Michelangelo Antonioni: Blow up mit David Hemmings u. a. |
Michelangelo Antonioni: Blow up |
Inhaltsangabe:
Thomas (David Hemmings) ist ein junger, arroganter und erfolgreicher Fotograf in London, der ein Coupé von Rolls Royce fährt und seine innere Leere durch einen prall gefüllten Terminkalender zu überspielen versucht. Er glaubt, die Wirklichkeit in seinen Bilder arrangieren und festhalten zu können. Dass er die Frauen verachtet, die sich von ihm für Modeaufnahmen ablichten lassen, versucht er gar nicht erst zu verbergen, und wenn er unzufrieden mit ihnen ist, lässt er sie während eines Shootings einfach stehen. Bei der Arbeit mit einem weiblichen Model wirkt er einmal wie besessen: Thomas dirigiert die Bewegungen der jungen Frau, nähert sich ihr und kniet sich mit seiner Kamera begeistert über sie, während sie sich am Fußboden räkelt. Sobald er seine Aufnahmen jedoch gemacht hat, steht er gleichgültig auf und kümmert sich nicht mehr um sie. |
Filmkritik:Anfangs glaubt man, einen Thriller zu sehen, aber nach einiger Zeit merkt man, dass es überhaupt nicht um die Aufklärung eines möglichen Mordfalles geht. Stattdessen spielt Michelangelo Antonioni (*1912) in "Blow up" mit den Grenzen von Wirklichkeit und Einbildung, Realität und Illusion. Er demonstriert die Unzuverlässigkeit unserer Sinnesorgane und die Manipulierbarkeit durch filmische bzw. fotografische Aufnahmen. Nebenbei porträtiert Michelangelo Antonioni am Beispiel Londons die gefühlsarme, materialistische und nihilistische Gesellschaft der Sechzigerjahre.
Die Suggestion, die der Film auch heute ausübt, verdankt sich der Paradoxie seiner vermeintlich minimalistischen, tatsächlich aber hochkomplexen Handlung. Er ist eine Parabel, die eine Kritik unserer scheinbar objektivierbaren, sprich fotografisch reproduzierbaren Wahrnehmung der Wirklichkeit im Schilde führt [...] Der Fotograf Thomas, der, von seiner manipulativen Beherrschung der Wirklichkeit im Fotostudio angewidert, vom künstlichen gleichsam ins wirkliche Leben tritt, macht hier die [...] verwirrende Erfahrung, dass die Wirklichkeit weitaus komplexer ist, dass sie aus miteinander konkurrierenden "Wahrheiten" besteht [...]
Die Handlung ist rasch erzählt. Das Entscheidende an "Blow up" ist die Inszenierung: Michelangelo Antonioni entwickelt das Geschehen bewusst langsam, und mitunter wird minutenlang überhaupt kein Wort gesprochen. Ebenso unüblich sind die von Carlo di Palma gewählten Kameraperspektiven. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005
Michelangelo Antonioni (kurze Biografie / Filmografie) |