Leseprobe:
das kleid, das ich trage, ist ein geschenk von meinem vater. ich soll es tragen und nicht die krankenhauskleidung.
das macht einen unterschied im gefühl, meint Carmen. im gefühl ist nichts. ich spüre mich nicht. ich denke, ich kann nicht mehr in schleifen. ich denke an wegsein, an rasende züge, an hochhäuser.
ich gehe zum stützpunkt und überwinde mich zu klopfen. ich bekomme eine tablette, damit sich die leere egal anfühlt. die tablette macht alles leicht. mir geht es plötzlich okay. ich nehme mein handy und antworte Johnny: dank medikament liege ich 13 kilometer über dem boden auf einer wolke.
mega!, schreibt Johnny.
(S. 28)
eine schwester kommt ins zimmer.
haben sie ihre sachen gepackt?, fragt sie meine zimmernachbarin. meine zimmernachbarin bewegt sich sehr langsam. in ihrem gesicht sind neue schnitte. die schwester hievt den koffer auf das bett und löst die bremsen. meine zimmernachbarin hält sich am bett fest.
ich hole jemanden, der ihnen beim gehen hilft, sagt die schwester und verschwindet.
ein pfleger stützt meine zimmernachbarin und sie verlassen das zimmer. die schwester manövriert das bett wie einen einkaufswagen.
(S. 59)
mein therapeut gibt mir ein taschentuch.
es tut mir wirklich leid, sagt er.
ich nicke.
ich nicke nochmal.
wann hört dieser ganze upfuck endlich auf, sage ich.
das liegt nicht in ihrer hand, sagt er.
ich lege den kopf auf den tisch.
ich nicke im liegen.
ich möchte vergessen, sage ich.
ich hebe den kopf und schaue ihn an.
ich nicke.
ich nicke.
(S. 162)
© 2022 Leykam Verlag, Graz-Wien