Archiv des Themenkreises ›Serienjunkiez‹


Die 10 besten US-Serien:
Besuch im Serienland 2008/09

Paris, 8. September 2009, 22:29 | von Paco

Ende Mai wurden wie immer die Finalfolgen der US-Serien-Saison gezeigt. Bevor in ca. 3 Wochen die neuen Seasons beginnen, soll hier wie jedes Jahr (2005/06, 2006/07, 2007/08) eine Auswahl der besten Serien folgen. Im letzten Jahr war das eine Top-30, in diesem Jahr ist es nur eine Top-10.

Denn der US-Serien-Hype ist irgendwie vorbei. Er knüpfte sich an eine Erzählrevolution der TV-Drehbücher, die es schafften, ihre romanhaften Entwürfe auch tatsächlich schwungvoll über mehrere Episoden und Staffeln zu entfalten. »Die Menschen gehen auch deshalb seltener ins Kino, weil das Fernsehen inzwischen oft das bessere Kino liefert«, schrieb der »steadycam«-Gründer Milan Pavlovic vor 2 Jahren in der SZ (9./10. Juni 2007). »Die neueren Fernsehserien sind die wahren Epen des frühen 21. Jahrhunderts.«

Dieses Gefühl der TV-Serien-Übermacht haben damals viele konstatiert. Spätestens 2001 begann der Hype mit Sagas wie »Six Feet Under« und erreichte seinen Höhepunkt 2004 mit dem Start der beiden Jahrhundertserien »Lost« und »Desperate Housewives«, und während die eine demnächst endet und die andere sich langsam aber sicher selbst wiederholt (was trotzdem noch sehr gut funktioniert), ist weit und breit nichts in Sicht, das es an erzählerischer Pracht und Fülle mit beiden aufnehmen könnte.

Es gibt daneben auf jeden Fall noch andere brillante Serien, die narrativ und atmosphärisch ganz eigene Stimmungen erzeugen, zum Beispiel die relativ neuen Projekte »Breaking Bad« und »Mad Men«, und es wird sich auch weiterhin lohnen, die vielen kleinen Sitcoms zu schauen, »The Office« oder »How I Met Your Mother«. Aber der große Innovationsschub der letzten Jahre scheint erst mal vorbei zu sein.

Exemplarisch dafür standen schon die drei propagierten Hitserien der vorletzten Saison, »Chuck«, »Reaper« und »Journeyman«, die inzwischen alle glanzlos abgesetzt wurden bzw. bald enden. Das 2006 so rasant gestartete »Heroes« war mit einer der bescheuertsten Finalfolgen ever schon nach einer Staffel erledigt und tritt das Serienkonzept mittlerweile nur noch breit. Auch dem bonbonfarben durchgestylten »Pushing Daisies« ging nach nur zwei Staffeln storywise die Luft aus.

Aber okay, es gibt auch noch Serien, die Spaß machen, und zehn davon werden hier in den nächsten Tagen anhand ihrer zuletzt gelaufenen Staffeln kurz vorgestellt. Wie immer geht es vor allem um die Narration, nicht vorderhand um Quoten oder Schauspielernamen, die nur in Ausnahmefällen genannt werden. Das lockere Ranking, der Countdown von 10 bis 1, kann auch einfach als wertneutrale Durchnummerierung gelesen werden, hehe.


Cinnabon

London, 31. August 2009, 16:13 | von Dique

Lange war ich achtlos an der Cinnabon-Filiale auf dem Queensway vorbeigegangen. Dann sah ich letzte Woche die Stand-up-Show »Chewed Up« von Louis C. K., der darin von diesen fetten Zimtbomben erzählt. Für alle, die wie ich bis vor kurzem keine Ahnung hatten, was ein Cinnabon ist – so beschreibt sie Louis C. K. in his very own words:

»It’s a six-foot high cinnamon-swirled cake made for one sad fat man. Even if you have a vagina, you’re a man if you are eating a Cinnabon. In that moment you are a man!«

Mit diesem Wissen ging ich heute wieder an der erwähnten Cinnabon-Filiale vorbei. Der Laden schien aber nicht wirklich einzuschlagen wie eine Bombe, er war gähnend leer, obwohl er laut Louis C. K. voll mit einer bestimmten Art Mensch sein sollte:

»It’s all dudes like me, or fatter, saying like, oh fuck, I’m getting a Cinnabon.«

Irgendwie ist in letzter Zeit alles Zimt. In Hamburg beim Bäcker gibt es überall Franzbrötchen. Die sehen aus wie überfahrene Croissants, aber eben mit Zimt, und sind tatsächlich Überlebende der napoléonischen Besatzung. Außerdem schaue ich ab und an die amerikanische Show »Man v. Food« mit Adam Richman, die eigentlich richtig fürchterlich ist, denn es geht um lukullisch-prollige Megalomanie. Irgendwann sah ich ihn, wie er ein über zwei Kilo schweres Steak aß und das tatsächlich irgendwie überstand. (Man vs. food! Man won!)

In einer der letzten Folgen war er in Texas, um den schärfsten Burger der Welt zu essen, den bisher nur drei Männer vor ihm schafften und, ohne groß Spannung erzeugen zu wollen, Richman wird der vierte im Bunde. Vorher war er aber noch in einer Bäckerei, in der sie auch Zimtrollen anbieten, nicht die world-famous Cinnabons, sondern eben eine lokale Variante, allerdings so groß und schwer, dass sie niemand allein bewältigen kann. Die Dinger wiegen auch mehrere Kilogramm und beim Anblick all der Butter, des Zuckers und des Zuckergusses wird einem ganz schwindelig.

Obwohl die Cinnabons deutlich kleiner sind als die texanischen Zimtbomben aus »Man v. Food«, musste ich an diese denken, als an mir vorbei eine Frau in die Cinnabon-Filiale schritt. Sie war mit ihrem Freund da und der wollte gar nicht so richtig ran an die Zimtriesen. Dem Akzent nach kam sie aus Amerika und war mit den Cinnabon­freuden anscheinend wohlvertraut, und durch die Scheibe sah ich, wie sie wirklich eine dieser zuckergussig glänzenden Zimtschnecken bestellte.

Und ich musste an Louis C. K. denken, und während die Frau schmatzend den Laden verließ, wurde sie tatsächlich vor meinen Augen zum Mann. Und obwohl ich eigentlich auch mit dem Gedanken gespielt hatte, so einen Cinnabon zu kosten, verging mir der Appetit, und ich bin dann einfach unverrichteter Dinge gegangen, und weil ich den »Economist« schon ausgelesen hatte, habe ich dann doch noch den Weltkriegs-»Spiegel« gekauft, obwohl ich das eigentlich vermeiden wollte. (Man vs. food! Man lost!)


