Amos Oz: Plötzlich tief im Wald. Ein Märchen |
Amos Oz: Plötzlich tief im Wald |
Inhaltsangabe:Das Dorf war grau und traurig. Um es herum waren nur Berge und Wälder, Wolken und Wind. Es gab keine anderen Dörfer in der näheren Umgebung [...] Ganz selten kam ein wandernder Handwerker oder ein Hausierer vorbei, und ab und an verirrte sich auch ein Bettler dorthin. Doch keiner blieb länger als zwei Nächte, denn das Dorf war verflucht. (Seite 13)
Nach Einbruch der Dunkelheit verlässt keiner der Dorfbewohner mehr sein Haus, denn alle fürchten sich vor Nehi, dem Bergteufel. Und dabei wollte ich unbedingt einer von ihnen sein. Ich habe mir die ganze Zeit solche Mühe gegeben, genauso zu sein wie alle anderen. Mehr als alle anderen wollte ich sein wie alle anderen. Aber je mehr ich mich bemühte, umso mehr wurde ich verachtet. (Seite 81)
Im Alter von zehn Jahren verliebte er sich in die gleichaltrige Mitschülerin Emanuela, wagte jedoch nicht, ihr seine Gefühle zu offenbaren, weil er befürchtete, ausgelacht zu werden. Schließlich verzichtete er auf die Gesellschaft anderer, freundete sich stattdessen mit Hunden und Katzen an und lernte deren Sprachen. Daraufhin hielt man ihn erst recht für einen Außenseiter, und seine Eltern schämten sich seinetwegen. Sie hatten nichts dagegen, dass er sich tagelang allein im Wald herumtrieb. In einer Winternacht verließ er das Dorf, und alle Tiere folgten ihm. In dem Bergschloss, dass er im Lauf der Zeit errichtete, frisst kein Tier ein anderes, sondern sie ernähren sich alle von Tolinen, Früchten, die an Bäumen wachsen. Versucht es, bis sich ihre Herzen eines Tages vielleicht wandeln und wir vom Berg herunterkommen können. (Seite 111) |
Buchbesprechung:"Plötzlich tief im Wald" ist ein Märchen für Kinder und Erwachsene. Amos Oz erzählt von einer unglücklichen menschlichen Gemeinschaft, die im Bann eines Ereignisses lebt, das sich vor vielen Jahren zutrug. Die Erwachsenen, die es noch erlebten, wollen nicht darüber sprechen, aber zwei mutigen Kindern gelingt es, das Geheimnis aufzudecken: Ursache des Unglücks ist die Neigung vieler Kinder und Erwachsener, andere zu verspotten und zu verhöhnen. Um den Bann zu brechen, müssen Neid und Schadenfreude überwunden und Außenseiter in die Gemeinschaft zurückgeholt werden. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006
Amos Oz (Kurzbiografie) |