
Mussolinis Weg an die Macht
Im Jahr 1919 gleicht Italien einem politischen Trümmerfeld. Der Erste Weltkrieg
hat die italienische Regierung massiv geschwächt, sozialistische wie
rechtsnationale Gruppen erleben einen noch nie dagewesenen Aufstieg und stellen
politische Institutionen radikal in Frage, während frustrierte Kriegsheimkehrer
durch die Straßen des Landes ziehen. Getrieben von ihrem Unmut lassen sich die
ehemaligen Kämpfer bald von einem Mann einen, der sie zu gemeinsamen Aktionen
gegen die politische Linke aufruft: Benito Mussolini, Gründer des Il Popolo
d’Italia und ehemaliger Chef des linksextremen Flügels der sozialistischen
Partei Italiens. Dem Fünfunddreißigjährigen gelingt es, sich in Zeiten
politischer Unsicherheit Gehör zu verschaffen und unterschiedlichste
Gruppierungen unter einem gemeinsamen Banner zu versammeln. Bis zum berühmten
Marsch auf Rom 1922 und darüber hinaus wird Mussolini seine Macht in Italien
rasant ausbauen und den Faschismus als Staatsideologie unwiderruflich
festschreiben.
Sechs Jahre braucht Benito Mussolini, um zum einflussreichsten Politiker im
krisengeschüttelten Nachkriegsitalien zu werden. Sechs Jahre, um den Faschismus
als Staatstheorie zu verankern und ein autoritäres Regime zu implementieren. Ein
Roman wie ein Spiegel europäischer Geschichte – und ein Mahnmal gegen die
Rückkehr des Faschismus in Europa.
Antonio Scurati - M. Der Sohn des Jahrhunderts
- Roman - Aus dem Italienischen von Verena von Koskull - Klett-Cotta - 830 Seiten,
gebunden, Lesebändchen - 32,00 € - 978-3-608-98567-2 -
Leseprobe
Böse,
komisch, bizarr
Mit seinen neuesten Stories lockt uns T.C. Boyle mit auf einen Trip in eine
Zukunft, die seinen Lesern einiges abverlangt. Es sind ungemütliche Zeiten, in
der der kirschrot phosphoreszierende Pitbull das klavierspielende Mikroschwein
der Nachbarin zerfleischt. In der durch Genmanipulation perfekte Kinder aus dem
Katalog gezeugt werden oder man mit der Relive Box in die eigene Vergangenheit
reisen kann. Diese pralle Sammlung zeitgenössischer American Short Stories liest
sich wie eine gelungene Reminiszenz an den Großmeister des SF-Literatur Philip
K. Dick.
T.C. Boyle -
Sind
wir nicht Menschen -
Aus
dem Englischen von Anette Grube & Dirk Gunsteren -
Hanser Verlag
- 400 Seiten - 23.00 € -
978-3-446-26558-5 -
Leseprobe
Achterbahn
Zornig, klarsichtig und mit bissiger Ironie erzählt Marion Messina das Leben
einer jungen Frau, die aus der französischen Provinz nach Paris geht, um dort
ihr Glück zu machen.
Aber in Paris reicht es
gerade mal für einen Job als Empfangsdame, der Wohnungsmarkt entpuppt sich als
anarchische Zone und die Liebe ist eine Farce zwischen freundlichen Arrangements
und Pornographie. Doch dann setzt Aurélie alles auf Anfang. Die 168 Seiten
dieses temporeichen Debuts lesen sich schnell weg. Doch im Gegensatz zur Lektüre
von Michel Houellebecq, mit dem Messina etwas voreilig verglichen wird, bleibt
kein pelziges Gefühl von Resignation und Abgefucktheit zurück, sondern ein
Schimmer von Zuversicht stellt sich ein und Vertrauen auf diese neue Generation
von französischen AutorIinnen ...
Marion Messina - Fehlstart - Aus
dem Französischen von Claudia Steinitz -
168 Seiten - Hanser Verlag -
18,00 € - 978-3-446-26668-1 -
Leseprobe
Corso Bramard
ermittelt wieder
Bei dem Bau einer Bahnschnellstrecke
zwischen Mailand und Turin werden die Überreste von zwölf Leichen gefunden, und
eine Spur führt in die Zeit des italienischen Terrorismus, der Brigate Rosse.
Im Turiner Herbst 1977 hatten ein paar Jugendliche den Parteisitz der rechten
MSI in Brand gesetzt. Dabei war ein Mann ums Leben gekommen, der sich nachts in
den Räumen aufhielt. Wussten die Jugendlichen, dass ein Mensch im Gebäude war?
War alles nur ein Spiel der jungen Leute, in jenen aufgeheizten Zeiten, oder
wollten sie wirklich einen Mord begehen? Niemand kennt die Antwort, die
Jugendlichen sind seitdem spurlos verschwunden.
Fast vierzig Jahre später suchen zwei Kommissare und ihr ehemaliger Kollege
Corso Bramard nach einer Verbindung zu jenem Fall und nähern
sich beharrlich einer Wahrheit, die von der Politik unter den Teppich
gekehrt wurde.
Davide Longo -
Die jungen Bestien - Rowohlt - übersetzt von
Barbara Kleiner; Friederike von Criegern - 416 Seiten - 22,00 € -
978-3-498-03946-2 -
Leseprobe
Die
eigene Sprache finden
Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen
seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen
zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er
seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt
bedeutender Literaten glaubt er den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu
haben – bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich
die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal
völlig neu einrichten kann. Eine Chance aber auch eine Herausforderung, denn wer
zeitlebens in fremder Sprache gelebt hat, muß seine eigene erst einmal finden
...
Pascal Mercier - Das
Gewicht der Worte -
Hanser Verlag - 576
Seiten -
26,00 € -
978-3-446-26569-1 -
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Der
wahre Boris
Ian McEwan verneigt
sich vor Kafka, um eine Welt zu beschreiben, die wir vor einigen Jahren noch für
unmöglich gehalten hätten, eine grandioses Satire in bester
Jonathan Swift Tradition.
»Als Jim Sams, klug, doch beileibe nicht tiefgründig, an diesem Morgen aus
unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in eine ungeheure Kreatur verwandelt.«
Eben noch eine Kakerlake, die im Westminster-Palast mit unzähligen Artgenossen
hinter der Täfelung gelebt hat, ist Jim nun als Mensch aufgewacht. Und zwar
nicht irgendein Mensch: der britische Premierminister. Als Kakerlake wurde er in
seinem früheren Leben entweder ignoriert oder gehasst, doch jetzt ist er auf
einmal der mächtigste Mann Großbritanniens – und seine Mission ist es, den
Willen des Volkes in die Tat umzusetzen. Er ist wild entschlossen, sich von
nichts und niemandem aufhalten zu lassen: weder von der Opposition noch von den
Abweichlern in seiner eigenen Partei. Und erst recht nicht von den Regeln der
parlamentarischen Demokratie.
Auch wenn das Leben mit zwei statt sechs Beinen am Anfang seltsam ist, weiß Jim
relativ schnell, wie man sich in Downing Street Nr. 10 und in der britischen
Politik zurechtfindet. Und er weiß auch, dass er eine Mission hat: Er muss den
Willen des Volkes durchsetzen. Koste es, was es wolle.
Ian McEwan -
Die Kakerlake - Aus dem Englischen von
Bernhard Robben - Diogenes - 144 Seiten - 978-3-257-07132-0 - € 19.00 -
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Amerikas
Gründe & Abgründe
»Die Amerikaner
stammen von Eroberern und Eroberten ab, von Menschen die als Sklaven gehalten
wurden, und von Menschen die Sklaven hielten, von der Union und von der
Konföderation, von Protestanten und von Juden, von Muslimen und von Katholiken,
von Einwanderern und von Menschen, die dafür gekämpft haben, die Einwanderung zu
beenden. In der amerikanischen Geschichte ist manchmal - wie in fast allen
Nationalgeschichten - der Schurke des einen der Held des anderen. Aber dieses
Argument bezieht sich auf die Fragen der Ideologie: Die Vereinigten Staaten sind
auf Basis eines Grundbestands von Ideen und Vorstellungen gegründet worden, aber
die Amerikaner sind inzwischen so gespalten, dass sie sich nicht mehr darin
einig sind, wenn sie es denn jemals waren, welche Ideen und Vorstellungen das
sind und waren.«
In einer funkelnden Prosa erzählt die Historikerin Jill Lepore die Geschichte
der USA von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Sie schildert sie im Spiegel jener
«Wahrheiten» (Thomas Jefferson), auf deren Fundament die Nation gegründet wurde:
der Ideen von der Gleichheit aller Menschen, ihren naturgegebenen Rechten und
der Volkssouveränität. Dabei verknüpft sie das widersprüchliche Ringen um den
richtigen Weg Amerikas mit den Menschen, die seine Geschichte gestaltet oder
durchlitten haben. Sklaverei und Rassendiskriminierung kommen ebenso zur Sprache
wie der Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen oder die wachsende Bedeutung
der Medien. Jill Lepores große Gesamtdarstellung ist aufregend modern
und direkt, eine Geschichte der politischen Kultur, die neue Wege beschreitet
und das historische Geschehen gegenwärtig werden lässt.
Jill Lepore - Diese
Wahrheiten - Eine Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika - Aus
dem Englischen übersetzt von Werner Roller - C.H. Beck Verlag - 1120 Seiten mit
33 Abbildungen - 978-3-406-73988-0 - 39,95 €
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Manchester-Kosmos
Shelagh Delaney ist
eine Ikone der Popkultur, verehrt von Jeanette Winterson wie von The Smiths. Den
Titelsong ihrer »A Taste of Honey«-Verfilmung coverten einst die Beatles.
Die blutjunge Jo ist schwanger von einem Matrosen, der wieder in See sticht. Ihr
homosexueller Freund Geof möchte das Kind mit ihr gemeinsam aufziehen. Doch da
ist auch noch ihre Mutter, eine launische Alkoholikerin und
Gelegenheitsprostituierte – und die schwarze Hautfarbe des Kindsvaters. Mit 18
Jahren schreibt die in Salford bei Manchester geborene Shelagh Delaney
(1938–2011) ihr erstes Theaterstück, »A Taste of Honey«. Es wird ein Welterfolg
– und revolutioniert als modernes Sozialdrama die Bühnen.
1958 hat »A
Taste of Honey« in London Premiere.
Es läuft u.a. am Broadway
und wird 1961 verfilmt. Ein zweites Stück, »The Lion in Love« (1960), das von
vermeintlich »kleinen Leuten« in einer großen Industriestadt erzählt, folgt.
Schließlich publiziert die Autorin den in seiner phantastischen Bilderwucht und
spröden Schönheit ans Kino der Nouvelle Vague erinnernden Prosaband »Sweetly
sings the donkey« (1964), der nicht nur in den Kosmos der Erniedrigten und
Beleidigten im nordenglischen Arbeitermilieu abtaucht, sondern auch in
wundersame, zerbrechliche Kinderwelten. Shelagh Delaneys Erzählungen und Stücke
erscheinen nun gesammelt in der vollständigen Neu- bzw. Erstübersetzung von
Tobias Schwartz.
Shelagh Delaney - A Taste of Honey
- Hg. v. Tobias Schwartz u. André Schwarck - Aviva Verlag - Klappenbroschur, 400
Seiten -
978-3-932338-77-9 - 22,- €
Hochkomisch
& tieftraurig
Vor 50 Jahren, im August 1969, starb Adorno – und Jochen Schimmang übt sich in
Abwesenheitspflege. In melancholischen bis heiteren, zum Teil autobiografisch
gefärbten Geschichten erzählt er in seinem einzigartigen Sound von Formen und
Figuren des Verschwindens. Von Menschen, Gebäuden, ganzen Vierteln; von
Techniken, Gesten, Sprechweisen.
Ein Jubilar versteckt sich mit seiner Frau auf dem Dachboden vor seinen
Freunden, die zum 70. Geburtstag aus allen Himmelsrichtungen auf ihn einstürmen,
obwohl er viel lieber nur mit zweien von ihnen essen gegangen wäre. Rothermund
macht sich auf die Suche nach dem verschwundenen Maler Gutermuth. Ein
Spaziergang durch Frankfurt zeigt, wer, außer Adorno, noch alles nicht mehr dort
wohnt. Aber Spaziergänge sind ohnehin sterbende Institutionen, ein Sich-Verirren
in der Welt kann zum Verwirren der Welt werden. Milieus, die sich nicht mehr
erreichen, Nomaden in Monaden. Nur Gott ist nicht verschwunden, er taucht
pünktlich um halb sieben in der Kirche auf – im Fischgrätmantel.
Jochen Schimmangs feinsinnige Erzählungen gehen auf Spurensuche nach Lücken und
Verlusten und zeigen zugleich, dass »Identität« eine höchst fragile Konstruktion
ist.
»Davon abgesehen, dass die Geschichten hochkomisch sind, sind sie auch
tieftraurig – aber leider lässt sich das schon lange nicht mehr trennen.« Jochen
Schimmang
Jochen Schimmang
- Adorno wohnt hier nicht mehr - Erzählungen
-Edition Nautilus - 208 Seiten - 978-3-96054-200-1
- 20,00 €
_
Leseprobe
Endzeit-Kapitalismus
Wenn man ein Buch von
knapp 600 Seiten, das man nicht auf seiner Liste hatte, und eigentlich nur mal
"anlesen wollte", nach zwei Tagen erschöpft aber zufrieden weglegt, dann kann es
nicht schlecht gewesen sein. Rob Harts dystopischer Abenteuerroman liest sich
denn wie ein gelungenes Drehbuch für eine gelungene Netflix-Serie.
Paxton und Zinnia lernen sich bei Cloud kennen, dem weltgrößten Onlinestore.
Paxton hat dort eine Anstellung als Security-Mann gefunden, nachdem sein
Unternehmen ausgerechnet von Cloud zerstört wurde. Dort herrscht das
Leistungsprinzip:
» ... sobald du mit der Arbeit anfängst, wird da deine Leistung registriert.
Grün heißt, dass du das Soll erfüllst. Wenn du hinterherhinkst, wird die Linie
gelb, und sobald sie rot wird, stürzt dein Ranking ab.«
Zinnia arbeitet in den Lagerhallen und sammelt Waren für den Versand ein.
Das Leben im Cloud-System scheint perfekt geregelt, aber unter der Oberfläche
brodelt es. Die beiden kommen sich näher, obwohl sie ganz unterschiedliche Ziele
verfolgen. Das ist sicher keine Weltliteratur, aber sehr viel lesbarer als Dave
Eggers mit Moralin verwürzter Aufklärungsroman »The Circle«.
Rob Hart -
Der Store - Roman - Heyne -
592 Seiten -
978-3-453-27230-9 -
22,- €
»Mein Kopf ist Sterne und Schmerz«
Erinnern Sie sich
noch an Michael de Larrabeitis Trilogie
Die Borribles aus den 80igern. Borribles sind ausgestoßene Jugendliche, die
in Londons verlassenen Häusern und Fabriken Unterschlupf finden und sich dem
unbeschwerten anarchistischen Leben verschrieben haben, kämpfen gegen ihre
Feinde, die rattenähnlichen Rumbels, und vor allem gegen das Monster
bürgerlicher Ordnung und Langeweile. Doch im Vergleich mit dem düsteren
Szenario, daß die in New York lebende Autorin Sandra Newman in ihrem gut 660
Seiten umfassenden dystopischen Roman »Ice Cream Star« nun vorgelegt hat, lebten
die Borribles in Disneyland.

In einer nahen Zukunft sorgt eine Pandemie dafür, dass
in Amerika die Weißen vollständig aussterben, während die Schwarzen höchstens 18
Jahre alt werden.
Was dieses Buch neben seiner wagemutigen Dramaturgie so lesenswert macht, ist
der mutig durchgehaltene Jargon, in dem Newman ihre Protagonisten sprechen läßt.
Eine Art Slang der verlorenen Kinder, eine aus Verlust und Schmerz gewachsene,
von Floskeln reingewaschene Sprache, die ihre Leser geradezu in einen Rausch
versetzen kann, weil in ihr Dinge von existentieller Tiefe ausgesprochen werden
können, die in den verbrauchten Leerworten gegenwärtig gesprochener Hochsprache
unsagbar wären.
Die Welt von Ice Cream Star ist eine Welt der Kinder, die mit
Findigkeit und Witz die Ruinen der heutigen Welt umdeuten und für ihre Zwecke
nutzen. Mit 15 Jahren gehört Ice Cream schon zur älteren Generation, als sie zur
Anführerin berufen wird, um über das Schicksal ihrer Leute zu entscheiden. Fest
entschlossen, ein Heilmittel zu finden, führt ihr Weg sie von den Wäldern
Massachusetts’ bis nach New York, wo katholische Extremisten ein korruptes
Regime errichtet haben, an dessen Spitze sie sich bald befindet. Doch der Preis
für diesen unverhofften Aufstieg ist hoch: Ihr treuer Begleiter Pascha – ein
Weißer, der behauptet, 30 Jahre alt zu sein – soll am Kreuz sterben, wie alle
anderen weißen Männer auf den Darstellungen der Passion Christi. Es folgt eine
Odyssee, an der nicht nur ihre Freundschaft, sondern auch Ice Creams sonst
unerschütterlicher Optimismus zu zerbrechen drohen.