Lost: 5. Staffel, 16. und 17. Folge

Paris, 21. Mai 2009, 22:03 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »The Incident (Parts 1 + 2)«
Episode Number: 5.16+17 (#101+#102)
First Aired: May 13, 2009 (Wednesday)
Deutscher Titel: »Der Vorfall (Teil 1 + 2)« (EA 23./30. 7. 2009)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Mit der finalen Doppelfolge der 5. Staffel von »Lost« hagelt es noch einmal Drastik vom Erzählhimmel. Und mit dem Auftauchen des bisher nur als Schatten und Idee existierenden Jacob (sprich: Dschäjkepp) kriegen wir eine neuerliche Macht- bzw. Machtverlust-Allegorie serviert – sowieso das thematisch interessanteste Kontinuum der Serie. Dass er am Anfang der Doppelfolge neben der noch intakten (endlich auch mal aus der Nähe zu sehenden!) vierzehigen Riesenstatue herum­lungert, dass der Kampf um die Inselherrschaft also schon seit ewigen Zeiten zu laufen scheint, gibt dem Ganzen eine nachgerade biblische Dimension.

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Lost: 5. Staffel, 15. Folge

London, 16. Mai 2009, 13:17 | von Dique

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »Follow the Leader«
Episode Number: 5.15 (#100)
First Aired: May 6, 2009 (Wednesday)
Deutscher Titel: »Der Anführer« (EA 16. 7. 2009)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Folgenlang hat uns Faraday eingebläut, und we took it for granted, dass man durch Taten in der Vergangenheit nicht die Zukunft ändern kann, whatever happened, happened. Das ist endgültig Schnee von gestern. In dieser Folge beginnen die in den 70ern gelandeten Losties, an die­ser Vergangenheit herumzudoktern, damit am Ende der Kausalkette der Oceanic-Flug 815 im Jahr 2004 eben nicht vom Himmel fällt, nur weil Desmond vergessen hat, den 108-Minuten-Knopf zu drücken.

Der brachialste Ansatz dafür ist die Zündung der auf der Insel befind­lichen Wasserstoffbombe. Und ausgerechnet Dr. Jack Shephard geht mit dieser Idee völlig d’accord, er betrachtet das als unausweichlichen Auftrag des Schicksals und erinnert dabei immer mehr an seinen esoterischen Gegenpart John Locke. Der schöne Eid des Hippokrates scheint dem ehemaligen Superarzt mittlerweile völlig Wurst zu sein.

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Lost: 5. Staffel, 14. Folge

Paris, 6. Mai 2009, 22:20 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »The Variable«
Episode Number: 5.14 (#99)
First Aired: April 29, 2009 (Wednesday)
Deutscher Titel: »Die Variable« (EA 9. 7. 2009)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

(Vorab: ABC feiert mit dieser Episode offiziell die 100. Folge »Lost«, meint damit aber die 100. produzierte TV-Stunde »Lost«. Wir sind wie viele ande­re mit unserer Zählung erst bei #99, da wir die zweistündige Folge 1.24, »Exodus, Part 2«, nur einfach zählen. *egal*)

2008

In der vorletzten Folge wurde Desmond von Ben angeschossen, und als diesmaligen Opener erleben wir eine »Emergency Room«-mäßige Krankenhaus-Sequenz mit Desmond auf einer Bahre, die hektisch durch einen Krankenhausgang gerollt wird. Dem verletzten Schotten wird ein Atemgerät aufs Gesicht gepresst, und ein paar Ärzte schreien so klischiert wie möglich irgendwelche Begriffe durch die Gegend.

Dann tritt Eloise Hawking in den Wartesaal, die Frau, die alle Lächer­lichkeiten der 5. Staffel so perfekt personifiziert. Wie ein Orakel ihrer selbst verkündet sie Penny nun, dass Daniel Faraday ihr Sohn sei, der wiederum Desmond nach L. A. geschickt habe, um sie zu finden und die Rückkehr der Oceanic Six zu organisieren. Ansonsten sind ihr ähnlich wie Ben mittlerweile die Zügel aus der Hand geglitten: »For the first time in a long time, I don’t know what’s going to happen next.« (Was für eine Wohltat, hoffentlich wird die Alte jetzt erträglicher, hehe.)

Die Szene im Spital funktioniert als Klammer für die gesamte Folge und wird erst am Ende wieder aufgenommen. Dann kreuzt schließlich auch Widmore auf und erkundigt sich so nach dem Neuesten. Dabei kommt heraus, dass Faraday nicht nur der Sohn von Eloise, sondern auch der von Widmore ist. Also ist Faraday der Halbbruder von Penny, der Schwager von Desmond usw. Dazu gibt es noch die Andeutung, dass der Physikus von seiner Mutter geopfert werden musste. Und das wird dann auch der Cliffhanger, doch dazu später.

Faradays Kindheit und Karriere

Diese Faraday-centric episode inszeniert den Zeitreise-Wissenschaftler so ein bisschen als Hanno Buddenbrock für Arme. Seine Mutter unter­bricht ihn in ganz jungen Jahren beim glückseligen Pianospiel. Sie fragt ihn, ob er wisse, was destiny sei. Äh, nein, sagt er. Die richtige Antwort lautet: »Destiny means that, if one has a special gift, then it must be nurtured.« Und das wird Faradays Trauma, etwas zaunpfahlartig in diesen vorausdeutenden Dialog gepresst:

FARADAY: But I want to keep playing the piano. I can do both. I can make time.
ELOISE: If only you could.

Später sehen wir ihn an der Uni wieder, nach seinem Abschluss als »youngest doctorate that ever graduated from Oxford«. Er schleppt eine Theresa an, Freundin und Forschungsassistentin, doch seine Mom will lieber mit ihm allein lunchen. Als sie dann beieinander sitzen, macht sie aber gleich die Biege, kurz nachdem sie gehört hat, dass Daniel für seine Forschungen 1,5 Mio. Pfund zur Verfügung gestellt wurden, von einem Industriellen namens – Charles Widmore.

Als nächstes betrachten wir die Spätfolgen des Faraday’schen Traumas: Er ist depressiv, heult die ganze Zeit und hat Erinnerungs­probleme. Irgendwann nach dem Absturz des Oceanic-Fluges 815 sieht er rein zufällig eine Fernsehsendung über die Bergung des (von Widmore gefakten) Oceanic-Flugzeugwracks. In diesem Moment taucht zufällig Widmore selber bei ihm auf, um ihn für die Kommando-Tour auf die Insel zu gewinnen. Widmore lockt ihn damit, dass er von der Insel geheilt werde, Eloise damit, dass es sie mit Stolz erfüllen würde, wenn er Widmore zusage.

1977

MILES: What the hell are you doing back here, Dan? Once you left for Ann Arbor, I figured you’d gotten rich, invented the DVD or something.

Faraday ist seit dem Ende der letzten Folge also in der 1977er Hand­lung angekommen, nachdem er nach Folge 5.08 zunächst spurlos verschwunden war. Er lässt sich von Miles zu Jack bringen. Dieser darf einige Suggestivfragen beantworten, damit Faraday ihn dann belehrt: Entgegen den Behauptungen seiner Mutter Eloise sei die Rückkehr zur Insel gar kein unausweichliches Schicksal gewesen, ätsch. »I got some bad news for you, Jack. You don’t belong here at all. She was wrong.«

Nach dieser Verkündung macht sich Faraday auf den Weg zur Orchid-Station. Die Szene aus 5.01 wird wiederholt, in der sich Faraday und Dr. Chang in der Nähe des Energiefeldes begegnen. Und dann (aaaaahh!) kommt der Unsatz aller Unsätze, gesprochen von Faraday: »I’m from the future.«

Und Chang lacht sich nicht kaputt darüber, sondern kuckt Faraday weiter ernst an. Dann will der kittelbewehrte Dharma-Wissenschaftler abhauen, doch Faraday bekniet ihn weiter. Um ihn auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen, spoilert er ihn sogar mit der Info voll, dass Miles sein Sohn sei (was ja nun wirklich obvious ist: »A Chinese man named Miles – the same name as your baby – shows up with me from the future. You really think this is all coincidence?«) Miles seiner­seits streitet das dann ab, Faraday argumentiert weiter auf verlore­nem Posten.

