Günter Kunert: Alltägliche Geschichte einer Berliner Straße (Erzählung) |
Günter Kunert: |
Inhaltsangabe: Alles weitere wird dadurch bestimmt, dass D. Platzker nicht auf das Ende wartet; auf das einer Ansprache, die ein anderer hält, Volksbesitzer von Beruf, ein Anti-Mensch eher, der im Gegensatz zu Platzker durch seinen Namen hinlänglich gekennzeichnet wird. Platzker packt seine Zahnbürste ein, das wenige Geld, das er besitzt, und seinen Pass. Dann nimmt er die Straße mit einem Ruck auf, rollt sie zusammen und verbirgt sie unter seinem Mantel. Als er über die Grenze fährt, ruht die Straße unter seinem Sitz; bei der Grenzkontrolle beachtet man sie nicht weiter, sucht nach Wertvollerem, zieht Platzker den Mantel aus und lugt ihm unter den Hut und entlarvt vor seinem Namen das D Punkt als David und Ausreisegrund. Man hindert ihn jedoch nicht, sein Heil vor dem Unheil in der Flucht zu suchen. Im Ausland verdächtigt man ihn, ein deutscher oder antideutscher Spion oder beides zugleich zu sein und interniert ihn deshalb. [...] eines Tages wird ihm das Ende jenes Mannes mitgeteilt, dessentwegen er fortging; dazu das Ende des Krieges und damit vor allem das seiner Internierung.
David Platzker kehrt nach Berlin zurück und beabsichtigt, die Straße – die ihm nicht gehört – wieder zurückzulegen, aber sie passt nicht mehr. |
Buchbesprechung: Wer wie Kunert hartnäckig und in immer neuen Bildern die Sinnlosigkeit unserer Welt beschwört, der verrät damit, dass er nicht aufhören kann, nach dem Sinn dieses Daseins zu fragen. (Marcel Reich-Ranicki 1980)
Günter Kunert wurde 1929 in Berlin geboren. Weil der Vater sich weigerte, seine jüdische Ehefrau zu verstoßen, schlossen die Nationalsozialisten Günter vom Besuch einer höheren Schule aus.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003 Textauszüge: © Carl Hanser Verlag Seitenanfang |
Günter Kunert: Die Waage |