Edgar Reitz: Heimat. Eine deutsche Chronik mit Marita Breuer u. a. |
Edgar Reitz: Heimat. Eine deutsche Chronik |
Fernweh (1919 - 1928)120 Minuten
Im Mai 1919 kehrt Paul Simon (Michael Lesch) aus der Gefangenschaft in Frankreich in das Hunsrück-Dorf Schabbach zurück und wird von seinen Eltern Katharina (Gertrud Bredel) und Mathias Simon (Willi Burger) sowie seinen Geschwistern Eduard (Rüdiger Weigang) und Pauline (Eva Maria Bayerswaltes) begrüßt. Die Mitte der Welt (1929 - 1933)95 Minuten
Während Maria Simon nach ihrem Mann sucht, ohne zu ahnen, dass er nach New York ausgewandert ist, lässt ihr Schwager Eduard sich wegen seiner Lungenerkrankung von Professor Ferdinand Sauerbruch in Berlin untersuchen. Eines Abends laden ihn drei junge Frauen ein, zu ihnen in die Wohnung zu kommen. Eine von ihnen – sie heißt Martina (Helga Bender) – zieht sich nackt aus und fordert ihn auf, es ihr nachzumachen: Eduard ist in ein Edelbordell geraten. Er befreundet sich mit Lucie (Karin Rasenack), der Chefin des Etablissements, und heiratet sie. Weihnacht wie noch nie (1935)60 Minuten
Lucie sorgt durch ihren guten Kontakt zum Gauleiter dafür, dass Eduard Bürgermeister des Hunsrückdorfes Rhaunen wird. Am Ortsende wohnt ein Korbmacher.
Reichshöhenstraße (1938)60 Minuten
Die Arbeiter, die an der Reichshöhenstraße über den Hunsrück nach Koblenz bauen, kommen aus allen Gegenden des Deutschen Reichs, und Pauline erzählt ihrer Schwägerin Maria begeistert, dass durch die Fremden der Umsatz des Uhren- und Schmuckgeschäftes ihres Ehemanns Robert kräftig gestiegen ist. Auf und davon und zurück (1938 - 1939)60 Minuten
Da trifft Post von Paul Simon aus Detroit ein. Ihm gehört dort inzwischen die "Simon Electric Company", heißt es in dem Brief, und er kündigt seinen Besuch an. Kurz bevor er eintrifft, wird Otto Wohlleben nach Trier versetzt. Maria merkt, dass sie schwanger ist. Mit Anton fährt sie nach Hamburg, um Paul vom Dampfer abzuholen, doch dem wird die Einreise verweigert, weil der Name Simon jüdisch klingt und er keinen Ariernachweis vorweisen kann. Sein Bruder Eduard und sein Schwager, der Schabbacher SS-Offizier Wilfried Wiegand (Hans-Jürgen Schatz), werden alarmiert, aber bevor sie etwas erreichen, läuft der Dampfer mit Paul an Bord wieder aus. Heimatfront (1943)60 Minuten
Nachdem die Schabbacher lange Zeit kaum etwas vom Krieg gemerkt haben, zerschellt 1943 auf einer nahen Wiese ein abgeschossener britischer Bomber. Kinder führen Wilfried Wiegand – der inzwischen in Schabbach das Sagen hat – zu dem Piloten, der schwer verletzt im Wald liegt. Kaltblütig erschießt ihn der SS-Offizier, behauptet aber nach seiner Rückkehr, er habe den Engländer auf der Flucht erschossen. Die Liebe der Soldaten (1944)60 Minuten
Anton Simons Kamera funktioniert nicht, als er hinter der Ostfront aufnehmen will, wie fünf Juden vor einem Erdaushub mit einem Maschinengewehr erschossen werden. Erst bei der nächsten Gruppe klickt die Kamera. Der Amerikaner (1945 - 1947)100 Minuten
Ein Jahr nach der deutschen Kapitulation, im Mai 1946, erscheint in Schabbach ein Amerikaner (Dieter Schad). Er lässt seinen schweren Wagen stehen und geht zum Haus der Simons, aber es ist niemand da. In der Schmiede hämmert er auf einen Amboss, und Katharina Simon, die es vom Friedhof aus hört, läuft hin und erkennt ihren Sohn Paul. Mit einem Ball und Glenn-Miller-Musik feiert Paul Simon seine Rückkehr nach Schabbach. Alle freuen sich – außer Maria, denn der Mann ist ihr fremd geworden. Hermännchen (1955 - 1958)140 Minuten
Während Ernst (Michael Kausch) mit seinen hochfliegenden Plänen scheitert, gründet Anton (Mathias Kniesbeck) die "Optischen Werke Simon". Ihr jüngerer Bruder Hermann (Jörg Richter), der in Simmern aufs Gymnasium geht, wird von Lotti (Gabriele Blum) und ihrer Freundin Klärchen (Gudrun Landgrebe) in die Liebe eingeführt. Während die Liebesnacht für Lotti nur ein Abenteuer ist, verlieben Hermann und Klärchen sich ernsthaft, doch als die wesentlich ältere Frau von dem Jugendlichen schwanger wird, lässt sie den Fetus abtreiben und setzt sich nach Koblenz ab. Die stolzen Jahre (1967 - 1969)80 Minuten
Ernst Simon hat eine neue Möglichkeit entdeckt, an Geld zu kommen: Er überredet Hausbesitzer im Hunsrück, sich neue Fenster und Türen mit Aluminiumrahmen einbauen zu lassen – und verkauft die alten als Antiquitäten in Düsseldorfer Kneipen. Das Fest der Lebenden und der Toten (1982)100 Minuten Während die im Alter von zweiundachtzig Jahren verstorbene Maria Simon zu Grabe getragen wird, schickt Ernst seine Mitarbeiter zum Elternhaus, um Antiquitäten zu plündern. Anton stellt sich ihnen entschlossen in den Weg und redet seinem liederlichen Bruder ins Gewissen. |
Filmkritik:
Mit der aus insgesamt dreißig Fernsehfilmen bestehenden Trilogie "Heimat. Eine deutsche Chronik" (1984), "Die Zweite Heimat. Chronik einer Jugend" (1992) und "Heimat 3. Chronik einer Zeitenwende" (2004) hat Edgar Reitz (*1932) Fernsehgeschichte geschrieben. Es ist ihm gelungen, die wichtigsten zeitgeschichtlichen, politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland von 1919 bis 2000 am Beispiel einer in dem fiktiven Hunsrück-Ort Schabbach beheimateten Familie zu veranschaulichen, sie auf die Schicksale einzelner Menschen herunterzubrechen und dadurch nachvollziehbar zu machen. Mit seiner realistischen Darstellung, seiner Sorgfalt im Detail und seiner bedächtigen Erzählweise setzte Edgar Reitz mit der "Heimat"-Trilogie auch stilistisch Maßstäbe. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Edgar Reitz: Die Zweite Heimat. Chronik einer Jugend |