Sandra Newman - Ice Cream Star - Roman - Matthes&Seitz , 667 Seiten, übersetzt
von Milena Adam - 978-3-95757-766-5 - 28,00 €
Michael de Larrabeiti - Die Borribles - Drei Bände: »Auf zur
großen Rumbeljagd«, »Im Labyrinth der Wendels«, »Die Schleppnetzfahndung
Der
Prozess
2.0
»Ohne dass etwas Bemerkenswertes
vorgefallen wäre, hatte ich von einem auf den anderen Tag keinen Zutritt zum
Campus mehr. Zunächst machte ich mir keine weiteren Gedanken. Es war unangenehm,
etwas ärgerlich, aber im Grunde eher peinlich.«
Was
bringen uns Technik und Digitalisierung, wenn sie nur zu unserer Auflösung
führen? Raffiniert und fesselnd erzählt dieser Roman von der Zukunft unserer
Identität. Kafka läßt grüßen-
Im
Silicon Valley herrscht flirrende Hitze. Der Erzähler findet sich vor den Toren
des Hightechunternehmens wieder, für das er arbeitet. Überraschend und scheinbar
ohne Grund erhält er keinen Zutritt zum Campus. Während er noch dabei ist, der
biometrischen Fehlidentifikation auf die Spur zu kommen, verliert er die
Kontrolle über seine digitale Identität. Als er realisiert, dass ihm mit ihr
auch sein Leben entgleitet, strandet er in einer Tech-Community in der Wüste.
Auf ihrem Gegencampus haben sich die Aussteiger um einen charismatischen
Anführer versammelt. Ihr Ziel: Die globale Macht der Internetkonzerne zu
brechen.
»Wir müssen den Dingen einen Namen geben. Das wird eine der vorrangigen Aufgaben
des 21. Jahrhunderts sein. Nur wenn es uns gelingt, Menschen und Dinge
verlässlich adressierbar zu machen und in die Struktur globaler Netzwerke zu
integrieren, werden wir die Grundlage schaffen, um das Zusammenleben auf dem
Planeten freiheitlich zu regulieren.« - Philipp Schönthaler
Philipp
Schönthaler - Der Weg aller Wellen - Roman -
Matthes&Seitz - 269 Seiten - 978-3-95757-772-6 - 22,00 € -
Leseprobe
Was
geht da vor in Furth am See?
Der
Sommer hält Einzug, und während sich die Hotelterrassen in Furth am See füllen und
die Schüler auf ihre Zeugnisse warten, nehmen besorgniserregende Ereignisse
ihren Anfang. Auf immer grausamere Weise werden Gewalttaten gegen ältere
Menschen verübt. Die Opfer scheint nur eins zu verbinden – das Bestreben zu
schweigen. Schließlich verschwindet auch noch ein Kind. Der Psychiater Raffael
Horn und Kommissar Ludwig Kovacs – das aus den Bestsellern "Die Süße des Lebens"
und "Das Matratzenhaus" bekannte Ermittlerduo – beginnen die spärlichen
Anhaltspunkte zu verknüpfen und in lang vergangene dunkle Geschichten
einzutauchen. Wieder einmal liefert Hochgatterer Spannung mit Niveau.
Paulus Hochgatterer, Fliege fort, fliege fort -
Hanser - 288 Seiten - 978-3-552-06403-4 - 23,00 € -
Leseprobe
Die
poetische Analyse des Dämonischen
Charles
Baudelaire - Les Fleurs du Mal
Diese
zweisprachige Ausgabe des Klassikers in der Neuübersetzung von Simon Werle
anlässlich des 150. Todestages von Charles Baudelaire setzt einen funkelnden
Meilenstein und ist auch buchherstellerisch eines der schönsten Bücher dieses
Jahres.
Kaum ein anderes Werk hat die europäische Lyrik so nachhaltig geprägt wie »Les
Fleurs du Mal« (1857) des
Décadent
und Dandy Charles Baudelaire. Bei seinem Erscheinen in Frankreich ein riesiger
Skandal, mehrfach verboten und verbrannt, ist dieser Gedichtzyklus zu einem
zentralen Text der Moderne geworden. Grundthema der »Blumen des Bösen« ist die
Biopsie des Abgrunds, der in einem Subjekt aufklafft, das die Entstehung des
modernen Bewusstseins als seelische Zerreißprobe durchleidet. Das »Böse« dieser
Blumen meint nicht eine moralische Kategorie oder ein sittliches Urteil, sondern
die unerbittliche Analyse des Dämonischen an der Wurzel jeder existentiellen
Erfahrung.
Mit ihrer Sprachmagie, ihren Exorzismen der Verzweiflung, ihrer Ästhetisierung
des Makabren, Bizarren und Morbiden, und nicht zuletzt mit ihrer gewagten
Erotik, markieren »Die Blumen des Bösen« einen Höhe- und Wendepunkt der
französischen Dichtung: in ihrer formalen Perfektion noch der Verskunst des
Klassizismus und der Romantik verpflichtet, sprengen und überschreiten sie deren
inhaltliche Modelle und erschließen psychologisch wie soziologisch völlig neue
Dimensionen.
Charles
Baudelaire - Les Fleurs du Mal - Die Blumen des
Bösen - Gedichte. -
Neu übersetzt von Simon Werle - Rowohlt - 528 Seiten - 38,00 € -
978-3-498-00677-8
Leseprobe
Eine
Hymne auf das Leben
und die Freundschaft
Es gibt
Bücher, die glücklich machen. John Steinbecks »Logbuch des Lebens« ist
uneingeschränkt eines davon, zumal, wenn es in dieser beispielhaft gestalteten
Ausgabe in der Buchhandlung darauf wartet von Steinbeck-Liebhabern an neue
Leser-Generationen weitergegeben zu werden. In den letzten Jahren haben sich
hierzulande einige Verlage mit bibliophilen Neuübersetzungen darum bemüht,
Klassiker in der Gegenwart wieder lebendig werden zu lassen. Der Mare-Verlag
macht die schönsten.
Im Frühjahr 1940 verließen John Steinbeck und sein bester Freund, der
Meeresbiologe Ed Ricketts, an Bord eines Sardinenkutters den Hafen von Monterey.
Sie wollten die Tierwelt der kalifornischen Küste untersuchen, das »wahre Leben«
dabei aber keinesfalls aus den Augen verlieren: So enthält Steinbocks »Logbuch«
Beschreibungen der von den Gezeiten geprägten Fauna – und daneben höchst
unterhaltsame Einlassungen über mythische Meerwesen, den Fortpflanzungstrieb der
Biologen oder den widerspenstigen Außenbordmotor namens Seekuh.
Steinbecks Aufzeichnungen erscheinen hier in neuer Übersetzung und mit einem
Nachruf auf Ed Ricketts, der 1948 nach einem Zugunglück verstarb und zum Vorbild
für die Figur des Doc aus »Die Straße der Ölsardinen« wurde. Zusammen mit
Steinbecks unsentimentalen Erinnerungen an den Freigeist Ricketts wird das
Logbuch des Lebens zu einer Hymne auf das Leben und die Freundschaft.
John Steinbeck -
Logbuch des Lebens - Übersetzt von Henning
Ahrens - mare Verlag - Leineneinband mit Lesebändchen im Schuber - 368 Seiten -
32,00 € - 978-3-86648-259-3
Vom
Leben als Bohemien
Vergessen Sie den Haudrauf und Saufkumpan Hemingway. In diesem unsterblichen Buch zeigt sich der genußbereite Bohemian Henry Miller als Lebenskünstler, Prophet und Moralist. Jahrelang musste
der Roman auf die
Veröffentlichung warten. Denn «Stille Tage in Clichy» ist nicht, wie der Titel
vermuten lassen könnte, eine Idylle im Werk des „obszönsten Schriftstellers der
Weltliteratur“ (Sir Herbert Read). Doch sei es, dass sich sein Erzähler Joey dem
Mädchen Nys nähert, das er im Café trifft, sei es Mara-Marignan, die sich auf
dem Champs-Élysées nach ihm umdreht: Joeys Abenteuer sind von erstaunlicher
Heiterkeit. Ganz gleich, ob eine Mutter unter dem Gekreisch ihrer Kinder
entblößt wird oder ob Joey mit zwei Dirnen in der Badewanne Brot und Wein zu
sich nimmt, fast immer sind seine Handlungen von Gelächter begleitet, gehen
unter in wilder Ausgelassenheit. Zugleich beschwört Henry Miller das Paris der
dreißiger Jahre und seiner Atmosphäre überschäumender Lebenslust.
Henry Miller -
Stille Tage in Clichy
- Roman - Übersetzt von Kurt Wagenseil - rororo - 144 Seiten – Mit
Illustrationen von Brassaï - 10,00 € - 978-3-499-15161-3
Auf
der Suche nach dem glücklichen Leben
Den meisten Literaturkritikern gilt "Der glückliche Tod" als eine Art
Entwurfsfassung für Camus' Kultroman "Der Fremde". Diese Einschätzung
wird dem Roman jedoch nicht gerecht. Er kann sehr wohl für sich allein gelesen
werden. In einer beherrschten sinnlichen
Prosa beschriebt Camus die geliebte algerische Landschaft, die mediterrane
Sonne, den tiefblauen Himmel, die glühende Erde, die erlösende See, aber auch
das Gefühl der Entfremdung und das vertraute Verhältnis zum Tod. Auch dieser
frühe Mersault begeht ein Verbrechen, allerdings muß er bald erkennen, daß sich
das Glück nicht herbeizwingen läßt, wenn man es von materiellem Wohlstand
abhängig macht. Mersaults Odyssee endet schließlich konsequent dort, wo alles
Leben begann, im Meer.
"Und ein Stein zwischen Steinen, ging er in der Freude seines Herzens
wieder in die Wahrheit der unbeweglichen Welten ein."
Albert Camus -
Der glückliche Tod
– Übersetzt von Eva Rechel -Mertens- rororo – 208 Seiten, 10,00 € -
978-3-499-22196-5
Joseph
Roth in Paris
Seit 1925 wurde Paris zur wichtigsten Stadt in Joseph Roths Leben: Hier fand er
zu seinem unverkennbaren Stil, hier verbrachte er, nachdem Frankreich für ihn
zum Exilland geworden war, die letzten anderthalb Jahrzehnte seines kurzen
Lebens, und hier wurde er am 30. Mai 1939 beigesetzt. Als er im Auftrag der
«Frankfurter Zeitung» zum ersten Mal in die französische Hauptstadt kam, wirkte
diese auf ihn wie eine Offenbarung. Er schrieb: «Wer nicht hier war, ist nur ein
halber Mensch und überhaupt kein Europäer.» In Paris fühlte sich Roth
schlagartig von seinen Sinnkrisen befreit. Die Stadt forderte ihn in ihrer
Modernität und überwältigenden Vielfalt heraus. Das unmittelbare Ergebnis war
eine Reihe von Briefen und Feuilletons, mit denen sich Roth als ein radikaler
Chronist der flirrenden Metropole und als einer der einfühlsamsten Journalisten
seiner Generation etablierte. Dennoch verweigerte ihm die «Frankfurter Zeitung»
1926 den Posten eines ständigen Frankreich-Korrespondenten. So orientierte sich
Roth, der seine Reportagen und Essays mit demselben Anspruch schrieb wie seine
Romane, noch einmal neu. Nur eines änderte sich nicht mehr: Paris blieb von nun
an der Mittelpunkt seines unsteten Lebens in Hotels, Bars und Bistros.
Der Band enthält Roths gesammelte Paris-Feuilletons sowie einige bislang
unveröffentlichte Briefe und ein materialreiches Nachwort, das seinen Spuren
durch
die Stadt folgt und seine Arbeiten in ihre Zeit einordnet.
Joseph Roth -
Pariser Nächte
- Feuilletons und Briefe - C.H. Beck textura - 144 S., mit 2 Abbildungen - 16,00
€ - 978-3-406-72631-6
Vom
Erinnern an glückliche Zeiten
Es ist nie zu spät, Evelyn Waugh zu lesen oder wiederzulesen. Er ist einer der
Großmeister der englischen Prosa des 20. Jahrhunderts.
Charles Ryder befreundet sich in Oxford mit Sebastian Flyte und widmet fortan
sein Studium mehr den Drinks als den Büchern. Als Sebastian ihn nach Brideshead
in sein prächtiges Zuhause einlädt, ist Charles fasziniert von der exzentrischen
aristokratischen Familie, die ihn schon bald als einen der Ihren behandelt. Doch
nach und nach erkennt er die Kluft, die ihn von den Flytes trennt: Sie sind
geprägt von einer Moral, in der sich Pflichtgefühl und Begehren, Glaube und
Glück im Wege stehen. Halb Beteiligter, halb Chronist, erzählt Charles Ryder von
seinen Besuchen in Brideshead, von einer trügerisch leuchtenden, scheinbar
unbekümmerten Welt – die schließlich unterging und nichts als verbrannte Erde
zurückließ. ›Wiedersehen mit Brideshead‹ ist das englische Gegenstück zum
amerikanischen ›Großen Gatsby‹: das Porträt der Schönen und Reichen in den
Jahren zwischen den Weltkriegen, die Chronik einer Vertreibung aus dem Paradies
bei Anbruch der modernen Zeit – und die Geschichte einer unmöglichen Liebe.
Evelyn Waugh -
Wiedersehen mit Brideshead
-
Die heiligen und profanen Erinnerungen des Captain Charles Ryder - Aus dem
Englischen von pociao. Mit einem Nachwort von Daniel Kampa und einem Vorwort des
Autors - Diogenes - Hardcover Leinen - 544 Seiten - 29,00 € - 978-3-257-06876-4
Wiedersehen
mit Havanna
Nach achtzehn Jahren im Exil kehrt der Schriftsteller Fernando nach Havanna
zurück, um nach einem verschollenen Manuskript des Dichters José María Heredia
zu suchen. Die Rückkehr führt ihn nicht nur zu den Geheimnissen der Freimaurer
Kubas, denen Heredia angehörte, sondern auch in die eigene Vergangenheit: Wer
hat Fernando vor bald zwanzig Jahren denunziert und damit ins Exil getrieben?
Padura verwebt drei Handlungsstränge: Das Schicksal von Fernando, die Suche nach
dem verlorenen Manuskript und die fiktiven Memoiren von Heredia. Gleichzeitig
vermittelt er ein atmosphärisches Bild von Kubas Geschichte, vom beklemmenden
Lebensgefühl im Exil und deckt erstaunliche Parallelen im Leben der beiden
Schriftsteller aus zwei Jahrhunderten auf.
»Dieser Roman ist ein ganz großes Panorama – eine Kultur-, Dichtungs-,
Geistesgeschichte von 200 Jahren Kuba und der ganzen hispanophonen Karibik,
natürlich mit dem Akzent auf Emigration, auf Solidarität und Dissidenz, über
Dialektik von Poesie und Realpolitik. Eine Hymne auf ein ideales Kuba, auf die
Literatur und gleichzeitig ein großer Roman der Desillusion und Trauer.« Thomas
Wörtche, Literatur-Nachrichten, Frankfurt
Leonardo Padura -
Die Palme
und der Stern
– Roman - Aus dem Spanischen von Hans-Joachim Hartstein – Unionsverlag - UT 756
- 464 Seiten – 16,95 € - 978-3-293-20756-1
Flug
ins Ungewisse
Wir erzählen uns Geschichten, um uns unseres Daseins zu versichern. Mit dem Tod,
und nur mit ihm, hören sie auf.
Es ist eine dieser Nächte, die man durcherzählen muss. Das zumindest findet
Bill, der auf dem Flug von Bangkok nach Zürich neben Emma sitzt. Bill geht ihr
gehörig auf die Nerven. Mit Donnerstimme erzählt er aus seinem Leben – und um
sein Leben, und nicht nur Emma, sondern auch andere Passagiere sind gezwungen
zuzuhören. Trotz ihres Widerstands werden sie aber alle, Emma, Michael, Stefan,
Walter und ein Junge, ja, auch die japanische Familie in der hinteren Sitzreihe,
vom Sog der Geschichten erfasst, wobei eigene Geschichten und Phantasien
wachgerufen werden. Alle diese Geschichten fügen sich zu einem Reigen, bei dem
sich ungeahnte Bezüge und Entsprechungen und ein geheimnisvoller Mittelpunkt
herausschälen. Denn Bill beschwört sprachgewaltig Orte, Leute und seltsame Wesen
herauf. Die zwölf Stunden dieser Flugnacht entwickeln einen gefählichen Reiz und
bekommen nicht allen gleich gut.
