Frederick Forsyth: In Irland gibt es keine Schlangen (Kurzgeschichten) |
Kritik: Frederick Forsyth entwickelt die Geschichten detailgenau, unterhaltsam und mit viel britischem Humor. Wie es sich für Short Stories gehört, treibt er die Handlungen jeweils auf eine Schlusspointe zu. ![]() |
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Frederick Forsyth: |
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Inhalt: Zehn Kurzgeschichten: In Irland gibt es keine Schlangen – Auftrag ausgeführt – Der Kaiser – Glück muss man haben – Wer zuletzt lacht – Corpus delicti – Wie du mir – Nur ein Soldat – Ein umsichtiger Mensch – Mit harten Bandagen ![]() |
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Frederick Forsyth:
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Inhaltsangabe:In Irland gibt es keine Schlangen
Um sein Medizinstudium in Belfast zu finanzieren, jobbt der aus Pandschab stammende Hindu Harkishan Ram Lal bei einem Abbruchunternehmen in Bangor. Er wird dem 41-jährigen irischen Vorarbeiter Big Billie Cameron zugeteilt, der mit seinem Trupp eine aufgelassene Whiskeybrennerei in Comber abreißt. Big Billie schikaniert Harkishan Ram Lal nicht nur, sondern beschimpft ihn auch wiederholt als "Nigger". "Red keinen Stuss, Frau. In Irland gibt es keine Schlangen, das weiß jedes Kind." Der Sohn Bobby hält die Schlange für eine Blindschleiche. Big Billie will mit dem vermeintlich ungefährlichen Tier den "Nigger" erschrecken. Nur weil er die Schlange ekelig findet und nicht anfassen mag, schützt er die Hand, mit der er sie packt, mit einem Topflappen.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
Im Lauf des Vormittags weiht er alle Arbeiter bis auf das Opfer in sein Vorhaben ein. "Du blöder Nigger", keuchte Big Billie, "weißt du das denn nicht? In Irland gibt's keine Schlangen."
Big Billie lacht am lautesten. Er sitzt im Gras und stemmt sich mit den Armen ab. Von dem Biss der kleinen Schlange merkt er nichts. Auftrag ausgeführt
Eigentlich rechnet der reiche, 37 Jahre alte Unternehmer Mark Sanderson gar nicht damit, dass er sich jemals ernsthaft verlieben würde, aber es passiert, als er die fünf Jahre jüngere Angela Summers in London kennenlernt. Sie ist zwar verheiratet, aber Mark ist gewohnt, alles zu bekommen, was er sich wünscht. Umso überraschter ist er, als Angela ihm erklärt, sie könne ihren Ehemann nicht verlassen, denn er sei schwach und brauche sie. Major Archibald Clarence Summers wartet in der gemeinsamen Villa San Crispin in Ondara südlich von Valencia auf sie, und sie kehrt zu ihm zurück.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
Dort bricht er in die Villa San Crispin ein und erschießt Archibald Clarence Summers.
Er sah das panische Entsetzen im Gesicht des Kunden und klopfte ihm tröstend auf die Schulter.
"Keine Sorge, Monsieur", sagte er beruhigend. "Auftrag ausgeführt. Ich hab' sie auch gleich erledigt." Wer zuletzt lachtDurch Zufall findet der Versicherungsangestellte Samuel Nutkin zwischen den Polstern des Pendlerzugs Edenbridge – London ein "Kontaktmagazin für sexbewusste Menschen". Obwohl er befürchtet, er könne einen Unfall haben und mit dem Blättchen erwischt werden, nimmt er es mit. Eine der Anzeigen geht ihm nicht mehr aus dem Sinn, zumal er mit seiner Ehefrau Lettice schon lange keinen Sex mehr hatte. Sie war meist ans Bett gefesselt und gab die Schuld einer schweren Arthritis und einem schwachen Herzen, während Dr. Bulstrode einen schweren Fall von Hypochondrie annahm.
