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Uli Veigel: Neuer Anlauf
Uli Veigel hat schon bessere Tage erlebt. Noch vergangenen Dienstag musste drei Mitarbeitern die Kündigung ausgesprochen werden – die Insolvenz des Kunden Schlecker hat Folgen für die Agentur Grey Worldwide. Hinzu kommen Personalquerelen, Mitarbeiter, die anonym Mails an die Presse schicken, "Cruise Missiles" nennt Veigel diese und fragt im gleichen Atemzug seine Assistentin, wie sie das sehe, ob er wirklich mit eisernem Besen durch die Agentur gehe und nichts zulassen würde, wie ihm vorgeworfen werde. Denn erklären kann er sich die Kritik nicht. Im Gegenteil, er freue sich, wenn Mitarbeiter in der Tür stehen und Ideen einbringen.
Grey Worldwide beschäftigt den CEO der Grey Group Germany im Moment ständig. Vor den Unstimmigkeiten rund um die Kreativchefs Andreas Henke und Sacha Reeb waren es allenfalls ein, zwei Tage in der Woche, die ihm die Düsseldorfer Agentur abverlangt hat. Seit Mitte 2011 verantwortet der 56-Jährige zusätzlich die Region Central & Eastern Europe, ist gerade dabei, den Standort in Warschau mit einer Hub-Funktion für Osteuropa auszubauen.
Im Januar 2004 stieg der gebürtige Sylter bei Grey ein. Er trat die Nachfolge von Bernd Michael an, der in der Branche einen hervorragenden Ruf genoss – ein schweres Erbe für Veigel. Er bereinigte das Portfolio. Von den 16 Firmen, die Veigel anfangs unter seiner Verantwortung hatte, sind sechs übrig. „Die gesamte Gruppe war finanziell eher schwach“, sagt Veigel rückblickend. Aber seit 2006 verzeichne Grey zweistellige Zuwachsraten. Das Flaggschiff Grey Worldwide, das 2011 Umsatzeinbußen erlitt, musste zeitgemäßer aufgestellt werden. Selbst konservative Kunden wie Procter & Gamble verlangten plötzlich kreativere, digitale Lösungen. Entsprechend musste Grey reagieren. Nicht immer bewies Veigel eine glückliche Hand in Personalfragen. Manager kamen und gingen, manche auch vom Network eingesetzt, etwa Kurzzeit-CCO Per Pedersen und CFO James Holland. Veigel selbst, den ein Weggefährte als "Kumpeltyp" bezeichnet, der eine Nase dafür habe, wo Chancen aber auch Gefahren lauern, gilt als im Network gut verdrahtet. 2011 wurde sein Vertrag verlängert.
Mit der Entscheidung für Roland Vanoni als Kreativchef, einen Vertrauten, der im Ruf steht, gut mit Kreativen zu können, und große Markenartikler betreut hat, könnte Hobby-Schachspieler Veigel endlich der richtige Zug gelungen sein. Nach der Konsolidierung muss jetzt der Aufbau folgen, das weiß Veigel selbst. Er hofft, dass Ruhe einkehrt. Dann, wenn er Muße hat, gönnt er sich ein kühles Jever, freut sich auf seine Familie und Labrador Milo. Blackberry und iPhone hat er immer dabei.

Richter Redakteur