logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

FÖRDERGEBER

   Bundeskanzleramt

   Wien Kultur

PARTNER/INNEN

   Netzwerk Literaturhaeuser

   mitSprache

   arte Kulturpartner
   Incentives

   Bindewerk

kopfgrafik mitte

Carolina Schutti: Eulen fliegen lautlos.

Novelle.
Innsbruck: edition laurin, 2015.
58 Seiten; geb.; Euro 14,90.
ISBN: 978-3-902866-24-0.

Autorin
Leseprobe

Eulen bleiben stumm

Mit dem vom Verlag als Novelle bezeichneten, äußerst schmalen Band „Eulen fliegen lautlos“ legt die Tiroler Autorin Carolina Schutti nach den Romanen „wer getragen wird, braucht keine schuhe“ (2010) und „einmal muss ich über weiches gras gelaufen sein“ (2012) ein drittes Buch vor, das sich einer unglücklichen Kindheit und der Schwierigkeit des Sich-Mitteilens widmet.

Hier ist vom Buben Jakob die Rede, der in einer fast archaisch anmutenden Umgebung seine Kindheit bestreitet. Die Eltern Jakobs sind mit geradezu schmerzender Klischeehaftigkeit geschildert, der Vater als grober Klotz, der in seiner sprachlichen Eindimensionalität ein verlässlicher Lieferant verletzender Handlungen ist, die Mutter als schwache Frau. Zweifelsfrei geht es der Autorin darum, die Wirkung dieser Konstellation auf das Kind zu veranschaulichen. Die große Kraft des Textes liegt aber nicht in der Psychologie der Figuren oder etwa gar in der Handlung – diese ist auf ein Minimum reduziert –, sondern in der bildgenauen, gleichwohl zurückgehaltenen Metaphorik und dem unaufgeregten, aber zugleich konzisen Rhythmus.

So soll es wohl auch sein, denn dieser kindliche Mikrokosmos erstarrt in alltäglichen Details wie dem Binden von Schnürsenkeln, das als fast übermächtige Herausforderung erscheint, als würde die Welt unentwegt auf Gesten und Handlungen des Alltags verkürzt und sich darin auch als unüberwindbar erweisen. Anders als etwa Günter Grass' Oskar mit seiner Blechtrommel rebelliert Jakob gegen die Erwachsenenwelt und ihre oft unverständlichen Codizes nicht mit Verweigerung und Widerstand, sondern mit einer Art Rückzug in die Sprachlosigkeit, in ein Verhalten, dessen Eigenart sich selbst dem Verständnis der Mutter entzieht. Beklemmend ist der Schluss des Buchs, der zwar offen bleibt, jedoch das Bild des Verschwindens des Kindes im ewigen Schnee provoziert.

Die große Tradition der österreichischen Literatur nach 1945 mit einer Fülle an Büchern über die Wortkargheit und Verrohung im ländlichen Leben hat eine weitere Botin hinzugewonnen.

Alexander Peer
20. April 2015

Originalbeitrag.
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Radio rosa 12 – Verena Dürr | Ilse Kilic | Caroline Profanter | Sophie Reyer

Do, 20.09.2018, 19.00 Uhr Text-Sound-Performances "Warum sind wir da, wo wir sind, wenn...

Gabriele Petricek Die Unerreichbarkeit von Innsbruck (Sonderzahl, 2018)
Jürgen Berlakovich Tobman (Klever, 2018)

Fr, 21.09.2018, 19.00 Uhr Neuerscheinung Herbst 2018 | Buchpräsentationen mit Lesungen &...

Ausstellung
ZETTEL, ZITAT, DING: GESELLSCHAFT IM KASTEN Ein Projekt von Margret Kreidl

ab 11.06.2018 bis Juni 2019 Ausstellung | Bibliothek Der Zettelkatalog in der...

Cognac & Biskotten

Das schräge Tiroler Literaturmagazin feiert seinen 20. Geburtstag und präsentiert sich mit einer...

Tipp
flugschrift Nr. 24 von Lisa Spalt

Wenn Sie noch nie etwas vom IPA (dem Institut für poetische Allltagsverbesserung) gehört haben,...

Literaturfestivals in Österreich

Sommerzeit - Festivalzeit! Mit Literatur durch den Sommer und quer durch Österreich: O-Töne in...