Friedrich Schiller: Maria Stuart (Trauerspiel) |
Friedrich Schiller: Maria Stuart |
Inhaltsangabe:Der erste Aufzug spielt im Schloss Fotheringhay, wo Maria Stuart gefangen gehalten wird und der ältere Ritter Amias Paulet die Aufsicht führt. Marias Amme, Hanna Kennedy, beschwert sich darüber, dass Paulet das Schreibpult der aus Schottland geflohenen Königin aufbricht und Schmuck und Papiere konfisziert. Maria Stuart tritt hinzu und beschwichtigt Hanna: Beruhige dich, Hanna. Diese Flitter machen / die Königin nicht aus. Man kann uns niedrig / behandeln, nicht erniedrigen. (1. Aufzug, 2. Auftritt) Sie ersucht Paulet, eines der Schreiben an Königin Elisabeth I. von England weiterzuleiten: Ihr sollt den Inhalt wissen, Sir. Ich bitte / in diesem Brief um eine große Gunst – / um eine Unterredung mit ihr selbst, / die ich mit Augen nie gesehn – Man hat mich / vor ein Gericht von Männern vorgefordert / die ich als meinesgleichen nicht erkennen, / zu denen ich kein Herz mir fassen kann. / Elisabeth ist meines Stammes, meines / Geschlechts und Ranges – Ihr allein, der Schwester, / der Königin, der Frau kann ich mich öffnen. (1. Aufzug, 2. Auftritt)
Außerdem bittet Maria Stuart um "der Kirche Trost", und als Paulet ihr den Besuch des Dechanten in Aussicht stellt, besteht sie auf einem katholischen Geistlichen.
[Hanna:] Nicht Ihr habt ihn gemordet! Andre tatens! Mortimer kehrt zurück und fordert Hanna auf, vor der Tür Wache zu halten: Er möchte mit Maria Stuart allein sprechen. Er übergibt ihr eine Karte ihres Oheims, des Kardinals von Lothringen, auf der sie liest:
Traut dem Sir Mortimer, der Euch dies bringt, denn keinen treuern Freund habt Ihr in England. Mortimer begeisterte sich auf seinen Reisen durch Frankreich und Italien für die römisch-katholische Kirche und konvertierte heimlich. Er unterrichtet die von ihm angehimmelte Gefangene darüber, dass sie von den Richtern bereits schuldig gesprochen worden sei und Königin Elisabeth I. die Hinrichtung nur hinausschiebe: Das Haus / der Lords und der Gemeinen, die Stadt London / bestehen heftig dringend auf des Urteils / Vollstreckung, nur die Königin säumt noch – / aus arger List, dass man sie nötige, / nicht aus Gefühl der Menschlichkeit und Schonung. (1. Aufzug, 6. Auftritt) Maria Stuart kann es kaum glauben:
Sie könnt es wagen, mein gekröntes Haupt / schmachvoll auf einen Henkerblock zu legen?
Mortimer ist überzeugt, dass Königin Elisabeth das Todesurteil demnächst unterschreiben wird und versucht deshalb, Maria Stuart zur Flucht zu überreden.
