Leseprobe
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Dröhnende Bomber, tausend Stock abwärts, Messer im Rücken,
Spinnen im Haar, bloß nicht mehr umdrehen, immer
drei Stufen, raus in die Nacht, raus aus dem Irrenhaus,
irrende Nutte! In heißer notte mit hassender Mutti. Böse
Mutti, arme Mutti, wie konnte sie lieb sein, mit Nutte als
Bimbo, der wollte sich hinlegen und schlafen und träumen,
vom Kasperl mit Knüppel, krawuzikapuzi, Kanaken zerhacken,
Klo zukacken, Signori mit Macken, Griff in den Nacken,
von hinten packen, Signori fucken, Signori pracken,
schwere Hackn, Geld einsacken, auf der Dackn. Auf der
Lauer, Grabes Mauer, sitzt ’ne alte Wanze …
»Schau dir diese Wanze an, wie die Wanze blasen kann …«
Meldung an Landser: Schuhband links offen! Meldung
von Landser: Landser besoffen. Landser getroffen. Schwerer
Schaden. Disziplin! Runterbücken, feste zurren. Bändchen
riss ab. Dann halt um den Hals, wie ein Osmane,
Kehlkopf eindrücken, Blümchen pflücken, Christbaum
schmücken, Signori beglücken, schwarz vor Augen, Signori
saugen. Ihm blieb die Luft weg! Merkte es keiner? Zu Hilf!
Zu Hilf! Herr Lehrer, zu Hilf! Weg mit der Drossel! Subito!
Presto! Schnappen, saugen. Schlapper Schuft! Schnischna-
Schnappi! Alter Verwalter! Dort, auf der Bank … das
Krokodil! Mit pissgelben Augen, fletschenden Zähnen. Was
meinten bambini? Sollte er’s hauen? Richtig vermöbeln?
Dreschen, bis Blut floss? Och, eine Katze. Ein süßer Scheißer!
Ein kleiner Pisser! Der würde verschont. ›Nein!‹, schrien
bambini. ›Hau ihn feste! Stich ihm die Augen aus! Zieh ihm
das Fell ab! Ist böse Katz! Hat Landser erschreckt! Ist Landser
’ne Lusche? Ist Landser ’ne Schwuchtel?‹ Kluge Fratzen.
Wussten es längst. Bloß keine Gnade! Bloß keine Schwäche!
Auch nicht fürs Kätzchen. Hat Landser erschreckt. Er
war keine Lusche! Pech gehabt! Das Ding musste büßen!
»Mutz, mutz! Komm her!« Er wollte es nehmen, streicheln
und kraulen und dann schlitzschlitz! An die Wand knallen,
von sich schleudern. ›Klatsch!‹ würde es machen. Bambini
würden kreischen wie irre: ›Forza Landser! Gleich nochmal!‹
Also auf Angriff. Vorwärts zum Cat-Cut. »Was gibt’s da zu
fauchen? ›Miaumiau. Schnurrschnurr. Miau!‹ So muss das
sein! Hast keine Manieren? Hat keiner mehr!« Hat er selber
nicht. Einfach so abhauen. Ohne ein ›Grazie!‹ Ohne ›Baba!‹
Bilinski am Boden. Selber schuld! »Ruhig bleiben jetzt! Ich
tu dir ja nichts!« Er war doch ein lieber Bub, richtig carino,
mit Haaren am Wichskopf und Messer im Rucksack. »Will
dich nur festhalten, will dich nur drücken!« Bis keine Luft
mehr im Kätzchenkörper. Bis Kätzchen caputo. Kätzchen,
Addio! O Landser mio, war doch ’ne Lusche! Könnt das nie
machen. Ein Kätzchen killen. Hatte Gefühle. Und Mutti
und Papa. Außerdem, ›Kätzchen‹ klang elend! War ja ein
Kater, mit fetten Eiern, war doch zu riechen. War doch zu
sehen. Armer schwarzer Kater! Auch Kater killen war nicht
drin. Knuddeln, schmusen und dann schnippschnapp. Weg
mit den Eiern! Musste so sein! Böse bambini lechzten danach
… Bravo, bravo! Blut fließen sehen! In seinem Schädel
Messerklingen. In seinen Ohren Sirenen.
© 2017 Septime Verlag, Wien