Claire Keegan: Das dritte Licht (Erzählung) |
Claire Keegan: Das dritte Licht |
Inhaltsangabe:
Am Sonntag nach der Frühmesse in Clonegal bringt Dan die älteste seiner Töchter zu entfernten Verwandten seiner Frau Mary, die auf einer Farm in Wesford leben. Dabei kommen sie durch Shillelagh, wo er beim Kartenspiel ein Rind verloren hat.
Unsere Mutter badet uns in so wenig Wasser wie möglich und zwingt uns, dasselbe Wasser zu benutzen. Weil Dan versehentlich die von der Mutter eingepackte Kleidung wieder mitnahm, geht Edna mit dem Mädchen nach dem Baden mit ins Schlafzimmer und stöbert in einer Kommode.
"Vielleicht passen dir die." Danach fragt Edna das Kind, ob es sie zum Wasserholen am Brunnen begleiten wolle.
Etwas an der Art, wie sie das sagt, bringt mich auf den Gedanken, es könnte etwas sein, das wir nicht tun sollten. In der ersten Nacht nässt das Kind das Bett ein, aber am nächsten Morgen wird es nicht geschimpft. Edna meint, die Matratze habe geweint. Sie schleppt die Matratze ins Freie, schrubbt sie ab und lässt sie in der Sonne trocknen. Sie ist wie der Mann, verrichtet alles ohne Hast, aber keiner von beiden hält jemals wirklich inne. John schlägt vor, in Gorey Kleidung für das Kind zu kaufen. Edna entgegnet: "Sie sieht ja wohl sauber und ordentlich aus, oder?" Aber John weist sie zurecht: "Du weißt genau, wovon ich rede, Edna." Nachdem Edna Kleider für das Mädchen gekauft hat, fährt sie mit ihm zu einem Haus, in dem sich Trauergäste um einen aufgebahrten Toten versammelt haben. John Kinsella schaufelte das Grab. Nun sitzen die Männer herum und stellen ihre Gläser auf dem geschlossenen Teil des Sarges ab. Eine Frau namens Mildred nimmt das Mädchen mit nach Hause und nutzt die Gelegenheit, es auszufragen. "Hängen noch die Kleider von dem Kind im Schrank?"
Die Schülerin weiß nichts von einem Kind der Kinsellas. Mildred klärt sie auf: Das Ehepaar hatte einen Sohn, aber der lief dem Jagdhund der Familie nach, fiel in die Jauchegrube und ertrank. Die Kinsellas seien beide über Nacht weißhaarig geworden, erzählt Mildred. Sie werfen sich vor, nicht besser auf ihren Sohn aufgepasst zu haben. – Das Mädchen trug also zunächst Kleidung des toten Jungen. Deshalb schlug John vor, in Gorey neue Sachen zu besorgen. Kinsella nimmt meine Hand in seine. Ich merke, dass mein Vater kein einziges Mal meine Hand gehalten hat, und ein Teil von mir will, dass Kinsella mich loslässt, damit dieses Gefühl vergeht. Es ist ein hartes Gefühl, aber als wir weitergehen, beruhige ich mich und lasse den Unterschied zwischen meinem Leben zu Hause und dem, das ich hier führe, auf sich beruhen.
Obwohl das Kind bei den Kinsellas eine ungewohnte Zuwendung erfährt, spricht es Edna bis zum Schluss mit Sie an und erzählt nur von der "Frau", ohne sie beim Namen zu nennen.
Ich fliege in seine Arme, und er hebt mich hoch. Lange Zeit hält er mich fest umschlossen. Edna schluchzt im Auto.
Ich wage es nicht, die Augen offen zu halten, und tue es doch, starre an Kinsellas Schulter vorbei die Auffahrt hinauf und sehe, was er nicht sehen kann. Wenn ein Teil von mir aus tiefstem Herzen wieder heruntergelassen werden will, der Frau, die sich so gut um mich gekümmert hat, sagen will, dass ich es nie, niemals verraten werde, so hält mich etwas noch Tieferes in Kinsellas Armen fest. |
Buchbesprechung:
Die Erzählung "Das dritte Licht" dreht sich um ein irisches Kind, das in einer verwahrlosten Familie heranwächst und während eines Ferienaufenthalts bei einem traumatisierten älteren Ehepaar erstmals Zuwendung erfährt. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014
Claire Keegan: Durch die blauen Felder |