Seyran Ates: Große Reise ins Feuer (Autobiografie) |
Seyran Ates: Große Reise ins FeuerDie Geschichte einer deutschen Türkin |
Inhaltsangabe und Buchbesprechung:
Während Seyran Ates in der Jugend darunter litt, dass sie das Selbstbewusstsein, das sie in der Schule in Berlin entwickelte, »wie einen Mantel ablegen« musste, sobald sie die Wohnung ihrer türkischen Familie betrat, betrachtet sie ihre Transkulturalität inzwischen längst als Bereicherung – ebenso wie ihre Bisexualität. Mit 17 lief sie von ihren Eltern fort.
Letztlich war es das rigide, ausländerfeindliche Verhalten deutscher Behörden gegenüber Ausländern, die ihre Rechte nicht kannten, und meine eigene Unterdrückung, weil ich ein Mädchen war, was mich zum Jurastudium gebracht hatte. (Seite 189)
Besonders auffallend ist, dass Seyran Ates immer wieder umgangssprachliche Ausdrücke wählt, die nicht zur Schriftsprache passen, und zwar nicht etwa in Dialogen, sondern im laufenden Text. Hier sind einige Beispiele: abhauen (Seite 7 / Seite 84), anpflaumen (Seite 76), anmachen (Seite 79), verkrachen (Seite 113), Kanone (statt Pistole, Seite 150), es wurmte mich (Seite 190), sauer sein (Seite 193). Ärgerlicher als Druckfehler in Jahreszahlen (Seite 224) sind Schludrigkeiten, die offenbar auch im Lektorat nicht auffielen. Da besucht beispielsweise ein mit sechs oder sieben Jahren eingeschultes Mädchen im Alter von neun Jahren die vierte Klasse, ohne eine Klasse übersprungen zu haben (Seite 63). Diese Unzulänglichkeiten sollten aber niemanden davon abhalten, "Große Reise ins Feuer" zu lesen, denn gegenüber dem packenden und aufschlussreichen Inhalt fallen sie nicht sonderlich ins Gewicht. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008
Seyran Ates (Kurzbiografie) |