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Moritz Franz Beichl: Die Abschaffung der Wochentage

Leseprobe:

Lieber Lukas, heute ist mein 39. Geburtstag. Kaum zu glauben, in einem Jahr werde ich 40. So fühle ich mich gar nicht, aber wie sollte man sich auch fühlen mit 40? Ich hatte lange keinen depressiven Schub mehr. Schub. Ich finde es komisch, dass man das Schub nennt, die Depression schiebt nicht und zieht nicht, sie fällt und breitet sich von innen aus wie das Myzel von Pilzen, die unter der Erde wachsen. Hast du gewusst, dass Bäume diese unterirdischen Pilze als Kommunikationsmittel verwenden? Wie Internet für Bäume, aber ohne WLAN. Wie auch immer, ich bin die letzten Monate sehr ausgeglichen gewesen, kaum Gewitterwolken über dem Kopf, kein schwarzer Hund an meiner Seite, schon Traurigkeit, aber mit der konnte ich umgehen. Traurigkeit ist ja nicht Depression, habe ich gelernt. Mir geht es, na ja, irgendwie gut. Ich trinke weniger Alkohol, nehme Drogen nur zu besonderen Anlässen, habe mich von Murat getrennt. Zum Abschied hat mir auch Murat gesagt, man solle öfter eine umgekehrte Bucket-List schreiben. Nicht die Dinge, die man in seinem Leben noch machen möchte, sondern die Dinge, die man schon geschafft hat. Das kam mir bekannt vor. Ich habe erneut begonnen, diese Liste zu schreiben, und sie wird immer länger. Da stehen Dinge wie zwei Studien abgeschlossen, Heirat (leider noch keine Scheidung), eine neue Sprache lernen (mein Französisch ist flüssig), ein Selbstmordversuch, in ein fremdes Land ziehen usw. usw. Stolz habe ich auf diese Liste geblickt. So viel ist schon passiert, und vielleicht wird noch einiges kommen. Ich schicke dir ein Bild vom Eiffelturm und viel Liebe. Lukas.

(S. 198 f)

© 2022 Residenz Verlag Salzburg-Wien

 

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