Schauplatz-Wechsel. Endlich ist auch Sawyer, der es sich in den 70ern so schön bequem gemacht hatte, zu der Erkenntnis gelangt, dass es an der Zeit sei, dem Dharma-Dorf den Rücken zu kehren. Ganz weg von der Insel oder bloß rein in den Dschungel, das ist die Frage. Zufällig taucht dann Faraday auf und verklickert allen, dass er die Hostiles finden muss, allen voran seine Mom, denn die sei »the only person on this island who can get us back to where we belong«. Sawyer, der ewige Wortspielheld, erwidert Richtung Faraday: »Your mother is an Other?«

Und wie so oft, wenn es handlungsmäßig voran zu gehen scheint, bilden sich zwei Lager. Das ist ein narratives Kontinuum bei »Lost« und auch eine der Stärken der Serie. Sawyer, Juliet, Miles und Hurley wollen jedenfalls nicht mit zu den Others und entscheiden sich, zurück zum Beach zu ziehen, »right where we started«.

Vor dem großen Aufbruch findet sich noch Zeit für ein kleines Zwischen­spiel: Faraday spricht zu einem rotblonden Mädchen auf einer Schaukel. Es ist Charlotte, seine demnächst große Liebe. Er will sie warnen und sie auffordern, samt ihrer Mommy mit dem nächsten U-Boot die Insel zu verlassen. Er widerspricht sich damit selbst, seinem bisher ubiquitären Slogan »whatever happened, happened«. Jetzt heißt die Devise: »I didn’t think I could change things. But maybe I can.« Diese Aussage kommt nicht gerade gut motiviert daher, ein weiteres Indiz für die Beliebigkeit, mit der unserem schönen »Lost« dieses bescheuerte Zeitreise-Thema aufgebürdet wurde.

Aber egal, viel Zeit zum Reflektieren bleibt nicht, denn Radzinsky trifft ein und fragt die Aufbrechenden (Kate, Jack, Faraday), was da los sei. Eine wilde Schießerei setzt ein (endlich mal wieder Action), Faraday wird verwundet. Mit Ach und mit Krach entfliehen die Drei im hellblauen Dharma-Jeep. Radzinsky und seine Mannen ziehen indessen weiter zu LaFleur/Sawyer und entdecken dort den gefesselten und geknebelten Phil. Sieht schlecht aus für Sawyer & Juliet, aber dieser Handlungs­strang bricht hier erst mal ab, to be continued in der nächsten Folge.

Bei einer Rast im Dschungel hält Faraday dann eine Rede, in der er einen gut Teil des magischen Realismus der ersten drei Staffeln auf eine plausible »chain of events« zurückführt: In ein paar Stunden werde man bei der Swan-Station auf ein riesiges Energiefeld (»a massive pocket of energy«) stoßen, und deshalb werde der Hatch gebaut, und deshalb habe der Button gepusht werden müssen. Desmond werde ihn dann eines Tages vergessen zu betätigen, im September 2004, was zum bekannten Flugzeug-Crash führen werde. Und all das »is gonna start happening this afternoon. But – we can change that.«

Weil er von seinen artigen Zuhörern Jack und Kate nicht unterbrochen wird, ereifert sich Faraday immer weiter und ergeht sich dann Paolo-Coelho-haft in einer esoterischen Menschlichkeitssuada: »I forgot about the variables. Do you know what the variables in these equations are, Jack? Us. We’re the variables. People. We think. We reason. We make choices. We have free will. We can change our destiny.« So billig wird also die vormalige Direktive »whatever happened, happened« endgültig widerlegt. Und endlos gähnt das Murmeltier.

Faraday will nun das Energiefeld unter der Swan zerstören, und zwar mit der Jughead-Wasserstoffbombe aus Folge 5.03. Dann werde der Oceanic-Flug 815 auch nicht crashen, sondern vielmehr sanft in Los Angeles landen. Und »Lost« hätte es nie gegeben.

Der Plan wird jedoch erst mal volle Kanne durchkreuzt, denn als sich Faraday im Lager der Hostiles mit Waffengewalt Zugang zu seiner Mutter verschaffen will, wird er hinterrücks angeschossen – von seiner Mutter. Japsend, mit dem Tode ringend, versucht er ein letztes klärendes Gespräch mit ihr:

FARADAY: Eloise. You knew. You always knew. You knew this was gonna happen. You sent me here anyway.
ELOISE: Who are you?
FARADAY: I’m your son.

Bitte was? Das ist doch so ein abgrundtief schlechter Seifenopern-Satz, wenn irgendein neuer Charakter mit dem Presslufthammer ins Drehbuch geschrieben wurde, »I’m your son«. Nach dem vorhin gehörten Unsatz »I’m from the future« ist das dann gleich Faradays zweites Stil-Verbrechen. Mal sehen, was noch kommt, hehe.


Curb Your Michelangelo

London, 24. April 2009, 08:00 | von Dique

Das »Jen Cafe« kann nur dem Namen nach Kaffeehaus des Monats werden, es gibt jedenfalls keinen Kaffee. Es ist eine kleine chinesische Snackbar und hat sehr gute Beijing Dumplings. Dort sitze ich und lese eines dieser weißen Phaidon-Bücher, über Michelangelo, und neben mir sitzt ein amerikanisches Pärchen.

Ob ich denn wisse, dass Michelangelo auch Gedichte geschrieben habe, fragt mich der Mann, als er sieht, was ich lese. Später sagt er noch, dass er immer, wenn er in London ist, auf ein paar Dumplings ins Jen Cafe gehe, schon seit Jahren. Und noch später unterhalten wir uns kurz über »Curb Your Enthusiasm«, weil irgendetwas »Curb« war, ich habe nur vergessen, was. Ich rede sehr gern mit Amerikanern, weil wirklich alle Seinfeld kennen und zumeist auch »Curb Your Enthusiasm«. Mit Detailkenntnis, da muss man nichts erklären.

»Michelangelo, Bildhauer in Rom«, so unterschrieb er häufig seine Korrespondenz. Außerdem schrieb er Sonette, und manchmal war er ein Spaßvogel. Die kleine rororo-Bio (die ältere von Heinrich Koch, nicht die neuere von Daniel Kupper) bringt folgenden Auszug aus einem Brief an seinen Vater. Michelangelo ist in Bologna, wo die Pest tobt, und anscheinend hat ihm der Vater vorher brieflich einige altkluge Belehrungen über die Krankheit zukommen lassen, woraufhin er jetzt antwortet:

»Du schreibst mir von einem gewissen Arzt, Deinem Freund, der Dir gesagt hat, daß die Pest eine böse Krankheit und tödlich sei. Es ist mir wertvoll, das zu erfahren; denn hier grassiert sie stark, und diese Bologneser sind noch nicht dahinter gekommen, daß man daran sterben kann. Deshalb wäre es gut, wenn er hierher käme, denn sicherlich kann er sie durch seine Erfahrungen belehren. Das wäre für sie bestimmt äußerst nützlich.«

Usw.


