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Leseprobe: Erwin Rennert - "Der Welt in die Quere."

Unsere Kleidung war überhaupt ein Problem. Nichts von allem, was wir mitgebracht hatten, entsprach dem amerikanischen Lifestyle, von der Mode gar nicht zu reden. Unsere Gewandung war weder gut und teuer genug, um zu beeindrucken, noch zwanglos, salopp oder sportlich, wie man es hier gerne sah. Wir hätten neu ausstaffiert werden müssen, mit casual wear. Dafür war aber kein Geld vorhanden. Und die Bluejeans als Uniform auch für weniger betuchte Jugendliche waren noch nicht in Umlauf. Ben und Fanny hatten ja keine Ahnung, wie wichtig es für Teenager ist, wenn schon nicht gut, so doch wenigstens angepaßt gekleidet zu sein. Was tut ein sechzehnjähriges Mädchen, das sich selbst für häßlich hält ohne mütterlichen Zuspruch und ohne ein paar nette Kleider. In New York hatten alle Buben meines Alters lange Hosen an; ich trug während meiner ersten Schulwochen noch kurze, wurde gehänselt und kam mir vor wie ein Idiot.
Ich mußte also noch zur Schule. Einmal Schule, immer Schule. Um mein Englisch zu verbessern, steckte man mich zuerst auf ein paar Monate zu den jüngeren Kindern in eine Elementary School auf der Amsterdam Avenue. Da wurde ich von den Lehrern gut behandelt, stach aber als Klassengrößter (mit meinen kurzen Hosen) ins Auge, was mich genierte. Da nützte es mir nichts, daß ich schon Dickens gelesen hatte und den Unterschied zwischen James Fenimore und Gary Cooper kannte.
Erwähnenswert ist, daß ich in dieser Schule meine erste amouröse Begegnung hatte. Zum ersten Mal küßte ich ein Mädchen! Sie hieß Alice, war in meinem Alter, aus Prag, und auch gerade eingewandert. Auch sie sollte ihr Englisch verbessern. Wir verbesserten es miteinander. An einem sonnigen Tag lud sie mich zu sich nach Hause, in eine Wohnung auf der West Side ein. Ihre Mutter gab uns Kuchen. Alice erinnerte mich an meine Freundin Ruth in der Heumühlgasse 20. Während der Sprachübungen kam es zum ersten schüchternen Kuß. Das Erlebnis machte mich sehr froh, ich fühlte mich wie ein richtiger Mann. Geheiratet haben wir nicht. (S. 154f.)

© 2000, edition exil, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
Erhältlich auch bei: edition exil, Stiftgasse 8, A-1070 Wien
E-Mail: amerlinghaus(at)aon.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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