Christina Viragh -
Eine dieser Nächte
–
Roman
- Doerlemann
- 496 Seiten -
28.00 € - 9783038200567 -
Leseprobe
Juan
Gabriel Vásquez in Hochform
Kolumbien
1948: Der liberale Politiker Jorge Eliécer Gaitán wird in Bogotá auf offener
Straße ermordet. Sein Tod stürzt Kolumbien in die tiefste Krise seiner
Geschichte. Jahrzehnte später wird ein Mann verhaftet, als er versucht, den
Anzug Gaitáns aus einem Museum zu stehlen. Überzeugt von einer Verschwörung und
besessen von der Suche nach der Wahrheit hinter der Ermordung Gaitáns bedrängt
er auch den Schriftsteller Juan Gabriel Vásquez. Hängt das Attentat auf Gaitán
mit dem auf John F. Kennedy zusammen? Und welche Verbindung gibt es zu den
Attentaten auf Erzherzog Ferdinand in Sarajevo und Rafael Uribe Uribe in
Kolumbien?
Die Gestalt der Ruinen
deckt ein komplexes Geflecht von Anhängern und Gegnern der Demokratie auf und
fragt nach dem Spielraum der Literatur zwischen Investigation und Skepsis. In
seinem schonungslosen Roman verknüpft Juan Gabriel Vásquez die leidenschaftliche
Erforschung all dessen, was unsere Freiheit gefährdet, mit klugen
autobiografischen Reflexionen: Geschichte und Politik spiegeln sich im eigenen
Leben und Schreiben.
Juan Gabriel Vásquez -
Die
Gestalt der Ruinen
- Aus dem Spanischen von
Susanne Lange – Roman - Schöffling & Co. - 528 Seiten - 26,00 € -
978-3-89561-017-2
Leseprobe
Der
Kampfgeist einer Frau
Im Land des Feindes
erzählt die wahre Geschichte der französischen Jüdin Marthe Hoffnung Cohn, die
ihr Leben aufs Spiel setzte, um in Nazi-Deutschland kriegswichtige Vorhaben
auszukundschaften. Aus einer Familie in der Grenzregion stammend, die verfolgte
jüdische Kinder bei sich aufnimmt und später Menschen in die Freie Zone
schmuggelt, ist ihr dieses Engagement eine Selbstverständlichkeit. Die
Résistance, der sich Marthe unbedingt anschließen will, lehnt die zierliche Frau
zunächst ab, doch aufgrund ihrer ausgezeichneten Deutschkenntnisse und ihrer
unauffälligen Erscheinung wird sie als Spionin nach Deutschland geschickt. In
hochdramatischen und gefährlichen Situationen beweist sie Geistesgegenwart und
ungeheuren Mut.
Marthe Cohns Geschichte, geprägt vom leidvollen Schicksal ihrer Familie und
ihres ganzen Volkes, beeindruckt durch den Kampfgeist einer Frau, die in ihrer
Jugend alles riskierte und auch heute noch unermüdlich als Zeitzeugin für
Gerechtigkeit und Freiheit eintritt.
Marthe Cohn -
Im Land des Feinde
-
Eine jüdische Spionin in Nazi-Deutschland - Aus
dem Englischen von Petra Post und Andrea von Struve - Schöffling & Co - 408
Seiten. Gebunden. Lesebändchen. Mit zahlreichen Fotografien - € 26,00 €[A]
26,80 - 978-3-89561-667-9 –
Leseprobe
Analyse
der Identitätspolitik
»Wir«
zu sagen, ein »Wir« zu bilden ist die politische Handlung par excellence. Wie
aber konstituiert sich ein politisches Subjekt? Wie funktioniert diese
Identitätsbildung? Und wie hat sie sich historisch in den letzten zwei
Jahrhunderten entwickelt? Das sind die Fragen, denen Tristan Garcia in seinem
neuen hochaktuellen Buch nachgeht. Eine fulminante Analyse der
Identitätspolitik.
Der »Kampf der Kulturen«, die Debatte um »den« Islam, um Geflüchtete, Rassismus,
Feminismus oder »politisch korrekte« Sprache, um die Rechte der Tiere – immer
geht es darum, im Namen eines »Wir« zu sprechen, sich abzugrenzen oder zu
inkludieren, sich zu mobilisieren und zu organisieren. Die Intensität dieser
Wir-Bildungen nimmt wieder enorm zu. Garcia tritt einen Schritt zurück und
entwirft ein allgemeines Modell, das anhand von Mechanismen der Konturierung,
Überlappung und Priorisierung zeigt, wie solche Wir-Identitäten gebildet werden.
Und er erzählt die Geschichte ihrer Dynamik, ihrer Kontraktionen und
Extensionen: eine Geschichte von Herrschaft und Widerstand.
Tristan Garcia -
Wir
-
Aus dem Französischen von Ulrich Kunzmann -
Suhrkamp - 332 Seiten - 28,00 € - 978-3-518-58724-9 -
Leseprobe
Trinkkultur
Welche
Spirituose kurvte im Glas von Willy Brandt und was trug diese zur Entspannung
zwischen Ost und West bei? Warum gefährdete ein katholischer Geheimbund die Brandy-Produktion?
Was brachte Ernest Hemingway zum US-Geheimdienst und Bacardi vor Gericht? Jede
Machtverschiebung, jeder Krieg, jede technische Neuerung prägte auch Aussehen
und Geschmack
der Brände. Neue Absatzmärkte wurden geschaffen, alte brachen ein, exotische
Zutaten wurden entdeckt, Weinberge und Industrien gingen in Flammen auf und
entstanden
neu, Alkoholsteuern machten manchen Krieg erst möglich, finanzierten aber auch
Schulen und Eisenbahnen.
»Die Schule der Trunkenheit« folgt den verschlungenen Pfaden der Spirituosen
durch die Wirren der letzten Jahrhunderte. Heimat und Wiege der »Schule der
Trunkenheit« ist die mehrfach ausgezeichnete Victoria Bar (u. a. auf der
Independent-Liste der 50 besten Bars der Welt). 2001 eröffnete sie inder
Potsdamer Straße und bietet seither einen Hort für Trinkkultur und -sitte.
Kerstin Ehmer und Beate Hindermann -
Die Schule der Trunkenheit
- Verbrecher
Verlag - 288 Seiten - 24,00 € - 9783957323132 –
Leseprobe
Entdecken
Sie Lessie Sachs
1896
in Breslau geboren, entschied sich Lessie (Valeska Luise) Sachs früh dazu, ein
Kunststudium aufzunehmen und zog nach München, die damalige deutsche
Kunstmetropole.
Während der sich überschlagenden Ereignisse der Novemberrevolution 1918/1919
engagierte sich Lessie Sachs politisch, trat der KPD bei und arbeitete für die
Räteregierung. Im Zuge der Niederschlagung der Münchner Räterepublik wurde sie
verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, danach stand sie jahrelang
unter Beobachtung. Nach ihrer Ausweisung aus Bayern zog sie zunächst zurück nach
Breslau. Ab 1930 veröffentlichte Lessie Sachs Gedichte und Kurzprosa in
renommierten Zeitungen wie der Vossischen oder dem Simplicissimus.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten machte ihre Hoffnungen auf eine
Karriere als Schriftstellerin zunichte und zwang sie 1937, mit ihrem Mann, dem
Pianisten und Komponisten Josef Wagner, und ihrer Tochter nach Amerika zu
emigrieren, wo sie 1942 starb.
Mal voller Humor und Selbstironie, mal nachdenklich und melancholisch: Die
Gedichte der deutsch-jüdischen Schriftstellerin Lessie Sachs sind heute zu
Unrecht nahezu in Vergessenheit geraten.
Lessie Sachs -
Das launische Gehirn
-
Lyrik und Kurzprosa
Aviva Verlag - gebunden, mit Leseband - 300 Seiten – 20,00 € -
978-3-932338-73-1
Ein
Leben
Annie Ernaux - Die Jahre
»Das Schwarz-Weiß-Foto eines Mädchens in
dunklem Badeanzug auf einem Kieselstrand. Im Hintergrund eine Steilküste. Sie
sitzt auf einem flachen Stein, die kräftigen Beine ausgestreckt, die Arme auf
den Felsen gestützt, die Augen geschlossen, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
Sie lächelt. Ein dicker brauner Zopf fällt ihr über die Schulter, der andere
verschwindet hinter ihrem Rücken. Offensichtlich imitiert sie die Pose der
Filmstars aus Cinémonde
oder aus der Werbung für Ambre-Solaire-Sonnenmilch und will so ihrem demütigend
unreifen Kleinmädchenkörper entfliehen. Auf ihren Schenkeln und Oberarmen
zeichnet sich der helle Abdruck eines Kleides ab, ein Hinweis darauf, dass ein
Ausflug ans Meer für dieses Kind eine Seltenheit ist. Der Strand ist
menschenleer. Auf der Rückseite: August 1949, Sotteville-sur-Mer.«
Kindheit in der Nachkriegszeit, Algerienkrise, die Karriere an der
Universität, das Schreiben, eine prekäre Ehe, die Mutterschaft, de Gaulle, das
Jahr 1968, Krankheiten und Verluste, die so genannte Emanzipation der Frau,
Frankreich unter Mitterrand, die Folgen der Globalisierung, die uneingelösten
Verheißungen der Nullerjahre, das eigene Altern. Anhand von Fotografien,
Erinnerungen und Aufzeichnungen, von Wörtern, Melodien und Gegenständen
vergegenwärtigt Annie Ernaux die Jahre, die vergangen sind. Und dabei schreibt
sie ihr Leben - unser Leben, das Leben - in eine die Leser mitreißende
Erzählform ein, in eine kollektive poetische Recherche.
Annie Ernaux - Die Jahre - Aus dem
Französischen von Sonja Finck - Bibliothek Suhrkamp 1502 - Gebunden, 255 Seiten
- 18,00 € - 978-3-518-22502-8
Leseprobe
Porträt
einer verlorengegangenen Welt
Aharon Appelfeld -
Meine Eltern
August
1938: Am Ufer des Flusses Prut in Rumänien versammeln sich die Sommerfrischler,
überwiegend säkularisierte Juden, darunter ein Schriftsteller, eine Wahrsagerin,
eine früher mit einem Christen liierte Frau, die nun auf Männerschau ist. Auch
der zehnjährige Erwin und seine Eltern sind hier, doch das Kind spürt, dass
etwas anders ist: Hinter den Sommerfreuden, den Badeausflügen und Liebeleien
geht die Welt, die alle kennen, zu Ende. Einige reisen früher ab, andere
verdrängen die Nachrichten aus dem Westen. Spannungen bleiben nicht aus, auch
nicht zwischen den Eltern, der Mutter, die Romane liest, an Gott glaubt und an
das Gute, und dem Vater, dem Ingenieur, der alles rational und pessimistisch
sieht. Als die Familie in die Stadt aufbricht, überfällt Erwin die Furcht. In
der Schule wurde er geschlagen und als «Saujude» beschimpft – und er beginnt zu
ahnen, dass an den unterschiedlichen Haltungen seiner Eltern noch viel mehr
hängt: die Zukunft, das Überleben.
Ein feinfühliger Roman, der seismographisch die Brutalität des heraufziehenden
Krieges verzeichnet – und zugleich das Porträt einer bürgerlichen Welt vor der
Katastrophe.
Aharon Appelfeld ist einer der großen literarischen Zeugen und Bewahrer einer
Welt, deren Verlust uns Nachgeborenen durch seine liebevollen Erzählungen
schmerzlich bewußt wird.
Aharon Appelfeld - Meine Eltern
- Roman - Übersetzt von Mirjam Pressler - Rowohlt Berlin - 272 Seiten -
22,95 € - 978-3-7371-0031-1 -
Leseprobe
Flackernd
& expressiv
John Williams - Nichts als die Nacht
Es
hatte lange gedauert, bis John Williams den Weg zu uns deutschen Lesern fand,
und man durfte schon mal verwundert fragen, wieso die literarischen Scouts
hierzulande mit Blindheit geschlagen waren. Sein Roman
»Stoner« wurde unerwartet ein Bestseller und sein Western
»Butchers Crossing« schreit nach einer Verfilmung. Nur sein lehrstückhafter
Briefroman
»Augustus« scheint seine Leser etwas überfordert zu haben. Nun ist sein
Debutroman »Nichts als die Nacht« erschienen, der als der flackernde, fulminante
Auswurf eines jungen, verzweifelten Wilden daherkommt.
Das Leben des jungen Arthur Maxley scheint beherrscht von Müßiggang und einem
nie verwundenen Trauma aus der Kindheit. Einen Abend, eine Nacht lang, folgen
wir Arthur. Zunächst zu einem Dinner mit seinem Vater, den er viele Jahre nicht
gesehen hat. Etwas Schwerwiegendes steht zwischen ihnen, Schuld und Scham lasten
auf dieser Begegnung, deren hoffnungsloses und abruptes Ende einen Vorgeschmack
gibt auf das verheerende Finale dieser Nacht. Die Straßen und Bars des
nächtlichen San Francisco sind die Kulisse, vor der sich Arthurs innerer Abgrund
auftut. Während er der Verführung durch eine fremde Schöne nachgibt, enthüllt
sich Arthurs ganze existenzielle Not: erotische oder sexuelle Erfüllung können
es nichtbefriedigen. Sein Begehren birgt ungeahnte Dimensionen.
John Williams - Nichts als die Nacht - Novelle
- Aus dem amerikanischen Englisch von Bernhard Robben - dtv Literatur - Deutsche
Erstausgabe, 160 Seiten - 18,00 € - 978-3-423-28129-4
-
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Galavorstellung
des fantastischen Realismus
José Eduardo Agualusa
Eine allgemeine Theorie des Vergessens
Es ist eine
fantastische und doch ganz und gar wahre Geschichte: Am Vorabend der
angolanischen Revolution mauert sich Ludovica, nachdem sie einen Einbrecher in
Notwehr erschossen und auf der Dachterrasse begraben hat, für dreißig Jahre in
ihrer Wohnung in einem Hochhaus in Luanda ein. Sie lebt von Gemüse, gefangenen
Tauben und von einer Hühnerzucht, die sie auf der Dachterrasse wie durch Zauber
beginnt, und bekritzelt die Wände in ihrer ausgedehnten Wohnung mit
Tagebuchnotaten und Gedichten. Allmählich setzt sich aus Stimmen,
Radioschnipseln und flüchtigen Eindrücken zusammen, was im Land geschieht. In
den Jahrzehnten, die Ludovica verborgen verbringt, kreuzen sich die Wege von
Opfern und Tätern, den Beteiligten an der Revolution, ihren Profiteuren und
Feinden. Bis sie alle eines Tages erneut vor der Mauer in dem
wieder glanzvollen Apartmenthaus stehen. José Eduardo Agualusa hat mit seinem
wunderbaren, dicht und spannend gewobenen Roman, der das Fantastische der
Wirklichkeit und eine Art höhere Gerechtigkeit beschwört, unvergessliche Szenen
geschaffen, tragisch, komisch, grotesk.
José Eduardo
Agualusa - Eine allgemeine Theorie des Vergessens
- Roman - Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler - C.H. Beck Verlag -
197 Seiten - 19,95 € - 978-3-406-71340-8 -
Leseprobe
Ende
Legende
Lesley M. M. Blume - Und
alle benehmen sich daneben
Durchsoffene Nächte, wilde Affären, hemmungsloser Ehrgeiz. Ellbogen
zählen ebenso wie Talent. Der junge Ernest Hemingway hat nichts
Geringeres vor, als die Romanliteratur zu revolutionieren, den großen
Zeitgeistroman zu schreiben, nach dem alle Verlage fiebern. Mit ›Fiesta‹
gelingt ihm dieser Coup, und er wird, erst 27jährig, auf einen Schlag
berühmt. Es sind die wilden Zwanziger in Paris, und die angelsächsische
Expat-Gemeinde ist legendär: reiche Männer, schöne Frauen, Mäzene,
erfolgreiche Literaten und solche, die es noch werden. im Mittelpunkt
Hemingway, ein todestrunkener, stierkämpfender Aficionado,
hartgesottener Trinker, hitzköpfiges literarisches Genie und –
tatsächlich – Ehemann.
Lesley M. M. Blume erforscht das schillernde Universum, in dem aus einem
unbekannten jungen Autor eine Ikone der Weltliteratur wurde und erzählt
von den Menschen, die Hemingway (oft wenig schmeichelhaft) in seinem
Werk verewigte. Sie dringt ein ins Herz der Lost Generation und zeigt,
wie sehr diese bis heute beeinflusst, was wir lesen und wie wir denken –
über Jugend, Liebe, Sexualität und Exzess.