Lost: 5. Staffel, 13. Folge

London, 19. April 2009, 23:32 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »Some Like It Hoth«
Episode Number: 5.13 (#98)
First Aired: April 15, 2009 (Wednesday)
Deutscher Titel: »Das Imperium schlägt zurück« (EA 2. 7. 2009)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Miles ist der Sohn von Dr. Pierre Chang, dem Arztkittelträger aus den Dharma-Lehrvideos. Soweit der komplette Inhalt dieser Folge. Um den Platz hier zu füllen aber doch noch ein paar Détails:

Miles‘ Jugend und Vollendung

Die Flashbacks beginnen im Jahr 1985. Eine Mutter will eine Wohnung mieten, und während sie mit dem Vermieter schwatzt, entdeckt ihr kleiner Sohn Miles eine Leiche. Und zwar durch irgendeinen telepa­thischen Vorgang, der ihn die letzten Gedanken von Toten spüren (nicht: hören) lässt. Aber das wissen wir schon aus früheren Fol­gen, dass Miles so ein Mischcharakter aus »Heroes« (ability!) und »Pushing Daisies« (Totenkommunikation!) ist.

Miles‘ Vater ist schon damals »out of the picture«, und diese Aussage der Mutter lässt erahnen, dass die »Lost«-Autoren hier wieder eine ihrer Vatervieh-Storys aus dem Hut zaubern – die ein ganz eigenes, immer interessant bis spannendes »Lost«-Untergenre bilden (Johns Vater, Kates Vater, Suns Vater, Bens Vater, Pennys Vater usw. usw.).

Später besucht ein hochgegelter und durchgepiercter Miles seine Mutter am Sterbebett, wo sie ihre Aussage präzisiert: »Your father kicked us out when you were just a baby. He didn’t want anything to do with us.«

In den Rückblenden sehen wir Miles dann hauptberuflich als Medium arbeiten, mit Hang zur Scharlatanerie. Zum Beispiel übermittelt er einem Mr. Gray (Dean Norris alias Hank aus »Breaking Bad«!) zunächst die angebliche Nachricht seines toten Sohnes, »that he loved him«. Später revidiert er das und gibt zu, dass er gar nicht fähig ist, mit seinem Sohn »zu sprechen«. Eine Stellvertretertat, da Miles seinem eigenen Vater nicht mehr sagen kann: »If you needed your son to know that you loved him, you should’ve told him when he was still alive.«

Zwischendrin wird Miles von Naomi abgegriffen, der in Widmores Diensten stehenden Fallschirmspringerin, die dann leider kurz nach ihrer Landung auf der Insel von Locke ermordet werden wird. Sie soll Miles für die Bootstour zur Insel gewinnen. Der lehnt erst ab, zeigt dann seine Fähigkeiten (Naomi: »Your audition!«) und kann bei den angebotenen $1.6 Mio. nicht nein sagen.

Kurz darauf wird er in einem Kommandounternehmen von einer »A-Team«-ähnlichen Gang in einen Van gezogen. Ein Kerl namens Bram rät ihm dort davon ab, sich auf Widmores Frachter einzuschiffen. Es ist derselbe Typ, der in der Gegenwartshandlung mit Ilana und den anderen vom Flug 316 auf der Nebeninsel abgestürzt ist. Er wiederholt gegenüber Miles auch die (für uns noch unbeantworte­te) Codewort-Frage, die Ilana in der letzten Folge Chopper-Frank gestellt hat: »What lies in the shadow of the statue?« Jedenfalls will Miles nicht für die andere Seite kämpfen, da seine finanziellen Forderungen nicht erfüllt werden, und schon wird er aus dem Van geschmissen.

Auf der Insel (1977)

Im Hauptgeschehen auf der Insel (im 1977er Handlungsstrang) wird Miles von Horace in den Circle of Trust aufgenommen, weil er jemanden braucht, der von Radzinsky ein ominöses »package« (vulgo: eine Leiche) abholt. Hurley, mit dem sich Miles später auf den Weg zur Orchid-Station macht, bekommt trotz Geheimhaltungsorder Wind davon. In der unnachahmlich einfältigen Hurley-Sprache: »Duuude, there’s a body bag back here. There’s a body in it.«

Miles soll die abgeholte Leiche zu Dr. Pierre Chang bringen, seinem Vater, und der ist dann gar nicht einverstanden mit dem Wissens­transfer in Richtung Hurley. Er nutzt dann aber die beiden VW-Bus-Ankömmlinge als Mitfahrgelegenheit, taut während der Fahrt etwas auf und erzählt von seinem 3 Monate alten Sohn, der in etwas älterer Form gerade neben ihm sitzt, ohne dass ihm das klar wäre.

Chang lässt sich an einer Baustelle absetzen, und Hurleys Blick erstarrt plötzlich: Hier wird der Hatch gebaut. Und gerade wird in die Luke die Seriennummer eingemeißelt – die sechs »Lost«-Zahlen, mit denen Hurley auch zum Lottomillionär (und Allround-Pechvogel) geworden ist.

Während der Weiterfahrt gibt es noch einen ziemlichen Geek-Moment. Miles zerrt Hurley seine Kladde aus der Hand und liest gegen dessen Willen eine Passage vor. Es handelt sich um ein paar Skizzen zu »The Empire Strikes Back«, denn, so Hurleys Erklärung:

»It’s 1977, right? So Star Wars just came out. And pretty soon George Lucas is gonna be looking for a sequel. I’ve seen Empire like 200 times, so I figured I’d make life easier and send him the script, with a couple of improvements.«

So eine Idee hätte sonst eigentlich nur der Seinfeld-Nachbar Kramer haben können, und dem hätte man diese auch ohne Probleme abgenommen, Hurley jedenfalls nicht. Glücklicherweise dürfte er auf der Insel aber keinen hauptamtlichen Briefkasten finden, sodass das Skript in der Vergangenheit versauert sein dürfte, hehe. Zum oben erwähnten Vater-Thema passt aber, dass Hurley noch mal mit (auf far too lustig getrimmten) eigenen Worten die Luke/Darth Vader-Story wiedergibt.

