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Leseprobe: Eveline Goodman-Thau - "Eine Rabbinerin in Wien."

Komisch, dass man den zweiten Bezirk als die Leopoldstadt bezeichnet. Es sollte vielmehr "Jüdisches Viertel" heißen, so etwa wie das Plätzel in Paris. Es ist wirklich der Ort, wo Juden sich treffen, und da es im Jahr 2002 ist, redet man kein Jiddisch, sondern Hebräisch miteinander. Hier ist das eine Geheimsprache, die identitätsstiftend ist, genauso wie in Israel, wo das Geheimnis gelüftet ist, und wo wiederum die Frommen, da man sich ja im Judentum immer wieder definieren, das heißt sich absetzen muss gegenüber "den anderen", Jiddisch sprechen als Mameloschen* ( ).
Die Frage ist nach wie vor, wie wird die Taborstraße in zehn Jahren aussehen? Werden dort Juden, Israelis, Katholiken, Protestanten, Österreicher einfach friedlich miteinander leben, oder wird es, wie vor dem Krieg, ein Ghetto bleiben? Dann gibt es Juden und die anderen, die Juden als die "anderen" wahrnehmen, und die anderen, die von den Juden als Gojim betrachtet werden. Die einen, die im Koscherland einkaufen, und die anderen bei Spar oder Billa. Es ist apropos interessant zu beobachten, dass Juden, wenn man sie im normalen Supermarkt antrifft, keine Lebensmittel, sondern Waschpulver kaufen. So bleibt der Unterschied bestehen zwischen einem Leben mit Erinnerung und einem Leben ohne, das heißt in Kleidern, die von der Erinnerung gereinigt sind, zumindest für die Außenwelt. Der zweite Bezirk ist nicht mehr die Mazzesinsel, aber es wird hier wieder Mameloschen gesprochen, und das ist schon viel.
(S. 38/40)

* Mameloschen: (jidd.) Muttersprache, d.h. Jiddisch.

© 2003, Czernin, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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