Verordnet ist im englischen Gesetz, / dass jeder Angeklagte durch Geschworne / von seinesgleichen soll gerichtet werden. / Wer in der Committee ist meinesgleichen? / Nur Könige sind meine Peers [...] Maria Stuart protestiert dagegen, dass im Jahr zuvor eigens ein Gesetz erlassen wurde, demzufolge sie nun hingerichtet werden soll: Mylord, man hält mich hier / gefangen wider alle Völkerreche. / Nicht mit dem Schwerte kam ich in dies Land, / ich kam herein, als eine Bittende, / das heilge Gastrecht fordernd, in den Arm / der blutsverwandten Königin mich werfend! (1. Aufzug, 7. Auftritt)
Maria Stuart äußert ihre Überzeugung, dass es in ihrem Fall nicht um Gerechtigkeit gehe, sondern allein um den Machterhalt Königin Elisabeths I. Das Richterschwert, womit der Mann sich ziert, / verhasst ists in der Frauen Hand. Die Welt / glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes, / sobald ein Weib das Opfer wird. Umsonst, / dass wir, die Richter, nach Gewissen sprachen! (1. Aufzug, 8. Auftritt) Der zweite Aufzug spielt im Westminster Palace. Staatssekretär Wilhelm Davison und der Graf von Kent befürchten negative Auswirkungen einer Eheschließung von Königin Elisabeth mit dem Dauphin. Die französischen Diplomaten Graf Aubespine und Graf Bellievre hätten gern eine Zusage Elisabeths, doch die englische Königin legt sich nicht fest und klagt: Die Könige sind nur Sklaven ihres Standes, / dem eignen Herzen dürfen sie nicht folgen. / Mein Wunsch wars immer, unvermählt zu sterben [...] / Doch meine Untertanen wollns nicht [...] / Auch meine jungfräuliche Freiheit soll ich, / mein höchstes Gut, hingeben für mein Volk. / Und der Gebieter wird mir aufgedrungen. / Er zeigt mir dadurch an, dass ich ihm nur / ein Weib bin, und ich meinte doch, regiert / zu haben, wie ein Mann und wie ein König. (2. Aufzug, 2. Auftritt) Schließlich zieht sie doch einen Ring vom Finger; Graf Bellievre möge ihn dem Dauphin überbringen. Daraufhin bittet Graf Aubespine für Maria Stuart um Gnade, aber die Königin schneidet ihm das Wort ab: Nicht weiter, Graf! Vermengen wir / nicht zwei ganz unvereinbare Geschäfte. (2. Aufzug, 2. Auftritt) Königin Elisabeth konferiert mit Wilhelm Cecil, Baron von Burleigh, Georg Talbot, Graf von Shrewsbury und Robert Dudley, Graf von Leicester. Für Burleigh zählt nichts anderes als die Staatsräson; deshalb rät er, Maria Stuart baldmöglichst hinzurichten. Talbot weist darauf hin, dass es sich bei der schottischen Königin nicht um eine Untertanin der englischen Krone handelt und die Verurteilung deshalb nicht rechtens sei. Und Leicester warnt davor, aus Maria Stuart eine Märtyrerin zu machen: Ists jetzt die Zeit, von ihr Gefahr zu fürchten, / da Frankreich sie verlässt, ihr einzger Schutz, / da du den Königssohn mit deiner Hand / beglücken willst, die Hoffnung eines neuen / Regentenstammes diesem Lande blüht? / Wozu sie also töten? Sie ist tot! (2. Aufzug, 3. Auftritt)
Elisabeth trifft noch keine Entscheidung. Ihr kennt die Welt nicht, Ritter. Was man scheint, / hat jedermann zum Richter, was man ist, hat keinen. / Von meinem Rechte überzeug ich niemand, / so muss ich Sorge tragen, dass mein Anteil / an ihrem Tod in ewgem Zweifel bleibe. (2. Aufzug, 5. Auftritt)
Auch wenn Elisabeth es nicht explizit ausspricht, versteht Mortimer, dass er Maria Stuart ermorden soll.
[Mortimer:] Maria hofft! / Kehr ich mit leerem Trost zu ihr zurück?
Im Gespräch mit Leicester klagt Elisabeth darüber, dass sie den Dauphin ungeachtet ihrer Gefühle aus politischen Gründen heiraten müsse. Ob Maria Stuart wirklich so schön sei, wie man sich erzählt, fragt sie und lässt sich von Leicester überreden, sie selbst in Augenschein zu nehmen: Zu diesem Zweck beabsichtigt sie, ein scheinbar zufälliges Treffen bei einer Jagd herbeizuführen. Nichts lebt in mir in diesem Augenblick, / als meiner Leiden brennendes Gefühl. / In blutgen Hass gewendet wider sie / ist mir das Herz, es fliehen alle guten / Gedanken, und die Schlangenhaare schüttelnd / umstehen mich die finstern Höllengeister. (3. Aufzug, 3. Auftritt)
Talbot ermahnt Maria Stuart, sich zusammenzunehmen und sich ehrerbietig zu verhalten.
