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Leseprobe: Ludwig Roman Fleischer - "Seewinkler Dodekameron."

Entschuldigung, das ist jetzt wahrscheinlich eine blöde Frage", sagte der Pfarrer Iby, "aber gibts diese Heilige denn wirklich?"
"Nein," lächelte die Frau Doktor Filly, "aber es sollte sie geben, finde ich." Womit die Tamburizzakombo wieder in Aktion trat und der Fogosch serviert wurde, zu dem die Versandhaus-bedirndelten Serviererinnen einen beinahe verwegenen Muskat-Ottonell des Winzers Goldenits - Seewinklerisch Gulntsch ausgesprochen - kredenzten. Dem Winzer Gulntsch - einem flinken Mann von der gesunden Gesichtsfarbe der Weinliebhaber - fiel es zu, die nächste Geschichte zu erzählen, eine Aufgabe, derer er sich mit Bravour entledigen sollte.
(S. 36)

Das Zeichenbuch

Wieder einmal Probleme mit dem vaterlosen Vaterhaus im Grenzdorf. Andreas ist in der Stadt geblieben, bei der Mutter, und wird nach der Mutter greinen: vaterloses Einzelkind. Seufzend lenkt sie ihren Kleinwagen an der gedrungenen Kirche vorbei in die Untere Hauptstraße: zwei Reihen ebenerdig hingeduckter Vaterhäuser, deren bestes die Fassade ist. Hier wohnt ein halb bankrotter Landwirt, da ein versoffener Winzer, dort ein Jungbauer, der keine Frau bekommt, weil er Jungbauer ist. Die Dorfmehrheit wird von Nebenerwerbstätigen und Alten gestellt, die Jungen pendeln oder wandern ab: ein Niemandsland, in dem sich jeder Ort hundertfach wiederholt, dazwischen grenzenlose Leere, wie geschaffen, sie mit eigenen Bildern zu füllen.
Sie parkt den Wagen vor dem Haustor, zwischen den beiden Rasenrechtecken, so, wie Tante Agathe es nie haben wollte, denn wozu haben wir die Einfahrt? Im Grenzdorf wird alles hinter geschlossenen Toren verwahrt. Der Rasen ist vor kurzem gemäht worden, von der Nachbarin, die dafür an jedem Neujahrstag für zwölf Monate im voraus bezahlt werden muß.
Sie öffnet ihre Handtasche und kramt nach dem Schlüssel. Dein Vaterhaus mußt du halt jetzt ganz allein erhalten, gell, Andrea, ich mit meiner Mindestrente kann dir nicht helfen. Um Tante Agathes Drachennüstern zuckte es mißbilligend. Sie hatte Andrea die Scheidung nie verziehen. Schon für den Buben mußt du das Haus erhalten, der ist ja schließlich der Stammhalter. Euch jungen Leuten geht's zu gut, drum könnt's ihr nicht zusammenhalten. [...] (S. 82)

Y © 1998, Sisyphus, Klagenfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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