Grundkurs Ägyptische Sprachgeschichte

Bens Vater Roger ist untröstlich, statt neulich dem Flirt mit Kate streitet er nun mit ihr. Er vermutet, dass sie etwas über den Verbleib seines Sohnes wissen könnte. Später erwischt er Reinigungsmeister Jack beim Tafelputzen in einem Klassenraum (»Dharma Students Make Learning Fun!«). Auf der Tafel stehen ein paar kitschige Hieroglyphen und, noch mal für alle, folgende Eckdaten:

Old Egyptian
2600 BC to 2000 BC
Tripling ideograms, phonograms, and determinatives

Middle Egyptian
2000 BC to 1300 BC
Classic stage of language

Late Egyptian
1300 BC to 700 BC
From synthetic to analytic language

Vielen Dank für die Infos! Die werden dann aber von Jack ordnungs­gemäß abgewischt. Nachdem er damit fertig ist, verbürgt er sich bei Bens Vater für Kate. Später berichtet er Juliet und Sawyer von den Vorfällen. Der Security-Chef der Dharmas wird kurz darauf auch noch von Phil angesprochen, der mit einem Security-Tape wedelt. Phil gibt zu verstehen, dass er weiß, dass es Sawyer war, der Ben zu den Others gebracht hat. Und deshalb wird der potenzielle Geheimnisverräter erst mal ausgeknockt.

Als Cliffhanger reicht das aber dann doch nicht, und deshalb taucht am Ende endlich Faraday wieder auf. Er entsteigt dem Dharma-U-Boot und grüßt: »Hey, Miles. Long time no see.«


Lost: 5. Staffel, 12. Folge

London, 13. April 2009, 18:53 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »Dead Is Dead«
Episode Number: 5.12 (#97)
First Aired: April 8, 2009 (Wednesday)
Deutscher Titel: »Tot ist tot« (EA 25. 6. 2009)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Es wird immer schwieriger, »Lost« ohne sich steigernden Ingrimm zu sehen, denn der mythologische Unterbau der Serie wird leider in einer schrecklichen Weise konkretisiert und dadurch wie befürchtet mit bekloppten Erklärungen und billigen Effekten profanisiert. In dieser Folge etwa leistet das Machttalent Ben Abbitte beim Rauchmonster, und diese Szene ist als Konkretum einfach nicht ohne Lachanfälle durchzustehen.

Dass sich Ben nach einigen taktischen Fehlern und seiner Abkehr von der Insel mit einem immer deutlicher werdenden Machtverlust konfrontiert sieht, ist dabei trotzdem ein schönes Sujet, insofern soll uns diese für »Lost«-Verhältnisse handwerklich ziemlich dürftig umgesetzte Szene nicht allzu sehr ablenken.

Ben vs. Widmore

Neben den Abenteuern von Ben und Locke gibt es diesmal auch einige zeitliche Rücksprünge, die alle die Entstehung und die Folgen des Konflikts zwischen Ben und Widmore thematisieren. Als Richard den kleinen verwundeten Ben (im Anschluss an die letzte Folge) zu den Others bringt, auf dass er »von der Insel geheilt« werde, ist Widmore auch gar nicht einverstanden, als ob er ahnen würde, was folgt.

Einige Jahre später bekommt der mittlerweile erwachsene Ben zusammen mit dem nun im Teenie-Alter befindlichen Ethan den Auftrag, die verwilderte Rousseau zu töten. Sie lassen sie jedoch leben und nehmen ihr stattdessen ihr Kind weg, die kleine Alex. Mit ihrer Überführung ins Others-Biwak ist Widmore wieder nicht einverstanden, aber Ben setzt sich durch und zieht Alex als seine Tochter groß.

Ein weiterer Zeitsprung zeigt uns dann den Abschied Widmores von der Insel. Er hat offenbar selbst seine Verbannung vorgeschlagen, nachdem er gegen »die Regeln« verstoßen und mit einer Nicht-Insulanerin ein Kind (nämlich Penny) gezeugt hat. Was soll das denn für ein Grund sein! Siehe Tao bei Critik en séries: « Je m’attendais à du spectaculaire, à une vraie trahison. Il n’en est rien. »

Und dann wird endlich noch eine viel zu lange offen gebliebene Frage beantwortet: Wieso kam Ben eigentlich damals (gerade noch rechtzeitig) mit blutig gehauener Visage in den Flug 316 gestürmt? Hier die Nacherzählung: Unmittelbar vor dem Einchecken ruft Ben bei Widmore an und teilt ihm mit, dass er dessen Tochter Penny killen werde, als Rache für die Ermordung von Alex. Als er zur Tat schreiten will, wird er von Desmond aufgehalten und schießt diesen erst mal nieder. Dann verkündet er Penny wie in einem schlechten Krimi, warum er sie jetzt erschießen werde. Er hält jedoch inne, als Charlie, Pennys und Desmonds Sohn, aufs Deck springt. Big mistake, denn sofort wird er vom nicht erfolgreich erschossenen Desmond angefallen, der ihm ordentlich die Fresse poliert und ins Wasser wirft. So also war das.

Ben und Locke on tour

Als Cliffhanger der Vorgängerfolge saß der wiedererweckte Locke an Bens Krankenbett, diese Szene wird jetzt fortgesetzt. Wie neulich schon anhand einer Reproduktion von Caravaggios »Ungläubigem Thomas« spricht Ben zunächst über den Unterschied zwischen believing und seeing. Als er genug gestaunt hat über Lockes Auferstehung eröffnet er seine weiteren Pläne (Achtung, es wird albern!): Er will sich in dieser Folge vom Black Smoke Monster richten lassen (»I came back to the Island […] to be judged.«). Aha, natürlich, wer verstünde das nicht, hehe. Ganz nebenbei spricht Locke übrigens noch kurz seine Ermordung durch Ben an:

LOCKE: Well, Ben, I was hoping that you and I could talk about the elephant in the room.
BEN: I assume you’re referring to the fact that I killed you.
LOCKE: Yeah.

Nicht schlecht, dieser trocken-humoristisch runtergesprochene Dialog. Ben entschuldigt sich jedenfalls nicht für seine Tat und erklärt nur, dass er »im Interesse der Insel« (na klar) gehandelt habe, und das habe doch nun bestens funktioniert, da alle Inselflüchtigen zurück seien. Locke ist dann auch nicht nachtragend und verkündet, dass er Ben begleiten werde.

Gerade wollen sie sich auf den Weg machen, da werden sie von Caesar gestoppt. Nachdem er über mehrere Folgen hinweg als Anführer in spe inszeniert wurde (»I’m calling the shots here!«), wird er nun einfach von Ben umgeknallt – wieder so ein herrlicher »Lost«-Moment, mit dem man nicht gerechnet hatte (hoffentlich ist Caesar jetzt auch mausetot, bei »Lost« ist ja inzwischen alles möglich). Später werden sich Ilana und die anderen bewaffnen, eine weitere Partei formiert sich und wird in die Aktion eingreifen, die Spannung steigt.

Die sich anschließende idyllische Bootstour von Ben und Locke endet an einem Steg der Hauptinsel. Zwischendurch gibt es noch einen schönen Ben-Satz; angesprochen auf sein letzthinniges Verletzungspech meint er:

»I’ve found sometimes that friends can be significantly more dangerous than enemies.«

Und dann sind sie schon im verlassenen Dharmadorf und sehen Licht in Bens ehemaligem Haus. Sie stoßen dort auf Sun und Chopper-Frank, die dort planlos herumzuwarten scheinen, weil die Geistererscheinung namens Christian Shephard ihnen so befohlen hat.