Lesley M. M. Blume
- Und alle benehmen sich daneben
- Wie Hemingway seine Legende erschuf - Übersetzt von Jochen
Stremmel - dtv - 24,00 € -
978-3-423-28109-6
Leseprobe
Savoir
Livre
Iris Radisch - Warum die Franzosen so gute Bücher schreiben
Jean-Paul Sartre
hat einst eine ganze Generation in Europa politisch geprägt. Michel
Houellebecq beschreibt inzwischen Frankreich als Land in der Krise. Die
französische Literatur der Nachkriegszeit war stets Programm, mal
existenzialistisch, mal politisch, immer verführerisch.
Iris Radisch begibt sich auf einen Streifzug durch die neuere
französische Literatur und stellt die wichtigsten Autoren vor. Sie lässt
sich dabei von ihren eigenen Treffen mit den Autoren leiten und liefert
einen einfühlsamen Überblick über die Welt von Sartre und Duras bis zu
Patrick Modiano, Yasmina Reza und Houellebecq. Das Buch ist ein
persönlicher Kanon der bedeutendsten Schriftsteller Frankreichs – und
richtet sich an alle, für die das Land schon immer der kulturelle und
literarische Sehnsuchtsort war.
In einem Jahr, in dem in Frankreich gewählt wurde und das Land vor einer
ungewissen Zukunft steht, ist das Buch gleichzeitig ein wichtiger
Beitrag zur Debatte über den intellektuellen Zustand unseres
Nachbarlandes.
Iris Radisch - Warum die Franzosen so gute Bücher
schreiben - Von Sartre bis Houellebecq - Rowohlt - 240 Seiten
19,95 € - 978-3-498-05814-2 -
Leseprobe
Zwischen
Resistance und Kollaboration
Wolfgang Matz
- Frankreich gegen Frankreich
Frankreich ist ein geteiltes Land. Hier die republikanische,
laizistische, großstädtische Linke, entstanden aus den Ideen von 1789,
die ganz Europa verändert haben, dort die nationale, katholische, häufig
antisemitische Rechte, die Frankreich abschotten will gegen die
internationale Moderne. Einmal glaubte man diese Spaltung überwunden: Im
Ersten Weltkrieg verteidigten alle Parteien gemeinsam ihr Land. Doch
Frankreich wurde zum besiegten Sieger, und zwischen den Kriegen machten
die inneren Kämpfe die Republik wehrlos gegen die totalitären Ideologien
und gegen den militärischen Feind. Die Niederlage 1940 schien diese
Wehrlosigkeit zu besiegeln.
Die dauernde Krise ließ die französischen Schriftsteller politisch
werden wie nie zuvor. In großen Schlaglichtern ebenso wie mit
hierzulande fast unbekannten Texten folgt Wolfgang Matz, der »brillante
komparatistische Querläufer« (Süddeutsche Zeitung), den Intellektuellen
zwischen der extremen Rechten und der radikalen Linken, zwischen einem
bedingungslosen Pazifismus, der die Kollaboration mit dem Gegner in Kauf
nimmt, und dem nationalen Widerstand: z. B. André Gide, Céline und Jean
Giono, Simone Weil, Georges Bernanos und Drieu la Rochelle. In der
zweiten Nachkriegszeit geht es noch einmal um die ideologische
Deutungshoheit über die Vergangenheit und für die Zukunft: Was ist
Frankreich, zerrissen zwischen der Nation und Europa? Dieser
Grundkonflikt prägt Frankreich bis zum heutigen Tag, und er verleiht
diesem Buch seine manchmal geradezu gespenstische Aktualität.
Wolfgang Matz
- Frankreich gegen Frankreich - Die
Schriftsteller zwischen Literatur und Ideologie - Wallstein Verlag - €
22,00 - 240 Seiten - 978-3-8353-3078-8
Schlüsselbiographie
Der Taubentunnel - John le Carré
Was
macht das Leben eines Schriftstellers aus? Mit dem Welterfolg
»Der Spion, der aus der Kälte kam«
gab es für John le Carré keinen Weg zurück. Er kündigte seine Stelle im
diplomatischen Dienst, reiste zu Recherchezwecken um den halben Erdball —
Afrika, Russland, Israel, USA, Deutschland —, traf die Mächtigen aus Politik-
und Zeitgeschehen und ihre heimlichen Handlanger.
John le Carré ist ein exzellenter und unabhängiger Beobachter, mit untrüglichem
Gespür für Macht und Verrat. Aber auch für die komischen Seiten des
weltpolitischen Spiels. Seine Agentenromane haben die Grenzen des Genres
vorbildhaft erweitert hin zur gesamtgesellschaftlichen Skizzen die in ihrer
Gesamtheit ein Sittenbild der englischen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg
widerspiegeln. In seinen Memoiren, die an Spannung nicht hinter seinen Romanen
zurückbleiben, blickt er zurück auf sein Leben und sein Schreiben.
Der Taubentunnel - John le Carré - Aus dem
Englischen übersetzt von Peter Torberg - Ullstein Verlag - Broschur - 384 Seiten
- 12,00 € (erscheint am 1.12.17) - 9783548289854
Abgesang
Don Carpenter - Freitags im Enrico's
In
den wilden Tagen der Beat Generation trifft sich die Bohème von San Francisco
jeden Freitag im Enrico's, um nächtelang zu trinken und zu diskutieren. Die
jungen Schriftsteller sind voller Tatendrang und Lust, das Leben in all seinen
Facetten zu ergründen. Der Roman fängt nostalgisch eine Epoche ein, in der alles
möglich schien und die Welt sich dennoch weiterdrehte.
Während ganz Kalifornien dem Sommer der Liebe entgegenfiebert, ringen vier
aufstrebende Literaten um ihren ganz persönlichen Erfolg: Die 19-jährige Jaime
ist die Tochter eines Journalisten und hat das Schreiben im Blut. Ganz im
Gegensatz zu ihrem Verlobten Charlie, einem Veteran aus Korea, der verbissen an
seinem großen Kriegsepos arbeitet. Die beiden sind befreundet mit dem
Müßiggänger Dick, der sich auf dem Erfolg einer einzigen Kurzgeschichte ausruht,
die der Playboy veröffentlicht hat. Eines Nachts gesellt sich der Einbrecher und
Juwelendieb Stan zu ihnen, der ein außergewöhnliches Talent für das Verfassen
von Groschenromanen offenbart. Gemeinsam lachen und streiten sie, ohne zu
merken, dass um sie herum eine Dekade zu Ende geht.
Don Carpenter - Freitags im Enrico's
- Roman - Aus dem Amerikanischen von Bernhard
Robben - Beendet und mit einem Nachwort von Jonathan Lethem - Klett-Cotta - 462
Seiten, gebunden mit Schutzumschlag - 25.00 € - 978-3-608-96079-2 -
Leseprobe
Tom
Franklin - Smonk - Die Stadt der Witwen
Old
Texas, Alabama, 1911.
Fernab und inmitten
abgebrannter Maisfelder gelegen, leidet die kleine Gemeinde nicht nur unter den
Folgen des Bürgerkrieges. E.O. Smonk, ein schießwütiger, einäugiger Farmer,
tyrannisiert das Städtchen, insbesondere Dutzende Witwen und junge Mädchen, an
denen er sich vergeht. Als ihm der Prozess gemacht werden soll, kann Smonk dem
Lynchmob entkommen. Doch es scheint eine Verbindung zu geben zwischen Smonk, dem
geheimnisvollen religiösen Witwen-Kult und der Truppe um einen christlichen
Hilfssheriff, der eine mordende minderjährige Hure entlang der Golfküste
verfolgt.
Auf den Spuren von Faulkner und McCarthy kombiniert US-Autor Tom Franklin
Elemente des Southern Gothic und des Western noir und legt in seiner Groteske
die Wurzeln der angezählten amerikanischen Nation bloß, die nicht selten
Freiheit mit dem Recht des Stärkeren assoziert.
Tom
Franklin - Smonk - Die Stadt der Witwen - Aus
dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl - Pulp Master, 307 Seiten; 14,80 € -
3927734810
Leseprobe
»Von der Möglichkeit des Lebens als
Abenteuer«
Karl Heinz Bohrers
-
Geschichte meines Abenteuers mit der Phantasie
Bücher, deren
Vortrefflichkeit man zu preisen versteht, sind in Wahrheit bloß mittelmäßig,
weil sich das Urteil stets über den Stoff erhebt und ihn auf diese Weise
abwertet. Zu Karl Heinz Bohrers Büchern aber kann man immer nur hinaufblicken
und muss sich seines eigenen Urteils schämen, weil es doch niemals Bohrer’sche
Größe erlangt. Für seine autobiografisch angelegte Geschichte »Jetzt«, ein
Dokument deutscher Kulturgeschichte der Nachkriegszeit, gilt dies in ganz
besonderer Weise: Jedes Komma gleicht einer geschliffenen Marmorklippe, jeder
Satz ist eine rhetorische Oase in der literarischen Wüste der Gegenwart. Bohrers
Berichte aus den Schützengräben des Literaturbetriebs zeigen, wie Kritik als
Waffe wirkt. Ihren Einsatz hat er selbst zur Meisterschaft gebracht. Auf über
500 Seiten lässt er diese Revue passieren – ein kaum zu beschreibendes
Lesevergnügen.
Weiterlesen
Karl Heinz Bohrer -
Jetzt - Geschichte meines Abenteuers mit der Phantasie
Suhrkamp -
542 Seiten -
26,00 € -
978-3-518-42579-4 -
Leseprobe
Eine erschütternde Archäologie des Sozialen
Didier Eribon - Rückkehr nach Reims
Didier Eribons »Rückkehr nach Reims« ist außergewöhnlich, weil mit keinem
anderen Werk vergleichbar. Das Buch ist Autobiografie, soziologischer
Selbstversuch, Familien- und Gesellschaftsgeschichte. Was jedoch besonders
bemerkenswert ist: Es ist nicht nur großartige, nachdenkliche Literatur, sondern
gleichwohl eine exzellente philosophische Studie, die ein erschütterndes
Sittenbild der französischen Gesellschaft liefert.
Eribons Ausgangspunkt ist die Auseinandersetzung mit seinen Eltern, insbesondere
mit seinem verstorbenen Vater, Fabrikarbeiter seit seinem 13. Lebensjahr und
gewalttätiger Trinker, später Frühpensionär und demenzkranker Pflegefall. Die
Familie wohnt in Reims, dort, wo Adenauer und de Gaulle die deutsch-französische
Freundschaft besiegelten. In den 1950er und -60er Jahren teilt sich die Stadt in
zwei Klassen: Großbürgertum – und arme Arbeiter, zu denen Eribons Familie zählt.
Weiterlesen
Didier Eribon - Rückkehr nach Reims - Aus dem Französischen von Tobias Haberkorn
-
edition suhrkamp -
Broschur, 240 Seiten -
18,00 € -
978-3-518-07252-3 -
Leseprobe
Schaltwerk
der Gedanken
Zur Erinnerung
an Egon Friedell
(21.Januar 1878 - 16. März 1938)
»Die
Arbeit ist ein Fluch, der über den Menschen verhängt wurde, als er vertrieben
ward aus dem Paradies des Nichtstuns.«
»Die Kulturgeschichte der Neuzeit«, deren drei Bände zwischen 1927–1931
erstveröffentlicht wurden, gilt zu Recht als das Lebenswerk des großen
österreichischen, Philosophen, Essayisten und Kulturkritikers Egon Friedell, der
am 16. März 1938 gegen 22 Uhr mit einem Sprung aus einem Fenster seiner im 3.
Stock liegenden Wohnung, in Wien, Gentzgasse 7, der Barbarei zu entkommen
suchte. Daß er in diesem letzten Lebensmoment die Umsicht besessen haben soll,
die Passanten mit einem warnenden Ausruf »Treten Sie zur Seite« zu warnen,
spricht selbst anekdotisch für die große Geistesgegenwärtigkeit eines
Kulturmenschen, wie es sie heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, nicht mehr
gibt.
In der Schlußbemerkung zu seiner Sammlung von Essays, Satiren und Humoresken
»Was soll das Theater?« schrieb Friedell einst ironisch »›schöne Bücher‹
verträgt heute kein Mensch von Geschmack mehr. Man wird sie erst wieder
vertragen, wenn sie direkt aus dem Leben geschöpft werden können. Aber ich
glaube, dann wird man sie nicht mehr brauchen.«
Egon
Friedell -
Vom
Schaltwerk der Gedanken -
Ausgewählte Essays zu
Geschichte, Politik, Philosophie, Religion, Theater und Literatur -
Herausgegeben von Daniel Kampa, Daniel Keel -
Diogenes -
Hardcover Leinen -
704 Seiten
978-3-257-06625-8 - € 29.90
Egon
Friedell -
Kulturgeschichte
des Alterums /
Kulturgeschichte
der Neuzeit - Diogenes
- Kassette -
Hardcover Leinen -
2800 Seiten -
978-3-257-06786-6
€ 48.00
Gestrandet
in einer abgelegenen Pension am Meer treffen Menschen zusammen, die vom
Leben gezeichnet sind und unterschiedlicher nicht sein könnten: Ein einsamer
Maler, der das Meer mit Meerwasser malt, ein seltsamer Wissenschaftler, der die
Wellen erforscht, um die Grenzen des Ozeans festzulegen, ein junges Mädchen, das
an einer seltsamen Krankheit leidet. Über philosophisch anregende Gespräche
versuchen sie, ihre jeweiligen Sehnsüchte - nach Liebe, Erkenntnis oder gar
Vollkommenheit - zu stillen. Jenseits jeglicher zeitlichen oder räumlichen
Einordnung erzählt dieses poetische Märchen von den vielen Facetten des Lebens,
die von unendlicher Liebe und Angst bis hin zu Hoffnungslosigkeit und sogar Hass
reichen.
Alessandro Baricco - Oceano Mare -
Übersetzt von Karin Krieger -
Atlantik Verlag - 304 Seiten - 10,00 € - 978-3-455-65087-7
»Käpt’n
Klare Kante«. So nennt ihn die Hamburger Morgenpost, in der 126 seiner
Kolumnen erschienen. Kapitän Jürgen Schwandt wurde mit seinen klaren Ansagen zu
einer bundesweit bekannten Kult-Figur. Sein Biographie »Sturmwarnung« rangierte
ein halbes Jahr lang in der SPIEGEL-Bestsellerliste. In den Sozialen Netzwerken
folgt ihm eine Fan-Gemeinde, zahlreich wie die Einwohner einer Großstadt. Mit
Augenzwinkern und Selbstironie, mit viel Empathie, aber gelegentlich auch mit
Wut im Bauch beschreibt der Seemann Schwandt, Jahrgang 1936, den Wahnsinn
unserer Zeit. Er bezieht Stellung gegen die neuen Rechten, wundert sich über die
»Generation Wischfinger«, schreibt über den Kampf mit einem Maulwurf in seinem
Garten ebenso wie über die Autoknacker von Chicago. Dieser Band sammelt seine
besten Kolumnen und kurzen Geschichten. Zum Schmunzeln, zum Nachdenken, zum
Aufregen.
Jürgen Schwandt - Klare Kante -
Ankerherz
-
183 Seiten - vierfarbig mit
zahlreichen Fotografien - Halbleinen mit kaschiertem Deckel - Fadengebunden -
Lesebändchen - 20,00 € - 978-3-945877-18-0
Artikel online seit
23.11.18 aktualisiert 15.07.20
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Der
Spur des Geldes nach
An einem eiskalten Osloer Wintermorgen liegt im Vorgarten von Berit Berglund,
Chefin der Geheimdiensteinheit E 39, eine grotesk drapierte Leiche: Hauke
Ingstad, zuletzt stellvertretender CEO von «Nordic Invest», dem größten
Staatsfonds der Welt.
Als auch der Leiter des norwegischen Rechenzentrums «Green Valley», Erling Opdal,
tot aufgefunden wird, verdichten sich die Anzeichen, dass es jemand auf das
Vermögen und den Datenschatz des ganzen Landes abgesehen hat. Welche Fäden zieht
der amerikanische Investmentfonds «BlackHawk» bei diesen
Machenschaften, was hat die kalifornische Datenkrake «Elendilmir» mit den Morden
zu tun? Und wie kann es sein, dass ein amerikanischer Killer von zwei
norwegischen Polizisten beschützt wird? Mit ihrem Team, der deutschen
Journalistin Sophie Schelling, die sich vor dem Zugriff der NSA nach Oslo
gerettet hat, und Harald Nansen, einem Geheimpolizisten pakistanischer Herkunft,
nimmt Berit Berglund die Jagd auf, die bis in höchste Polizei- und
Regierungskreise führt. Michael Lüders hat einen packenden, schockierend
realistischen Politthriller geschrieben: Wer wissen will, wer die Welt regiert,
muss nur der Spur des Geldes folgen.
