Angelina Maccarone: Fremde Haut mit Jasmin Tabatabai, Anneke Kim Sarnau u. a. |
Angelina Maccarone: Fremde Haut |
Inhaltsangabe:
Die neunundzwanzigjährige iranische Dolmetscherin Fariba Tabrizi (Jasmin Tabatabai) wird in Teheran bei einer lesbischen Beziehung ertappt. Um der zu befürchtenden Todesstrafe zu entgehen, fliegt sie mit gefälschten Papieren nach Deutschland. Kurz nach dem Start legt sie in der Toilette den Tschador ab. Bei der Passkontrolle auf dem Frankfurter Flughafen wird sie festgenommen und einer Leibesvisitation unterzogen. Man bringt sie ins Auffanglager. Bei den Verhören behauptet sie, im Iran politisch verfolgt worden zu sein,
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
Als man "Siamak" in der Ausländerbehörde erklärt, "sein" Asylantrag sei abgelehnt worden und "er" müsse Deutschland innerhalb von zwei Wochen verlassen, hat "er" das Geld für die gefälschten Papiere noch nicht beisammen, und Lächle lässt sich auf keine Kompromisse ein. In dieser fast ausweglosen Lage gibt Fariba nicht auf, sondern weiht Anne in ihr Geheimnis ein, damit diese ihr hilft, bei einer Leihwagen-Agentur ein Auto zu stehlen. Dafür bekommt Fariba von Lächle endlich den gefälschten Ausweis. |
Filmkritik:Was mich interessiert, ist das Unveränderliche und die Veränderung der eigenen Identität. Die Tatsache, dass Fariba gezwungen ist, eine andere Identität anzunehmen, sich in einen fremden Körper zu verwandeln, verleiht dem Zustand des Exils noch mehr Schwere. Sie muss sich unterwerfen, nicht nur einem externen Exil, sondern auch einem internen. (Angelina Maccarone über ihren Film "Fremde Haut") In "Fremde Haut" geht es vor allem um die Themen Identität und Unterdrückung: Die Iranerin Fariba, die in Deutschland so tun muss, als sei sie ein Mann namens Siamak und sich den Oberkörper straff umwickelt, um ihren Busen zu verbergen, ist in die falsche Identität – in "fremde Haut" – regelrecht eingezwängt. Bereits in Teheran musste sie ihre eigentliche Identität verbergen, denn sie ist lesbisch, und auf Homosexualität steht im Iran die Todesstrafe.
Vollzogen wird sie aber praktisch nur an Männern, weil es die weibliche Sexualität ja gar nicht geben darf, und diese schon gar nicht.
Obwohl "Fremde Haut" von Asylanten handelt, gehen die Regisseurin Angelina Maccarone und die Kamerafrau Judith Kaufmann, die zusammen auch das Drehbuch schrieben, nicht näher auf die politische Problematik ein. "Fremde Haut" steht und fällt mit seiner Protagonistin Jasmin Tabatabai. Ihre Metamorphosen zwischen den Identitäten, zwischen den Geschlechtern, zwischen den Zugehörigkeiten – das ist es, was "Fremde Haut" weitgehend trägt. Es ist ein kleiner Film, unprätentiös in seiner (auch visuellen) Form, unbequem in seiner Haltung, in dem, was er erzählt. (Thilo Wydra, Bayerischer Rundfunk) |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008 |