Mein guter Stern bewahrte mich davor, / die Natter an den Busen mir zu legen. Maria Stuart wirft Elisabeth zwar vor, sie nicht als Erbin anerkannt zu haben, aber sie verzichtet auf jedweden Anspruch. Elisabeth reagiert darauf sarkastisch: Bekennt Ihr endlich Euch für überwunden! / Ists aus mit Euren Ränken? Ist kein Mörder / mehr unterwegs? Will kein Abenteurer / für Euch die traurge Ritterschaft mehr wagen? – / Ja, es ist aus, Lady Maria. Ihr verführt / mir keinen mehr. Die Welt hat andre Sorgen. / Es lüstet keinen, Euer – vierter Mann / zu werden, denn Ihr tötet Eure Freier / wie Eure Männer! (3. Aufzug, 4. Auftritt) Als Königin Elisabeth dann auch noch Maria Stuarts Schönheit verhöhnt, kann diese sich kaum noch beherrschen. "Vor Zorn glühend, doch mit einer edeln Würde" entgegnet sie: Ich habe menschlich, jugendlich gefehlt, / die Macht verführte mich, ich hab es nicht / verheimlicht und verborgen, falschen Schein / hab ich verschmäht, mit königlichem Freimut. / Das Ärgste weiß die Welt von mir und ich / kann sagen, ich bin besser als mein Ruf. / Weh Euch, wenn sie von Euren Taten einst / den Ehrenmantel zieht, womit Ihr gleißend / die wilde Glut verstohlner Lüste deckt. / Nicht Ehrbarkeit habt Ihr von Eurer Mutter / geerbt, man weiß, um welcher Tugend willen / Anna von Boleyn das Schafott bestiegen. (3. Aufzug, 4. Auftritt) Während Königin Elisabeth die Gefangene sprachlos vor Wut anstarrt und Leicester vergeblich versucht, das Schlimmste zu verhindern, fährt Maria Stuart fort: Der Thron von England ist durch einen Bastard / entweiht, der Briten edelherzig Volk / durch eine listge Gauklerin betrogen. – / Regierte Recht, so läget Ihr vor mir / im Staube jetzt, denn ich bin Euer König. (3. Aufzug, 4. Auftritt)
Mit dieser Beleidigung endet die Begegnung der beiden Königinnen. Eine Versöhnung ist danach ausgeschlossen.
Er Euch retten und besitzen! / Er Euch! Er soll es wagen! Er! Mit mir / muss er auf Tod und Leben darum kämpfen!
Mortimer erklärt ihr seinen Befreiungsplan: Seine Gefährten stehen bereit. In der Nacht wollen sie das Schloss erstürmen und die Wachen töten. Seinen Onkel will Mortimer selbst erdolchen. Vor diesem Frevel schreckt Maria Stuart zurück. Sie will fort, aber er presst sie an sich. Da stürzt Hanna herein und meldet, dass eine bewaffnete Menge in den Garten vordringt. Diesen Staatsverräter / nehmt in Verwahrung und bewacht ihn wohl! / Die schändlichste Verschwörung ist entdeckt, / ich bringe selbst der Königin die Botschaft. (5. Aufzug, 4. Auftritt)
Bevor der Wachoffizier Mortimer festnehmen kann, ersticht dieser sich mit einem Dolch. Mich hinzuführen! Solchen Spott mit mir / zu treiben! Der Verräter! Im Triumph / vor seiner Buhlerin mich aufzuführen! / [...] O ich sterbe / vor Scham! Wie musst er meiner Schwäche spotten! Sie glaubt ich zu erniedrigen und war, / ich selber, ihres Spottes Ziel! (5. Aufzug, 5. Auftritt) Elisabeth ist nun bereit, das Todesurteil gegen Maria Stuart zu unterschreiben; Leicester soll in den Tower gesperrt werden. Obwohl die Königin ihn nicht sehen will, reißt Leicester die Tür auf und erklärt, er hasse Maria Stuart und habe den Kontakt zu ihr nur hergestellt, um ihre Absichten zu durchschauen und die geplante Befreiungsaktion aufzudecken. Auf Burleighs Frage, warum er dies bisher verschwiegen habe, erwidert Leicester: Mylord! Ihr pflegt zu schwatzen, eh Ihr handelt, / und seid die Glocke Eurer Taten. Das / ist Eure Weise, Lord. Die meine ist / erst handeln und dann reden! (5. Aufzug, 6. Auftritt)