Michael Lüders
- Die Spur der Schakale -
Thriller -
C.H. Beck -
394 Seiten -
16,95 € -
978-3-406-74857-8 -
Leseprobe
Ausgeträumt
In einem früheren Leben war Olaf Ostrander Schuldeneintreiber, jemand, der
andere daran erinnert, dass es nichts umsonst gibt. Notfalls mit Gewalt. So hat
er auch seine Frau kennengelernt, gerettet und erobert, um den Preis einer
Haftstrafe. Als sie kurz nach seiner Entlassung eine Erbschaft macht, ist der
Moment für beide gekommen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Gemeinsam
wollen sie sich einen Traum erfüllen: den Traum von einem Leben auf einer Insel,
weit weg von allem, unter Palmen und einer ewigen Sonne in einer Villa am Meer.
Sie finden, was sie suchen, doch bald schon wird ihnen klar, dass der Himmel auf
Erden nicht so einfach zu haben ist. Und dass sie trotz der hohen Zäune um ihr
Haus dem Glück und anderen unberechenbaren Mächten ausgeliefert sind, die sie
daran erinnern, dass es nichts umsonst gibt.
In seinem ureigenen Sound erzählt Ludwig Fels davon, was es kostet, an einem
Traum festzuhalten. Und was es bedeutet, am eigenen Leib erfahren zu müssen,
dass es ein falscher Traum gewesen ist.
Ludwig Fels - Mondbeben -
Roman - Jung und Jung - 320 Seiten -
978-3-99027-241-1
Ein
Raum der Sprache
Jeden
Donnerstag kamen in das Elternhaus Cheheltans acht Gäste, um mit den Eltern und
später auch ihm selbst über Literatur zu sprechen. Sie sprachen vorzugsweise
über die klassische persische Literatur, über Rumi, Hafis, Saadi, Ferdowsi und
andere. Über Jahre hielten diese Treffen an und eröffneten einen Raum der
Sprache, der Poesie, der Interpretation, was die großen Themen des Lebens und
des Geistes anbelangt, verbanden die Teilnehmer, verstrickten sie aber auch
miteinander, weil die Staatsmacht auch in ihren Zirkel reinregierte.
Denn in diesem Zeitraum seit den sechziger Jahren herrscht
erst der Schah mit seinem Repressionsapparat und dem Geheimdienst SAVAK, bis die
islamische Revolution von 1979 das Regime durch die Macht der Mullahs ersetzt.
In seiner dichten und detaillierten Erzählung kehrt Amir Hassan Cheheltan immer
wieder zu dem Zirkel der Literaturliebhaber, den Gesprächen über die Poesie, der
Rolle seiner Eltern, den Impulsen für die eigene Lektüre und der Wirkung der
Literatur zurück. Denn diese ist älter, weiser, komischer, subversiver und
sexuell weitaus freizügiger, als die offizielle Sittenlehre und die
gesellschaftlichen Zwänge es dulden wollen.
Amir Hassan Cheheltan - Der
Zirkel der Literaturliebhaber - Aus dem Persischen von Jutta
Himmelreich -
C. H. Beck -
252 Seiten -
23,00 € -
978-3-406-75090-8 -
Leseprobe
Auf
Streife in Philadelphia
Einst waren sie unzertrennlich, seit fünf Jahren sprechen sie nicht mehr
miteinander, doch die eine wacht insgeheim über die andere. Jetzt aber ist die
Lage bedrohlich geworden: Mickey, Streifenpolizistin in Philadelphia, findet
ihre drogenabhängige Schwester Kacey nicht mehr auf den Straßen der Blocks, die
sie kontrolliert und auf denen Kacey für ihren Konsum anschaffen
geht.
Gleichzeitig erschüttert eine Reihe von Morden an jungen Prostituierten
die von Perspektivlosigkeit und Drogenmissbrauch geplagte Stadt. Liz Moore
erzählt die Familiengeschichte von Mickey und Kacey
und deren Entfremdung parallel zur Geschichte der Jagd nach einem Frauenmörder,
die auch Mickey in große Gefahr bringt. Zugleich entwirft sie das Porträt einer Stadt und einer
Gesellschaft in der Krise.
Liz Moore -
Long
Bright River -
C.H. Beck -
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann -
413 Seiten -
24,00 €
978-3-406-74884-4 -
Leseprobe
Schätzing
& Brown lassen grüßen
Eine bahnbrechende
Erfindung.
Ein biologischer Supercomputer. Doch
was, wenn der in die falschen Hände gerät?
Ein
römischer Senatorensohn reist für seine Ausbildung in das antike Alexandria, um
dort die Wunder der Wissenschaft und das bemerkenswerte astronomische Wissen
seiner Zeit zu lernen.
Fast 2000 Jahre später steht der junge Forscher Lennard Sander vor der größten
Entdeckung der Neuzeit: einem DNA-basierten Super Computer mit praktisch
unbegrenzter Rechenleistung. Doch ein Mordanschlag zwingt ihn zur Flucht.
Irgendjemand versucht an seine Erfindung zu gelangen, um mithilfe einer
künstlichen Intelligenz das Leben aller Menschen zu kontrollieren. Zur selben
Zeit findet ein italienischer Philologe einen Hinweis auf drei verschollene
Codices aus dem Altertum. Tragen sie das Geheimnis in sich, um die entfesselte
Technologie in die Schranken zu weisen? Die Zeit wird knapp …
Wolfgang Eckstein -
Die Codices - A Tree & A Valley - 672 Seiten
978-3-947357-15-4
Dokumentarroman
Vor zehn Jahren:
drei Menschen am Wasserturmplatz. Lynn ist Praktikantin in einem Architekturbüro
und lernt das, was sie in ihrer Studie zu Sanierungsgebieten in Berlin
erarbeitet hat, am eigenen Leibe kennen. Donata hingegen ist alleinerziehende
Mutter und Redakteurin einer Gewerkschaftszeitung, sie muss sich durchbeißen –
und aufsteigen. Ihr Ex-Freund, der Schriftsteller Otti, will dagegen an die
Traditionen der Poeten des Prenzlauer Bergs anknüpfen und arbeitet an
widerständigen Zeitschriftenprojekten. Stone wiederum hat sich von allen
abgewandt, er will den Niedergang seines Kiezes nicht miterleben und zieht nach
Neukölln – doch auch da holt ihn die Umwälzung der Stadtlandschaft ein.
Enno Stahl zeigt in seinem großen Roman »Sanierungsgebiete«, wie die
Gentrifizierung den Menschen zunehmend die Partizipation am urbanen Leben
versagt. Und wie sie die Kieze selbst verändert, wenn nicht verödet. Dies tut er
als Erzähler, doch in die Geschichten seiner Figuren bettet er immer wieder
historische Exkurse, Statistiken und Interviews mit realen Menschen ein, die die
Umwandlung ihrer Straßen erleben mussten. So komponiert er ein mitreißendes
vielstimmiges Konzert, das schließlich der Stadt selbst eine Stimme verleiht.
Enno
Stahl - Sanierungsgebiete - Verbrecher Verlag -
Hardcover, 592 Seiten - 9783957324054 - 29,00 €
Leseprobe
Feldforschung
besonderer Art
Blumen fand er
wegen ihrer »Unverblümtheit« zu aufdringlich. Seine Leidenschaft galt Farnen,
weil sie so schwach und verletzlich wirken und doch seit 350 Millionen Jahren
allen Widrigkeiten unseres Planeten trotzen. Oliver Sacks‘ Bericht über eine
Exkursion von Hobbybotanikern nach Mexiko ist ein bezauberndes Buch über
Menschen, die in einer Welt ohne Geheimnisse das Staunen nicht verlernt haben.
Seit Oliver Sacks als Kind im Fossiliengarten des Londoner Natural History
Museum riesige Schachtelhalme bestaunte, ist er ein großer Liebhaber von Farnen
aller Art. In den frühen Neunzigerjahren entdeckt er bei einem Spaziergang in
New York einen Aushang, auf dem ein Treffen der Amerikanischen Farngesellschaft
angekündigt wird. Neugierig geworden, nimmt Sacks daran teil. Die bunt
zusammengewürfelten Mitglieder des Klubs, dessen Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert
reichen, haben etwas seltsam Altmodisches, Verschrobenes an sich, doch ihr
naiver Enthusiasmus ist ansteckend. Hier geht es nicht um Ruhm und Ehre, sondern
um Abenteuerlust und Entdeckergeist. Um seiner Passion zu frönen (und dem kalten
New Yorker Winter zu entkommen), schließt Sacks sich einer Exkursion der
Farngesellschaft nach Südmexiko an. Es wird eine Reise, die seine Vorstellung
davon verändert, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.
Oliver Sacks - Die feine New Yorker Farngesellschaft
-
Ein Reise nach Mexiko - Aus dem Englischen von - Dirk van Gunsteren -
Liebeskind - 192 Seiten, 20,00 € - 978-3-95438-109-8
Ein
zeitlos gültiges Statement
»Die Nation ist der organisierte Eigennutz eines ganzen Volkes, jener Zug an
ihm, der am wenigsten menschlich ist.«
Rabindranath Tagores Reden über den Nationalismus sind hundert Jahre alt, aber
fast taufrisch. Mit ihnen protestierte Indiens Nobelpreisträger gegen »den
Westen« und seine Neigung, dem Rest der Welt das eigene Gesellschafts- und
Wirtschaftsmodell als alternativlos zu verkaufen. Hier wird alles verhandelt:
das eigensüchtige Konstrukt von hinter ihren Grenzen verschanzten Nationen, ihre
Gier, ihr Rassismus gegenüber vermeintlich minderwertigen Völkern, denen man
alles nehmen darf. Auch hundert Jahre später lesen sich diese Ansprachen als
ein Manifest, mit dem Tagore den Seinen zurief: »Empört Euch!«
Rabindranath Tagore
- Nationalismus
- Aus dem Englischen von Joachim Kalka -
Mit einem Vorwort von Pankaj Mishra - Berenberg -
120 Seiten - 978-3-946334-60-6 - 22,00 €
Leseprobe
Zeitzeugin
mit Stil & Charakter
Martha Gellhorn ist
eine Legende, denn sie berichtete über 60 Jahre hinweg aus Krisen- und
Kriegsgebieten für alle möglichen Zeitungen und war ihr Leben lang unterwegs,
bevor sie sich in Wales niederließ. Zusammen mit Ernest Hemingway, der
zeitlebens eifersüchtig auf Ihre »Schreibe« war, besuchte sie das
republikanische Spanien und Deutschland in Trümmern. Ihre Kriegsreportagen, die
in »Das Gesicht des Krieges« erschienen, machten sie berühmt. Hier nun
versammelt »eine der klügsten und eloquentesten Zeuginnen des 19. Jahrhunderts«,
wie Bill Buford sie nannte, Reportagen, die in Friedenszeiten entstanden sind.
In Band 1 schreibt sie über das Amerika während der Depression und über einen
Lynchmord in den Südstaaten, zu dem sie zusammen mit ihrem Begleiter auf einem
alten Lastwagen mitgenommen wurden, weil ihr Auto mitten in einer verlassenen
Gegend den Geist aufgegeben hatte. Jedem Jahrzehnt widmet sie eine
beeindruckende Nachbetrachtung.
»Lernen Sie von ihrer Menschenfreundlichkeit, lassen Sie sich von der Kraft
ihres Schreibens und ihrem beeindruckenden Gefühl für die Orte begeistern.« (Independent)
Martha Gellhorn -
Der Blick von unten -
Reportagen aus sechs Jahrzehnten Bd. 1 (1934-1959)
- Edition
Tiamat - Critica Diabolis 270 - Hardcover, aus dem Englischen von Norbert
Hofmann, mit einem Nachwort von Caroline Moorehead - 261 Seiten - 28,00 € -
978-3-89320-250-8
Tschüss
Kino & Fernsehen
Wir
alle sind Teil der dritten Revolution nach Film und Fernsehen – ein Prozess, der
die Welt der Medien und wie wir diese konsumieren rasant verändert.
Seit der Jahrtausendwende bietet das Internet die technischen Möglichkeiten für
Video-streaming. Wer Filme, Serien oder sonstige Medieninhalte sehen will, kann
dies heute auf seinem Smartphone, Tablet oder Computer jederzeit tun.
Streamingdienste wie Netflix und YouTube bieten ihre Produktionen in über 130
Ländern an und haben Hunderte Millionen Abonnenten. »Die Netflix-Revolution«
beleuchtet die Veränderungen, die Kino und Fernsehen mit sich gebracht haben,
und beschreibt die Gegenwart, die vom dritten Neubeginn geprägt ist. Oliver
Schütte beschäftigt sich vor allem mit den gesellschaftlichen Folgen dieser
Entwicklung und hinterfragt kritisch, ob wir für diese neuen Erfahrungen bereit
sind. Denn wir begeben uns in die Hände von multinationalen Konzernen, die
bestimmen, was wir sehen können und was nicht. Wir Zuschauer werden zu gläsernen
Wesen. Die Anbieter wissen genau, wann, wo und was wir schauen. Sie wissen auch,
was uns interessiert, wann wir abgeschaltet haben oder welche Momente uns
besonders neugierig machen. Auf Basis dieses Wissens werden die Inhalte geplant
und auf uns zugeschnitten.
Oliver Schütte -
Die Netflix-Revolution
–
Wie Streaming unser Leben
verändert - Midas Verlag - 224 Seiten - 24.90 € - 978-3-03876-525-7
Auf
Rettungsfahrt
Eine Kapitänin sticht mit einer Crew aus Hippies, Punks und Weltverbesserern in
See, da tausende Menschen im Mittelmeer ertrinken, die Zuflucht in Europa
suchen. Die Crew kann nicht akzeptieren, dass die EU-Staaten die Seenotrettung
eingestellt haben und die Menschen wissentlich sterben lassen. Sie orientiert
sich uneingeschränkt an der Einhaltung der universellen Menschenrechte. Als ihre
Rettungseinsätze sabotiert und kriminalisiert werden, nimmt das abgekartete
politische Spiel neue Dimensionen an.
Die Sicht der Kapitänin entlarvt, wie die europäische Politik ihre selbst
propagierten Werte verrät. Sie kämpft rigoros gegen die Verbrechen des
herrschenden Systems und hadert mit Fluch und Segen ihrer eigenen Freiheit. Nur
der eigene Aufstand bietet Hoffnung, den eigenen Überzeugungen gerecht zu
werden. Der Roman zeigt schonungslos, wie die Zweifel an einer Gesellschaft
steigen, die millionenfaches Leid mental und politisch auf größtmöglicher
Distanz zu halten versucht.
Pia Klemp war
Kapitänin bei der zivilen Seenotrettung im Mittelmeer. Im August 2017 wurde
eines ihrer Schiffe, die »Iuventa«, in einen italienischen Hafen beordert und
von den Behörden beschlagnahmt. Für das Retten im Mittelmeer droht ihr und
weiteren Crewmitgliedern ein Prozess in Italien und bis zu 20 Jahre Haft.
Während sich ihr Einsatz vom Wasser auf die Straße verlagert hat, schrieb Pia
Klemp einen Roman, der von ihren Rettungsmissionen geprägt ist. In »Lass uns mit
den Toten tanzen« setzt sich eine Aktivistin kompromisslos für die Einhaltung
der Menschenrechte ein. Sie kämpft für ihre Utopie, eine Welt ohne Ausbeutung
und Unterdrückung, Schutz für die Natur und Freiheit für alle Lebewesen.
Pia Klemp -
Lass uns mit den Toten tanzen - Roman - Maro Verlag
- 224 Seiten - 978-3-87512-491-0 - 20,00 €
-
1 Euro pro
verkauftem Buch wird an
Sea-Watch e.V. gespendet!
Zwei
Leben
Jackie Thomae stellt die Frage, wie wir
zu den Menschen werden, die wir sind.
Mick, ein charmanter Hasardeur, lebt ein Leben auf dem Beifahrersitz, frei von
Verbindlichkeiten. Und er hat Glück – bis ihn die Frau verlässt, die er
jahrelang betrogen hat. Gabriel, der seine Eltern nie gekannt hat, ist frei, aus
sich zu machen, was er will: einen erfolgreichen Architekten, einen
eingefleischten Londoner, einen Familienvater. Doch dann verliert er in einer
banalen Situation die Nerven und steht plötzlich als Aggressor da – ein
prominenter Mann, der tief fällt. Brüder erzählt von zwei deutschen Männern,
geboren im gleichen Jahr, Kinder desselben Vaters, der ihnen nur seine dunkle
Haut hinterlassen hat. Die Fragen, die sich ihnen stellen, sind dieselben. Ihre
Leben könnten nicht unterschiedlicher sein.
