Thomas Bernhard: Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen (Dramolette) |
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Claus Peymann verlässt Bochum
Die erste Szene spielt in Peymanns Büro in Bochum. Der Intendant zweifelt daran, ob es richtig war, den Vertrag zu unterschreiben, mit dem er als Direktor des Burgtheaters nach Wien berufen wurde. Während er sich darüber äußert und laut überlegt, was er mitnehmen soll, packt seine Sekretärin Christiane Schneider die Koffer. Nicht nur Kleidungsstücke und Peymanns weiße Weste legt sie ihn die Koffer, sondern auch Stücke, Schauspieler, Dramaturgen und Kritiker. Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essenClaus Peymann, der neue Direktor des Burgtheaters, und der Schriftsteller Thomas Bernhard gehen durch Wien. Peymann kaufte sich gerade eine neue Hose. Die alte Hose hängt über seinem Arm. Thomas Bernhard bietet mehrfach an, ihm die alte Hose abzunehmen, aber Peymann erklärt ihm gekränkt, dass für ihn, der er jeden Tag aufs Neue das Burgtheater in die Höhe stemme, das Gewicht einer alten Hose unbedeutend sei. – Schließlich gehen Claus Peymann und Thomas Bernhard in das Restaurant "Zauberflöte" und bestellen Rindssuppe und Tafelspitz. Claus Peymann und Hermann Beil auf der SulzwieseEin Jahr nach ihrer Ankunft in Wien gehen der Burgtheaterdirektor Claus Peymann und sein Dramaturg Hermann Beil hinauf zur Sulzwiese am Kahlenberg und machen dort ein Picknick mit einer Flasche Gumpoldskirchner und zwei kalten Wiener Schnitzeln. Claus Peymann träumt davon, den kompletten Shakespeare einschließlich der Sonette an einem einzigen Abend im Burgtheater aufzuführen. Hermann Beil sagt wenig dazu, und wenn Claus Peymann ihn fragt, ob er seine Vorschläge gut finde, antwortet er zum Verdruss des Burgtheaterdirektors immer nur: "Natürlich." |
Besprechung:
Bei "Claus Peymann verlässt Bochum", "Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen" und "Claus Peymann und Hermann Beil auf der Sulzwiese" handelt es sich um kurze absurde Stücke, mit denen Thomas Bernhard die Welt des Theaters auf unterhaltsame Weise karikiert. Nicht nur über Intendanten, Dramaturgen, Schauspieler und Schriftsteller zieht er her, sondern auch über seine Landsleute, von denen Claus Peymann im Stück sagt, dass sie jeden Tag vor den Kulissen Österreichs eine Komödie aufführen, obwohl sie selbst glauben, sich in einer Tragödie zu befinden. Die Figuren werden zwar konkret benannt, aber sie stehen weniger für die Personen Claus Peymann, Hermann Beil und Thomas Bernhard als für Theatermacher und Schriftsteller schlechthin. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007
Thomas Bernhard (Kurzbiografie) |