Michael Winterbottom: 9 Songs (Nine Songs) mit Kieran O'Brien, Margo Stilley u. a. |
Kritik: Das Besondere an "9 Songs" sind explizite Sexszenen, der Verzicht auf eine Handlung und die radikale Reduzierung auf drei Elemente: Live-Konzert, Bett, Eiswüste. ![]() |
||||
9 Songs |
||||
Inhalt: Während der britische Forscher Matt nach einem Urlaub zurück in die Antarktis fliegt, erinnert er sich an die vergangenen Wochen, die er mit einer amerikanischen Austauschstudentin in London verbrachte. Sie besuchten Rockkonzerte, und die meiste Zeit verbrachten sie in Matts Apartment mit Sex. ![]() |
|
|||
Michael Winterbottom: 9 Songs |
Inhaltsangabe:
Während der britische Forscher Matt (Kieran O'Brien) nach einem Urlaub zurück in die Antarktis fliegt, erinnert er sich an die vergangenen Wochen, die er in London verbrachte. |
Filmkritik:
Das in "9 Songs" gezeigte Geschehen spielt sich in der Erinnerung eines Mannes ab, der in die Antarktis fliegt. Es beschränkt sich darauf, dass wir ihn und eine Frau zu Rockkonzerten begleiten und ihnen beim Sex zusehen. Die Sexspiele der beiden sind nicht besonders ausgefallen; sie beschränken sich auf Fellatio, Cunnilingus und Koitus, Augenbinde und Handfesseln – alles ohne akrobatische Stellungen. Hin und wieder schnupfen sie auch Kokain oder sitzen am Tisch und essen. Sexuell explizite Szenen haben im Autorenkino eine lange und in den letzten Jahren zunehmend selbstverständliche Tradition – von Jean Eustaches "Die Mama und die Hure", Nagisa Oshimas "Im Reich der Sinne" bis zu Catherine Breillats "Romance" – sodass es glücklicherweise obsolet geworden ist, solche Filme gegen den Pornografie-Vorwurf verteidigen zu müssen. Winterbottom will nicht mit sexuellen Details provozieren, er versucht das Waghalsigere: die Liebesgeschichte durch die innere Konfiguration des Liebesspiels hindurch zu erzählen. Und das gelingt ihm mit derselben schwebenden Eleganz und demselben flirrenden Elan, mit denen Truffaut einen Flirt auf den Champs-Elysées filmen konnte. (Rainer Gansera, Süddeutsche Zeitung, 20. Januar 2005)
Manche Kritiker assoziierten "9 Songs" mit "Der letzte Tango in Paris". Aber Bernardo Bertolucci erzählt in seinem Film eine quälende Geschichte, während die Figuren bei Michael Winterbottom austauschbar bleiben und wir nichts über ihre Vergangenheit erfahren, weil sie beliebig ist. Im Gegensatz zu "9 Songs" hat "Der letzte Tango in Paris" eine Handlung. Abgesehen davon lassen sich die beiden Laiendarsteller Kieran O'Brien und Margo Stilley nicht mit dem grandiosen Schauspielerpaar Marlon Brando und Maria Schneider vergleichen.
|
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008
Michael Winterbottom: Herzen in Aufruhr |