Leseprobe
Niemand sagt etwas. Atemlos verfolge ich diese Spannung. Mich fasziniert das immer – diese Momente, wo niemand weiß, was tun; mich faszinieren auch Momente der Entscheidung: in denen die Schicksalsmaschine kurz stillhält, nicht weiß, wie sie sich entscheiden soll, wies weitergeht. Manchmal muß das Schicksal vielleicht zögern, innehalten, schauen, welche Möglichkeiten es hat, wo überall es uns hinschicken könnte. Eine Kleinigkeit braucht oft nur anzufangen, und schon rennt das Werkl wieder. Wenn etwas in uns – zum Beispiel das sogenannte Unbewußte (eine schöne Erfindung, heißts in Strindbergs Vater) oder die ganze Seele oder eine der Persönlichkeiten, aus denen wir uns zusammensetzen respektive in die wir gespalten sind, – jene Gesetze der Situationsentwicklung überschaut und einen Überblick hat über die bisherigen Ereignisse und die aktuellen Gegebenheiten, über all das, was wir bewußt nur punktuell bis gar nicht zu fassen kriegen, dann kann es mit uns machen, was es will: eine Kraft ist dann in uns, die imstande ist, unser Schicksal in die Wege zu leiten, ohne daß wir es bemerken.
(S. 164)
© 2014 Kitab Verlag, Klagenfurt