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Funkhausanthologie 21. Woche 2016


Beiträge 231 – 240


von: Elisabeth Schöffl-Pöll, Ernst Jantscher, Rudi Lindorfer, Ursula Sommeregger, Doris Fleischmann, Michael Burgholzer, Ludwig Laher, Ilse Tielsch, Harald Muellner, Dieter Scherr


Elisabeth Schöffl-Pöll: Funkhaus, quo vadis? – Hommage an Heinz Conrads anlässlich seines 30. Todestages
 
Wieder scheint es mir angebracht zu sein, die lateinische Phrase aus dem Johannesevangelium 13.36 zu strapazieren. Als nämlich kürzlich das Galakonzert anlässlich des 30. Todestages von Heinz Conrads im Beisein seiner Witwe Erika im Ehrbar Saal gefeiert wurde, fragten sich viele Besucher und Besucherinnen, warum das Fest nicht im Funkhaus stattfindet, wo dort doch jahrelang die Sendung „Guten Abend am Samstag“ und die sonntägige Live-Übertragung mit dem legendären Gruß „Guten Abend meine Damen, ... Herren, guten Abend die Madln, Servas die Buam!“ ausgestrahlt worden war! Aber auch das Festival „20 Jahre Ö1-Club-Tickets“ Mitte April findet nicht etwa im Funkhaus, sondern in der Halle E des Museumsquartiers statt. Apropos Heinz Conrads: Gerne erinnere ich mich als Mitglied der Chorvereinigung Jung-Wien, wie wir an Sonntagen im Sternlauf um halb acht Uhr früh dem Funkhaus zu pilgerten, um für die anschließenden Live-Ausstrahlungen die entsprechenden Lieder und Operettenklänge zu proben. Heinz Conrads, ein Freund der Jugend, der nicht nur unseren Chor förderte, sondern sich auch der jungen Literatur annahm. Beispielsweise machte er die Debütantin Trude Marzik bekannt und verhalf ihr zum ersten Verlag. Ja, viele Protagonisten wandelten mit uns Sängern ins Funkhaus zu den Heinz-Conrads-Sendungen, etwa der Pianist Prof. Poldi Grossmann, der Regisseur der Heinz Conrads-Shows, Günter Tolar, die Sänger Peter Horak, Peter Edelmann, Gerhard Ernst und Heinz Zednik sowie die Sängerinnen Marika Sobotka und Charlotte Ludwig. Sie alle sind noch heute innig mit dem Funkhaus verbunden und erwiesen Heinz Conrads bei der Gala in memoriam die Ehre. Sie alle beklagten, dass der ORF heutzutage keine entsprechende Sendung ausstrahlt, nämlich ein lockeres, witziges, musikalisches, trostspendendes Format, das dennoch am Kitschfaktor vorbeischrammt. In memoriam: Funkhaus, quo vadis???


Ernst Jantscher

Künigler, mein Limerick und mein Gedicht,
schadet keiner Sache nicht.

Es braucht starke Bande,
gegen Küniglschande!
Publikumsrat
ohne Tat?
Was ist los im Lande?

Das Funk(h)ausgespenstklagelied
RADIO  -  FUNK - HAUS
RADIO  -  KULTUR  -  (H)AUS?
Machtapparat
gegen Separat?
Achtung Falle,
bald künigln alle!
Eine Funkhaushülle,
bar seiner Fülle?
Denkmalschutz hin, Auflagen her,
ohne Identität wird das nichts mehr.
Macht Ohnmacht Radio?
Macht ohne Macht Radio!
Ihr zieht aus, doch ich zieh ein.
Wehe mir funkt wer drein.
Nächtens werd ich spuken,
unermüdlich funken.
'Wände, Böden lass ich beben,
totgesagtes bring ich zum Leben.
Gugelhupf und Watschenmann
und vieles andere steht am Plan.
Sorgen die uns plagen,
Geschichten und Hörensagen,
Kunst und ihre Protagonisten,
Kirchenleut und Kommunisten,
Dichter und Denker,
Macher und Lenker,
Wirtschaftstreiber und Rechtsverdreher,
Nutten, Schwule, Frauenversteher,
Heldinnen die großes leisten,
Menschen die um den Erdball reisten.
Um das zu hören und auch zu schauen,
müsst ihr keine neuen Häuser bauen.
Künigler, macht in der Argentinier weiter,
glaubt mir, das wär um vieles g'scheiter.
Dann könnt ich meinen Spuk beenden
und mich als Intendantenschreck verwenden.
Dreht euch nur um,
das Funkhausgespenst geht um!


