Mortimer J. Adler & Charles van Doren: Wie man ein Buch liest (Sachbuch) |
Mortimer J. Adler & Charles van Doren:
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Inhaltsangabe:Mortimer J. Adler und Charles van Doren wollen mit ihrem Ratgeber "Wie man ein Buch liest" Leser dazu anhalten, sich durch effizientes Lesen geeigneter Bücher geistig weiterzuentwickeln. [...] ist es für Sie von entscheidender Bedeutung, nicht nur gut zu lesen, sondern auch die Bücher zu erkennen, die so anspruchsvoll sind, dass Sie Ihre Lesefähigkeiten steigern. Ein Buch, das Sie nur unterhält, ist eine angenehme Ablenkung, wenn Sie einmal nichts zu tun haben. Wir haben nichts dagegen, Bücher zur Unterhaltung zu lesen; aber das hat keine Verbesserung oder Steigerung der Lesefertigkeit zur Folge. Dasselbe gilt für ein Buch, das Sie nur über Fakten informiert, die Ihnen bislang unbekannt waren. Zu neuen Erkenntnissen verhilft es Ihnen nicht. Informatives Lesen fordert unseren Verstand genauso wenig wie Lesen um der Unterhaltung willen. Der Zugewinn ist quantitativ, nicht qualitativ. (Seite 352) Die Autoren sind der Meinung, dass die meisten Menschen in den Bildungseinrichtungen nur elementare Lesekenntnisse erlernen. [...] dass man Kindern noch immer nur elementare Lesekenntnisse beibringt. Ein Großteil unserer Bildungsbemühungen und unseres Geldes fließt in den Leseunterricht der ersten Schuljahre. Danach wird den Schülern wenig formaler Unterricht darin erteilt, im Lesen ein höheres und höchstes Niveau zu erreichen. (Seite 10)
Diese Lücke versuchen Sie mit "Wie man ein Buch liest" zu schließen.
Die höheren Stufen setzen die niedrigeren voraus. Als elementares Lesen bezeichnen Mortimer J. Adler und Charles van Doren das, was Schüler bis etwa zum 14. Lebensjahr lernen: Die Jugendlichen sollten in der Lage sein, nicht nur selbstständig Bücher zu lesen, sondern auch über den Inhalt des Gelesenen nachzudenken und mit anderen darüber zu diskutieren. Unter dem prüfenden Lesen verstehen die Autoren etwas wie Querlesen, d.h. man verschafft sich anhand des Titels, Untertitels, Inhaltsverzeichnisses, Vorworts, Klappentextes u.a. einen Überblick über ein Buch, um drei Fragen zu beantworten:
Nachdem man durch prüfendes Lesen den Eindruck gewonnen hat, dass sich die Lektüre eines Buches lohnt, folgt das analytische Lesen. Für diese Lesestufe stellen Mortimer J. Adler und Charles van Doren fünfzehn Regeln auf, die sie in drei Gruppen einteilen:
Ein gutes Buch hat einen aktiven Leser verdient. Das Lesen endet nicht damit, dass man das Buch verstanden hat. Die Arbeit muss durch eine kritische Würdigung, durch eine Beurteilung, zum Abschluss gebracht werden. Der anspruchslose Leser tut das nicht, er analysiert und interpretiert auch nicht. (Seite 158) Für Belletristik gelten eigene Regeln:
Die vierte Lesestufe, das syntopische Lesen, ist nur relevant, wenn verschiedene Bücher zu einem bestimmten Thema gelesen werden sollen. Dafür stellen Mortimer J. Adler und Charles van Doren fünf spezielle Leseregeln auf:
Von Schnelllesekursen halten Mortimer J. Adler und Charles van Doren nicht allzu viel, denn ihrer Meinung nach handelt es sich dabei um "Förderkurse im Lesen [...], da sie in erster Linie, wenn nicht ausschließlich, das Lesen auf der Elementarstufe zum Gegenstand haben" (Seite 51). Es dürfe auch nicht alles mit demselben Tempo gelesen werden, lehren sie, die Lesegeschwindigkeit sollte sich vielmehr nach der Textart und dem Schwierigkeitsgrad richten. Man sollte ein Buch nicht langsamer lesen, als es verdient, und nicht schneller, als man es mit Befriedigung und Textverständnis lesen kann. (Seite 57) "Wie man ein Buch liest" ist in vier Teile gegliedert:
Im ersten Teil erläutern Mortimer J. Adler und Charles van Doren das Konzept der vier Lesestufen und beschreiben die ersten beiden. Der zweite Teil ist dem analytischen Lesen gewidmet. Im dritten Teil gehen Mortimer J. Adler und Charles van Doren auf die Besonderheiten verschiedener Lesestoffe ein: Praktische Bücher, Belletristik, erzählende Literatur, Drama und Lyrik, Geschichtsschreibung, Naturwissenschaft und Mathematik, Philosophie, Sozialwissenschaften. Im letzten Teil beschäftigen sie sich mit dem syntopischen Lesen und der geistigen Entwicklung durch effizientes Lesen. |
Buchbesprechung:
1940 veröffentlichte Mortimer Jerome Adler den Bestseller "How to Read a Book" ("Wie man ein Buch liest", Übersetzung und Bearbeitung: Fritz Güttinger, Amstutz & Herdeg, Zürich und Leipzig 1941, 393 Seiten). Zusammen mit Charles Van Doren überarbeitete er das Buch für eine Neuausgabe, die 1972 erschien. Man muss sich merken, dass die 15 Leseregeln [...] nicht für die Lektüre von Romanen und Gedichten geeignet sind. Ein Überblick über den Aufbau eines literarischen Werks ist etwas ganz anderes als ein Überblick über den eines belehrenden Buchs. Roman, Schauspiel und Gedicht bauen nicht auf Begriffen, Behauptungen und Argumenten auf. Mit anderen Worten, ihr Inhalt ist nicht logisch geordnet und ihrer kritischen Beurteilung liegen andere Prämissen zugrunde. (Seite 209)
Zwar gehen Sie in zwei eigenen Abschnitten auf Belletristik ein, aber die von ihnen aufgestellten acht speziellen Leseregeln sind doch recht trivial. Themen wie Stil und Sprachniveau bleiben völlig ausgeklammert. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009 |