Peter Handke: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (Erzählung) |
Kritik: "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" von Peter Handke ist eine spröde Krankengeschichte über die schizophrene Diskrepanz zwischen dem Innenleben des Protagonisten und der von ihm beobachteten Außenwelt. ![]() |
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Peter Handke: |
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Inhalt: Der Monteur Josef Bloch glaubt, man habe ihm gekündigt. Von einem Tag zum anderen fällt er aus der Welt heraus. Ziellos lungert er herum und weiß nicht, was er anfangen soll. Er findet sich nicht mehr zurecht, und was er sieht und hört, verstört ihn. Seine Entfremdung gegenüber der offenbar funktionierenden, aber für ihn völlig undurchschaubaren Umwelt wird zur existenziellen Qual. ![]() |
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter |
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Peter Handke: |
Inhaltsangabe:Dem Monteur Josef Bloch, der früher ein bekannter Tormann gewesen war, wurde, als er sich am Vormittag zur Arbeit meldete, mitgeteilt, dass er entlassen sei. Jedenfalls legte Bloch die Tatsache, dass bei seinem Erscheinen in der Tür der Bauhütte, wo sich die Arbeiter gerade aufhielten, nur der Polier von der Jause aufschaute, als eine solche Mitteilung aus und verließ das Baugelände. (Seite 7)
So beginnt die Erzählung "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter".
Alles, was er sah, störte ihn; er versuchte, möglichst wenig wahrzunehmen. (Seite 7) Nach dem Frühstück setzen sie sich aufs Bett. Plötzlich würgte er sie. Er hatte gleich so fest zugedrückt, dass sie gar nicht dazu gekommen war, es noch als Spaß aufzufassen. (Seite 20)
Im Hotel hat man sein Zimmer bereits ausgeräumt und seine Aktentasche in die Abstellkammer gestellt, weil es so aussah, als kehre er nicht zurück. Über dem Musikautomaten erblickte Bloch ein beschädigtes Hirschgeweih. Die Kellnerin erklärte, es stamme von einem Hirsch, der sich ins Minenfeld verirrt habe. (Seite 32)
Wie unter Zwang will er wissen, was die einzelnen Gegenstände im Hotelzimmer gekostet haben, oder die Wochenkarte der Friseuse, die ihm die Haare im Nacken ausrasiert, und als er an einer Obststeige mit einem umgefallenes Preisschild vorbeikommt, stellt er es auf.
Er war so entfernt von den Vorgängen, dass er selber in dem, was er sah oder hörte, gar nicht mehr vorkam. (Seite 64)
Weil sein Geld knapp wird, isst er nicht mehr im Gasthaus, sondern kauft sich in einer Metzgerei zwei Wurstsemmeln. Dabei erfährt er, dass der Zollwachebeamte inzwischen die Leiche des vermissten Schülers fand. Bloch ruft seine Exfrau an und ersucht sie, ihm mit etwas Geld auszuhelfen, aber sie legt einfach auf. Er wollte etwas sagen, aber als er die Zunge bewegte, schlug das Blut im Mund Blasen. Er setzte sich an einen Tisch und zeigte mit einem Finger, dass man ihm etwas zu trinken bringen solle. Die andern am Tisch kümmerten sich nicht um ihn. Die Kellnerin brachte ihm eine Flasche Bier ohne Glas [...] Er war zu schwach, die Bierflasche mit einer Hand zu heben; so umklammerte er sie mit beiden Händen und beugte sich vor, um sie nicht zu hoch anheben zu müssen. (Seite 87)
In der Zeitung findet er am nächsten Tag eine Beschreibung von sich selbst. Einer Frau im Bus war er aufgefallen, weil er Münzen verloren hatte, amerikanische Münzen, wie sie auch neben der toten Kassiererin gefunden worden waren. Ihre Beschreibung stimmt mit der eines Bekannten der Ermordeten überein, der sie am Abend vor der Tat vom Kino abgeholt und ihn nahe des Kinos gesehen hatte.
"Es ist sehr schwierig, von den Stürmern und dem Ball wegzuschauen und dem Tormann zuzuschauen", sagte Bloch. (Seite 104) |
Buchbesprechung:
"Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" von Peter Handke ist eine spröde Krankengeschichte über die schizophrene Diskrepanz zwischen dem Innenleben des Protagonisten und der von ihm beobachteten Außenwelt. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Peter Handke: Wunschloses Unglück |