Leseprobe:
WALD bis Wien
Szene #01
Ach dieses Fieber immer / wenn es in ein Korsett / und der Schmerz
ein Schmerz / aber lassen wir das / was es da sagt / dass ich in den
Wald gehen müsse / und dass wenn es einen Fuß hier reinsetzte ich ein
Baum sein müsse / ein Baumwesen innen und außen / ein Ulme auf
der Lichtung / immer wolle ich bloß eine Blume sein / im Alsergrund
und anderswo und so fort / wirft es mir vor.
Szene #02
Aber für es hat eine Blume ein Baum zu sein / und eine Wand am Do-
naukanal ein Gorilla / alles will es machen mit mir / von Blüte zu Blüte
/ pardon / von Baumwipfel zu Baumwipfel / ohne Widerstand / na als
ob ich das könnte / als ob ich das wäre / als ob das mein Wald wäre /
ich verzichte auf den Vollmond / voll oder halb / meinetwegen / gibt
auch noch andere Monde / den Sichelmond / oder den Wienerwald /
ich kann sein was ich will und ein Baum bin ich ja schon rein physisch
gesehen / ob es das merkt oder nicht.
Szene #3
Wachsen die Asphaltblüten gedankenlos in es hinein / wurzelt das Ich
unverzweigt im torfigen Boden / ich bin ein Meer / für ein Meer aus
Baum und Krone / bin Begradigung und Lazarett / alles darf ich sein /
welk / stämmig und klaustrophobisch / nur Hipster will ich nicht / oder
als Solitär auf dem Hang / in der Wien haben sich Zweige verharkt / von
mir sind die nicht / der Wind hat einen riesigen Laubhaufen abgesetzt /
aber aufräumen kann es das selbst / meine Idee kam zur richtigen Zeit /
so eine Idee wie es nie eine haben wird / wie denn auch / Donaukanal /
Alberner Hafen / Latisberg / überall hat der Wald Lücken hinterlassen /
und offene Geschwüre beim abgerissenen Schloss Cobenzl / wenn das
Baummeer doch ein bisschen größer wäre / so zwei drei.
(S. 9-13)
© 2017 edition ch, Wien