Rudi Lindorfer: Liebe IG Funkhaus,

ich denke, da Sie die Interessen des Funkhauses in meinem Sinn vertreten, wissen, an wen meine Ankündigung weiterzuleiten ist. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass ein Herr Wabretz, bzw. seine Nachfolgerin/sein Nachfolger alleine über einen so schwerwiegenden Fehltritt, das Funkhaus in der Argentinier Straße aufzugeben, bestimmen kann. Es wäre sehr freundlich von Ihnen, den Kulturhausdemontierern mitzuteilen, dass ich, wenn ich berühmt sein werde, mich keinesfalls in die grüne Peripherie zu einem zwischendurch eingeschobenen Interview bequemen werde, selbst für Ö1 und FM4 nicht. Wenn etwas im Zentrum stehen soll, dann die Kultur, aber nicht ihre Verwaltung in einem fernab vom Geschehen liegenden, ironischerweise (?) so genannten Zentrums. Bekannte Marken, ließ ich mir sagen, warten oft jahrelang, um ihren Flagshipstore im Zentrum ansiedeln zu können (nicht in dem sagen wir zwischen grünen Hügeln liegenden Anwesen des Besitzers) und ein General spricht einem Abzug das Wort! Vielleicht unterliegt er einfach dem Zeitgeist der Wegwerfgesellschaft, die gedankenlos, nein, ohne Bedenken -; oder womöglich wurde und wird er von einer Küniglberg-Lobby bedrängt, die Interessen am Funkhaus in der Argentinierstraße hat? Ich weiß es nicht, habe keine Vorstellung, warum man das Flaggschiff, noch dazu ohne Not und gegen den großen Widerstand der Zivilgesellschaft, inklusive vieler Künstlerinnen und Künstler, versenken will. – Eigentlich wollte ich nur, dass Sie meine Androhung, als berühmter Mann…, s. o., an der geeigneten Stelle kund tun und denke, dass diese und die kurz angedeuteten Argumente da ein Umdenken einleiten werden – oder?


Ursula Sommeregger: Nicht alles, was neu ist, ist besser. Vor allem, wenn das alte so gut war.

Als Ö1-Clubmitglied seit den 1990-iger Jahren habe ich im RKH zahlreiche großartige musikalische Darbietungen und Gespräche mit „gscheite Leit“ miterleben dürfen. Besonders herauszustreichen sind die intime Atmosphäre des Raumes und die bequemen Fauteuilles, gemütlich wie zu Hause. Die ModeratorInnen konnte man persönlich erleben, nicht nur ihre aus Oe1 bekannten Stimmen. Das läuft bei mir den ganzen Tag. Zu loben ist auch das Restaurant, angemessene Preise und auch bei Zeitnot kam ich pünktlich zur Vorstellung. CDs stöbern im Oe1 shop ist auch ein angenehmer Zeitvertreib, statt Restaurantbesuch. Die verkehrstechnische Anbindung zur U1 ist sehr praktisch, sogar zu Fuß vom 7. Bezirk ist das RKH „begehenswert.“ Zum Küniglberg werde ich sicher nicht per pedes pilgern und mit Öffis dorthin ist auch umständlich. Die derzeitigen Räumlichkeiten und die zentrale Lage des RKH sind unersetzbar. Ich würde es sehr bedauern, wenn man ein derart genussvolles Kulturzentrum aus der Stadt verbannt.