Schließlich schreibt er der "verehrten gnädigen Frau" unter der angegebenen Chiffre, nennt als Absender allerdings vorsichtshalber neben der richtigen Adresse einen falschen Namen: Henry Jones. Tatsächlich erhält er Antwort von einer Sally in Bayswater, und als er sie in der nächsten Mittagspause von einer Telefonzelle aus anruft, verabredet sie sich mit ihm in ihrer Wohnung. Von ihren Freunden erwarte sie kleine Geschenke, etwa 20 Pfund, erklärt sie ihm noch, bevor sie auflegt. Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, einen Betrag von tausend Pfund lose in der Tasche herumzutragen. [...] Er ging also in ein Geschäft für Büroartikel und kaufte eine kleine Stahlkassette mit Schlüssel. In verschiedenen anderen Läden besorgte er ein Pfund Puderzucker (für den Geburtstagskuchen seiner Frau, erklärte er), eine Dose Dünger für seine Rosen, eine Mausfalle für die Küche, ein Stück Leitungsdraht für den Sicherungskasten unter der Treppe, zwei Taschenlampenbatterien, einen Lötkolben, um den Wasserkessel zu flicken und ein paar weitere harmlose Gegenstände, die jeder gewissenhafte Hausvater zur Hand haben sollte.
Der Erpresser erklärt ihm bei weiteren Anrufen, wie er das Lösegeld zu übergeben habe, und Nutkin folgt den Anweisungen. Während er zu dem Park geht, wo er das Geldkuvert ablegen soll, fällt ihm ein am Straßenrand haltender Motorradfahrer auf, der scheinbar eine Karte studiert. Das Gesicht kann er nicht erkennen, weil der Mann nicht nur einen Sturzhelm und eine Schutzbrille trägt, sondern auch einen Schal ums Kinn geschlungen hat. Der Motorradfahrer ruft, ob er ihm helfen könne, und als Nutkin bei ihm ist, verlangt er das Geld. Im nächsten Augenblick gibt er Gas.
"Äh … was ich zu besprechen habe, Mr Nutkin, ist sozusagen persönlicher Natur, vielleicht sogar ein bisschen peinlich", begann er.
Erst nach einigem Hin und Her erklärt der Polizist, die Angelegenheit sei nicht peinlich für ihn, sondern für Nutkin. Die Polizei habe bei einer Wohnungsdurchsuchung im Londoner West End 30 Umschläge mit Namen und Adressen von Männern sowie kompromittierenden Fotos gefunden, sagt Smiley, darunter auch von Nutkin. "Erpressung", flüsterte er. "O mein Gott, das ist ja noch schlimmer."
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht, Nutkin berichtet, wie er auf die Prostituierte aufmerksam wurde, Kontakt mit ihr aufnahm und sie besuchte. Von den Fotos habe er nichts gewusst, lügt er, und ein Erpressungsversuch habe nicht stattgefunden. Vermutlich seien die Erpresser vor dem Zugriff der Polizei nicht mehr dazu gekommen. Schließlich eröffnet der Detective ihm, dass die Ermittlungen über die Erpressungen des Gaunerpaars dazu dienen, einen Mordfall aufzuklären.
"Wollen Sie sagen, die beiden haben auch jemanden umgebracht?" Nachdem der Detective gegangen ist, schaut Samuel Nutkin ein im Juli 1943 in dem Dorf Steeple Norton aufgenommenes Foto an. Es zeigt ihn als Gefreiten zusammen mit Major Mike Halloran nach der Entschärfung einer 5-Tonnen-Bombe. |
Buchbesprechung:
Unter dem Titel "No Comebacks" wurden 1982 in London zehn Kurzgeschichten von Frederick Forsyth zusammengefasst. Für die deutsche Ausgabe wählte der Verlag den Titel "In Irland gibt es keine Schlangen".
Frederick Forsyth entwickelt die Geschichten detailgenau, unterhaltsam und mit viel britischem Humor. Wie es sich für Short Stories gehört, treibt er die Handlungen jeweils auf einen überraschenden Schlussakkord zu. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015
Frederick Forsyth: Der Schakal (Verfilmung) |