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Thomas Fatzinek: Schwere Zeiten. Das Leben der Lili Grün.

© 2016 bahoe books, Wien.
S. 23 / © 2016 bahoe books, Wien.
S. 40 / © 2016 bahoe books, Wien.

Wien: bahoe books, 2016.
80 Seiten, broschiert, Euro 14,-.
ISBN 978-3-903022-41-6.

Autor

Leseprobe

Der 1965 in Linz geborene Lithograf und Grafik-Künstler Thomas Fatzinek hat nach einigen Büchern im Eigenverlag in der jungen Edition bahoe books eine verlegerische Heimat gefunden. Dem Künstler wie dem Verlag sind politische Themen ein Anliegen und beiden gebricht es dabei nicht an Mut. Das bewies schon seine erste hier erschienene „Grafische Erzählung“„Als die Nacht begann“ über den Februar 1934, den ersten organisierten Widerstand gegen eines der faschistischen Systeme in Europa. Der Kampf der österreichischen ArbeiterInnen wird hier als Bildgeschichte und erzählt und das Schwarz-Weiss der Linolschnitte macht die Ausweglosigkeit der Historie greifbar.

Im neuen Buch „Schwere Zeiten“ erzählt Fatzinek das Leben der Schriftstellerin und Schauspielerin Lili Grün. Geboren 1904 in Wien, trat sie neben ihrer Arbeit im Büro in kleinen Wiener Kabaretts auf. Ende der 1920er Jahre ging sie nach Berlin, wo sie trotz Erfolgen an der ökonomischen wie politischen Situation scheiterte. Die Berliner Erlebnisse verarbeitete sie nach ihrer Rückkehr nach Wien im Roman „Herz über Bord“. Einige weitere Texte konnten bis 1938 noch erscheinen, der Weg ins Exil gelang der TBC-kranken Lili Grün nicht mehr, sie wurde am 1. Juni 1942 im NS-Vernichtungslager Maly Trostinec ermordet.

Grüns Romane und Novellen sind ein schillerndes Porträt der „Goldenen Zwanziger-Jahre“ - mit all den schillernden Optionen und Fallstricken, vor allem für die Sozialrolle der „neuen Frau“. Fatzinek setzt ihre Lebensgeschichte in farbige Bilder. Er folgt dabei den Fakten, soweit sie bekannt sind: aus Grüns Romanen und aus den Recherchen der Literaturwissenschaftlerinnen Anke Heimberg – die Lili Grün wieder entdeckte und im AvivA Verlag edierte – und Corinna Prey.

Fatzinek beginnt die Erzählung mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Er beendet den Ferienaufenthalt der Familie in der ländlichen Idylle und symbolisch die Kindheit des Mädchens. Wir sehen Lili Grün später als unglückliche Bürokraft, als Diseuse in Berlin und im Wiener Kabarett ABC, in Jura Soyfers „Weltuntergang“ (S. 56f.) und in Produktionen ihres Lebenspartners Ernst Spitz (S. 59). Vor allem aber sehen wir die disharmonische Begleitmusik dieses Lebens: die wirtschaftliche Not, das Erstarken des Nationalsozialismus und die fortwährende Verengung ihres Lebensraums mit immer neuen antisemitischen Gesetzen und einer Orgie an Verbotsschildern. Das letzte Bild ist ein Schwarz-Weiß Linolschnitt, er zeigt Lili Grün auf dem Bahnsteig vor dem Abtransport ins KZ. Aus der Dampflokomotive wächst die weiße Rauchwolke zur Sprechblase mit einem Zitat Lili Grüns: „Und immer wieder wenn die geliebte Eisenbahn / dich deinem Ziel entgegenbringt / wirst du mit fiebernden Wangen und / klopfendem Herzen die Ankunft erleben: / Wie schön ist diese Welt.“ (S. 80).

Fatzinek versteht sich auf dramatische Handlungsraffungen und er spitzt oft auch den einzelnen Clip dramaturgisch zu. Wenn seine Lili in Berlin ankommt, zeigt ihre Körperhaltung eine Mischung aus Erwartung, angespannter Hoffnung und nur ein ganz klein wenig Ängstlichkeit (S. 23), wenn sie Berlin wieder verlässt (S. 40f.), ist sie sichtbar um eine Enttäuschung reicher und um einige Hoffnungen ärmer – so wie ihr Mantel zur Jacke geschrumpft ist und sie nur einen ihrer beiden Koffer gerettet hat.

(RED)
27. Oktober 2016

 

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