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Ulrike Kotzina: Melange an der Donau

Leseprobe:


Er dachte an das Haus, das er bald darauf bauen ließ, an die Kinder, die bereits in die Stadt gezogen waren, er dachte daran, dass das Haus nun zu groß war, aber dass es wohl ihm und auch ihr nicht gelänge, es aufgrund der Erinnerungen, die es barg, zu verkaufen, schließlich war es Symbol eines Bands, einer Ehe, in erster Linie aber war es das Heim seiner Frau, die nicht arbeiten ging, da sie im Überfluss hatten; es war, ohne Kinder, zu weit und zu hoch – Raum, mit dem sie beide nichts anfangen konnten. Schon lang besaß jeder von ihnen zwei Zimmer, ganz anders als damals, in der Zeit vor der Ehe, wo sie noch eng und verliebt dicht aneinander gelegen waren, wo sie einander Platz gemacht und Platz wieder genommen hatten, ein Spiel, das ihre Liebe, ihr Verhältnis begründete, zusammen mit allen unterschätzten Details, die sie tauschten, einander vorenthielten und mit Freude dann doch gaben – Versuche, durch die sie gewachsen waren als Paar. 

(...) 

Sie hatte ihm früher ihre Träume erzählt, ihn gelegentlich nach seinen eigenen gefragt, seit Jahren aber fehlte der Raum für Geschichten, sein Bemühen um Interesse, die verdiente Reaktion, obwohl es in dem Haus so viele Räume gab. Er fragte sich nun nach dem Grund der Entzweiung, die als stiller Prozess unaufhörlich voranschritt, die Entfernung vergrösserte, Grenzen umging: Treppen und Wände und geschlosse Türen, die von innen versperrt waren und an die er nie klopfte. Vielleicht lag es daran, dass er selbst nichts mehr träumte, er erinnerte sich nur an einen einzigen Traum – ein Bild, einen Wunsch, der ihn gelegentlich traf: Dann sah er sich selbst in einem Weidenkorb liegen und den Korb von einer freundlichen Hand geschützt.

 

(S. 138-140)

© 2022, edition laurin, Innsbruck

 

 

 

 

 

 

 

 

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