Jakob Wassermann: Der Stationschef (Erzählung) |
Jakob Wassermann: Der Stationschef |
Inhaltsangabe:
Seit seinem dreißigsten Lebensjahr ist Antonio Varga Stationschef einer unbedeutenden Bahnstation in der Sumpföde der Maremmen zwischen Pisa und Rom. Ob es nun die Säle des Vatikans oder die königlichen Gärten oder die nächtlich erleuchteten Fenster eines Palastes am Corso oder die Ringe an der Hand einer schönen Frau oder die Orden auf der Rockbrust eines Generals waren, stets empfand er beim Anblick von Dingen, die an Macht, Herrschaft und Reichtum erinnerten, den Groll eines Menschen, der um den rechtmäßigen Genuss seines Eigentums betrogen wird.
Antonio Varga hat keinen Freund, denn die Männer, die er kennt, sind ihm zu ergeben und genügsam. Eine Geliebte hat er auch nicht, denn er verachtet die Mädchen aus dem Volk und träumt davon, mit Gräfinnen und Herzoginnen zu verkehren. Kann ich nicht zu euch gelangen, so will ich euch zu mir zwingen, und wie Knechte und Bettler sollt ihr vor mir liegen.
Einige Zeit später muss der verspätete Güterzug aus Genua auf Antonio Vargas Bahnstation auf ein Ausweichgleis rangiert werden, damit der Luxuszug von Neapel nach Paris freie Fahrt hat. Einige Waggons des Güterzugs befinden sich noch auf der Hauptstrecke, als der Luxuszug in Sicht kommt. Varga eilt zu dem Hebel für das Haltesignal, bleibt aber davor stehen, ohne es zu betätigen. Es kommt zu einem grauenhaften Unfall. In den Trümmern bricht ein Feuer aus. Vor Vargas Augen stirbt ein außergewöhnlich schönes Mädchen. |
Buchbesprechung:In der kurzen, erschütternden Erzählung "Der Stationschef" schildert Jakob Wassermann (1873 – 1934) in einer sehr eindringlichen Sprache, wie ein von Neid zerfressener Mann eine Katastrophe heraufbeschwört. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006 |