Ein Foto wird herumgezeigt, die Dharma-Familie von 1977, Hurley, Kate und Jack sind darauf mit zu sehen. Dieser ganze zeitreisige Mummenschanz geht Frank auf den Wecker, er fordert Realismus: »Sun, please, let’s just go back to the plane, see if I can fix the radio, and maybe we can get some help!« Bei seiner Rückkehr wird er dann von Ilana brutal mit dem Gewehrkolben niedergestreckt, Erinnerungen an das Ende von Tarantinos »Death Proof« werden wach.

Insgesamt wirkt die ganze Begegnungsszene in Bens altem Haus unheimlich hölzern, wie ein Treffen von Leuten, die eigentlich nicht zusammentreffen wollten und sollten. Die Darstellerin der Sun spielt wieder ultraschlecht, ihren ganzen Ben-Hass scheint sie komplett vergessen zu haben, aus der toughen Managerin ist auf einmal wieder dieses leichtgläubige Luftwesen geworden.

Dann der Klassiker: Ben schiebt einen Bücherschrank zur Seite und entert einen hinter einer Kleiderstange versteckten Höhlengang. Dort lässt er irgendwelches Schmutzwasser ablaufen, um den Monsterrauch von seinem Beichtvorhaben zu verständigen (whatever).

John Locke verkörpert wie immer sehr überzeugend sein Erleuchtet­sein, diesmal noch gestärkt durch seine Lazarus-Erfahrung. Er spielt dieses Feeling nun gegenüber Ben aus, und nun ist es Ben, der Fragen stellen muss, weil er die Geschehnisse nicht mehr kontrollieren kann.

Locke führt ihn zum Tempel. In einem diesigen Indiana-Jones-Setup schwingt Ben noch schnell eine Rede über seine Schuld am Tod von Alex und fällt dann eine Etage tiefer. Er läuft mit der Fackel in der Hand auf eine Art Altar zu (der übliche ägyptisierende Zinnober: Hieroglyphen, Anubis etc.).

Auftritt das Black Smoke Monster, dazu die üblichen Klapper­schlangengeräusche. Im Rauch sieht Ben ein paar Szenen aus der Vergangenheit, dieser Effekt wirkt überholt wie entsprechende Szenen aus den Bibelverfilmungen der 50er-Jahre. Überhaupt hat diese ganze schreckliche Szene sogar fast das Zeug, die Aura der Figur Ben anzukratzen.

Ben verliert seine allegorischen Qualitäten, er steht da wie ein kleiner Versageridiot, der Abbitte bei einem Bündel Rauch leistet. Nach einer Weile erscheint ihm seine tote Tochter Alex in voller Pracht, packt ihn am Schlafittchen und trotz ihm das Versprechen ab, von nun an jeden Befehl John Lockes zu befolgen. Ende.


Lost: 5. Staffel, 11. Folge

London, 11. April 2009, 17:35 | von Dique

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »Whatever Happened, Happened«
Episode Number: 5.11 (#96)
First Aired: April 1, 2009 (Wednesday)
Deutscher Titel: »Zurück in die Zukunft« (EA 18. 6. 2009)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

»Whatever happened, happened« heißt diese Folge, und diese Phrase ist durchaus auch als knappe Beschreibung des gesamten Zeitreisequarks in »Lost« akzeptierbar. Diese Floskel wurde auch schon des Öfteren von Faraday in Anschlag gebracht, es sei demnach völlig unmöglich, etwas in der Vergangenheit zu richten, auf dass sich die Zukunft ändere, whatever happened, happened.

Die ganzen SciFi-Umstände werden diesmal in einem lustigen Dialog zwischen Hurley und Miles diskutiert, und diese skurrile audience education hat tausendmal mehr Charme als das schwer zu ertragende Geschwätz von Eloise Hawking. Einfach schon deshalb, weil Hurleys Überlegungen auf populärkulturellem Wissen basieren und sich vor allem aus den »Back to the Future«-Filmen speisen. (Vgl. »From Dusk Till Dawn«, wenn sich Harvey Keitel in der Vampirhölle erkundigt: »Has anybody here read a real book about vampires, or are we just remembering what a movie said?«)

HURLEY: »Okay, answer me this. If all this already happened to me, then why don’t I remember any of it?«
MILES: »Because once Ben turned that wheel, time isn’t a straight line for us anymore. Our experiences in the past and the future occurred before these experiences right now.«
HURLEY: »Say that again.«
MILES (zieht seine Knarre und will sie Hurley geben): »Shoot me, please. Please!«
HURLEY: »Aha! I can’t shoot you because if you die in 1977 then you’ll never come back to the island on the freighter 30 years from now.«
MILES: »I can die because I’ve already come to the island on the freighter. Any of us can die because this is our present.«
HURLEY: »But you said Ben couldn’t die because he still has to grow up and become the leader of the others.«
MILES: »Because this is his past.«
HURLEY: »Like when we first captured Ben, and Sayid, like, tortured him, then why wouldn’t he remember getting shot by that same guy when he was a kid?«
MILES: »Huh. I hadn’t thought of that.«
HURLEY: »Huh.«

Dieser Dialog war mal ein gelungenes, weil lustiges Ablenkungs­manöver von den Konkreta des bescheuerten Zeitreise-Überbaus. Und nach dieser Vorwegnahme nun zum Anfang der Episode:

Der von Sayid niedergestreckte Jin wird von einem Dharma-Funkspruch geweckt, während ein paar Metern entfernt von ihm der 1977er Ben liegt, schwer verletzt, weil in der letzten Folge angeschossen von Sayid. Der kleine Racker mit Kassenbrille lebt also noch, was auch viel einfacher ist fürs Drehbuch, denn jetzt muss nicht noch ein albernes Zusatzkonzept her, um den Ben des 21. Jahrhunderts wieder zum Leben zu erwecken.

Im Dharmadorf herrscht derweil Geschäftigkeit, man befürchtet einen Angriff der Hostiles a. k. a. The Others. Der wirklich extrem unansehnliche und unsympathische Horace erteilt Befehle. Bei all dem Trubel bleibt aber Zeit für einen Kurzflirt zwischen Kate und Roger Linus, dem nicht minder unsympathischen Vater von Klein-Ben. Doch siehe da, aus dem Vatervieh wird für einige Momente ein Mensch.

Das ist wieder der für »Lost« so typische Facettenwechsel, das Vatermonster erklärt, dass es auch gern ein guter Vater geworden wäre usw., was ziemlich unglaubwürdig wirkt, wenn man bedenkt, mit welcher Lust der olle Dharma-Hausmeister seinen Sohn gezüchtigt hat. Doch dann platzt Jin in die Szene, mit eben diesem Sohn auf dem Arm, und im Wechselbad der Gefühle steht da ein ernsthaft besorgter Vater, der betroffen ruft: »That’s my kid!«

Die Flashbackprotagonistin dieser Folge ist Kate. Um sie zirkelt sich auch der größte Teil der Inselgeschichte, sie kontempliert ihr verhauenes Leben, ihre Zerrissenheit, die sich auch und vor allem im Spannungsfeld zwischen Sawyer und Jack abspielt, und damit kommt auch ihre Nebenbuhlerin Juliet ins Spiel und im Off-Island-Teil natürlich ihr angenommener Sohn Aaron.

