04.2007
Thema: Sanja Zec: Wie Romeo und Julia

Es macht den Anschein, dass die Kritikerin, das Buch mehr oder weniger nur überflogen hat.
Allein die Art und der Stil von Pille sind fesselnd und lassen einen nicht mehr los. Ich selbst kann behaupten, dass es diesen Lebensstil, den Pille beschreibt, gibt. Die Tragik und Ironie dieser Story scheint wohl nicht erkannt worden zu sein. Ich versteh auch nicht, wie man die Handlung mit einer Art modernem Romeo und Julia vergleichen kann. Ging es dort nicht um ganz andere Werte und um einen völlig anderen Konflikt? Natürlich fällt es leicht jede tragisch Liebesgeschichte, die mit dem Tod endet, mit Romeo und Julia zu vergleichen. Doch dies ist meiner Meinung nach ein wenig zu weit reininterpretiert.
Die stilistischen Mittel und der Wechsel der Erzählsperspektive, gerade zum Höhepunkt der Geschichte, sind für das Debut einer so jungen Autorin eine enorme Leistung. Ich verstehe diese Kritik nicht und kann mir nur vorstellen, dass die Existenz eines solchen Lebens in den Gedanken der Kritikerin als pure Fiktion gehalten wird.
Dieses Buch ist einzigartig, gerade auch weil das Ende so überraschend und unerwartet kommt. Ein echtes Highlight, welches es wirklich wert ist gelesen zu werden.


G. schrieb uns am 19.10.2009
Thema: Sanja Zec: Wie Romeo und Julia

Vielleicht geht es ja gar nicht in erster Linie um den Inhalt dieses Romans, sondern darum, wie Pille die brutale Realiät eines armen, reichen Mädchens schildert und immer wieder unterbricht, in dem sie Momente reiner Poesie und vollkommener Emotionen dazwischenwirft.