Jackie Thomae - Brüder - Roman - Hanser - 432
Seiten - 978-3-446-26415-1 - 23,00 € -
Leseprobe
Nach
uns das Mittelalter 2.0
Robert Harris schreibt möglicherweise nicht das, was manche gerne als
Hochliteratur bezeichnen, aber er hat das Talent, historische facts mit
vorstellbaren Möglichkeiten bestens lesbar zu verbinden. In seinem neuen Buch
wissen wir zu Beginn nicht so genau, wann und wo wir uns eigentlich befinden.
Möglicherweise irgendwann im Mittelalter...
England ist nach einer lange zurückliegenden Katastrophe in einem erbärmlichen
Zustand. Der junge Priester Fairfax wird vom Bischof in ein Dorf entsandt, um
dort die Beisetzung des mysteriös verstorbenen Pfarrers zu regeln. In der
Umgebung finden sich besonders häufig jene verbotenen Artefakte aus vergangener
Zeit – Münzen, Scherben, Plastikspielzeug –, die der Pfarrer akribisch gesammelt
hat. Hat diese ketzerische Leidenschaft zu seinem Tod geführt?
Robert Harris - Der zweite Schlaf - Roman - Aus dem Englischen von Wolfgang
Müller - Heyne
- 416 Seiten - 978-3-453-27208-8 -
22,00 € -
Leseprobe
Langsame
Prosa
Jon
Fosse, einer der größten europäischen Autoren und Dramatiker, ist in seinem
neuen Roman wieder ein Meister der Sprache, der Musik.
Asle, ein Maler, lebt seit dem Tod seiner Frau allein in einem kleinen Ort bei
Bjørgvin, einer Stadt, die an der Südwestküste Norwegens liegt. Er will nicht
mehr malen, was er sieht, sondern will bis zu einem Punkt vordringen, der hinter
dem Gegenständlichen liegt. In seinem gerade vollendeten Ölgemälde etwa, auf dem
sich zwei breite Pinselstriche kreuzen, bringt er ein besonderes Licht zum
Vorschein, ein beinahe göttliches Leuchten.
Seine einzigen Freunde sind sein alter Nachbar Åsleik, ein Fischer und
Kleinbauer, der Junggeselle ist, sowie Beyer, sein in der Stadt lebender
Galerist. Dort lebt auch ein anderer Asle, der ebenfalls Maler, aber dem Alkohol
verfallen und sehr einsam ist – zwei Versionen eines Menschen, zwei Versionen
eines Lebens. Dass sie einander in der Weihnachtszeit begegnen, ist das
Herzstück des Romans.
Vor dem Hintergrund der norwegischen Landschaft, dem Meer, den Fjorden, erzählt
Jon Fosse in diesen ersten beiden Teilen seines siebenteiligen Opus magnum auf
eindringliche, geradezu betörende Weise von den existentiellen Fragen des
Lebens, von Liebe und Einsamkeit, Leben und Tod, von Licht und Schatten, Glaube
und Hoffnungslosigkeit - und vom Wesen der Kunst. Alles ist immer da, nichts ist
vergangen, also fließen Vergangenheit und Gegenwart in eins. "Langsame Prosa"
nennt er dieses melodiöse Buch, dabei ist sein wunderbar kreisendes, tastendes
Schreiben auch bisher schon nicht hastig gewesen. Jetzt erreicht es eine neue
Qualität.
Jon Fosse -
Der andere Name - Heptalogie I - II - Übersetzt von Hinrich
Schmidt-Henkel - 480 Seiten - 978-3-498-02141-2 - 30,00 € -
Leseprobe
Liebenswert
verschroben
Stewart O'Nan zeigt sich als ein Meister darin, das Leben eines gar nicht so
besonderen Mannes und Ehemannes auf eine zärtliche, einfühlsame Weise zu
beschreiben.
Seit fast fünfzig Jahren ist Henry Maxwell verheiratet – mit Emily, die wir
schon aus O'Nans hinreißendem Bestseller "Emily, allein" kennen. Da ist sie
achtzig und schon Jahre verwitwet, führt in ihrem schönen, überschaubaren
Routine-Universum ein ziemlich gleichförmiges Leben, allein mit Rufus, ihrem
Hund. Nun hat O'Nan die Zeit zurückgedreht und Henry, dem Ehemann, ein eigenes
Buch gewidmet, vielmehr ihm und Emily als Ehepaar.
Die beiden leben in Pittsburgh, und ihre Kinder und Enkel sind weit entfernt.
Emily kocht, und Henry macht den Abwasch, sie hält die Kontakte zu Nachbarn und
Familie, und wenn sie ihm davon erzählt, hört er ihr immer gerne zu. Er steht an
seiner Werkbank und repariert, was im Haus kaputt geht, trifft sich mit Freunden
zum Golfen, engagiert sich im Kirchenvorstand und lädt – zu besonderen Anlässen
– Emily zu Restaurantbesuchen ein. Ein mit viel Puderzucker bestreuter
Zitronenkuchen macht ihn glücklich, erfüllt ihn mit Wohlwollen gegenüber der
ganzen Welt.
Stewart O'Nan - Henry persönlich - Roman - Übersetzt von Thomas Gunkel - Rowohlt
- 480 Seiten - 978-3-498-00121-6 - 24,00
Die
Moral des Kapitals
Ein erfolgreicher Tech-Gründer möchte 500 Millionen Dollar aus seinem Börsengang
anlegen und beauftragt damit einen Frankfurter Banker. Wem soll dieser die
enorme Summe anvertrauen? Dem Hedgefonds eines Mathematikers, der gemeinsam mit
seinem verschwundenen Bruder hochkomplizierte Modelle entwickelt hat? Einem
Selfmademan, der die Zeit anhalten möchte? Oder einer intuitiven und kapriziösen
Düsseldorfer Fondsmanagerin?
Bevor die endgültige Entscheidung über die 500 Millionen fällt, bestellt der
Gründer den Banker nach New York. Der Banker hofft, dort auch seine Freundin zu
treffen. Er weiß nicht, ob er seine Freundin bereits verloren hat oder erst
verlieren wird.
Die Rede ist von Sehnsuchtsorten in den Hamptons, von junger chinesischer Kunst
und von Frankfurter Tabledance-Bars. Aber vor allem von Menschen, die an die
Grenzen ihrer Fähigkeiten und ihrer Gefühle gehen.
Das Geld selbst erzählt. Es strotzt vor Selbstbewusstsein und fühlt sich
zugleich unverstanden und gekränkt. Aber es weiß, dass »Finance« mehr mit Ideen,
Träumen, Poesie und Kunst zu tun hat als mit Wirtschaftswissenschaft.
Ernst-Wilhelm Händler -
Das Geld spricht - Roman - S. Fischer - 400 Seiten - 978-3-10-397451-5 -
22,00 € -
Leseprobe
Wiederentdeckt
Die kleine Stadt Sutton im Nirgendwo der Südstaaten. An einem Nachmittag im Juni
1957 streut der schwarze Farmer Tucker Caliban Salz auf seine Felder, tötet sein
Vieh, brennt sein Haus nieder und macht sich auf den Weg in Richtung Norden. Ihm
folgt die gesamte schwarze Bevölkerung des Ortes. William Melvin Kelleys
wiederentdecktes Meisterwerk "Ein anderer Takt" ist eines der scharfsinnigsten
Zeugnisse des bis heute andauernden Kampfs der Afroamerikaner für Gleichheit und
Gerechtigkeit. Fassungslos verfolgen die weißen Bewohner den Exodus. Was bringt
Caliban dazu, Sutton von einem Tag auf den anderen zu verlassen? Wer wird jetzt
die Felder bestellen? Wie sollen die Weißen reagieren? Aus ihrer Perspektive
beschreibt Kelley die Auswirkungen des kollektiven Auszugs. Liberale Stimmen
treffen auf rassistische Traditionalisten. Es scheint eine Frage der Zeit, bis
sich das toxische Gemisch aus Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit entlädt. Mal
mit beißendem Sarkasmus, mal mit überraschendem Mitgefühl erzählt hier ein
schwarzer Autor vom weißen Amerika. Ein Roman von beunruhigender Aktualität.
William Melvin Kelley -
Ein anderer Takt - Roman - Übersetzt von Dirk van Gunsteren - Hoffmann&Campe - 304 Seiten - 978-3-455-00626-1 - 22,00 €
Gewissensfragen
»Mein Name ist Edward Snowden. Sie halten dieses Buch in Händen, weil ich etwas
getan habe, das für einen Mann in meiner Position sehr gefährlich ist: Ich habe
beschlossen, die Wahrheit zu sagen.«
Mit 29 Jahren schockiert Edward Snowden die Welt: Als Datenspezialist und
Geheimnisträger für NSA und CIA deckt er auf, dass die US-Regierung heimlich das
Ziel verfolgt, jeden Anruf, jede SMS und jede E-Mail zu überwachen. Das Ergebnis
wäre ein nie dagewesenes System der Massenüberwachung, mit dem das Privatleben
jeder einzelnen Person auf der Welt durchleuchtet werden kann. Edward Snowden
trifft eine folgenschwere Entscheidung: Er macht die geheimen Pläne öffentlich.
Damit gibt er sein ganzes bisheriges Leben auf. Er weiß, dass er seine Familie,
sein Heimatland und die Frau, die er liebt, vielleicht nie wiedersehen wird.
Ein junger Mann, der im Netz aufgewachsen ist. Der zum Spion wird, zum
Whistleblower und schließlich zum Gewissen des Internets. Jetzt erzählt Edward
Snowden seine Geschichte selbst. Dieses Buch bringt den wichtigsten Konflikt
unserer Zeit auf den Punkt: Was akzeptieren wir – und wo müssen wir anfangen
Widerstand zu leisten?
Edward Snowden -
Permanent
Record -
Meine Geschichte - Übersetzt von Kay Greiners - S. Fischer - 432 Seiten -
978-3-10-397482-9 - 22,00 € -
Leseprobe
Kommt
Zeit, kommt Buch
Auf Stefan Geyer ist Verlaß, nach seinen Anthologien
»Frankfurter
Wegsehenswürdigkeiten«,
»Vom
Glück, Fahrrad zu fahren«
und »Gefangen«
ist ihm nun mit »Vom Warten« wieder eine stoffreiche literarische Cuvée
gelungen.
Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht auf irgendetwas warten. Am Bahnsteig, an
der Supermarktkasse, im Wartezimmer – auf das Glück, die Liebe, ein besseres
Leben. Diese Wartezeiten summieren sich im Laufe eines Lebens auf
durchschnittlich fünf Jahre. Das Warten begleitet uns ein Leben lang und es
genießt keinen sonderlich guten Ruf. Meist wird Wartezeit als gestohlene
Lebenszeit empfunden, als Eingriff in unseren Tagesablauf. Wer warten muss,
fühlt sich fremdbestimmt. Doch kann Warten auch als geschenkte Zeit empfunden
werden, als Gelegenheit zur Muße. Warten als Chance innezuhalten in einer sich
in zunehmendem Maße beschleunigenden Welt, als Möglichkeit zur Entschleunigung.
Gegenwärtige Autorinnen und Autoren wie Stephanie Bart, Marion Brasch, Dietmar
Dath, Andrea Diener, Werner Frizen, Andreas Göttlich, Nora-Eugenie Gomringer,
Vinzent Klink, Ludger Lütkehaus, Andreas Maier, Philipp Mosetter, Katja
Thorwarth, Mark-Stefan Tietze u. a. lassen uns in Originalbeiträgen an ihren
»Wahrheiten über das Warten« teilhaben und unsere Sicht auf dieses
Alltagsphänomen überdenken.
Stefan Geyer (Hrsg.), Georg Christian Dörr (Fotograf)
Vom Warten
-
Über Zeitlöcher und Warteschlangen
- Marix Verlag, 272 Seiten, 18,00 €, 978-3-7374-1096-0
Einblicke
Bob Woodward, die legendäre Ikone des investigativen Journalismus in den USA,
hat alle amerikanischen Präsidenten aus nächster Nähe beobachtet. Nun hat er
sich Donald Trump vorgenommen und enthüllt den erschütternden Zustand des
Weißen Hauses unter der Herrschaft des besten Präsidenten aller Zeiten.
Woodward beschreibt, wie Trump seine Entscheidungen trifft, er berichtet von
eskalierenden Debatten im Oval Office und in der Air Force One, dem volatilen
Charakter Trumps und dessen Obsessionen und Komplexen. Woodwards Buch ist ein
erschütterndes Dokument der Zeitgeschichte: Hunderte Stunden von Interviews mit
direkt Beteiligten, Gesprächsprotokolle, Tagebücher, Notizen – auch von Trump
selbst – bieten einen dramatischen Einblick in die Machtzentrale der westlichen
Welt, in der vor allem eines herrscht: Furcht. Woodward ist das Porträt eines
amtierenden amerikanischen Präsidenten gelungen, das es in dieser Genauigkeit
noch nicht gegeben hat.
Bob Woodward –
Furcht
- Trump im Weißen Haus
–
Rowohlt - 512 Seiten - 22,95 € - 978-3-498-07408-1 -
Leseprobe
Was
kommt auf uns zu?
Doch nicht nur wegen Machthabern wie Trump stehen uns dramatische Zeiten bevor:
In den nächsten Jahrzehnten könnten Technologien wie die Künstliche Intelligenz
und die Gentechnik das Ende der Menschheit herbeiführen oder aber ein goldenes
Zeitalter einläuten, das wir uns noch kaum ausmalen können. Oder leben wir etwa
heute schon in der Matrix, wie der schwedische Philosoph und Bestsellerautor
Nick Bostrom (Superintelligenz)
in seinem berühmten Simulationsargument nahelegt.
In den sechs hier versammelten Aufsätzen, von denen einige bereits
Klassikerstatus besitzen, wagt Bostrom einen ebenso nüchternen wie detaillierten
Blick in unsere Zukunft. Manches liest sich (noch) wie Science-Fiction, könnte
aber aktueller und ernster kaum sein.
Wird das auf der Erde entstandene Leben aussterben? Wird die maschinelle die
biologische Intelligenz übertreffen? Über die Zukunft der Menschheit zu
spekulieren ist wahrhaft kein überflüssiger Zeitvertreib...
Nick Bostrom -
Die Zukunft der
Menschheit
– Aufsätze - suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2245, 209 Seiten, 18,00 €
978-3-518-29845-9 -
Leseprobe
Was
ist Zeit?
Warum stehen wir mit den Füßen auf dem Boden? Newton meinte, weil sich
Massen anziehen, Einstein sagte, weil sich die Raumzeit krümmt. Carlo Rovelli
hat eine andere Erklärung: vielleicht ja deshalb, weil es uns immer dorthin
zieht, wo die Zeit am langsamsten vergeht. Wenn, ja wenn es so etwas wie Zeit
überhaupt gibt.
Kaum etwas interessiert theoretische Physiker von Rang so sehr wie der Begriff
der Zeit. Seit Einstein sie mit dem Raum zur Raumzeit zusammengepackt und der
Gravitation unterworfen hat, wird sie von großen Physikern wie Stephen Hawking
und Carlo Rovelli umrätselt. Wenn es ums Elementare geht, darum, was die Welt im
Innersten zusammenhält, kommen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in den
Formeln der großen Theorien zwar nicht mehr vor. Aber geht es wirklich ohne die
Zeit? Leben wir in der Zeit oder lebt die Zeit vielleicht nur in uns? Warum der
physikalische Zeitbegriff immer weiter verschwimmt, je mehr man sich ihm nähert,
warum es im Universum keine allgemeine Gegenwart gibt, warum die Welt aus
Geschehnissen besteht und nicht aus Dingen und warum wir Menschen dennoch gar
nicht anders können, als ein Zeitbewusstsein zu entwickeln: Rovelli nimmt uns
mit auf eine Reise durch unsere Vorstellungen von der Zeit und spürt ihren
Regeln und Rätseln nach. Ein packend geschriebenes Lese-Abenteuer.
Carlo Rovelli -
Die Ordnung der
Zeit
–
Rowohlt - 192 Seiten, 20,00 €,
978-3-498-05399-4
Leseprobe
Geschichte
atmen
Bild- und wortgewaltig führt Èric Vuillard seine Leser mitten in die
Hinterzimmer der Macht. Er läßt die historischen Orte und ihre Atmosphären
aufleben, in denen oft mit erschreckender Beiläufigkeit Geschichte geschrieben
wurde. Dabei erzählt er eine andere Geschichte als die uns bekannte, er zeigt
den Panzerstau an der deutschen Grenze zu Österreich, er entlarvt Schuschniggs
kleinliches Festhalten an der Macht, Hitlers abgründige Unberechenbarkeit und
Chamberlains gleichgültige Schwäche. Mit der ihm eigenen virtuosen
Eindringlichkeit und satirischem Biss seziert Vuillard die Mechanismen des
Aufstiegs der Nationalsozialisten und macht deutlich: Die Deals, die an den
runden Tischen der Welt geschlossen werden, sind faul, unser Verständnis von
Geschichte beruht auf Propagandabildern. In »Die Tagesordnung« zerlegt Éric
Vuillard diese Bilder und fügt sie virtuos neu zusammen: Ein trickreiches Buch,
das eine überfällige Geschichte erzählt und dafür den wichtigsten französischen
Literaturpreis erhielt.