Nach ihrer Rückkehr von der Insel freundet sich Kate außerdem mit Sawyers Ex-Freundin Cassidy an, der Frau, die Sawyer in der Folge »The Long Con« (2.13) so verarscht hat und die dann die Mutter von dessen Tochter Clementine geworden ist. Die beiden Sawyer-Ex-Geliebten kennen sich schon aus Folge 3.15, als Kate der mittlerweiligen Trickbetrügerin Cassidy vor der Polizei aushalf. Nun im Flashforward dürfen sie sich sogar richtig gut verstehen, es gibt da lupenreinen Girl Talk zu bestaunen.

Später bringt Kate den kleinen Aaron zu seiner rechtmäßigen Großmutter, der Mutter von Claire, Carole Littleton, der sie, um Verständnis ringend, die ganze Sache erläutert. (Damit ist auch die Frage geklärt, wo eigentlich Aaron abgeblieben ist, während sich die Oceanix Six samt Kate zurück zur Insel begeben haben.) Überhaupt ist Kate letzthin auf Freundlichkeit gebürstet, in der 1977er Inselwelt versteht sie sich mittlerweile auch mit ihrer Nebenbuhlerin Juliet glänzend.

Nebenbei, ich kann es immer noch nicht fassen, dass Juliet jahrelang in einer dieser Dharma-Spießerbuden zusammen mit dem Dharma-Oberspießer Sawyer/LaFleur zusammen gelebt und selige Pasta-mit-Dharmawein-Abende abgefeiert hat. Dass sich die Freude über das Wiedersehen mit ihren vormaligen Inselbekannt­schaften in engen Grenzen hält, wird sie gegen Ende der Folge Jack vor den Latz knallen: »We didn’t need saving! We’ve been fine for three years!«

Der Doc übrigens macht inzwischen eine Sinnkrise durch. Wie in Staffel 3, als es um Bens Wirbelsäulentumor ging, hängt Bens Leben nun von Jack ab. Anders als damals scheint der hippokratische Eid für Jack seinen Reiz verloren zu haben, vor allem in Anbetracht der Tatsache, was aus Ben mal werden wird. Jack hat einfach keinen Bock mehr und argumentiert mittlerweile so wie sein Esoterik-Kumpel Locke:

»You know, when we were here before, I spent all of my time trying to fix things. But did you ever think that maybe the island just wants to fix things itself? And maybe I was just getting in the way?«

Weil Jack diesmal also nicht als »Retter willkommen erscheinen« will, um kurz mal mit Schiller zu sprechen, scheint es nur einen Ausweg zu geben. Young Ben muss zu den Hostiles gebracht werden, zu Richard Alpert und seinen Mannen.

Und obwohl Ben zusammen mit den Others noch die gesamte Dharma-Crew ausrotten wird etc. scheinen irgendwie fast alle den späteren Inseldiktator jetzt retten zu wollen, als ob sie Stephen Frys Alternative-History-Reißer »Making History« gelesen haben (darin wird durch eine Zeitreise Hitlers Geburt verhindert, die Menschheitsgeschichte bekommt dadurch aber unerwarteterweise eine noch drastischere Wendung zum Schrecklichen ab).

Jedenfalls schlägt Juliet vor, Klein-Ben zu den Others zu bringen. Als Summe ihrer Flashbacks will Kate das dann allein durchziehen, sie will dieses Kind retten, sie belädt einen dieser hellblauen VW-Busse und macht sich auf den Weg.

Okay, was noch? Die von uns hier in die Nähe der Goethe’schen »Wahlverwandtschaften« gerückte Viererbeziehung zwischen Jack, Kate, Sawyer und Juliet, wird schön in Szene gesetzt. Juliet passt Jack an der Dusche ab und fragt ihn, den Tränen nahe, warum zur Hölle er zurückgekommen ist. Währenddessen treffen Kate und Sawyer am Sonarzaun aufeinander, um von dort aus den siechenden Ben zu den Others zu bringen. Unterwegs erzählt Kate noch ein paar Storys von Sawyers Tochter Clementine und yada yada yada.

Diese Gesprächsidylle wird jedoch jäh unterbrochen, Gewehre klicken, »do not move!«, die Hostiles sind da und finden das Eindringen in ihr Gebiet gar nicht lustig. Die Eindringlinge samt dem Ben-Kind werden abgeführt, bis aus dem sonnigen Inselgrün der niemals alternde Richard Alpert auftaucht. Er übernimmt Ben, aber nur unter Auflagen:

»If I take him, he’s not ever gonna be the same again. (…) What I mean is that he’ll forget this ever happened and that his innoncence will be gone. He will always be one of us. You still want me to take him?«

Die Schwere dieser Entscheidung wird allerseits mit ein paar bedeutsamen Blicken unterstrichen. Und dann zieht Richard ab und bringt Ben in diesen komischen Dharma-Tempel.

Mit einem längst fälligen Blick voraus endet die Folge dann: Wir sehen plötzlich Locke am Bett des ebenfalls verletzten Zukunfts-Ben (Paddelattacke von Sun!), und er sagt in dessen erstauntes erwachendes Gesicht hinein: »Hello Ben, welcome back to the land of the living!«


Lost: 5. Staffel, 10. Folge

Paris, 4. April 2009, 16:50 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »He’s Our You«
Episode Number: 5.10 (#95)
First Aired: March 25, 2009 (Wednesday)
Deutscher Titel: »Deswegen bin ich hier« (EA 11. 6. 2009)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Eine Sayid-Folge reinsten Wassers bzw. reinsten vergossenen Blutes, fast klassisch werden in den verschiedenen Flashbacks die Erlebnisse des irakischen Killerbuben weitererzählt. Nur ist inzwischen so viel geschehen, dass der Rücksprung in eine einzige zeitliche Ebene der Vergangenheit nicht mehr ausreicht. Es sind mindestens vier Ebenen, die in dieser doch eher langweiligen Folge beleuchtet werden, am Ende dann aber zu einem wirklich großartigen Schlusseffekt führen:

Ebene 1 (Kindheit in Tikrit, 70er-Jahre)

Ein leicht klischiertes Intro mit Vorausdeutungspotenzial versetzt uns in die Kindheit von Klein-Sayid. Sein älterer Bruder wird vom Vater beauftragt, ein Huhn abzuschlachten, und weil der sich nicht traut, bricht stellvertretend Sayid dem wehrlosen Federvieh das Genick. Sein Name fällt er ganz zum Schluss, obwohl man von Anfang an weiß, worauf die Szene hinausläuft, aber wir sollen wieder mal bass erstaunt erst hinterher erkennen, dass Sayid der brutale Hühnermörder gewesen ist.

Trotz dieser lahmen Art der Spannungserzeugung strotzt diese Szene vor Urwüchsigkeit, sie wirkt, so einen Vergleich kann man ja ruhig einmal anstellen, mindestens so urwüchsig wie die Schlacht­hofmotivik in Döblins »Berlin – Alexanderplatz« oder ähnliche Sachen, der Mensch als brutales Raubtier etc. etc.

