Steve Jones: Darwins Garten. Leben und Entdeckungen des Naturforschers Charles Darwin und die moderne Biologie |
Steve Jones: Darwins GartenLeben und Entdeckungen des Naturforschers Charles Darwin und die moderne Biologie |
Inhaltsangabe:Der britische Naturforscher Charles Darwin (1809 – 1882) wird mit der Evolutionstheorie assoziiert (Darwinismus), und jeder kennt zumindest den Titel seines Buches "Über die Entstehung der Arten im Tier- und Pflanzen-Reich durch natürliche Züchtung, oder Erhaltung der vervollkommneten Rassen im Kampfe ums Dasein" ("On the origin of species by means of natural selection, or the preservation of favoured races in the struggle for life", London 1859).
[Die verbreiteten] Vorstellungen haben nicht viel mit der Wirklichkeit gemein. Darwin war kein angestellter Naturforscher, sondern er bezahlte seine Reise als Begleiter des Kapitäns der Beagle aus eigener Tasche. Während der fünfjährigen Reise verbrachte er nur fünf Wochen auf Galápagos, und davon nur die Hälfte der Zeit an Land, und besuchte nur vier der rund ein Dutzend Inseln des Archipels. Er zeigte nur geringes Interesse an seiner Finkensammlung und verwahrte sie achtlos in einer Kiste, ohne festzuhalten, woher die Exemplare stammten, denn viele der berühmten Vögel kamen auf mehreren Inseln vor, nicht nur auf einer. Es vergingen zwei Jahrzehnte bis zum Erscheinen der Entstehung der Arten (ein Werk, in dem der Ausdruck "Evolution" nicht ein einziges Mal vorkommt). Der Ausdruck "Survival of the Fittest" (das Überleben der bestangepassten Individuen) stammt nicht von Darwin, sondern wurde von dem Philosophen Herbert Spencer geprägt als zusammenfassender Begriff für die natürliche Auslese, das Herzstück der Evolutionstheorie. Die Evolution ist nicht teleologisch, sie folgt keinem Endziel.
Die Darwin-Maschine folgt keiner Strategie und kann nicht nach vorne blicken. Nur wenige wissen, dass Charles Darwin sich mit sehr viel mehr Themen beschäftigte und darüber schrieb.
Darwins fünfzigjährige Arbeit über Rankenfüßer und Kletterpflanzen, Haustiere und Regenwürmer sollten die Biologie für immer verändern. Seine Texte verfasste Charles Darwin so, dass sie nicht nur von Wissenschaftlern, sondern auch von gebildeten Laien verstanden werden. Charles Darwin war somit der erste populär-wissenschaftliche Autor. Steve Jones beschäftigt sich in seinem Buch "Darwins Garten. Leben und Entdeckungen des Naturforschers Charles Darwin und die moderne Biologie" vor allem mit den weniger bekannten Forschungsgebieten Darwins.
In diesem Buch geht es um den verkannten Darwin, die berühmteste Persönlichkeit auf dem Gebiet der Biologie, und um seine jahrelangen Forschungen über Pflanzen, Tiere und Menschen in seinem Heimatland.
Von Ende 1831 bis Oktober 1836 unternahm Charles Darwin eine Weltumsegelung auf der "Beagle". Am 29. Januar 1839 heiratete er seine Cousine Emma Wedgwood (1808 – 1896). Ab 1842 lebte die Familie in Down House bei dem südlich von London gelegenen Dorf Down(e). Dort und in der Umgebung des Anwesens seiner Schwägerin Sarah Elizabeth Wedgwood in Hartfield, Sussex, erforschte Charles Darwin heimische Pflanzen. (Down House
Die an unseren Ufern vorkommenden Arten fristen ihr Leben quasi verkehrt herum, denn sie stehen auf dem Kopf und wedeln mit den Füßen im Wasser über ihnen. Da viele Arten von zweigeschlechtlichen Rankenfüßern an einem Ort festsitzen, fällt es ihnen nicht leicht, sich zu vermehren: Aus diesem Grund muss jedes Männchen ständig mit dem Penis wedeln (dessen Erektion eine Menge hydraulischer Energie verschlingt) und ihn so weit ausstülpen, bis er einen seiner Nachbarn berührt, in der Hoffnung, dass wenigstens einer davon ein Weibchen ist. Diejenigen, die in einer Gruppe mit wenigen Individuen leben, zwischen denen größere Abstände herrschen, müssen ein längeres Organ ausbilden, wenn sie Erfolg haben wollen, als diejenigen, die dicht gedrängt siedeln.
Die Würmer in "Darwins Garten" wurden über Jahre hinweg beoachtet. Was Charles Darwin darüber herausfand, schildert er in "Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer mit Beobachtungen über deren Lebensweise" (1881). Steve Jones geht darauf ausführlich ein und beschreibt die erstaunlichen Leistungen von (Regen-)Würmern, die selbst Prärien in fruchtbares Land verwandeln.
Darwin selbst erkannte, dass Pflanzen einen Tastsinn haben müssen, da die Kletterpflanzen sofort ihr Verhalten ändern, wenn sie einem vertikalen Objekt begegnen. Sie stellen dann sofort ihre weiteren Kreisbewegungen ein und beginnen, sich um die neue Stütze herum zu winden. Auch Wurzeln sondieren den Erdboden und wachsen notfalls um einen Stein herum, den sie nicht bewegen können. Auch wenn Pflanzen sich nach dem Licht ausrichten, bewegen sie sich. Darwin konnte zeigen, dass es dabei auf die Triebspitze ankommt. Um mit der Außenwelt zurechtzukommen, muss jedes Lebewesen, ob Pflanze oder Tier, herausfinden, was dort vor sich geht, diese Information an den richtigen Ort weiterleiten und dann auf die Herausforderungen der Natur auf geeignete Weise reagieren. Der Mensch erledigt dies mit seinen Augen, Ohren, Nerven, Hirnzellen und Muskeln. Pflanzen besitzen nichts davon, kommen aber trotzdem erstaunlich gut zurecht. Was Charles Darwin darüber in Erfahrung bringen konnte, erläuterte er in "Die Bewegungen und Lebensweise der kletternden Pflanzen" (1865) und in "Das Bewegungsvermögen der Pflanzen" (1880). Nach seinem Tod, im Jahr 1913, wurde der Botenstoff nachgewiesen, mit dem Pflanzen ihre "Bewegung" steuern können: Auxin. Es handelte sich um die Entdeckung des ersten Hormons. |
Buchbesprechung:
Wer etwa aufgrund des Untertitels "Leben und Entdeckungen des Naturforschers Charles Darwin und die moderne Biologie" etwas wie eine Biografie erwartet, wird von "Darwins Garten" enttäuscht sein. Über Darwins Leben erfahren wir in dem Buch so gut wie nichts. Steve Jones (* 1944) beschäftigt sich stattdessen mit einigen weitgehend unbekannten Schriften des Forschers und stellt Darwins Erkenntnisse auf ganz verschiedenen Gebieten der Biologie in den Kontext des heutigen Wissens. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011 |