Danny Boyle: Trainspotting mit Ewan McGregor, Ewen Bremner, Jonny Lee Miller u. a. |
Danny Boyle: Trainspotting |
Inhaltsangabe:
Sag "ja" zum Leben, sag "ja" zum Job, sag "ja" zur Karriere, sag "ja" zur Familie. Sag "ja" zu einem pervers großen Fernseher. Sag "ja" zu Waschmaschinen, Autos, CD-Playern und elektrischen Dosenöffnern. Sag "ja" zu Gesundheit, niedrigem Cholesterinspiegel und Zahnzusatzversicherung. Sag "ja" zur Bausparkasse, sag "ja" zur ersten Eigentumswohnung, sag "ja" zu den richtigen Freunden. Sag "ja" zur Freizeitkleidung mit passenden Koffern, "ja" zum dreiteiligen Anzug auf Ratenzahlung in hunderten von scheiß Stoffen. Sag "ja" zu Do-it-yourself und dazu, dass du am Sonntagmorgen nicht mehr weißt, wer du bist. Sag "ja" dazu, auf deiner Couch zu hocken und dir Hirn lähmende Game Shows reinzuziehen und dich dabei mit scheiß Junkfraß vollzustopfen. Sag "ja" dazu, am Schluss vor dich hin zu verwesen, dich in einer elenden Bruchbude vollzupissen und den missratenen Ego-Ratten von Kindern, die du gezeugt hast, damit sie dich ersetzen, nur noch peinlich zu sein. Sag "ja" zur Zukunft, sag "ja" zum Leben. Diese Sätze spricht Mark Renton (Ewan McGregor) aus dem Off. Bei ihm und seinen Freunden Spud (Ewen Bremner) und Sick Boy (Jonny Lee Miller) handelt es sich um Heroinsüchtige in Edinburgh. Wenn du an der Nadel hängst, hast du nur eine Sorge: Wo kriegst du Stoff her? Und wenn du davon runter bist, musst du dir plötzlich über allen möglichen Scheiß Gedanken machen: Hast du keine Kohle, kannst du dich nicht besaufen; hast du Kohle, säufst du zu viel. Hast du keine Braut, kannst du keine Nummer schieben; hast du 'ne Braut, gibt's nur Stress. Du machst dir Sorgen, wie du dein Essen und deine Rechnungen bezahlst oder um deine Fußballmannschaft, die gerade mal wieder absteigt und um zwischenmenschliche Beziehungen und das ganze Zeug, das absolut keine Rolle spielt, wenn man ehrlich und aufrichtig an der Nadel hängt.
Zu der Clique gehören auch Allison (Susan Vidler) mit ihrem Säugling, der eines Tages plötzlich tot in seinem Kinderbett liegt, Tommy (Kevin McKidd) und seine Freundin Lizzy (Pauline Lynch), die sich beim Sex filmen und eines Abends die Videokassette vermissen (weil Renton sie mitgenommen hat), sowie der Aufschneider Frances Begbie (Robert Carlyle), der zwar keine Drogen nimmt, aber Bier säuft und beim geringsten Anlass zuschlägt und sein Messer zieht.
Aber machen wir uns nichts vor: Ich habe meine sogenannten Freunde übel abgezockt. |
Filmkritik:
John Hodge verwendete etwa die Hälfte der Episoden des Kultromans "Trainspotting" (1993) von Irvine Welsh (*1958), um daraus einen zwar immer noch etwas episodenhaften, aber durchgängigen und packenden Plot zu machen. "Trainspotter" nennt man Menschen, deren Hobby es ist, Zugnummern aufzuschreiben. Eine durch und durch sinnlose Tätigkeit! (Auf der Tapete in Rentons Zimmer sind tausende von Lokomotiven abgebildet.) – "Trainspotting" handelt von der Drogensucht, aber Danny Boyle moralisiert nicht, stilisiert die Junkies nicht zu Opfern und identifiziert sich auch nicht mit ihnen, obwohl die
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Inhaltsangabe und Kommentar: © Dieter Wunderlich 2005
Drogenmissbrauch, Drogensucht |