Doris Fleischmann: Blick zurück nach vorn

Es ist diese spezielle Atmosphäre und die zentrale Lage, die das Funkhaus so einzigartig machen. Ich erinnere mich noch gut an die Jubiläumsfeier 40 Jahre Österreichische Gesellschaft für Literatur im Großen Sendesaal 2001 und an ein wunderbares Gespräch mit Barbara Frischmuth, in dem sie uns voller Stolz von ihrem Sohn, einem begabten Tätowierer, erzählte. Jahre später beklagte sich Mischa Maisky während der Taxifahrt vom Hotel Schubertring in die Argentinierstraße, warum ich ihn nicht davon abgehalten habe, das Cellokonzert von Hindemith mit dem RSO zuzusagen. Er hatte so viel üben müssen! Wir wurden herzlichst begrüßt, die Nervosität war weg und Maisky hat wunderbar gespielt. Ich habe auch mehrmals Musiker zum „Ö1 Klassik-Treffpunkt“ ins Radiocafé gebracht. Während Otto Brusatti seine Fragen stellte, saß ich Kaffee trinkend im Publikum und meistens schien die Sonne zum Fenster herein. Persönlich könnte ich es mir nicht vorstellen, zu einem „Ö1 Klassik-Treffpunkt“ auf den Küniglberg zu fahren. Wie gesagt: Es ist diese spezielle Atmosphäre und die zentrale Lage, die das Funkhaus so einzigartig machen. Und das sollte auch in Zukunft so bleiben.


Michael Burgholzer

abtragung

die götter
die kontakt
versprühen
schenken flug
und bogen

mariechen
das auch
zita heißt
gehört das
ganze haus

der hase
auf dem
falschen berg
kassiert das
kalte feuer


Ludwig Laher

Meine erste Begegnung mit dem Funkhaus, das mir lieb ist und in dem ab 1983 etliche meiner großen Radioproduktionen entstehen sollten, geht auf den Juli 1980 zurück. Ich war 24, und die legendäre Musicbox hatte einen Beitrag über mich gestaltet. Er bestand aus Gesprächspassagen und von mir selbst gelesenen kurzen Texten. Mit meiner Freundin verbrachte ich die folgenden Wochen auf der griechischen Insel Astypalea unter freiem Himmel am Strand und musste nach meiner Rückkehr feststellen, vom ORF kein Honorar erhalten zu haben, wiewohl ich meine Daten hinterlassen hatte. Mitte September klopfte ich schriftlich bei Rudi Klausnitzer an, der Hubert Gaisbauer, den zuständigen Chef des Familienfunks beauftragte, mir zu antworten. Erstaunt erfuhr ich aus der Argentinierstraße (Fernschreiber: 01 – 1790, Telegrammadresse: ORF Wien), es sei dem ORF leider nicht möglich gewesen, mich zu entlohnen, da ihm meine Texte nicht schriftlich vorlägen, weswegen das laut Honorartabelle vorgesehene Zeilenhonorar also nicht zu ergründen gewesen sei. Mich, den Frischling, der geglaubt hatte, es werde nach Minuten abgerechnet, hatte bei der Produktion niemand um die Manuskripte gebeten, auf eine Anfrage, sie zu übersenden, hatte der ORF verzichtet. Die paar hundert Schilling, die ich schließlich doch noch überwiesen bekam, waren damals noch ein Geld. Es war die erste von mehreren Lektionen, die dem jungen Autor klarmachten, sich gehörig auf die Hinterfüße stellen zu müssen, um eines fernen Tages vielleicht doch einmal vom Schreiben leben zu können.


