Dennis Meadows u.a.: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit |
Dennis Meadows, Donella Meadows, Erich Zahn, Peter Milling:Die Grenzen des WachstumsBericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit |
Inhaltsangabe und Buchbesprechung:
Der Club of Rome wurde 1968 von dem italienischen Unternehmer Aurelio Peccei (1908 – 1984) und dem schottischen Wissenschaftler Alexander King (1909 – 2007 in der Accademia dei Lincei in Rom gegründet. Es handelt sich um einen unkommerziellen, informellen und internationalen Zusammenschluss von Wissenschaftlern, Industriellen, Ökonomen und Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben mit dem Zweck, die Ursachen und Zusammenhänge der kritischen Menschheitsprobleme zu ergründen. So initiierte der Club of Rome eine Studie, die (übrigens mit finanzieller Förderung durch die Stiftung Volkswagenwerk) vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) durchgeführt wurde und für weltweites Aufsehen sorgte.
Zwei Gründe haben uns vor allem veranlasst, das MIT zu ersuchen, die vorliegende Untersuchung durchzuführen:
Das Forscherteam am MIT um den Ökonomen Dennis Meadows (* 1942) und dessen damaliger Ehefrau, der Umweltforscherin Donella Meadows (1941 – 2001), arbeitete mit einem Computermodell, das Jay Wright Forrester (* 1918),
Ein dynamisches Modell beruht auf denselben unvollständigen Informationen, wie sie intuitiven Modellen zu eigen sind, aber es ermöglicht die organisierte Ordnung zahlreicher Informationen aus den verschiedenen Quellen mittels einer Struktur von Regelkreisen, die sie exakt miteinander dynamisch verknüpft und jederzeit der Analyse zugänglich macht. Untersucht wurden die fünf wichtigsten Trends mit globaler Wirkung:
Dementsprechend berücksichtigte World3 fünf Grundgrößen (Pegel):
In ihrem Buch "Die Grenzen des Wachstums" zeigen die Autoren zunächst, dass entscheidende Parameter wie das Bevölkerungswachstum nicht linear, sondern exponentiell wachsen, und sie erläutern ausführlich, was das bedeutet.
Der Verlauf fast aller menschlichen Aktivitäten von der Nutzung von Kunstdünger bis zur Ausbreitung von Städten über das Land kann mit exponentiellen Wachstumskurven beschrieben werden. Die zweite wichtige Feststellung des Forscherteams bezieht sich auf die Wechselwirkungen zwischen den Parametern: Sie sind durch Regelkreise miteinander verknüpft. Auch das wird im Buch eingehend dargestellt. Im Weltsystem sind zwei positive Regelkreise wirksam, die exponentielles Wachstum von Bevölkerung und Industriekapital hervorrufen. [...] Die wichtigen negativen Regelkreise im Weltsystem bringen die Umweltverschmutzung, die Erschöpfung natürlicher Rohstoffe und die Hungersnöte mit sich. Obwohl Dennis Meadows, Donella Meadows und ihre Kollegen mit verschiedenen Szenarien arbeiteten, prognostierte das Computer-Modell immer wieder, dass die Grenzen des Wachstums innerhalb von 100 Jahren erreicht werden und es dann zum Kollaps des Weltsystems kommen wird, falls die Menschheit nicht wirkungsvoll gegensteuert. Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht. Mit großer Wahrscheinlichkeit führt dies zu einem ziemlich raschen und nicht aufhaltbaren Absinken der Bevölkerungszahl und der industriellen Kapazität. Allerdings sei diese Entwicklung nicht unausweichlich, betonen die Wissenschaftler. Es erscheint möglich, die Wachstumstendenzen zu ändern und einen ökologischen und wirtschaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen, der auch in weiterer Zukunft aufrechterhalten werden kann. Er könnte so erreicht werden, dass die materiellen Lebensgrundlagen für jeden Menschen auf der Erde sichergestellt sind und noch immer Spielraum bleibt, individuelle menschliche Fähigkeiten zu nutzen und persönliche Ziele zu erreichen.
Je eher die Menschheit damit anfange, die entscheidenden Wachstumstendenzen zu dämpfen, also v. a. das Bevölkerungswachstum und den Schadstoffausstoß zu vermindern, desto größer seien die Chancen, den Zusammenbruch zu vermeiden und stattdessen einen Gleichgewichtszustand zu erreichen. Wir sind überzeugt, dass eine klare Vorstellung über die quantitativen Grenzen unseres Lebensraums und die tragischen Konsequenzen eines Überschießens seiner Belastbarkeit dafür wesentlich ist, neue Denkgewohnheiten zu entwickeln, die zu einer grundsätzlichen Änderung menschlichen Verhaltens und damit auch der Gesamtstruktur der gegenwärtigen Gesellschaft führen. (Exekutivkomitee des Club of Rome)
1973 wurde der Club of Rome mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Die Nutzung vieler natürlicher Ressourcen und die Freisetzung schlecht abbaubarer Schadstoffe haben bereits die Grenzen des physikalisch auf längere Zeit Möglichen überschritten. Wenn der Einsatz dieser Materialien und die Energieflüsse nicht entscheidend gesenkt werden, kommt es in den nächsten Jahrzehnten zu einem nicht mehr kontrollierbaren Rückgang der Nahrungsmittelerzeugung, der Energieverfügbarkeit und der Industrieproduktion.
Buchveröffentlichung:
The end of growth, in whatever form, seemed to us to be a very distant prospect in 1972. All World3 scenarios in LTG [Limits to Growth] showed growth in population and economy continuing well past the year 2000. Even in the most pessimistic LTG scenario the material standard of living kept increasing all the way to 2015. Thus LTG placed the end of growth almost 50 years after the publication of the book. That seemed to be time enough for deliberation, choice, and corrective action – even at the global level. Die Wissenschaftler kamen zu dem ernüchternden Schluss, dass seit der Veröffentlichung von "Die Grenzen des Wachstums" drei Jahrzehnte ohne durchgreifende Maßnahmen verstrichen seien. Consequently, we are much more pessimistic about the global future than we were in 1972. It is a sad fact that humanity has largely squandered the past 30 years in futile debates and well-intentioned, but halfhearted, responses to the global ecological challenge. We do not have another 30 years to dither. Much will have to change if the ongoing overshoot is not to be followed by collapse during the twenty-first century.
Buchveröffentlichungen: Technisch gesehen wären wir in der Lage, den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Wir könnten bis 2050 die Emissionen um mehr als 60 Prozent zurückfahren. Es wäre ja nicht mal zu teuer, ein bis zwei Prozent des Bruttosozialprodukts würden ausreichen. Trotzdem wird es nicht passieren, weil die Demokratien mit ihrem Vierjahreszyklus auf die Gunst der Wähler angewiesen sind. Und der Kapitalismus funktioniert nun mal so, dass er schaut, wie man kurzfristig die höchste Rendite erzielen kann. Wir alle sind nicht willens, heute kleine Opfer zu bringen, um die riesigen Opfer in 50 Jahren zu vermeiden. (Jørgen Randers im Interview mit Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung, 29. Dezember 2012)
Buchveröffentlichung: |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012 |