Um jeden Verdacht auszuräumen, plädiert Leicester dafür, die Vollstreckung des Todesurteils nicht länger aufzuschieben. Auf Burleighs heimtückischen Rat hin beauftragt Königin Elisabeth Leicester mit der Hinrichtung Maria Stuarts. O Sklaverei des Volksdiensts! Schmähliche / Knechtschaft [...] Die Meinung muss ich ehren, um das Lob / der Menge buhlen, einem Pöbel muss ichs / recht machen [...] Maria Stuart / heißt jedes Unglück, das mich niederschlägt! / Ist sie aus den Lebendigen vertilgt, / frei bin ich, wie die Luft auf den Gebirgen. (5. Aufzug, 10. Auftritt) Königin Elisabeth unterschreibt das Todesurteil und lässt dann erschrocken die Feder fallen. Das Dokument übergibt sie dem Staatssekretär Wilhelm Davison. Obwohl Elisabeth das Todesurteil unterzeichnet hat, tut sie so, als lägen Entscheidung und Verantwortung bei Davison: Ein Blatt Papier entscheidet / noch nicht, ein Name tötet nicht. (5. Aufzug, 11. Auftritt) Verzweifelt wehrt der Staatssekretär sich: Gehorsam / ist meine ganze Klugheit. Deinem Diener / darf hier nichts zu entscheiden übrigbleiben. / Ein klein Versehn wär hier ein Königsmord, / ein unabsehbar, ungeheures Unglück, / vergönne mir, in dieser großen Sache / dein blindes Werkzeug willenlos zu sein, / in klare Worte fasse deine Meinung, / was soll mit diesem Blutbefehl geschehn? (5. Aufzug, 11. Auftritt)
Doch es gelingt Davison nicht, Königin Elisabeth zu einer klaren Anweisung zu bewegen. Sie lässt ihn stehen. Burleigh kommt herein und entreißt ihm die Urkunde. Was klagt ihr? Warum weint ihr? Freuen sollt / Ihr Euch mit mir, dass meiner Leiden Ziel / nun endlich naht, dass meine Bande fallen, / mein Kerker aufgeht, und die frohe Seele sich / auf Engelsflügeln schwingt zur ewgen Freiheit. / Da, als ich in die Macht der stolzen Feindin / gegeben war, Unwürdiges erduldend, / was einer freien großen Königin / nicht ziemt, da war es Zeit, um mich zu weinen! (5. Aufzug, 6. Auftritt) Gegenüber Melvil beklagt Maria Stuart, dass man ihr einen katholischen Priester verwehrt. Melvil weiß Trost: Er hatte sich zum Priester weihen lassen und schmuggelte eine vom Heiligen Vater persönlich geweihte Hostie ein. Glücklich sinkt Maria Stuart auf die Knie und beichtet, dass sie ihren zweiten Ehemann ermorden ließ. Melvil argwöhnt, dass sie ihm ihre Beteiligung an den Attentatsplänen gegen Königin Elisabeth I. verschweigt, denn deshalb wurde sie zum Tod verurteilt. Doch Maria Stuart schwört, ihrer Gegnerin niemals nach dem Leben getrachtet zu haben:
Gott würdigt mich, durch diesen unverdienten Tod / die frühe schwere Blutschuld abzubüßen. Unmittelbar nach Maria Stuarts Kommunion treten Burleigh, Leicester und Paulet ein. Maria Stuart bittet sie, ihre Diener nach Schottland oder Frankreich reisen zu lassen und ihr Testament zu erfüllen. Der Königin von England / bringt meinen schwesterlichen Gruß – Sagt ihr, / dass ich ihr meinen Tod von ganzem Herzen / vergebe, meine Heftigkeit von gestern / ihr reuevoll abbitte – Gott erhalte sie, / und schenk ihr eine glückliche Regierung! (5. Aufzug, 8. Auftritt)
Nur mit Mühe erhält Maria Stuart von Burleigh die Erlaubnis, dass Hanna Kennedy mit ihr aufs Schafott steigen darf, um ihr beim Entkleiden zu helfen. Ihr haltet Wort, Graf Leicester – Ihr verspracht / mir Euren Arm, aus diesem Kerker mich / zu führen, und Ihr leihet mir ihn jetzt! / Ja, Leicester, und nicht bloß / die Freiheit wollt ich Eurer Hand verdanken, / Ihr solltet mir die Freiheit teuer machen, / an Eurer Hand, beglückt durch Eure Liebe, / wollt ich des neuen Lebens mich erfreun. / Jetzt, da ich auf dem Weg bin, von der Welt / zu scheiden, und ein selger Geist zu werden, / den keine irdische Neigung mehr versucht, / jetzt, Leicester, darf ich ohne Schamerröten / Euch die besiegte Schwachheit eingestehn – / Lebt wohl, und wenn Ihr könnt, so lebt beglückt! / Ihr durftet werben um zwei Königinnen, / ein zärtlich liebend Herz habt Ihr verschmäht, / verraten, um ein stolzes zu gewinnen, / kniet zu Füßen der Elisabeth! / Mög Euer Lohn nicht Eure Strafe werden! (5. Aufzug, 9. Auftritt) In einem verzweifelten Monolog bereut Leicester seinen Verrat. [...] Mich fasst der Hölle Grauen, / ich kann, ich kann das Schreckliche nicht schauen, / kann sie nicht sterben sehen [...] (5. Aufzug, 10. Auftritt) Die Tür, durch die er fort will, ist verschlossen. Er hört, wie Maria Stuart den Dechanten zum Schweigen bringt und laut betet.