Ilse Tielsch: GLASTÜREN

Wann das passiert ist, habe ich Erna und Rudolf Felmayer nicht gefragt. Es muss aber sehr bald nach dem Ende des Krieges gewesen sein, als es noch nicht selbstverständlich war, Glasscheiben in den Fensterrahmen zu haben. Viele Fenster waren noch mit Pappendeckel vernagelt, Glas war fast unerschwinglich teuer, wenn man es überhaupt bekam. Wer die große Glastüre in der RAVAG bezahlt hat, die man dort eines Tages montierte, habe ich nicht erfahren. Jedenfalls war diese Glastüre eines der wirklichen Wunder, die es im Nachkriegswien gegeben hat und deswegen hat man auch darauf geachtet, dass sie immer ganz sauber geputzt, also von oben bis unten und bis in die kleinste Ecke wunderschön durchsichtig war. Wer damals in die Argentinierstrasse gegangen oder gefahren ist, um die wunderbare riesengroße Glastüre zu sehen, von der man sich Märchenhaftes erzählt hat, hatte zwar von ihrer Existenz gehört, gesehen hat er sie dann aber eigentlich nicht. Durch diese also zwar existierende aber vor lauter Durchsichtigkeit unsichtbare Glastüre ist der Rudi Felmayer eines Tages einfach durchgegangen. Aufrecht und energisch, wie es seine Art war, dabei aber nicht nur die Aktentasche, sondern vermutlich auch den Kopf voller Gedichte junger Autoren, die er fördern wollte, wie zum Beispiel den jungen Ernst Jandl und die ebenso junge Friederike Mayröcker, hat er diese Glastüre, aus dem Inneren des Funkhauses kommend, einfach durchschritten. Und was das zusätzlich Merkwürdige war, er hat bei diesem Marsch durch das Glas nicht den kleinsten Kratzer davongetragen. So etwas fällt einem wieder ein, wenn man an das Funkhaus denkt, das verkauft werden soll, weil es so schön zentral liegt und das Grundstück, auf dem es steht, sicherlich einen großen Haufen Geld einbringen wird. Ich rede von einem Ort, den ich in jüngeren Jahren aus beruflichen Gründen häufig aufgesucht habe. Ich habe dort Menschen getroffen,  die diesem Haus durch ihre Tätigkeit, ihr Kunstverständnis, ihre Leidenschaft für Sprache und Musik seine unverwechselbare Atmosphäre gegeben haben. Was aber bedeutet im Zeitalter der Austauschbarkeit schon das Wort unverwechselbar? Die Sache  berührt mich. Berühmte Schauspieler und -innen sind eigens dorthin gefahren, um von mir in die alte Olympia geklopfte Texte ins  Mikrophon zu sprechen. Vor noch nicht sehr langer Zeit hat mir eine freundliche Dame telefonisch erklärt, diese Aufnahmen seien alle gelöscht. Bibiane Zeller, Elisabeth Orth, Susi Nicoletti, Heinz Moog, viele andere, einfach gelöscht. Die große Maria Becker hat mir ihre wundervolle Stimme für viele Stunden „Roman-in-Fortsetzungen“ geliehen. Dass es diese Aufnahmen immer noch gibt, liegt vielleicht daran, dass sie im Rundfunkarchiv einer anderen Stadt lagern und nicht in Wien. Das ganze Funkhaus in der Argentinierstrasse, ein Stück Wiener Kulturgeschichte pur, soll ja jetzt weggelöscht werden. Erinnerungen an Menschen, die durch Glastüren gegangen sind, weil sie wahrscheinlich gerade Gedichte noch unbekannter junger Autoren im Kopf hatten, die  später sehr berühmt werden sollten, spielen da keine Rolle.  Ich halte das einfach für einen Skandal.


