György Pálfi: Hukkle. Das Dorf mit Ferenc Bandi u. a. |
György Pálfi: Hukkle. Das Dorf |
Inhaltsangabe:
Die Bewohner eines ungarischen Dorfes gehen ihren Gewohnheiten nach.
Die ihren Mann nicht mehr liebt, bereitet Tollkirschen für ihn und fügt Paprikapulver hinzu. So wird sie im Morgengrauen zur Witwe. Wenn sie ihren Mann immer noch liebt, bereitet sie ein gutes Abendmahl für ihn. Onkel Cseklik sitzt auch am nächsten Tag auf der Bank vor seinem Haus und hat Schluckauf. (Nach dem Abspann sehen wir ihn noch einmal.) Das Leben geht weiter. |
Filmkritik:Das ungarische Wort "Hukkle" entspricht dem deutschen "Hicks" und bezeichnet lautmalerisch einen Schluckauf. Auf den ersten Blick scheint es sich bei "Hukkle. Das Dorf" um eine Art Dokumentarfilm über den Mikrokosmos des Landlebens zu handeln. Doch die Idylle trügt, denn hinter der scheinbar harmlosen Oberfläche verbirgt sich wie bei einem Bilderrätsel eine böse Geschichte. Ich wollte einen auf Fiktion basierenden dokumentarischen Spielfilm drehen, an Originalschauplätzen und mit Darstellern aus Ozara. Aber die Geschichte ist Fiktion vom Anfang bis zum Schluss. (György Pálfi) Die orginelle, humorvolle und unterhaltsame Groteske "Hukkle. Das Dorf" entspricht nicht den Seh- und Hörgewohnheiten im Kino. György Pálfi (*1974) kommt ohne Dialoge aus, aber es gibt ständig etwas zu sehen und zu hören. Gergely Pohárnok konzentriert sich mit seiner Kamera häufig auf Details und geht so nah an Menschen, Tiere und Sachen heran, dass man erst einmal gar nicht erkennt, um was es sich handelt. Vom Detail schneidet Ágnes Mógor nicht selten auf die Totale, und bei diesen Aufnahmen befindet sich die Kamera mitunter hoch in der Luft an einem Kran oder einem Hubschrauber. Wir folgen einem Maulwurf durch die Gänge und schwimmen mit Fischen und Fröschen im trüben Wasser. Blätter wachsen im Zeitraffer. Ein Kampfjet verharrt bildfüllend über dem Fluss in der Nähe des Dorfes und jagt dann unter der Brücke durch. Immer wieder werden längere Szenen von einer fest montierten und auch weder geschwenkten noch gezoomten Kamera aufgenommen. Wenn beispielsweise eine alte Frau Maiglöckchen pflückt, sehen wir zunächst eine Nahaufnahme ihres Gesichts, und während sie sich bückt, blicken wir ins Leere, weil die Kamera der Bewegung nicht folgt. Zu diesen ungewöhnlichen Bildern gibt es statt einer Musikuntermalung – Musik hören wir wie bei einem Dogma-95-Film nur, wenn sie in der Szene gespielt wird – eine sorgfältig komponierte Geräuschkulisse. (Selbst der Abspann ist noch hörenswert.) Ich denke, dass das wichtigste strukturierende und organisierende Element des Films der Rhythmus ist, die verschiedenen Geräusche und Stimmen, die anstelle von Worten und Sätzen in konkreten Situationen benutzt werden und eine seltsame Mischung bilden, eine Art "Sinfonie von Geräuschen". (György Pálfi) "Hukkle. Das Dorf" wurde 2003 in der Kategorie "bester ausländischer Film" für einen "Oscar" nominiert. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007 |