[...] Es wird still – Ganz still! / Nur schluchzen hör ich, und die Weiber weinen – / Sie wird entkleidet – Horch! Der Schemel wird / gerückt – Sie kniet aufs Kissen – legt das Haupt – Szenenwechsel: Königin Elisabeth I. wartet in London gespannt auf die Nachricht von der Hinrichtung: Ist es geschehen? Ist es nicht? – Mir graut / vor beidem, und ich wage nicht zu fragen! (5. Aufzug, 11. Auftritt) Schließlich tritt Talbot ein. Er war im Tower und sah nach Kurl, dem Ehemann von Maria Stuarts Kammerfrau. Der habe mit verwildertem Haar und Wahnsinn im Blick in seiner Zelle gelegen. Als Talbot bestätigte, dass Maria Stuart aufgrund seiner Zeugenaussage zum Tod verurteilt worden sei, konnte man Kurl nicht mehr halten. Er verfluchte sich wegen seiner Falschaussage. Er habe falsch gezeugt, die Unglücksbriefe / an Babington, die er als echt beschworen, / sie seien falsch, er habe andre Worte / geschrieben, als die Königin diktiert, / der Böswicht Nau hab ihn dazu verleitet. / Drauf rannt er an das Fenster, riss es auf / mit wütender Gewalt, schrie in die Gassen / hinab, dass alles Volk zusammenlief, / er sei der Schreiber der Maria, sei / der Böswicht, der sie fälschlich angeklagt, / er sei verflucht, er sei ein falscher Zeuge! (5. Aufzug, 13. Auftritt) Königin Elisabeth ordnet daraufhin an, die gerichtliche Untersuchung gegen Maria Stuart zu wiederholen und meint heuchlerisch: "Gut, dass es noch Zeit ist!" Sie lässt ihren Staatssekretär Wilhelm Davison rufen und fragt ihn nach dem Todesurteil, das sie ihm am Vortag "in Verwahrung" gegeben habe. Vor Angst stammelnd, erklärt Davison, das Todesurteil sei nicht mehr da.
[Davison:] Sie [die Schrift] ist in Burleighs Händen – schon seit gestern. Burleigh meldet, dass Maria Stuart hingerichtet wurde.
[Elisabeth:] Redet, Lord! / Habt Ihr den tödlichen Befehl von mir / empfangen? Königin Elisabeth verbannt Burleigh, lässt Davison in den Tower sperren und will Talbot zu ihrem persönlichen Berater ernennen, aber der reicht seinen Abschied ein. Daraufhin fragt Elisabeth nach Leicester – und erfährt, dass er nach Frankreich abgereist ist. |
Besprechung:
Zeitlich umfasst die Handlung des Trauerspiels "Maria Stuart" die letzten drei Tage im Leben der zum Tod verurteilten schottischen Königin. Bis auf die Hinrichtung ist bereits alles geschehen; die Vorgeschichte deutet Friedrich Schiller in Dialogen an. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007
Maria Stuart (Kurzbiografie) |