Harald Muellner: Funkhaus – Der Techniker

Als Studenten der Nachrichtentechnik waren wir 1990 gerade dabei zu verstehen, mit welchem technischen Aufwand Antennen ihre Botschaften hinaus in den Äther schicken, nur um auf der anderen Seite aus Lautsprechern in kleinen Kästchen zu kommen. Der Professor bot uns an, eine Exkursion ins Funkhaus in der Argentinierstraße zu machen. Kaum mehr als zwei Steinwürfe vom Elektrotechnischen Institut in der Gusshausstraße entfernt, war das Funkhaus für uns der unwiderlegbare Beweis, dass all das, was wir versuchten in unsere Köpfe zu kriegen, auch tatsächlich eine praktische Anwendung fand. Das Highlight an jenem Nachmittag war der Besuch eines Regieraums. Ich war begeistert von dem riesigen Mischpult, das mit seinen hunderten von Reglern den Raum beinah zur Gänze ausfüllte. Wählte der Techniker eine Voreinstellung, so sprangen die Regler, als wären sie winzige Kobolde, innerhalb von Sekundenbruchteilen in eine genau definierte Position. Vom Regieraum aus konnten wir durch eine massive Glasscheibe, die in mir Assoziationen zu U-Booten und Raumschiffen weckte, das angrenzende Studio einsehen. Plötzlich fühlte ich mich wie ein Sechsjähriger in Disneyland. Ein Moderator, ein Mikrofon, ein Studio aus dem live(!) gesendet wurde. Und das mitten in Wien. Ich bewunderte die Ruhe und Gelassenheit, mit der der zwischen mannshohen Schallschluckern sitzende Moderator in sein Mikrofon sprach, als wäre er sich der Existenz seiner in die hunderttausende gehenden Zuhörerschaft, gar nicht bewusst. Vor sich hatte er einen winzigen Monitor, auf dem verschlungene, sich ständig verändernde Kurven ihm sagten, ob das Signal, das er zur Antenne schickte, auch stereo war. Ein andermal sollten wir das ORF-Zentrum auf dem Küniglberg besuchen. Doch dafür hatte die Zeit nie gereicht. Ich denke heute noch an den Techniker, dem bei der Führung das Kunststück gelungen war, die uns bekannte Theorie mit der praktischen Umsetzung auf so spannende Art zu verweben. Seinen Namen weiß ich leider nicht mehr.

 
Dieter Scherr: Zwei Erinnerungen aus den 1960er Jahren
 
Ein befreundetes Brüderpaar hatte ein eigenes Radio im Kinderzimmer, unglaublich. Eines dieser holzgefassten Röhrengeräte mit dem wundervollen Klang. Es stand, weil es dort eine Steckdose gab, neben der Tür am Fußboden und war somit etliche Meter von den Betten der Brüder entfernt. Hansi, der ältere der beiden, hatte kurzerhand den Stecker abgeschnitten und schob allabendlich vorsichtig die beiden bloßgelegten Drahtenden in die Dose. Am Kabelende hatte er, in Ermangelung einer langen Schnur, ein um sich selbst geschnudeltes Tixo-Band befestigt, mit dem er vom Bett aus bequem das Radio aus etwa vier, fünf Metern Entfernung ausschalten konnte. Zum ersten Mal im Leben sah ich – nicht ohne Ergriffenheit! – eine Fernbedienung. Noch älter ist folgende Erinnerung, nämlich die an eine Wunschkonzertsendung, die „Ein Gruß an Dich“ oder so ähnlich hieß. Es wird wahrscheinlich 1964 gewesen sein, als meine Urgroßmutter anlässlich ihres 85. Geburtstages an der Reihe war. Man schrieb hin. Meine Schwester und ich redeten sie mit Großmutter an, und wir durften sie duzen, während ihre Kinder und Enkelkinder noch per Sie mit ihr waren. Da saßen wir nun alle in der kleinen Küche und starrten das Radio an. Ob wir uns damals fürs gemeinsame Zuhören ein wenig herausgeputzt hatten? Ich weiß nicht mehr, es ist so lange her. Die Nervosität war beträchtlich, denn schon einmal hatten wir vergeblich auf das Erklingen des Namens der Großmutter gewartet. Aber beim nächsten Mal klappte es! Erst dieser Tage erfuhr ich, dass die Sendung damals auch Erbschleichersendung genannt wurde. Nein, davon konnte bei uns nicht die Rede sein! Großmutter wohnte bei einer ihrer Töchter, falls es überhaupt etwas zu erben gab, war dies schon längst geregelt. Ach Großmutter, wir haben einander mehr als ein halbes Jahrhundert nicht mehr gesehen, von hier aus noch einmal ein Gruß an Dich, Emma Gutsjahr!

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