Leseprobe, S. 12:
Wenn das Wetter umschlägt, von strahlendem Sonnenschein zu starker Bewölkung oder gar zu Regen wechselt, die Landschaft zuerst körperlichere Farben gewinnt und dann allmählich ergraut, was verändert sich da in mir? Warum schlägt das Außen so leicht nach innen durch? Bei Sonnenschein drängt es mich hinaus, die Sinne öffnen sich der ausgeleuchteten Landschaft, die sich zu weiten scheint, und es zieht mich ans Wasser, zum gemäßigten Nichtstun, in dem ich mich mit Welt auflade. Verändert sich nach einer Weile des Außersichseins aber das Wetter, saugt eine dichter werdende Wolkendecke die Schatten unter den Dingen fort und bleicht die Farben aus, sodass sich die Gegenstände matt zusammenziehen, wechselt auch das innere Szenario, entfaltet sich ein anderer Innenraum, der etwas von einem Schreibtisch mit Horizont hat, von Plänen und Gedanken, die man für gewöhnlich zwischen vier Wänden hegt – ein Wohlgefühl, eine Erleichterung auch, als hätte ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt, als müsste ich mich wieder einkriegen und hätte nach einigen Momenten des Schwindels, in dem ich aus dem Fenster zu fallen drohte, erneut Boden unter die Füße bekommen.
© 2016 Sonderzahl Verlag, Wien