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Glanz&Elend

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Glanz&Elend


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Uve Schmidt

 

Letzte LeserInnenworte

An seinen vollen Lippen haben hingerissen wir gehangen,
von seiner Denkerstirne Glanze ganz geblendet
und in den schweren Schwaden der Suaden sanft gefangen
flogen ihm unsre Herzen zu, bis er einsilbig geendet.
Woher er kam, das hatte man bereits vernommen…

Was wussten wir zuvor von seinesgleichen,
als noch Karl May und dessen Glaubenskrieger
die keuschen Knabenseelen wussten zu erweichen
und deutsche Mädels eh nur einfühlsame Sieger
liebten in Tanzschulkursen, Kinos und Romanen?!

Natürlich liebte meine Mutter auch die Dichter
und ihre schwindsüchtigen Musen, die Verlobte
venerischen Geblüts und Sapphos Schwestern, Gelichter
göttliches! Doch noch bevor man seine Heiligkeit erprobte,
hatte es keinen Papst für Poesie gegeben…
 
Gleichwohl: Es beugte brav das Publikum im Chorgestühl
des Sendesaals die Knie und betete sein Bildnis an
daheim, las in den Kanons voller pfingstlichem Gefühl
und glaubte fest daran, denn es ward in der FAZ getan,
wo der gute Gottschalk dann beider Griffel an sich nahm…

Wohl kennt  man seinen ehelichen Ruheplatz,
doch allein für eines freigeisternden Papstes Totenschrein
wär eingedenk der Ruhmesfülle dies nur ein Ersatz
bis dort ein Mausoleum wird sein ewiges Zuhause sein
zu dem wir pilgern werden in endlos langen Reihn.

Man glaube nicht, dass das geschieht, gewiss nicht ohnegleichen,
die Stadt ist kein Nekropolis der Weltbeglückungsleichen.
Wer hier gelebt & hier begraben, wollt es nicht anders haben.
Doch tröstet Euch: Sogar den Modezar in M. hegt keinerlei Gesinde,
der Allergrößten Asche verwehten alle Winde.

Derweil aus Eichen, Eschen, Judenbuchen
Kronen samt den verlassnen Krähennestern
Abfälle aller Arten den offnen Boden suchen
und über alledem erklingt ein Gesang von gestern.
Ein Mann am Klavier spielt Chopin für frei Bier.

Uve Schmidt, 20.09.2013

 

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