Ebene 2 (Sayid als Bens Scherge, Ende 2005–2007)

Sayid hat als Bens gutgläubiger Scherge eine Reihe von Auftrags­morden ausgeführt, die jeweils Leute aus Widmores Umfeld betrafen. Diesmal gibt es wieder etwas »Lost«-Tourismus, wir werden Zeuge, wie Sayid in Moskau einen Mann namens Andropov kaltblütig erschießt. Er übermittelt Ben die Vollzugsnachricht in einer verkitschten Hinterhofszene, in der Ben als 40er- oder 50er-Jahre-Agenten-Kopie auftritt, mit schwarzem Mantel, schwarzen Handschuhen, schwarzem Hut.

Die Szene wirkt wie »Der dritte Mann« in billig, hehe. In diesem Ambiente verkündet Ben auch das Ende der Zusammenarbeit: »Andropov was the last one. You’ve taken care of everyone who posed a threat to your friends.« Und Sayid weiß vor lauter Schreck nicht, was er jetzt mit seiner Zeit anfangen soll. Irgendwann muss er sich dann in die Dominikanische Republik zurückgezogen haben, um der gemeinnützigen Organisation »Construyendo Nuestro Mundo« beim Häuserbau zu helfen.

Dort war Sayid in Folge 5.07 bereits von Locke aufgesucht worden, in dieser Folge (einige Zeit nach dem Andropov-Mord) kreuzt nun Ben als zweiter Besucher auf. Mit feinster Lügenpropaganda schafft er, was Locke nicht geschafft hatte, nämlich Sayid da wegzu­locken, schließlich muss er mit zur Insel zurück. Locke sei von Leuten umgebracht worden, die es nun auch auf Sayid und den Rest der Inselflüchtigen abgesehen haben. Und da Sayid ja gar nichts anderes könne als Killen (siehe die Anfangsepisode mit dem armen Huhn), soll er sich und die anderen Losties jetzt mal schützen und den für Lockes Tod verantwortlichen Killer um die Ecke bringen:

BEN: It’s in your nature, it’s what you are. You’re a killer, Sayid.
SAYID: I am not what you think I am. I don’t like killing.
BEN: Well, then I apologize. I was mistaken about you.

Ebene 3 (Sayid und die Kopfgeldjägerin, Anfang 2008)

In einer Bar trifft Sayid auf Ilana, und zwar nach dem gemeinsamen Losties-Treffen in Folge 5.05, bei dem Sayid klugerweise schnell das Weite gesucht hat, bevor Eloise Hawking in der nächsten Folge ihre leicht lächerliche Erklärungs-Suada vom Stapel ließ. Jedenfalls scheint ihn Ilana verführen zu wollen, aber dann, später, mitten beim Making-out, tritt sie ihm volle Kanne ins Gesicht und hält ihn at gunpoint. Sie verklickert ihm, dass sie ihn nach Guam bringen soll, auf dass er dort von der Familie des von ihm hingerichteten Seychellen-Golfers aus Folge 4.03 zur Rechenschaft gezogen werde. Später sehen wir die beiden, Kopfgeldjägerin und Auftragsmörder, noch mal zusammen im Flug 316, wir alle wissen, dass sie nach dem Absturz zeitlich ziemlich verschiedene Wege gehen werden.

Ebene 4 (Sayid als Gefangener der Dharmas, 1977)

Im Moment wirkt es komischerweise so, als ob die Handlung im Jahr 1977 die Gegenwart sei. Für die dorthin gebeamten Losties ist sie es ja gewissermaßen auch. Es ist sicher auch nur eine Frage der Zeit, bis die zwei Erzählfäden, die nach dem erneuten Crash auf der Insel entstanden sind, wieder zusammenfinden. (Der irgendwohin entschwundene Faraday wird dabei sicher irgendeine Rolle spielen, werden sehen.)

Sayid war ja in der letzten Folge, handgeschellt wie Stanislaus Demba in dem Perutz-Roman »Zwischen neun und neun«, durch die Gegend geirrt, und nun spielen diese Handschellen endlich auch mal ihren Vorteil aus. Dharma-Horace denkt nämlich, dass Sayid von seinen vermeintlich eigenen Leuten, den Others (damals noch als Hostiles bekannt), verstoßen wurde.

Sawyer würde Sayid am liebsten mit einer kleinen Lüge in den Dharma-Korpus integrieren. Denn der konservativ gewordene Haus-und-Herd-Sawyer hat sich in den 70ern ein Leben aufgebaut, »and a pretty good one«, das will er sich nicht von Sayid zu Schanden machen lassen. Sayid aber willigt in Sawyers Plan nicht ein.

Nachdem Sayid wiederholt mit keinem der Dharmas reden wollte, wird er zum Dharma-Folterer Oldham gebracht. Also: Folterer trifft Folterer, oder, wie Sawyer es gegenüber Sayid erklärt: »He’s our you.« Ein guter Satz, von Sawyer diesmal ganz ohne seine übliche Ironie dargebracht, und gleich auch der Titel dieser Episode.

Dann wird es wieder etwas lächerlich, Sayid wird mit Gewalt eine Art Wahrheitsserum verabreicht, das als gezuckerter Deus-ex-machina fungieren soll. Und Sayid sagt denn auch die Wahrheit, die ganze »Lost«-Wahrheit, er plaudert alles aus, was er über die Dharma-Stationen weiß, auch über die damals noch nicht gebauten. Es muss also so aussehen, als ob er hier als Spion unterwegs ist. Aber dann sagt er fast den coolsten Satz der Folge: »I’m from the future!«

Dabei wird er von Katatonien geschüttelt und lacht das Lachen eines Wahnsinnigen. Laut den Statistikern der Lostpedia ist das nach viereinhalb Jahren »Lost« überhaupt erst das dritte Mal, dass wir Sayid lachen sehen.

Hinterher kommt es zu einer Kampfabstimmung, bei der sich alle Entscheidungsträger für Sayids Hinrichtung aussprechen, letztlich auch Sawyer, der Sayid im Anschluss aber immerhin noch einmal zur Flucht verhelfen möchte. Der will sich jedoch gar nicht helfen lassen, er nimmt seine Situation vielleicht als Schicksal hin, und dieses Schicksal ist: der kleine Ben Linus. Und der Darsteller des jungen Nickelbrillenträgers spielt einfach sensationell, er spielt die einzigartige Mischung aus Souveränität und Skrupellosigkeit des späteren Ben schon mit.

Klein-Ben ist es dann auch, von dem sich Sayid befreien lässt, während Dharmaville durch einen brennenden Dharma-Kleinbus abgelenkt wird. Bei ihrer Flucht begegnen sie Jin, der von Sayid umgehauen wird, weil er Sawyer/LaFleur benachrichtigen will.

Und dann folgt eine große, wirklich ganz unerwartete Szene:

SAYID: You were right about me.
DER JUNGE BEN: What?
SAYID: I am a killer.

Und Sayid schießt eiskalt den kleinen niedlichen Ben nieder, zack! Der kann natürlich nicht wirklich so einfach in der Vergangenheit sterben, und schon die nächste Folge heißt auch: »Whatever happened, happened«, das alte Mantra von Faraday, insofern wird der Kleine schon irgendwie überleben.