Éric Vuillard -
Die Tagesordnung
- Matthes & Seitz, Berlin, 128 Seiten, 18,00 €, 978-3-95757-576-0
Der
Kuchen wird verteilt
1884, nach der Berliner Kongokonferenz, begann eine Kolonialherrschaft von
ungekannter Brutalität, die das Land bis in die Gegenwart hinein zeichnet. Éric
Vuillard zeigt kleine Brüsseler Beamte, aufgeschwungen zu Dschungelherrschern,
die zu Vollstreckern der europäischen Rohstoffgier werden, und er verleiht ihren
zahl- und namenlosen Opfern eine Stimme. Kongo ist eine mitreißende Erzählung
und ein erschreckend lebendiges Zeugnis banaler Grausamkeit und des beginnenden
Weltkapitalismus.
Éric Vuillard –
Kongo
-
Matthes & Seitz Berlin Paperback - 108 Seiten, Broschur, 10,00 € -
978-3-95757-678-1
Sonnenfinsternis
Arthur Koestlers ebenso legendärer wie heute zu Unrecht vergessener Roman über
die Schrecken der stalinistischen Schauprozesse und jede Form von
Totalitarismus, liegt mit dieser Ausgabe erstmals im deutschen Originaltext vor.
Der Roman entstand 1939/40 in Frankreich in deutscher Sprache, Koestlers
Lebensgefährtin übersetzte ihn beinahe gleichzeitig ins Englische. Kurz vor dem
Einmarsch der Deutschen in Paris erreichte die englische Fassung den Londoner
Verleger; das deutsche Original aber ging verloren und galt 70 Jahre lang als
verschollen. Die bislang bekannte deutsche Ausgabe war eine - wenn auch von
Koestler selbst vorgenommene - spätere Rückübersetzung aus dem Englischen. Erst
2015 entdeckte der Kasseler Doktorand Matthias Weßel Koestlers
Originaltyposkript in einer Bibliothek in Zürich. Die neue Ausgabe macht
Koestlers ursprüngliche Fassung nun weltweit zum ersten Mal zugänglich.
Arthur Koestler -
Sonnenfinsternis
–
Roman -
Nach dem
deutschen Originalmanuskript
-
Vorwort von Michael Scammell - Nachwort von
Matthias Weßel -
Elsinor
Verlag, 256 Seiten, 978-3-942788-40-3; 28, 00 €, eBook:
978-3-939483-44-1
Vom
Leben und Töten im Kaukasus
Vom Leben auf dem Landgut der Familie angeödet, begleitete der junge Lew Tolstoi
1851 seinen ältesten Bruder Nikolai, der im Kaukasus dient, an seinen Einsatzort
Starogladkowskaja, eine Kosakensiedlung am Terek. Seit Jahrzehnten führte das
russische Imperium in der Region Krieg. Erst 1859 gelingt es, die vom Imam
Schamil geeinten muslimischen Kaukasusfürstentümer zu besiegen. Doch um welchen
Preis!Tolstoi, der als Fähnrich an Gefechten teilnahm und verwundet wurde, kennt
den Krieg und seine Akteure aus eigener Anschauung. Er beschreibt die Tragödie
aus allen Perspektiven: an der Seite gelangweilter russischer Soldaten, die zum
Freizeitvergnügen ein tschetschenisches Dorf zerstören, und neben den
untröstlichen Überlebenden, die in den Trümmern ihrer Behausungen hocken. Mit
scharfer Beobachtungsgabe und ethnographischem Blick schildert er die
Faszinationsgeschichte der »Kaukasier«, der russischen Abenteurer, die sich,
bestrickt von der stolzen Schönheit und Unbezwingbarkeit der Bergbewohner, auf
ein Leben einlassen, an dessen Fremdheit sie scheitern.
Ein Werk mit dem Titel »Krieg im Kaukasus« hat Tolstoi nie geschrieben. Aber er
hat sein Leben lang über den Kaukasus geschrieben. Der Band konfrontiert den
frühen mit dem späten Tolstoi. Von der nüchtern protokollhaften frühen Prosa von
Überfall (1852) und Holzschlag (1855) bis zu den romanhaft farbigen Kosaken
(1863), dem harten mündlichen Duktus des Gefangenen im Kaukasus (1872) und dem
in Montagetechnik verfassten Hadschi Murat (postum 1912) – in Rosemarie Tietzes
Neuübersetzung werden sie erstmals in ihrer stilistischen Bandbreite und ihrem
sprachlichen Reichtum erfahrbar.
Lew Tolstoj -
Krieg im Kaukasus
-
Die kaukasische Prosa
- Neu übersetzt und umfassend kommentiert von Rosemarie Tietze - Suhrkamp, 590
Seiten, Mit Abb., 978-3-518-42836-8
Leseprobe
Auferstanden
aus Ruinen
Die Kathedrale von Reims ist als Krönungskirche, Nationaldenkmal und Meisterwerk
der Gotik ein bedeutender Ort der französischen Geschichte und Identität. Dass
gerade dieses einzigartige Monument von deutschen Truppen im Ersten Weltkrieg
bombardiert und erheblich beschädigt wurde, führte zu einem radikalen Bruch in
den deutschfranzösischen Beziehungen. Thomas W. Gaehtgens legt die symbolische,
architektonische und historische Wirkungsmacht der Kathedrale dar und schärft
damit das Bewusstsein für die politische Bedeutung
kultureller Monumente.
Der Angriff auf Reims im September 1914 hatte weitreichende
Folgen und löste einen beispiellosen Propagandakrieg aus, in dem Frankreich die
Zerstörung des Gotteshauses als vorsätzlichen Akt der Barbarei anprangerte. Im
vorliegenden Buch geht Thomas W. Gaehtgens nicht nur auf die historische und
politische Bedeutung der Kathedrale von Reims ein, sondern auch auf Fragen des
Schutzes und der Wiederherstellung von Denkmälern. Das Buch endet mit der
schwierigen Annäherung Frankreichs und Deutschlands nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs. Durch das Engagement Charles de Gaulles und Konrad Adenauers wurde
Reims schließlich als „Friedenskirche“ zu einem Erinnerungsort der Versöhnung
und der europäischen
Vereinigung.
Thomas W. Gaehtgens -
Die brennende Kathedrale
- Eine Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg - C.H. Beck, 351 S., mit 88
Abbildungen, 29,95 €, 978-3-406-72525-8
Versuch
einer Rekonstruktion
Über kaum einen historischen Vorgang neuerer Zeit herrscht so viel Unklarheit
und Dissens wie über die deutsche Revolution von 1918/19. Hat die
sozialdemokratische Führung, die am 9. November 1918 die Regierung übernahm, die
Revolution gemacht oder niedergeschlagen? Hat sie Deutschland vor dem
Bolschewismus gerettet oder der Reaktion zum Sieg verholfen? Ist sie ein
Ruhmesblatt oder ein Schandfleck der deutschen Geschichte?
Sebastian Haffner, für seine präzisen, scharfsinnigen Analysen und Kommentare
zum Zeitgeschehen bekannt, rekonstruiert hier die Ereignisse vom November 1918
bis zum März 1920 und räumt mit alten Legenden auf: mit der Leugnung des
Faktums, dass überhaupt eine Revolution stattgefunden hat, mit der Behauptung,
dass die Revolution eine bolschewistische gewesen sei, und schließlich mit der
berühmten, bis in unsere Tage überlieferten Dolchstoßlegende.
»Deutschland
krankt an der verratenen Revolution von 1918 noch heute«,
schrieb Haffner in seinem 1969 erstmals erschienen Buch. Gilt das vielleicht für
das Deutschland des Jahres 2018 noch immer?
Sebastian Haffner -
Die deutsche
Revolution 1918/19
– Rowohlt, 256 Seiten, 15,00 €, 978-3-498-03042-1
Leseprobe
Korrespondenzen
Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der Thomas Mann- und Stefan Zweig-Forschung,
dass eine der letzten Lücken im weitgespannten Korrespondenznetz der beiden
Autoren den gegenseitigen Briefwechsel betrifft. Dieses Versäumnis wird mit der
Edition dieses Bandes nachgeholt. Die Bedeutung des Briefwechsels liegt dabei
vor allem in seinem dokumentarischen Wert für die Jahre des Exils. Darüber
hinaus gibt er Einblick in das komplexe und widersprüchliche Verhältnis zwischen
Thomas Mann und Stefan Zweig. Die Ausgabe bringt erstmals alle gegenwärtig
bekannten Schriftstücke aus der Korrespondenz in neuer Transkription. Der
Briefwechsel wird durch einen umfangreichen Anhang ergänzt, der Dokumente und
Texte zusammenführt, die für den Briefwechsel und die chronologische Darstellung
von Bedeutung sind.
Thomas Mann – Stefan Zweig -
Briefwechsel,
Dokumente und Schnittpunkte
Kartonierte Sonderausgabe - Hrsg. von Katrin Bedenig und Franz Zeder,
Klostermann Verlag, 464 Seiten, 39,80 €, 978-3-465-04373-7
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Eine
gelungene literarische Ausgrabung
Anders als ihre Romane ist Virginia Woolfs Theaterstück »Freshwater« heute fast
in Vergessenheit geraten. Dabei ist die kurze, 1935 im halbprivaten Rahmen des
Bloomsbury-Kreises aufgeführte (und dort von Virginia Woolf selbst inszenierte)
Komödie nicht nur ein Stück Zeit- und Gesellschaftskritik, sondern lässt seine
Autorin als humorvoll-ironische Dramatikerin in einem ganz neuen Licht
erscheinen.
In einer kleinen Künstlerkolonie im Küstenort Freshwater auf der Isle of Wight
wird der »Dienst an der Kunst« ins Groteske getrieben. Die AkteurInnen sind
Künstlerpersönlichkeiten des viktorianischen Zeitalters, darunter die berühmte
Fotografin Julia Margret Cameron, Virginia Woolfs Großtante. Sowohl die junge
Schauspielerin Ellen Terry als auch Julia Margret Cameron planen ihre Flucht aus
diesem Elfenbeinturm – mit ganz unterschiedlichen Motiven. An einer
Wiederaufführung Anfang der 1980er Jahre in Paris waren u.a. Eugène Ionesco,
Alain Robbe-Grillet und Nathalie Sarraute beteiligt; die erste Aufführung in
Deutschland fand erst 1994 in Mainz statt. Anders als in England, Frankreich,
Italien oder Spanien wurde »Freshwater« in Deutschland bislang nicht in Buchform
veröffentlicht und fehlt auch in der bei Fischer erscheinenden Gesamtausgabe.
Tobias Schwartz’ »Bloomsbury«, das Woolfs Komödie als »Stück im Stück«, neu
übersetzt durch den Autor, enthält, ist ein Theaterstück rund um die
Uraufführung von »Freshwater«. Dem historischen Kontext des Werkes von Virginia
Woolf wird in Schwartz‘ originellem Rahmenstück neues Leben eingehaucht.
Verbürgtes, aus Originalzitaten Montiertes und fiktional Ergänztes lassen den
poetologischen Kosmos und das biografische Umfeld dieser modernen Klassikerin
aufleuchten. Der ebenfalls von Tobias Schwartz übersetzte Essay Virginia Woolfs
über Julia Margaret Cameron sowie ein Nachwort des Virginia Woolf-Herausgebers
Klaus Reichert vervollständigen diesen Band.
Tobias Schwartz / Virginia Woolf -
Bloomsbury & Freshwater
-
übersetzt von Tobias Schwartz mit einem Nachwort von Klaus Reichert -
Aviva - 144 Seiten -
978-3-932338-92-2
Was
es heißt,
ein Indianer zu sein ...
... und wie ein Weißer Etnologe versucht, zwei alte Indianer zu verstehen, ohne
ihnen auf den Leim zugehen. Kent
Nerburn wird eines Tages von einer jungen Frau angerufen, die ihn bittet, ihren
Großvater in einem weit entfernten Reservat aufzusuchen.
Nerburn erfüllt ihren Wunsch und trifft Dan, einen uralten Lakota-Indianer, der
über viele Jahre hinweg Aufzeichnungen gemacht hat, aus denen, mit Nerburns
Hilfe, ein Buch entstehen soll.
Dan jedoch erkennt in Nerburns Text nicht mehr wieder, was er sagen will und
worum es ihm eigentlich geht. Die beiden geraten fortwährend in Streit über die
Unterschiede zwischen weißen Amerikanern und Native Americans, es entspinnt sich ein sehr persönlicher Austausch, unterhaltsam und voller
Ironie.
Was dieses Buch so besonders macht, ist seine romanhafte
Erzählung einer listig arrangierten Reise, die Dan mit seinem Freund Grover,
seinem steinalten Hund und eben Kent unternimmt. Diese Reise ist die eigentliche
Lektion, eine Art On the Road mit zwei Indianern und einem Weißen. Ein
saukomisches und überaus geistreiches Buch jenseits allen Gutmenschengelabers.
Kent Nerburn -
Nicht Wolf nicht Hund
-
Auf vergessenen Pfaden mit einem alten Indianer
- C.H.Beck, 349 Seiten, 24,95 €, 978-3-406-72498-5,
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Popdialektik
Zeit meines Lebens habe ich Pop geliebt und gehasst. Pop war hier Befreiung und
da Unterdrückung, hier Explosion der Wahrhaftigkeit und dort Implosion der
Verlogenheit. Pop bewahrte das innere Kind und förderte die Vergreisung, Pop
rebelliert und korrumpiert. Pop konstruiert die kleinen Unterschiede der Klassen
und setzt sich über die gesetzten Grenzen hinweg. Pop ist universal, regional
und national; Pop macht einfach alles mit, denn es ist der Ausdruck des
Kapitalismus in der Demokratie, wie es der Ausdruck der Demokratie im
Kapitalismus ist. Ohne Pop würde es diese prekäre Einheit gar nicht geben, und
ohne Pop wären die Spannungen zwischen beiden nicht auszuhalten. Zugleich aber
reagiert Pop auf die Brüche und Widersprüche, wie es keine »Hochkultur« und
keine Wissenschaft kann. Jede Erkenntnis und vor allem Selbsterkenntnis einer
Gesellschaft ist in ihrem popkulturellen Sektor »irgendwie« schon da. Pop ist
das Klügste und gleichzeitig das Dümmste, was wir haben und was wir kennen.
Georg Seeßlen -
Is this the end?
-
Pop zwischen Befreiung und Unterdrückung - Tiamat,
Critica Diabolis 251 – Broschur - 224 Seiten, 16,00 €, 978-3-89320-228-7
Leseprobe
Früchte
des Meeres
15 Bücher über das Leben auf
und mit dem Meer Der Ozean, die See oder
das Meer spielen in der Geschichte der Literatur und dem Abenteuer des Lesens
seit Anbeginn eine bedeutende Rolle. Das Leben auf und mit dem Meer birgt ein
unendliches Reservoir an Mythen, Motiven und literarischen Stoffen, die sich mit
seinen lebensspendenden wie zerstörerischen Urkräften auseinandersetzen.
Homers »Odyssee«, Melvilles »Moby Dick«, Travens »Totenschiff« Londons »Seewolf«
oder Conrads »Der Spiegel der See«, um nur einige zu nennen, ragen dabei als
monolithische Klassiker (wenn auch häufiger im Munde geführt als gelesen) hinein
in unsere Zeit.
Wir haben uns einmal umgesehen, was in letzter Zeit an Büchern über das Leben
auf und mit dem Meer erschienen und in den Buchhandlungen zu finden ist und
stellen daraus eine Auswahl an 15 lesenswerten Büchern vor. Das dabei allein 6
Titel aus dem Hause Mare kommen, liegt nicht allein in der Natur der Sache,
vielmehr überzeugt der Hamburger Verlag mittlerweile über Jahre und personelle
Veränderungen hinweg inhaltlich durch seine konsequente Programmarbeit, die
immer wieder literarische Perlen hervorbringt, die dann auch noch herstellerisch
in allerfeinste Schale gebracht werden.
