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Alle diese in
atemberaubender Geschwindigkeit auf die europäische Menschheit hereinbrechenden
Veränderungen betrafen insbesondere das Selbstbild des weißen Mannes.
Unermüdliche, immer präziser arbeitende Maschinen und selbstbewusste Frauen, die
es wagten, aus ihrer gefälligen Rolle als Hausfrau und Mutter auszubrechen,
stellten seine Kraft und seine Dominanz ernsthaft in Frage. Neurasthenie war die
männliche Volkskrankheit der Vorkriegsjahre, ein Gefühl ständiger Nervenschwäche
und hoffnungsloser Überforderung, das heute gern als „Burn-out“ bezeichnet wird.
Nervosität war darum auch das Stigma der Zeit und keineswegs nur auf das
Deutsche Reich beschränkt, wie es einige gängige Buchtitel glauben machen
wollen.
Bloms beeindruckende
Arbeit lässt den Leser noch einmal nachvollziehen, warum der Kriegsausbruch 1914
von vielen Menschen damals als Befreiung aus einer zunehmend mit Skepsis
betrachteten Zukunft empfunden wurde. Zurück zum Ursprung, zum wahren
Menschentum, dessen archaischer Opfersinn den schnöden Materialismus überwinden
half. Bewährung und Kampf waren die Zauberworte, die eine Renaissance des
Männlichen verhießen. Der Krieg war die Domäne des wahren Mannes, dem die zivile
Welt seine Würde genommen hatte. Frauen, Juden und Sozialisten hatten darin
nichts verloren und nach einem siegreichen Ende sollten die Karten neu gemischt
werden. Dass aber auch das gern gepflegte romantische Bild eines von Helden
geführten Krieges schon nach den ersten Schlachten auf den Müllhaufen der Ideen
geworfen werde musste und in einem totalen Krieg die Frauen, wenn auch noch
nicht in die Schützengräben, so doch aber in die Vermittlungszentralen und
Werkbänke einrücken würden, ahnten in den euphorischen Augusttagen allerdings
noch die wenigsten. Dies jedoch sind bereits Schlussfolgerungen, die Blom,
obwohl sie zum Greifen nahe liegen, getrost dem Leser überlassen kann. Auch
darin zeigt sich die Klasse seines Buches, das ohne zu übertreiben zu den wohl
anregendsten historischen Publikationen dieses Jahres gerechnet werden darf.
Klaus-Jürgen Bremm |
Philipp Blom
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