Nicht
uferlos, aber tiefgründig und einmalig ist die Philosophie des Meeres: Indem
sie uns das Meer aus den Blickwinkeln bedeutender Denker und verschiedener
philosophischer Disziplinen betrachten lässt, bietet sie zugleich einen
perfekten und verständlichen Einstieg in die Philosophie generell – von der
Antike bis zur Moderne. Wer der Mensch ist, das hat sich seit jeher an seinem
Verhältnis zum Meer gezeigt. Thales betrachtete das Wasser als Quell allen
Seins; Kant hingegen glaubte, die Ozeane würden über kurz oder lang den
Weltuntergang herbeiführen. Edmund Burke wählte den Anblick des Meeres, um den
Begriff des Erhabenen zu definieren, und Hegel wiederum warnte seine Studenten,
der Akt des Philosophierens selbst ähnele dem Sprung in einen uferlosen Ozean
...
Gunter Scholtz - Philosophie des Meeres
- 288 Seiten - Mare -
26,00 € -
978-3-86648-249-4
Der
Fischer Gilliatt ist ein Außenseiter, allein lebt er im Haus "Weges-Ende"
nah bei den Klippen, den Menschen im Dorf erscheint er als seltsamer Kauz. Seit
er beobachtet hat, wie Déruchette, die Nichte des Reeders, seinen Namen in den
(auf Guernsey äußerst seltenen) Schnee geschrieben hat, kommt er gedanklich
nicht mehr von dem Mädchen los – und lässt sich, um ihre Liebe zu erringen, auf
einen dramatischen und furchtbaren Kampf mit den Naturgewalten ein.
Beeindruckende, intensive Meeresschilderungen, der Konflikt zwischen Aberglaube
und moderner Welt sowie eine gigantische Herkulesarbeit im Dienst der Liebe
vereinen sich in Victor Hugos bereits zu Lebzeiten gefeiertem Roman zu einem
wahrhaft ozeanischen Werk. Endlich ist die erste ungekürzte Ausgabe in der
"prachtvollen Neuübersetzung" (F.A.Z.) Rainer G. Schmidts wieder lieferbar,
überarbeitet, sorgfältig ediert und luxuriös ausgestattet.
Victor Hugo - Die Arbeiter des Meeres
- Roman - Mare -
Übersetzt und herausgegeben von Rainer G. Schmidt - 672 Seiten - 48,00 € -
978-3-86648-254-8
Zeitungsleser
in ganz Amerika waren besorgt, als Jack London ankündigte, mit einem
Segelboot um die Welt reisen zu wollen – und Monate später vor allem amüsiert:
Denn das Boot, das der Autor sich eigens bauen ließ, wurde und wurde nicht
fertig, verschlang Unsummen von Geld und wurde bald zum Gespött der Nation. Jack
London ließ sich nicht beirren. Im April 1907 stieß die Snark endlich
in See und verließ San Francisco mit Kurs auf Hawaii. Doch bereits kurz nach dem
Auslaufen setzten sich die Pannen fort: Der Schiffsmotor erwies sich als
unbrauchbar, die Inneneinrichtung fiel auseinander, der Schiffskoch konnte nicht
kochen, niemand an Bord beherrschte die Navigation und der Hilfsnavigator
glaubte fest daran, dass das Schiff im Inneren einer hohlen Erdkugel segelte.
Keine Frage: Die Reise war ein Debakel. Und trotzdem verbrachte Jack London an
Bord der Snark, in Gesellschaft seiner über alles geliebten Frau
Charmian, die wohl glücklichste Zeit seines Lebens. Dies zeigt auch sein Bericht
über die Reise, der selbstironisch, unterhaltsam und ohne Aussparung der
peinlichen Details von allen Heldentaten, Malheurs und Abenteuern erzählt: von
der katastrophalen Überfahrt nach Honolulu, einem Besuch der Leprakolonie auf
Molokai, ersten Erfahrungen mit dem Surfsport, von Begegnungen mit exzentrischen
Einsiedlern, gefährlichen Riesenkakerlaken und von dem endlosen Warten auf einen
Fliegenden Fisch. Voller Leben und Komik ist diese Geschichte eines grandiosen
Scheiterns, in welcher Jack London mit Inbrunst einer einzigen Maxime folgte,
die da hieß: "I like".
Jack London - Die Reise mit der Snark
- Mare - Ü̈bersetzt
und herausgegeben von Alexander Pechmann - 352 Seiten - 28,00 € -
978-3-86648-244-9
Sie
sind jung und verliebt und haben alles, was sie brauchen. Aber ihr Pariser
Leben langweilt sie, also nehmen Louise und Ludovic ein Sabbatjahr und umsegeln
die Welt. Bei einem Ausflug auf eine unbewohnte Insel vor Kap Hoorn reißt ein
Sturm ihre Jacht und damit jegliche Verbindung zur Außenwelt mit sich fort. Was
als kleiner Ausbruch aus dem Alltagsleben moderner Großstädter gedacht war,
mündet urplötzlich in einen existenziellen Kampf gegen Hunger und Kälte. Nicht
weniger aufreibend ist das psychologische Drama, das sich zwischen den Partnern
entspinnt. Wer trägt die Schuld an der Misere? Wer behält die Nerven und trifft
die richtigen Entscheidungen? Und was wird aus der Liebe, wenn es ums nackte
Überleben geht? Herz auf Eis ist ein Psychothriller der Emotionen - und
die einsame Insel ein Sinnbild für alle großen Herausforderungen, denen sich die
Liebe zuweilen stellen muss.
Isabelle Autissier - Herz auf Eis
- Roman - Aus dem
Französischen von Kirsten Gleinig - 224 Seiten - 22,00 € - 978-3-86648-256-2
Er
galt als blinder Fleck, als Problem, als Ende der Welt und ewig ungelöstes
Geheimnis: der Nordpol. Während andere rätselten und rechneten, schritt ein
verrückter Zeitungsverleger auf der Jagd nach Sensationsgeschichten zur Tat. Er
kaufte ein Schiff, erkor einen Kapitän und schickte im Juli 1879 dreiunddreißig
Männer ins Eis – fest überzeugt von der Theorie eines offenen Polarmeeres. Doch
nördlich der Beringstraße blieb die USS Jeannette im Packeis stecken. Was
folgte, war einer der härtesten Überlebenskämpfe der Geschichte; meilenweite
Märsche über das gefrorene Meer, Schneeblindheit, Erfrierungen, Stürme und
Hunger brachten die Mannschaft an ihre physischen und mentalen Grenzen.
Mit erzählerischer Kraft und einem unvergleichlichen Gespür für Dramaturgie
entfaltet Hampton Sides in seinem NYT-Bestseller die tragische Geschichte dieser
großen, gescheiterten Polarexpedition und zeigt die fatalen Folgen falscher
Hypothesen und den Wahnwitz menschlicher Ruhmsucht.
Hampton Sides - Die Polarfahrt
- Von einer
unwiderstehlichen Sehnsucht, einem grandiosen Plan und seinem dramatischen Ende
im Eis - Mare - Aus dem Amerikanischen von Rudolf Mast - 584 Seiten mit
Abb., 28,00 € -
978-3-86648-243-2
Stephen
Crane war ein Getriebener, er lebte ein Leben unter Hochdruck, als hätte er
geahnt, dass ihm nur wenig Zeit bemessen war. Geboren 1871 in Newark, New
Jersey, starb er nur achtundzwanzigjährig an Tuberkulose, die er sich vermutlich
als Schiffbrüchiger nach dem Untergang der Commodore zugezogen hatte –
eine Erfahrung, deren literarische Verarbeitung seinen Ruhm als Erzähler
begründen sollte.
Kritiker sahen in Crane durch seine intensiven Milieustudien und die Nähe zur
Reportage den ersten amerikanischen Naturalisten, doch weist der Autor mit
seinen Stilbrüchen, der rhythmisierten Sprache und den geradezu filmischen
Dialogen eher ins 20. Jahrhundert, zu Faulkner und Joyce.
Hier nun sind Stephen Cranes stärkste (Meeres-)Erzählungen vereint –
größtenteils erstmals auf Deutsch. Sie laden ein, diesen noch viel zu wenig
bekannten Pionier der nordamerikanischen Moderne (neu) zu entdecken.
Autoren wie Hemingway und Conrad schwärmten von ihm, und trotzdem blieb er ein
Geheimtipp: Stephen Crane. Die Erfahrung eines Schiffsuntergangs, die er
literarisch in Das offene Boot verarbeitete, begründete seinen Ruf als
brillanter Erzähler, doch gibt es unendlich viel mehr von diesem Pionier der
nordamerikanischen Moderne zu entdecken. In dieser edlen Ausgabe sind Cranes
stärkste (Meeres-)Erzählungen – größtenteils erstmals auf Deutsch – vereint.
Stephen Crane - Das offene Boot und andere
Erzählungen
Herausgegeben und ubersetzt von Lucien Deprijck - Mare - 240 Seiten - 26,00 € -
978-3-86648-263-0
Michael
North bietet einen eindrucksvollen Überblick über mehr als 3000 Jahre
Weltgeschichte der Meere. Er schildert die Auseinandersetzung des Menschen mit
den Herausforderungen und Gefahren der Ozeane und zeigt die Möglichkeiten, die
sie uns eröffnen. Güter zu transportieren und damit reich zu werden oder
existenzielle Nöte zu erfahren und alles zu verlieren, neue militärische
Optionen zu nutzen und seine Macht über Kontinente auszudehnen – das alles war
und ist bis heute mit der Beherrschung der Seefahrt, der Kunst des Schiffsbaus,
der Nautik und der Herrschaft über die Seewege verbunden. Nicht zuletzt aber
bildet das Meer gleichsam den Naturraum der Globalisierung, wie uns tagtäglich
angesichts der Flüchtlingsströme ebenso bewusst wird wie angesichts der
skrupellosen Zerstörung dieses einzigartigen Lebensraums –Prozesse, vor denen
niemand die Augen verschließen kann. Über diese und viele weitere Themen
informiert die neue Weltgeschichte der Meere.
Michael North - Zwischen Hafen und Horizont -
Weltgeschichte der
Meere - C.H.Beck - 340 Seiten mit 10 Abb. und 19 Karten - 19,95 € -
978-3-406-69839-2
Leseprobe
Man
muss sich Jonas als einen glücklichen Menschen vorstellen, schreibt François
Garde über den biblischen Propheten, den ein großer Fisch verschlang und vor
Ninive wieder ausspuckte – immerhin war dieser Fisch ein Wal. Ein Wesen, das die
Phantasie, die Jagdlust, den Hunger, das Sprachvermögen und die
Abenteuersehnsucht der Menschheit seit jeher befeuert, ein mythisches Tier.
François Garde erzählt in seinem charmanten, kurzweiligen, klugen und durchaus
auch komischen Buch alle erdenklichen Geschichten und Kuriositäten über den Wal.
Er reist dem Meeresriesen nach, zu den Walhäfen und dem einzigen Walrestaurant,
aber er mustert auch Straßenschilder und Sternenbilder und die literarischen
Spuren, die das gewaltige Tier hinterlassen hat. Ein glänzend geschriebenes,
ebenso lehrreiches wie unterhaltsames Buch über eines der spannendsten und
mysteriösesten Wesen der Natur.
François Garde - Das Lachen der Wale -
Eine ozeanische Reise - Aus
dem Französischen von Thomas Schultz 231 Seiten - 19,95 € - 978-3-406-68957-4
Leseprobe
Vor
unseren Augen spielt sich eine doppelte humanitäre Katastrophe ab: Der
syrische Bürgerkrieg fordert nach wie vor zahllose Menschenleben. Millionen
Syrer sind auf der Flucht. Einige von ihnen wagen von Ägypten aus die Überfahrt
nach Europa. Bei diesem Unterfangen sterben Jahr für Jahr Hunderte Menschen, das
Mittelmeer ist damit die gefährlichste Seegrenze der Welt. Der Zeit-Reporter
Wolfgang Bauer hat syrische Flüchtlinge begleitet. In ihren Verstecken in
Ägypten, im Boot, auf den Straßen Europas. Er schildert die Schicksale, die sich
hinter den abstrakten Zahlen verbergen, und die dramatischen Umstände der
Flucht. Ein authentisches Dokument und zugleich ein leidenschaftlicher Appell
für eine humanitärere Flüchtlingspolitik.
Wolfgang Bauer - Über das Meer -
Mit Syrern auf
der Flucht nach Europa -Eine Reportage. Mit Fotos von Stanislav Krupar - edition
suhrkamp -
133 Seiten - 14,00 € - 978-3-518-06724-6 -
Leseprobe
Eine
neuzeitliche Odyssee ohne Happy End.
Stefano D'Arrigos
monumentales Epos »Horcynus Orca«
-
»Und es war
ein betrübliches Hören, wie es bei einem Wind vorkommt, wenn er schutzlos
fällt, und über dem neuen Wind, der sich erhoben hat, den unglücklichen Zug
macht, wieder zu wehen, und doch nur ein erbarmungswürdiger Auswurf bleibt.«
Eine
sprachgewaltige Tragödie
Von Jürgen Nielsen-Sikora -
Ausführliche Rezension lesen
Stefano D'Arrigo - Horcynus Orca -
Roman -
Aus dem
Italienischen von Moshe Kahn -
S. Fischer -
1472 Seiten -
58,00
€ -
978-3-10-015337-1
Leseprobe
Wer
einmal zur See gefahren ist, der wird dieses Buch lieben.
Lukas
Hartmanns grandioser Roman über die abenteuerliche Reise des Malers John Webber
mit Captain Cook »Bis ans Ende der Meere«.
Der Maler John Webber (Johann Wäber, 1751-1793), Sohn des nach London
ausgewanderten Schweizer Bildhauers Abraham Wäber, nahm als Expeditionszeichner
an der dritten und gleichzeitig letzten Reise (1776-1779/80) von
James Cook teil
und dokumentierte diese mit über 200 Gemälden und Zeichnungen. Darunter findet
sich auch das Porträt von Poetua, der Tochter
des Königs Orio von Ulietea, die als »Mona Lisa der Südsee« in die
Kunstgeschichte eingegangen ist, und nun das Cover des Romans »Bis ans Ende der
Meere« von Lukas Hartmann ziert.
Lukas Hartmann
-
Bis ans Ende
der Meere
-
Die Reise des Malers John Webber mit Captain Cook
-
Diogenes -
Roman -
Hardcover Leinen, 496 Seiten - 21,90€ - 978-3-257-06686-9
Zwei
Freunde in einem kleinen Boot, die sich einen lang gehegten Traum erfüllen:
Aus den Tiefen des Nordatlantiks wollen sie einen Eishai ziehen, jenes
sagenumwobene Ungeheuer, das sich nur selten an der Oberfläche zeigt. Während
sie warten, branden wie Wellen die Meeresmythen und Legenden an das Boot, und
Morten A. Strøksnes erzählt von echten und erfundenen Wesen, von Quallenarten
mit dreihundert Mägen, von Seegurken und Teufelsanglern. Von mutigen
Polarforschern, Walfängern und Kartografen und natürlich vom harten Leben an
arktischen Ufern, vom Skrei, der vielen Generationen das Überleben auf den
Lofoten sicherte, von der Farbe und dem Klang des Meeres. Eine salzige
Abenteuergeschichte über die Freiheit und das Glück, den Naturgewalten zu
trotzen – und ein atemberaubendes Buch, das uns staunen lässt über die
unergründlichen Geheimnisse des Meeres.
Morten A. Strøksnes -
Das Buch vom Meer
oder Wie zwei Freunde im
Schlauchboot ausziehen, um im Nordmeer einen Eishai zu fangen, und dafür ein
ganzes Jahr brauchen
- Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger, Sylvia Kall - DVA
- 368 Seiten, 19,99 €- 978-3-421-04739-7
Leseprobe
Link zum Interview mit Morten A. Strøksnes
Wer
erzählt die besten Geschichten vom Meer?
Kapitäne
berichten von wilden Stürmen, von Monsterwellen, von Stunden zwischen Leben und
Tod. Von gefährlicher Fracht, geheimnisvollen Aufträgen, von harten Matrosen und
leichten Mädchen. Sie erzählen von ihrer Liebe zur See und von einer Romantik,
die es vielleicht nie mehr geben wird.
Orkanfahrt sammelt 25 Liebeserklärungen an die Seefahrt, an einen
Beruf, der wie kein anderer Sehnsüchte, Fernweh, Romantik und die Lust auf
Abenteuer weckt. Orkanfahrt ist eine Hommage an alle mutigen Männer auf See.
Geschichten aus der Wirklichkeit, spannend aufgeschrieben von Reporter Stefan
Krücken, erstklassig fotografiert von Achim Multhaupt, liebevoll illustriert
von Jerzovskaja. Denn nichts ist so fesselnd wie das echte Leben.
Stefan Kruecken - Orkanfahrt -
25 Kapitäne erzählen ihre
besten Geschichten - Ankerherz - Fotograf: Achim
Multhaupt - Illustrator: Jerzovskaja -
176 Seiten mit 35
ganzseitigen Abb. - Durchgehend zweifarbig - 29,90 € - 978-3-940138-00-9
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